Preussen-Österreich

  • Hallo Andreas,

    ich weiß nicht, wie du auf 1826 kommst. Alles, was ich sehe, deutet auf einen Postvereinsbrief von 1850 bis 1858 hin - alle Stempel, alle Taxen, die Gewichtsunterteilung in 20tel Loth, der Laufweg und die Gewichtsangabe. Darf ich mal eine Beschreibung wagen?

    Postvereinsbrief der 2. Gewichtsstufe (Aufgabepost in blauer Tinte 1 1/20 Loth). Zuerst als Portobrief der 1. Gewichtsstufe mit 12 Kreuzer Conventionsmünze (9 Kr. CM über 20 Meilen plus 3 Kr. CM Portozuschlag) mittig taxiert, dann aber gewogen und als Brief der 2. G-Stufe korrekt mit 24 Kr. CM taxiert.

    Gerichtet war er nach Wien, wo er über Bodenbach und Prag ankam (19.7. 2 Uhr Abends = 14.00 Uhr). Der Brief konnte nicht zugestellt werden. Man adressierte ihn um auf "Schloß Königswarth in Böhmen".

    Nun war er als weitergeleiteter Brief zu taxieren mit weiteren 18 Kr. CM (2 mal 9 Kr. CM für Briefe über 20 Meilen ohne Portozuschlag). Hier gab es Probleme, weil man erst 24 Kr. CM für die Weiterleitung ansetzte, aber bei Weiterleitungen kamen in Österreich keine Portozuschläge mehr dazu, so dass Wien seine Röteltaxe korrigieren musste. Bei der Ankunft zahlte der Empfänger 42 Kr. CM (hellblaue Kreide von Prag).

    Von den 42 Kr. CM Gesamtporto waren Preussen 24 Kr. CM rückzuvergüten, während 18 Kr. CM in die österreichische Postkasse flossen. Wäre der Brief an den Absender zurück gegangen, hätte Österreich ihn nur mit 24 Kr. CM zurückrechnen dürfen und die 18 Kr. CM wären für die Postkasse verloren gewesen.

    Sehr schönes Stück - kann gut verstehen, dass es einer deiner Lieblingsbelege ist. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    fantastisch!!! ich hab zig mal auf den Brief geguckt und wahrscheinlich sogar die ein oder andere Nummer gar nicht gesehen (ist wohl wie jemand der zum ersten Mal Pilze sucht .. er weiss gar nicht was er sehen soll).
    So denn.. 1826 war fuer mich der Ankunftsstempel in Wien, untere Zahl mit 26. So ist es also 2 A(bends) ... Gut dass Metternich bis 1859 lebte, sonst haette ich ein Problem gehabt. Aber wenn die Zeitspanne 1850-1858 ist, dann passt alles super. Er ist auch in Wien gestorben, heisst also dass er oft genug wenn nicht hauptsaechlich in Wien gelebt hat.

    Fuer mich waere es ausserdem interessant gewesen zu wissen wer den Brief abgesandt hat... er ist auch nicht kleinformatig, aber leider ist das Siegel nicht (mehr) lesbar. Ich tippe sehr stark auf Alfred Franz Friedrich Philipp X. Herzog von Croÿ (* 22. Dezember 1789 in Aachen; † 14. Juli 1861 in Dülmen). Er wird auch gerne in Listen von Standesherren genannt in denen auch Metternich vertreten ist.

    Vielen Dank !!
    Andreas

  • Hallo Andreas,

    ab 1.7.1850 (Postverein) konnte es solche Briefe geben, zuvor nicht. Ab 1.11.1858 wechselte die Währung Österreichs von alten Conventionskreuzern (wie hier) zu Neukreuzern (3x CM = 5 Nkr.) - da hätte es auch nicht gepasst.

    Wenn du vlt. unter den Autographensammlern oder im Netz nach Briefinhalten des o. g. Promis suchst, könntest du fündig werden und die Handschrift vergleichen. Wenn nicht, kann ich das machen. Ich halte anhand der Stempelkombination 1851-54 für am wahrscheinlichsten, näher kommt ein Österreich - Laie wie ich da nicht dran.

    Oder du schaust in seiner Vita (Metternichs Vita wohlgemeint), wann er wo war. Passte das mit den Monaten bei deinem Brief, wäre er auch geknackt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Erwin,
    ja, ich bin wohl gegen die Wand gefahren als ich die 2A des rueckseitigen Ankunftsstempel als 26 gelesen habe.
    Aber ich hoffe mit der Zeit werde ich hellhoeriger.

    Mittleweile habe ich einen schoenen handschriftlichen Brief von Metternich gefunden, an seinen Leibarzt, in dem er eindeutig erklaert dass er Koenigswarth auf keinen Fall verlaesst, da in Wien doch die Cholera herrscht. Wir schreiben die Jahre 1854, 1855 ....

    LG und vielen Dank!

    Andreas

  • Liebe Freunde,

    wie schickt man einen einfachen Rechnungsbrief aus Iserlohn am 27.11.1861 günstig nach Dornbirn bei Bregenz in den Vorarlberg? Richtig - man kuvertiert das Ganze nach Lindau im Bodensee (Bayern) und lässt von dort aus den Brief bis 10 Meilen nach Österreich laufen für schlanke 3 Kreuzer rheinisch und spart sich paritiativ statt 3 Silbergroschen = 10,5 Kreuzer) dadurch 7,5 Kreuzer, also ein schönes Mittagessen mit Kaltgetränk.

    Nachteil: Lindau bekam ihn erst spät und dort gab man ihn erst am 5.12.1861 auf, um am Folgetag seinem Empfänger zugestellt zu werden.

  • Lieber Ulf,

    schade, dass kein Inhalt mehr vorhanden ist.

    Möglich wäre ein Nachsendeauftrag für eigene, poste restante gestellte Briefe.

    Sensationell wäre als Inhalt ein Laufzettel, aus dem hervor gegangen wäre, dass eine Sendung in deren Bezirk abhanden gekommen wäre.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    leider sind in Schreiben an Postdirektionen selten die Inhalte vorhanden. Eventuell gibt es die Originale noch in irgendwelchen Archiven - schon dies wäre ein kleiner Erfolg.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo zusammen,

    hierzu ein Brief aus Aachen vom 20.9. nach Kaltern in Tirol.

    Laut Siegel stammt der Brief vom Kloster vom armen Kinde Jesu. Gerichtet war der Brief an

    Ihre

    Hochwohlgeboren

    dem Fräulein Maria Baronin

    di Pauli

    in

    Kaltern

    bei Bozen in Tirol

    Östreich

    Am 22.9. war der Brief in Innsbruck, am 23.9. in Bozen und am 24.9. im Zielort Kaltern.

    Die Empfängerin durfte 20 xr bezahlen.

  • ... der scheinbar nicht datierbare Brief dürfte von Sept. 1859 bis Sept. 1867 stammen, weil es nur in dieser Zeit des Postvereins 20 Neukreuzer kostete.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Dieter,

    meine Aussage war rein postgeschichtlich, die handelnden Personen und Stempeldaten kenne ich natürlich nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    Bis 1867 glaube ich nicht. In der Datenbank ist er bisher bis 1862 bekannt. Vielleicht weiß Erwin, bis wann der Stempel belegt ist. Dieser Stempel-Typ ist ja sein Spezialgebiet.

    Dieter

    In Erwins Sammlung ist ein Beleg von 1866. Habe jetzt aber nicht überprüft, ob es die passende Untertype ist.
    Bei aller Wertschätzung der Datenbank würde ich mich auf die dort hinterlegten Zeiträume nicht zu sehr verlassen (was zumindest die preußischen Stempel betrifft).

    Gruß

    Michael

  • Michael kennt sich in meiner Sammlung ja gut aus.:)

    Da kann ich mir das Nachschauen ersparen. Aber mich würde noch der genaue Typ des Stempels interessieren.

    Dieter, kannst du mir mal den genauen Durchmesser des Stempels angeben?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Noch einmal aus Preußen nach Österreich. Dieser am 30.4.(18)66 bei der PE 7 in Berlin aufgegebene Brief ging an

    S.(einer) D.(urchlaucht) dem Herrn

    Fürsten Joseph Windischgrätz

    Major im Husaren Regiment

    in Hullein

    Mähren

    links unten:

    ..ber Oderberg

    Was bedeutet die Taxierung unten in der Mitte. Reichten die 3 Sgr im Postverein nach Mähren nicht aus.

    Der Absender war ein Graf, wie man an der Krone mit 9 Perlen erkennt. Kennt jemand durch Zufall das Monogramm GH?

    Die Familie Windischgrätz ist uralter Adel und Familienmitglieder hatten im alten Österreich oft hohe Posten inne.

    Dieter