aptierte Stempel

  • Liebe Stempelfreunde,


    zuerst will ich hier einen abgewandelten Stempel des Postamtes Nürnberg 1 zeigen - ein dreizeilieger Rahmen- oder Kastenstempel, der in der dritten Zeile die jahresangabe zeigt. Verwendet als Innedienst- bzw. Formularstempel auf einem Aufgabeschein von 1884. Bei Helbig ist dieser Stempel für 1877/78 gezeigt, hier steht jedoch der Stundenzusatz Vm in der dritten Zeile. Dieser Stundenzusatz ist nun in die zweite Zeile gerutscht.


  • ... und gleich noch ein zweiter.


    Auch wieder als Formularstempel eingesetz aus Kleinostheim. Hier ist der ehemalige Stempel 19 a dahingehend aptiert worden, dass die Stundenangabe durch die vierstellige Jahreszahl ersetzt wurde.


  • Lieber Stempelfreund,


    das sind Stücke so recht nach meinem Geschmack. Aus langjähriger Beschäftigung mit den 20a/20b-Stempeln kenne ich diese Phänomene. Bei mir zählen sie zur Kategorie der "Frankenstein-Stempel". Nicht alles gehört oder passt zusammen, aber für die damaligen Postler zählte allein das Ergebnis, nicht die Typenreinheit. Erfreulicherweise bekommt man solche Stücke häufig günstig, auch wenn einem klar sein muss, dass es sich nicht um Weltraritäten der Philatelie handelt.


    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Erdinger,
    die Bezeichnung "Frankenstein-Stempel" ist wirklich originell und treffend. Ich mag diese Stempel, die aus der Reihe tanzen, egal ob sie wertvoll sind oder nicht. Gerade die Abweichungen vom Typus oder die Aptierungen machen das sammeln und stöbern vergnüglich.
    Grüße aus dem Norden in den Süden
    sendet der Stempelfreund

  • Lieber Erdinger,


    Fronkensteen, ääe Frankenstein ist gut und passt vlt. auch auf mein jüngstes Baby, einen Brief der Hauptbriefpostexpedition Würzburg vom 6.12.1851 nach Leutershausen, bei dem alles klar ist, nur das Jahr beim Zweikreisstempel scheint heraus genommen worden zu sein. Der Brief ist heute noch vollständig und "platt", so dass es keinen Grund gibt, den Abschlag als verkantet zu bezeichnen.

  • Lieber bayern klassisch,


    es muss nicht unbedingt an einer Verkantung liegen oder daran, dass die Jahreszahl nicht gesteckt wurde.


    Diese Stempel mit Stecktypen zu bestücken war mit Sicherheit eine verflixte Fingerei, einmal täglich komplett, alle 60 Minuten der Stundeneinsatz neu. Da kann schon mal was ins Rutschen kommen.
    Wenn es also nun so gewesen wäre, dass die Jahreszahl zwar gesteckt war, aber nicht in einer Ebene mit den anderen Typen lag? Dann kann der Brief perfekt plan auf dem Stempeltisch liegen, die Jahreszahl sitzt tiefer im Stempel und kommt beim Abschlag nicht mit.
    Alternativ: Die Stundenangabe ragt zu hoch heraus …


    (In der Grafik: Grau = Stempelkorpus mit Feststellschraube, Magenta = Stecktypen, Rot = Abstandshalter)


    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Erdinger,


    tolle Graphik vorweg - könnte ich so nie demonstrieren. :)


    Jetzt werde ich rein dienstlich: Vor jeder Inbetriebnahme eines Stempelgerätes hatte sich der stempelführende Postbedienstete vom ordnungsgemäßen Zustand durch einen Testabschlag zu überzeugen. Hätte man nach der Vorschrift gehandelt, hätte er so nicht stempeln dürfen, sondern geeignete Maßnahmen ergreifen müssen, die den vollständigen Abschlag erzeugen (es ging ja ein paar Tage vorher und wieder nachher auch).


    Es mag also durchaus sein, dass es mit den Ebenen Probleme gab, aber sie waren offensichtlich korrigierbar, wenn man wollte. Stress im Jahre 1851 in Würzburg?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    eine Winkler - Stempeltype 6 bezog sich immer auf aptierte Zweizeiler, von denen es in Bayern nicht gar so viele gab, weil sie den größeren Poststellen regelmäßig vorbehalten war, wie hier Bamberg am 3.2.1826 bei einem Brief nach Bayreuth, für den der Absender 4 Kreuzer Franko zahlte.


    Entfernt, man kann es wohl ahnen, wurde die Rayonierung vor "BAMBERG", die nach 1822 nicht mehr nötig war. Ursprünglich war es also ein R.3. = Rayon 3 zu Frankreich geschnittener Stempel. Dieser hier ist bis 1833 bekannt, also ca. 11 Jahre, nach dem man ihn auch hätte ganz ersetzen können.

  • Lieber Hermann,


    ja, ab 1822 sogar, weil es dann den neuen PV Bayern - Frankreich gab. Danke fürs Aufpassen!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Gutem Abend,

    heute stelle ich einen Stempel von BAMBERG II aus dem Jahr 1885 vor, der wohl in den Bereich "Frankensteinstempel" einzuordnen ist. Ursprünglich wohl ein Stempel des Typs 19 nach Helbig.


    Es sieht so aus, als wäre die römische II nachträglich eingefügt worden. Ungewöhnlich ist, dass die zweiziffrige Jahreszahl oberhalb der Stundenangabe sitzt. Der Ausgangsstempel erinnert sehr an den Stempel BAMBERG BAHNH., der bei stampsx aus den Jahren 1867-1872 abgebildet ist.

    Ich sehe wohl, dass es nur eine Ähnlichkeit ist, aber dieser Stempel ist auch der einzige mit so engstehenden Buchstaben der Ortsangabe.

    Herzliche Grüße

    Christian