• Hallo Karl,

    das wäre meine 2. Variante gewesen, die sich nun wohl als die einzig taugliche erweisen sollte.

    Überfrankaturen sollte man nicht gering schätzen - optisch sind sie (aufgeflogenen) Unterfrankaturen natürlich unterlegen, aber postgeschichtlich darf man solch einen schönen und seltenen Brief keinesfalls dem kennerhaften Publikum vorenthalten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    doch auch Unterfrankaturen haben ihre Schwierigkeiten, wie die anhängende Ganzsache aus Horgen nach Moskau vom 10.11.1869 zeigt.
    In der Schweiz wären 50 Rappen zu frankieren gewesen. Tatsächlich wurde jedoch nur ein 30 Rappen Umschlag ohne Zusatzfrankatur auf die Reise geschickt. Zunächst wurde auch noch PD gestempelt, dann jedoch gestrichen und durch AFFR.INSUF. ersetzt. In Preußen wurde zusätzlich noch "Unzureichend frankiert" gestempelt.
    Ich gehe davon aus, dass die Schweiz die kompletten 30 Rappen an Baden vergütet hat und selbst nichts behalten hat. Baden hat 20 Rappen (= 7 Kr.) selbst behalten und 1 Sgr. (= 10 Rappen) über Preußen an Russland weitervergütet.
    Da unterfrankierte Briefe wie nicht frankierte zu behandeln gewesen wären, hätten in Russland 30 Kopeken ./. 30 Rappen (= 10 Kopeken), also 20 Kopeken kassiert werden müssen. Davon ist auf dem Beleg jedoch weit und breit nichts zu sehen. Es sieht fast so aus, dass in Moskau gar nichts kassiert wurde.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    in der Tat - aber bei Russland habe ich hier im Forum gelernt, ist nicht immer alles zu sehen. Optisch wurde wohl nichts nachgefordert - auch eine Besonderheit. Es stellt sich auch die Frage, warum die Aufgabepost ihn nicht zur Auffrankatur dem Absender zurück gegeben hat?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    zwischen dem Norddeutschen Bund und der Schweiz wurde zum 1.9.1868 ein neuer Postvertrag abgeschlossen, wonach ein einfacher Frankobrief nach Russland 50 Rappen kostet. Hiervon vergütete die Schweiz 40 Rappen (= 14 Kr.) an Baden. Baden wiederum gab hiervon 7 Kr. (= 2 Sgr.) an Preußen (Norddeutscher Postbezirk) weiter, die komplett an Russland zu vergüten waren. Diese Weiterfrankaturen sind gut auf dem Breif nachzuvollziehen.
    Jetzt frage ich mich, warum ist dieser Brief aus Genf vom 8.5.1869 mit 90 Rappen frankiert worden. Handelt es sich um eine Überfrankatur oder habe ich etwas übersehen?
    Auf der Rückseite ist der Brief völlig blank.

    Grüße von liball

    Hallo Karl,

    toller Brief, den ich auch gerne in meiner Sammlung hätte :rolleyes:

    Ich habe folgende Tarife gefunden:

    • Tarifperiode 2: 14.01.1853 - 09.01.1867 über Deutschland 70 Rappen (1.Rayon der Schweiz)
      Tarifperiode 2: 14.01.1853 - 09.01.1867 über Deutschland 90 Rappen (2.Rayon der Schweiz)
      Tarifperiode 2: 14.01.1853 - 09.01.1867 über Österreich 90 Rappen (2.Rayon der Schweiz)
      Tarifperiode 3: 10.01.1867 - 31.08.1868 über Deutschland 65 Rappen (1.Rayon der Schweiz) sehr selten
      Tarifperiode 3: 10.01.1867 - 31.08.1868 über Deutschland 75 Rappen (2.Rayon der Schweiz) sehr selten
      Tarifperiode 4: 01.09.1868 - 24.03.1870 über Deutschland 50 Rappen
      Tarifperiode 4: 01.01.1867 - 30.06.1872 über Frankreich 95 Rappen sehr, sehr selten
      Tarifperiode 5: 26.07.1867 - 30.06.1875 über Deutschland 45 Rappen

    Darüber hinaus fand ich folgenden Brief (im Anhang), der aus der gleichen Korrespondenz stammt und ebenso frankiert wurde.
    Die Beschreibung des Briefes war Folgende:

    "Brief von Genf nach St. Petersburg 30.11.1868. Laut Briefposttarif vom 15.8.1868 - 31.5.1869 je 15g = 90 Cts.( 3x 41 a) Taxe für die Schweiz: 50 Cts. D/Oe/ Russland: 40Cts. Davon 2 Silbergroschen = 29 Cts. an Russland 18.3.1867 Die Ausgabe der 30 Cts. blau als 90 Cts.-Frankatur ist selten, da nur während 9 Monate möglich"

    Vielleicht hilft dir das weiter...

    Liebe Grüße vom Schweiz-Liebhaber,

    Kevin

  • Hallo Kevin,

    den von dir gezeigten Brief mit dieser Beschreibung habe ich auch bei Philaworld gesehen.
    Die Beschreibung kann jedoch nicht stimmen, das beweist schon deine Tarifaufstellung. Meines Wissens lag das Inlandsporto zu dieser Zeit bei 10 Rappen bzw. Ct. + 40 Rp. = 50 Rp.
    Zudem hätte es dann eine Portoerhöhung gegeben, wie der anhängende Brief aus Bern vom 22.10.1867 zeigt, der nur mit 75 Rappen freigemacht wurde.

    Grüße Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hier ein Brief von 1863, geschrieben in dem kleinen Ort Puschkino und vermutlich in Moskau bei der Post aufgegeben. Leider hat sich die russische Post bei diesem Brief jeglicher Notierung/Stempelung enthalten, was man immer mal wieder sieht.

    Interessanterweise wurde der Brief Mit Mustern ohne Werth versandt, wofür es in dem 1852er PV schon Regelungen gab. Möglicherweise ist das der Grund dafür, dass dieser Brief merkwürdig taxiert wurde.
    Zunächst die Leitung: Preußen wurde über die Bahnstrecke Eydkuhnen-Bromberg erreicht, hier wurden rs. der Kursstempel und vs. der Herkunftsstempel Aus Russland Franco abgeschlagen. Weiter nach Baden, auch hier ein rückseitiger Kursstempel. Ankunft in Zürich dann am 13.April.

    Zur Taxierung: bei einem normalen Brief sowie bei MoW-Sendung bis 3 Loth incl. Brief (dieser max. 1 Loth) erhielt Preußen 5 Sgr. Weiterfranko, davon 2 Sgr. Fremdporto für die Schweiz. Hier sind nun rückseitig f10 (Sgr.) notiert, die vorderseitig in 6/4 aufgeschlüsselt wurden (wobei hier zunächst 3/2 notiert und dann übermalt wurden). Bis jetzt spricht alles für die 2. Gewichtsstufe, aber die 6/4 wurden mit Blaustift durchgestrichen und links unten 2 Sgr. Weiterfranko notiert, die in Baden richtig in 6 Kreuzer reduziert wurden. Damit wären wir bei der 1.Gewichtsstufe ...

    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,

    wundervoller Brief, aber Zürich lag im 1. Rayon, daher 2 Sgr. postalisch 6 Kreuzer für die Schweiz im 2. Gewicht (über 15 bis 30g).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    zunächst zeige ich einen korrekt frankierten Brief aus Kiew nach Neuchatel im 2. Schweizer Rayon vom 26.5.1867. Hier sind die Taxierungen klar.

    Obwohl 26 Kop. zu frankieren gewesen wären, wurden nur 25 Kop. frankiert. Dies ist des Öfteren zu beobachten und wurde nicht beanstandet.

    Preußen erhielt ein Weiterfranko von 5 Sgr., behielt hiervon den Postvereinsanteil von 3 Sgr., die restlichen 2 Sgr. wurden als Weiterfrankoanteil für die Schweiz notiert. In Baden wurde dieser Anteil in 6 Kr. reduziert und der Schweiz gut geschrieben.

    Nun folgt ein unterfrankierter Brief aus St. Petersburg vom 16.5.1868 nach Lausanne. Hier sind mir die Taxierungen nicht klar.

    Frankiert wurden 22 Kop. Richtig gewesen wären wie oben erwähnt 26 Kop. Da unterfrankiert müsste er behandelt worden sein wie ein unfrankierter Brief (lt. Kupec wären dies 28 Kop. gewesen) unter Anrechnung der Frankatur, also 28 - 22 = 6 Kop. fehlen.

    Die Frankatur von 22 Kop. wurde umgerechnet in 6 1/2 Gr. Der Norddeutsche Postbezirk erhielt ein Weiterfranko von 3 Gr. (vorderer blaue Ziffer, oder sind dies 9 Kr.?). Da für die Schweiz nichts mehr übrig blieb, wurden in Lausanne vom Empfänger 20 Rappen kassiert.?

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    interessantes Briefpaar - beim unteren steht eine 9 für 9 Kreuzer.

    Wie war die Aufteilung der angeblichen 26 oder 28 Kopeken?

    10 Kopeken für Russland

    10 Kopeken für Preussen (DÖPV bis Basel)

    6 / 8 Kopeken für die CH. Aber das wäre m. E. zuviel für die CH, zumal das Maximum für die CH 20 Rappen = 1 3/4 Sgr. waren und 8 Kopeken waren, so weit ich weiß, mehr als 20 Rappen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    bei 26 Kopeken wäre die Aufteilung gewesen wie du geschrieben hast.

    10 Kop. für Russland, 10 Kop. für Preußen bzw. den Norddeutschen Postb. und 6 Kop. für die Schweiz.

    Nachdem 22 Kop. frankiert waren, blieben für die Schweiz nur 2 Kop. übrig. Es fehlten daher 6 Kop. Dies wären ca. 20 Rappen. Ich kann jedoch kein Weiterfranko an die Schweiz erkennen. Unter der 9 befindet sich ein Gekritzel, das ich jedoch nicht entziffern kann.

    Wer schrieb die 9 an. Russland hat das Weiterfranko immer in Gr. angeschrieben.

    Grüße

    Karl

  • Hallo Karl,

    blaue Tinte war eigentlich die bad. Bahnpost oder Preussen, nicht die CH und sicher nicht Russland. Wie sieht die Siegelseite aus?

    Ich glaube, dass unter der blauen 9 ein Rötelkrüppel 5er steht, also wieder 3 Sgr. für Preussen (NDP) und 2 Sgr. für die CH, aber das war wohl nicht vorhanden. Die CH hat von Baden (wenn er so lief) sicher kein Weiterfranko vergütet bekommen, weil ja schon Baden nichts von Preussen bekommen hatte, das sie hätten weitergeben können.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    die Siegelseite belegt, dass der Brief über Baden gelaufen ist.

    Vielleicht hat Russland zunächst 5 Sgr. angeschrieben, da dies der Normalfall war, und erst dann bemerkt, dass der Brief unterfrankiert war.

    Im NDP wurde die Frankatur von 22 Kop. in 6 1/2 Gr. umgerechnet. Damit wusste der NDP was ihm zusteht (Hälfle). Für was aber die 9 steht, bleibt weiter rätselhaft.

    Grüße

    Karl

  • Hallo Karl,

    Theoriemodus an: Weil zu wenig bezahlt/frankiert worden war, notierte Baden die Preussen zustehenden 9x auf dem Brief für den Transit. Die CH ignorierte das wohl und ließ ihren Empfänger nur 20 Rappen zahlen und korrigierte die badische Briefkarte später. Etwas Schlüssigeres fällt mir ad hoc dazu nicht ein ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Nach langer Abwesenheit melde ich mich mit einem 'neuen' Brief zurück. In der letzten zeit habe ich mich fast ausschließlich um russische Postzensuren aus dem 1. Weltkrieg gekümmert. Da blieben dann andere Abschnitte auf der Strecke.

    Bei dem Brief handelt es sich um einen 10-kopeken-Ganzsachenumschlag. Diesem wurden weitere 10 Kopeken zufrankiert. Entwertet sind beide mit dem rechteckigen Nummernstempel "498". Diese Nummer war REDUT KALE zugeteilt. Redut Kale liegt gut 15 Kilometer nördlich von Poti am Schwarzen Meer. Der Brief ging nach Lausanne. Rückseitig sind die Transitstempel Poti und Moskau zu erkennen. Außerdem befindet sich dort der Ankunftstempel.

    Offensichtlich lief der Brief über Preussen. Demnach dürfte er um 6 Kopeken überfrankiert sein?

  • Hallo Schlacki,

    is das Datum Mai 1873? Dann hatte er doch mit Preussen nichts mehr zu tun, oder?

    Generell ist eine präzische Datumsangabe immer wichtig, weil es oft international um Tage ankommt und Stempelfehleinstellungen häufig waren ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Sorry. Ja, es ist der Mai 1873. Da hast du dann Recht. Da gab´s ja schon das Deutsche Reich. :pinch:

    Lief der Brief dann über Deutschland? Und wieviel Portokassierten die?

    Einmal editiert, zuletzt von Schlacki (4. Dezember 2021 um 17:39)

  • .... und um die Sache etwas spannender zu machen, dürfen wir nicht den in Rußland benutzten julianischen Kalender vergessen. Im Jahr 1873 war der Unterschied 12 Tage, meine ich ohne nachzusehen.

    Dieter

  • Hallo Schlacki,

    das sehe ich auch so, dass der Brief um 6 Kopeken überfrankiert war.

    Das russische Weiterfranko an die Deutsche Reichspost richtete sich jedoch nach dem Vertrag mit dem Deutschen Reich von 1872. Trotz der Überfrankatur wurden nur 2 1/2 Gr. vergütet. Hiervon erhielt die Schweiz eine Vergütung von 10 Rappen.

    Der anhängende Brief von St. Petersburg nach Neuchatel vom 9.2.1873 wurde richtig mit 14 Kopeken frankiert und das Weiterfranko beträgt wie bei deinem Brief 2 1/2 Gr.

    Grüße von liball