Wertbriefe/-pakete

  • Liebe Freunde,


    der folgende Wertbrief aus Colberg in das 6 Meilen entfernte Coeslin zeigt eine Mischung aus Bar- und Markenbezahlung:



    Der Brief stammt aus den Jahren 1854/8 und wurde folgendermassen taxiert:
    1. Entfernungsstufe (6 Meilen oben mittig notiert) und 3. Gewichtsstufe (2 2/10 Loth oben links notiert) ergeben 3 Sgr. Brieftaxe


    Die Versicherungsgebühr für die 1459 Thaler in Banknoten errechneten sich mit
    1 Sgr. für die ersten 100 Taler
    9 Sgr. für den Anteil 101 - 1000 Taler
    2 1/2 Sgr. für den über 1000 Taler betragenden Anteil ( 5 x 1/2 Sgr.)
    ergibt eine Gesamtversicherungssumme von 12 1/2 Sgr.


    Der Gesamtbetrag von 15 1/2 Sgr. wurde mit 2 Sgr. von dem Franko-Couvert (U9b) abgegolten und die restlichen 13 1/2 Sgr. wurden bar bezahlt.


    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-M ()

  • Lieber Michael


    mit der Taxierung stimme ich mit Dir überein. Allerdings bereitet mir die Gewichtsnotierung in 10tel - Loth doch etwas Kopfschmerzen. Diese war erst in den 60er Jahren üblich. Die Entwertung spricht natürlich für die von Dir angegebenen Zeit.


    Die "6" würde ich eher als Kartierungsnummer ansehen und nicht als Entfernung. Siegelseitig wurde dies eher mit "P. xx" notiert, also die Progressionsstufe wurde angegeben.


    Ansonsten ein schöner Beleg mit Teilbar-Frankierung.


    Das "Nichtzukleben" von weiteren Freimarken würde auch für die von Dir angegebene Zeit sprechen. Bisaher kenne ich nur die Angabe bis1859/60 wo nur die Barzahlung des fehlenden Francos möglich war. Ob es danach, dem Beamten freigestellt war, kann ich leider nicht sagen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Freunde,


    ich möchte den folgenden Brief vor- und zur Diskussion stellen ;)



    Entgegen dem ersten Eindruck handelt es sich trotz des roten Stempels nicht um einen Postvorschuß-Brief, sondern um einen Wertbrief.
    Absender ist die Hauptkasse der Königlichen Eisenbahndirektion Elberfeld, wie die schön erhaltenen Siegel zeigen. Im Brief einliegend wurden 5 Thaler, 4 Sgr. und 8 Pfg. an ??? Herrn F. Huhsmann verschickt.
    In Lünen wurde der Brief anscheinend ausgeliefert - rückseitiger Ausgabestempel vom 28.12. - dann aber ungeöffnet zurückgesandt - Aufgabestempel von Lünen ebenfalls rückseitig mit gleichem Datum und handschriftlich vorderseitig neben dem Elberfelder Aufgabestempel.
    Leider kann ich den erläuternden Text des Postbeamten nicht ganz entziffern:
    Adresse(?) ??? nicht
    in Lünen ??? ????
    Lünen den 28/12 62


    Der Brief der 2. Gewichtsstufe - mit 1 13/20 Loth - in der Entfernungsstufe bis 10 Meilen kostete 2 Sgr. Porto und 1/2 Sgr. Versicherungsgebühr.
    Diese 2 1/2 Sgr. wurden in Lünen nicht kassiert, sondern mit der Rücksendung anscheinend in Auslage genommen. Für die Rücksendung wurden ebenfalls 2 1/2 Sgr. angesetzt, so dass letztlich 5 Sgr. von der Direktion bei Zustellung am Folgetag - 2. rückseitiger Ausgabestempel - zu bezahlen waren.


    Oder interpretiere ich hier etwas falsch?


    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-M ()

  • Lieber Michael,


    das Wort zwischen Herrn und dem Namen kann ich auf der Adressseite leider nicht sicher entziffern.


    Siegelseitig lese ich folgendes:


    Adressat existirt nicht in Lünen iW Lippes
    Lünen den 28.12.62 Postexpedition gez. Unterschrift


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber bayern klassisch,


    vielen Dank für die Übersetzung. :)
    Lünen i(n) W(estfalen) Lippes (am Fluß Lippe gelegen) passt gut.


    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-M ()

  • Lieber Michael


    interessanter Brief!!!!


    Der Auslage-Stempel wird hier nur als Verrechnungsstempel dienen, denn irgendwie mußte das Postamt in Lünen das Porto "ausbuchen" können. Einen "Entlastet-Stempel" wird es dort sicherlich nicht gegeben haben.


    Die Frage, welche mich mehr verwundet, ist die "5" auf dem Brief. Soweit ich bisher gefunden habe, wäre der Brief portofrei zurückzusenden gewesen. Dieses wäre vom Absender nunmehr zu zahlen...zum Auslagebetrag passt es auch nicht...


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Ulf,

    Der Auslage-Stempel wird hier nur als Verrechnungsstempel dienen, denn irgendwie mußte das Postamt in Lünen das Porto "ausbuchen" können. Einen "Entlastet-Stempel" wird es dort sicherlich nicht gegeben haben.

    Sehe ich genauso.


    Die Frage, welche mich mehr verwundet, ist die "5" auf dem Brief. Soweit ich bisher gefunden habe, wäre der Brief portofrei zurückzusenden gewesen. Dieses wäre vom Absender nunmehr zu zahlen...zum Auslagebetrag passt es auch nicht...

    Meines Wissens wurden nur einfache Briefe bis 2 Loth kostenlos zurückgesandt. Hier haben wir Fahrpost.


    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-M ()

  • Lieber Michael


    mein Problem ist, dass ich bisher nichts dazu gefunden habe, wie eine Fahrpostsendung innerhalb Preussens zu dieser Zeit im Retourfalle zu behandeln ist.


    Wenn die Taxverordnung vom 18.12.1824 hier noch anzuwenden wäre, ja dann wäre tatsächlich die volle Gebühr fällig, aber galt dies noch ?


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde


    ich habe doch noch etwas gefunden.
    Laut Posttarifzusammenstellung im Jahre 1852 wird im §20 vermerkt, dass für Wertbriefe + Pakete das volle Porto im Retourfalle zu zahlen ist.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Peter


    die Entfernung Geldern - Crefeld beträgt 26 km, also 3 1/2 Meilen. Weiterhin lief der Brief innerpreussisch.


    Oben steht:
    Hierbei ein Paquet in Leinen gez: F.W. #79 Enthaltend 100 Thlr Pr(eussisch) C(ou)r(an)t.


    Wenn ich das Gewicht richtig entziffere, sind es 3 Pfund 26 5/10 Loth und die Sendung, also Brief + Paket wurden in einem B(eutel) versendet. Damit handelt es sich um einen Wertpaketbegleitbrief.


    Hier ist der Mindestfahrposttarif von 2 Sgr anzusetzen, da nach Gewicht sich nur 1,5 Pfennige * 4 Pfund * 1.Entfernungsstufe = 6 Pfennige ergeben.


    Die Werttaxe betrug 1 Sgr je 100 Thaler - (mit dem Handbuch stehe ich ein wenig auf Kriegsfuß) und so haben ergeben sich 3 Sgr Gesamttaxe.


    Mit der unteren blauen Notierung kann ich schlecht etwas anfangen. Deuten würde ich es erstmal als "4 R 9"... :(


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo zusammen,


    einen hübschen Wertbrief aus Glogau nach Breslau möchte ich euch zeigen.


    Ganzsachenumschlag 1 Sgr mit Zusatzfrankatur einer 3 Sgr.
    Macht zusammen 4 Sgr.
    Zum Porto habe ich noch eine Frage.
    Die Entfernung Glogau nach Breslau beträgt weniger als 20 Meilen. Die Versicherungsgebühr beträgt 1Sgr.
    Wie komme ich dann zu einem Gesamtporto von 4 Sgr.?


    schönen Gruss
    Peter

  • Hallo Peter,


    wenn ich es richtig sehe, beträgt die Versicherungsgebühr ab dem 1.7.1853 für Wertsendungen über 50 bis 100 Th. in der Entfernungsstufe von 10 bis 50 Meilen 2 Sgr (bis 30.6.1853 1 Sgr).


    Gruss


    senziger

  • Liebe Sammelfreunde


    hier ein Paketbegleitbrief vom 10.07.1854 von Coeln nach Schleiden. Das Paket wog nur 26 5/10 Loth mit declariten Wert von 1000 Thaler in Cassen-Anweisungen.


    Versendet wurde dies von Cöln aus in einem Beutel - dafür steht das "B". Taxiert wurden vorderseitig 16 Sgr.


    Der Empfänger ein Herr .... Verwalter G.? Klingelhöfer zahlte wie siegelseitig erkennbar 16 1/2 Sgr.


    Die Entfernung Cöln - Schleiden sind nur 57 km - also deutlich unter 10 Meilen.


    Wie auch immer - eine Taxe von 16 Sgr läßt sich nicht errechnen!


    10 Sgr für die Werttaxe bei 1 Sgr je 100 Thaler für 0 - 10 Meilen sind nachvollziehbar. Dazu käme der Mindestfahrposttarif von weiteren 2 Sgr, gesamt also 12 Sgr und keine 16 Sgr.


    Bei der Suche Schleiden + Klingenhöfer ergibt sich auch kein anderer Zielort und wäre sicherlich dann auch genauer angegeben worden.
    Auch fehlt ein Paketzettel - vom Ausgabestempel ganz zu schweigen. Der Brief scheint auch komplett zu sein - recht dünnes Papier, so dass auch ein "schwerer" Brief ausgeschlossen werden kann - davon abgesehen, fehlt dazu eine Gewichtsangabe


    Ein Brief mit vielen Fragen...


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo Ulf,


    der Brief scheint ein schwieriger Fall zu sein.


    Einige :S Anmerkungen von mir.


    Köln - Schleiden sind etwas über 70 km. Vielleicht doch Entfernungsstufe II?
    Müsste eigentlich sein, da sonst die Versicherungsgebühr nicht passt.
    Ab dem 16.05.53 Gleichstellung der Versicherungsgebühr für bares Geld und Wertpapieren.
    Entfernungsstufe I = 1/2 Sgr.je 100 Thaler II= 1 Sgr. je 100 Thaler
    Der Rest müsste schon ein schwerer Begeleitbrief gewesen sein, weil man sonst nicht auf die 16 Sgr. kommt.
    Schön zu sehen das für den Begeleitbrief noch ein Bestellgeld anfiel damit die Siegelseitige 16 1/2 stimmt.
    Aus dem Handbuch
    1/2 Sgr. Bestellgeld " Paketbegleitbriefe : Begeleitbriefe zu Geldsendungen...wenn Pakete, Geldsendungen vom Empfänger abgeholt wurden"


    schönen Gruss
    Peter

  • Lieber Peter


    die Entfernung habe ich mittels:


    http://www.entfernung.org/


    bestimmen lassen - geht eigentlich ganz gut.


    Für Gütersendungen und diese haben wir hier, war die Werttaxe je 100 Thaler 1 Sgr bei 0 - 10 Meilen. ( Für einen Wertbrief wäre es möglicherweise anders. Dazu paßt ja die Frage, ob Cassen-Anweisungen als Papiergeld oder kurshabende Papiere angesehen wurden. )


    6 Sgr Porto können eigentlich nur als Actentaxe angefallen sein, denn diese betrug hier die 6fache Briefgebühr, bis die Gewichtstaxe höher ausfiel. Eine entsprechende Notierung kann ich nicht erkennen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo Ulf,


    noch eine Nachfrage:
    sind jetzt Kassenanweisungen Wertpapiere oder nicht. Wenn ja würde die seit Mitte 1853 greifende Portoreduzierung gelten.


    Hier noch ein Wertbrief.


    und schon wieder komme ich mit dem Porto ins Schleudern.
    wie komme ich auf 7 Sgr.?
    normales Briefporto 3 Sgr. und der Rest. Eigentlich doch 2 Sgr. oder ? wieso 4 Sgr.


    schönen Gruss
    Peter

  • Hallo,


    wenn ich es richtig sehe: 3 Sgr. für den Brief, 4 Sgr. Versicherungsgebühr für 50 bis 100 Thaler über mehr als 50 Meilen.


    Gruss


    senziger

  • Lieber Peter


    ...wie komme ich auf 7 Sgr.?
    normales Briefporto 3 Sgr. und der Rest. Eigentlich doch 2 Sgr. oder ? wieso 4 Sgr.


    laut Preussenstudien 127 Seite 37 ist die Werttaxe 4 Sgr bei über 50 Meilen bei 50 - bis incl. 100 Thaler. Diese Angabe ist glaubwürdiger!
    Ein Unterschied der Werttaxe zwischen Briefen und Paketen gibt es nicht (mehr). Auch gibt es keinen Unterschied, worauf sich der Wert bezieht.


    Barmen - Berlin 453 km ca 60 Meilen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo Ihr beiden,


    Danke für die Richtigstellung. Dann ist das was im Handbuch steht falsch.


    hier noch ein Brief


    Wertbrief Rheydt nach Berlin über 13 Thaler.


    Porto 8 Sgr. und wenn ich alles richtig verstanden habe 3 Sgr. Porto aber weil doppelt schwerer Brief 6 Sgr. und 2 Sgr Versicherungsgebühr.
    Macht zusammen 8 Sgr.
    Wenn das jetzt nicht stimmt kommen die Wertbriefe in den Kamin ;) ;)


    schönen Gruss
    Peter
    Danke Ulf für den Link