Wertbriefe/-pakete

  • liebe Sammlerfreunde,

    ich habe hier folgenden Wertpaketbriefabschnitt von Berlin an das Königliche Stadtgericht zu Stettin.

    Vorderseitig lese ich ein Gewicht von 9 Pfund 29 Loth, oben rechts lese ich "zu Schweinfurt", was mir hier gar nichts sagt, darunter nicht lesbar. Den roten Auswurf kann ich nicht sicher lesen, kann sein, dass es noch einmal das Gewicht 9 Pfund 29 Loth ist, sowie B(eutel) S(tück). Links unten eine Art Gebührenbaum, f 44/32/32. Neben dem Gebührenbaum lese ich eine blaue 8.

    Auf der Rückseite der Ausgabestempel vom 30.6., sowie in Rot der Rechteckstempel vom Hofpostamt ohne Uhrzeit BERLIN 29 6 *. Er ist im KBHW unter der Nummer 32 mit 300 Punkten gelistet. Darunter der Packkammerstempel in Rot W.G.N (Wert Güter Niederlage) Bruns 4.24.

    Außerdem in Blau f 12 1/2 p Sachsen

    Intereassant ist auch, dass es eigentlich nicht um einen Brief, sondern um ein Formular handelt, da Vorder- und Rückseite auf einem Blatt ist.

    Wer kann mehr als ich lesen und auch klärendes zu den Zahlen usw. sagen?



    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    Einmal editiert, zuletzt von preussen_fan ()

  • Lieber Erwin,


    ich denke, daß das Wertpaket aus Schweinfurt kam und über Sachsen und Berlin nach Stettin spediert wurde. Links unten steht meiner Meinung nach der Wert von 351 Fl 24 Kr. Darüber wohl das Franko

    (128 Kr?). Dazu passt dann das Weiterfranko von 12½ Sgr mit dem Vermerk aus Sachsen. Ob das mit den Taxierungen paßt wissen andere besser.


    liebe Grüße

    Dieter

    Einmal editiert, zuletzt von Klesammler ()

  • Lieber Erwin


    der Beleg dürfte aus 1855/56 sein.


    Ein Paket von 9 Pfund 2 Loth (2x in Schwarz) - 9 Pfund 1 Loth in Rot, Wert 351 Florin 24 Kreuzer.

    Der Laufweg laut Vertrag wäre von Schweinfurt - Hof/Plauen - Riesa/Burxdorf oder Königswarte/Hoyerswerda - Stettin.

    Damit ergibt sich für Bayern und auch Sachsen jeweils 20 Meilen.

    7/12 Kreuzer * 10 Pfund * 4 (15-20 Meilen) = 24 Kreuzer + 8 Kreuzer Assecuranzgebühr (2 Kreuzer je angefangene 100 Gulden) = 32 Kreuzer

    Die beiden unteren Werte des Gebührenbaums

    Für Preussen ergibt sich bei beiden Taxpunkten jeweils die Progressionsstufe 6

    2 Pfennige * 10 Pfund * 6 = 120 Pfennige + 2,5 Sgr. Assecuranzgebuhr = 12,5 Sgr. = 44 Kreuzer = oberer Wert = siegelseitige Notierung


    Die vorderseitige 8 kann ich nicht klären.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

    Einmal editiert, zuletzt von Magdeburger ()

  • Lieber Ulf,

    danke für deine ausführliche Beschreibung. Das muss ich mir in einer Mußestunde erst mal auf der Zunge zergehen lassen.

    Könnte die 8 die Assecuranzgebühr sein?

    Woher hast du den Betrag 7/12 Kreuzer je Pfund?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin


    die "8" kann ich nicht klären und ob es die Assecuranzgebühr darstellen sollte, ist sehr fraglich. Warum sollte sowas gemacht werden. Von der blauen Farbe her gesehen, sieht es so aus, als wenn es von gleicher Hand wäre, wie die siegelseitige Notierung.


    Die 7/12 Kreuzer entsprechen den 2 Pfennige, denn 2/12 Sgr. * 3,5 = 7/12 Kreuzer.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Dieter


    ja der Absender hat das Paket mit 1 Florin 48 Kreuzer bar frankiert. Da 1 fl 45 x = 1 Thaler entsprechen sind noch die fehlenden 3 Kreuzer, was ca. 11 Pfennige entsprechen.

    N.B. Schau dir mal 2 Thaler Stücke an und da ist die Reduzierung mit eingeprägt - 2 Thaler = 3 1/2 Gulden.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • lieber Ulf,

    du rechnest mit 7/12 Kreuzer entsprechend 1/6 Sgr. Das heißt, 1Sgr. = 3,5 Kreuzer.

    In Hörter wird aber geschrieben: 1Sgr. = 3 Kreuzer C.M.

    Stimmt da was nicht oder stehe ich wieder auf dem Schlauch?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    Kreuzer Convention-Münze gab es nur in Österreich bis zum 31.10.1858. Bayern hatte diese nie, nur rheinische Kreuzer (3,5x = 1 Sgr.).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Erwin


    die Reduktionen beziehen auf der Kölner Feinmark.

    Aus dieser Feinmark wurden 14 Thaler in Preussen/Sachsen geschlagen - daher die Bezeichnung 14 Thaler-Fuß.

    24,5 Gulden rheinisch bzw. 20 Gulden Convention-Münze wurden ebenfalls aus dieser Feinmark geschlagen. Aus diesen Zahlen ergibt sich somit, dass

    1 Thaler = 24 1/2 Gulden rheinisch = 20 Gulden C.M. entsprechen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • lieber Ralph,

    ich werde das nie kapieren. Wenn ein Portobrief in der Postvereinszeit von Preußen nach Bayern ging und in der dritten Entfernungsstufe lag, kostete er doch 9 Kreuzer, oder nicht?

    Schau mal, was der Hörter schreibt. Wie soll ich die unterschiedlichen Aussagen unter einen Hut bekommen?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • jetzt habe ich gerade den post von Ulf gelesen. Ich glaube, bei diesen Gelddingen muss ich immer eure Hilfe in Anspruch nehmen, das ist mir zu hoch. (von Gelddingen verstehe ich nicht viel :( , als Ingenieur liegen mir eher die elektronisch technischen Sachen :) )

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin


    während der Zeit des DÖPV galt für die Fahrpost die echte Reduktion, also 1 Sgr. = 3,5 Kreuzer rheinisch. Allerdings dürften 3 Kreuzer C.M. zu hoch sein, denn dies würde sich nur ergeben, wenn der entsprechende Gulden im 21 Guldenfuß geschlagen wurden wäre. Da er tätsächlich im 20 Guldenfuß geprägt wurde, müßte es weniger als 3 Kreuzer C.M. sein.

    Der Postvereinsvertrag sagt jedoch dazu 2 Pfennige oder 0,5 Kreuzer C.M. Er gibt jedoch zum rheinischen Kreuzer nichts an und dies sind eben die von mir angegebenen 7/12 Kreuzer.

    Kreuzer ist eben nicht gleich Kreuzer.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Erwin


    im Postvereinsvertrag ist z.B. angegeben, dass eine Wertangabe immer in der Landeswährung anzugeben ist. Der Aufgabeort und damit Land ergibt somit die Währung. Im ersten Moment einfach, ist es jedoch nicht. Bspw. wurde der Thaler in Bremen m.W. im 12 Thaler-Fuß geprägt worden. Also auch Thaler ist nicht gleich Thaler. Man muß sich somit erstmal informieren, was manchmal nicht so einfach ist, da leider häufig die genauen Angaben fehlen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde


    hier ein netter Wertpaketbegleitbrief vom 19.01.1831 aus Calbe nach Magdeburg. Das Paket wurde mit 4 Pfund 31 Loth Gewicht bestimmt und enthielt 148 Reichsthaler. Unten links wurde noch notiert Postschein bezahlt Empfänger.

    In Magdeburg wurde das Paket mit 5 Pfund Gewicht neu bestimmt. Für den Postschein waren 2 Sgr. fällig. Für das Paket wurde die Geldtaxe angewendet, wobei für 100 Thaler von 4 Sgr., für 50 Tahler 2 Sgr. von 5 zu 5 Meilen in Anwendung kam. Die Entfernung beträgt gerade mal 4 Meilen, so dass 6 Sgr. Geldporto anfielen, zuzüglich Scheingebühr ergeben die 8 Sgr.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf