Paketkarten in die Türkei

  • Hallo,
    ich möchte 4 Paketkarten vom 20.4. bis 23.5.1923 hier vorstellen, deren Rätsel ich nicht lösen kann. Leider habe ich keine Gebührentabellen zu diesen.
    Nr. 1
    Paketkarte vom 22.4. frankiert mit 187,60 Mark.
    Es muss einen Weg über Italien ( Triest) und mit Loyd-Schiffen gegeben haben, der preiswerter als der Weg über Österreich und Bulgarien war.
    Es galt wohl 3,35 Goldfranken = 187,60 Mark.
    Am 11.5. war die Paketkarte in Maribor ( nach Triest?), am 22.6. in Constantinopel

  • Nr.3.
    Jetzt wird es rätselhaft
    Paketkarte vom 20.4. frankiert mit 187,60 Mark wohl für den Weg über Triest?. Das Porto wurde aber geändert auf 198,80 Mark. 11,20 Mark erscheinen auf einem Einahmenachweisstempel, der wohl vom Postamt Leipzig selbst ist. Gab es den Weg über Triest nicht mehr, habe in Postverordnungen nichts derartiges gefunden.
    Maribor 8.5.; Constantinopel 10.6.

  • Nr.4
    Vollkommen unbegreiflich.
    Frankiert mit 198 Mark, wobei erst 192 Mark taxiert wurden. Per Nebenstempel 16,80 Mark in Halle berechnet. Die Paketkarte war auf dem Hauptzollamt Halle, der Stempel ist aber wohl vom Postamt Halle 2. 80 Pf, könnten das fehlende Porto sein, aber warum noch 16 Mark. Strafe? Wer sollte die bezahlen, der Absender oder der Empfänger? Hat der extra Aufkleber etwas damit zu tun. Aber darauf steht: Leuchtmittel sind beim Verbleib in Deutschland steuerpflichtig. Also nicht nach Konstantinopel.
    Maribor 2.6.; Konstantinopel ?
    Schwierige Sache.
    Beste grüße Bernd

  • Hallo Bernd,


    Paketkarten sind auch für mich eines der interessantesten und schwierigsten Sammelgebiete, an denen schon viele Sammler gescheitert sind. Neben mangelnden Pakettarifen, die sich im Gegensatz zu den Brieftarifen öfters änderten, waren auch die Leitwege ständigen Änderungen unterworfen. Viele Wege führen nach Rom und erst Recht nach Constantinopel. 1922 waren dies


    - Österreich direkt, Jugoslawien u. Bulgarien
    - Tschechoslowakei, Rumänien
    - Österreich, Ungarn, Rumänien, Jugoslawien, Bulgarien
    - Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien
    - Österreich, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien
    - Polen, Rumänien


    mit unterschiedlichen Sätzen. Da bei der gezeigten Paketkarten die Leitwege (Österreich, Bulgarien) geändert wurden, wie aus der Angabe unter dem Paketnummernzettel und auch an dem durchgestrichenen Leitvermerk zu erkennen ist, ergaben sich andere Pakettarife. Die genauen Tarife kann ich Dir auf die Schnelle aber nicht nennen. Weiß nur, daß bei einer Leitung über Österreich ein erhöhter Tarif anzusetzen war. Daher vermute ich eine korrekte Nachberechnung der Tarife.


    Mit freundlichem Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

    2 Mal editiert, zuletzt von Postarchiv ()

  • Hallo Bernd,


    nachdem ich mir die Paketkarten einmal in Ruhe ansehen konnte, habe ich meine urspüngliche Meinung geändert.


    Die exakten Beförderungstarife für den gewünschten Zeitraum aus 1922 kann ich Dir nicht bieten, sende Dir aber einen Auszug aus dem Paketposttarif 1922 per Post zu. Du wirst darin eventuell nicht exakt den gesuchten Tarif finden, da die Auszüge schon verschiedentliche Änderungen durch Überkleben usw. erfahren haben, aber die Tarifstruktur könnten Dir aber Hinweise auf die berechneten Tarife des gesuchten Zeitraums geben.


    Die Stempel sind vermutlich, entgegen meiner kurzfristigen Einschätzung, von den Postämtern (ggf. Zollpostämter) abgeschlagen und weisen offensichtlich auf einen höheren Tarif hin. Dies könnte mit der Abänderung des Leitweges zusammenhängen. Vielleicht ergibt sich dies wenn Du Dir die Tarifstruktur ansiehst.


    Mit freundlichen Grüßen
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Postarchiv,
    dein Brief hat mich erreicht, nochmals Danke für die Hilfe.
    Wie eigentlich von mir erwartet, den Tarif von 3,35 Goldfranken = 187,60 Mark und von 3,55 Goldfranken = 198,80 Mark, ist nicht aufgeführt.
    Eigentlich laut Tabelle müsste es teurer sein. Die verschiedenenen Leitwege mit unterschiedlichen Gebühren, wie von Postarchiv schon erwähnt, sind der kaum nachvollziehbar.
    Der Kurs 1 Franken = 56 Mark vom 18.4.1922 - 21.6.1922 habe ich laut Verfügung überprüft,er ist richtig.
    Aber das wichtigste: Eine Leitung über Österreich und Italien an das italienische Postamt in Konstantinopel war um 0,2 Franken = 11,20 Mark billiger als der Leitweg über Österreich und Bulgarien an die türkische Post in Konstantinopel.
    Die unterschiedliche Behandlung der 4 Paketkarten erklärt sich allerdings nicht.Führte der Krieg Türkei-Griechenland zu einer Unterbrechung der Route Österreich-Italien-per Schiff zum italienischen Postamt in Konstantinopel?
    Beste Grüße vom ratlosen Bernd

  • Hallo Bernd,


    schade, daß Du enttäuscht bist. Ich hatte Dir aber schon geschrieben, daß Du die gesuchten Tarife darin nicht finden wirst. Es ist wegen der zahlreichen Änderungen schwer zu realisieren, genau den gesuchten Zeitraum zu finden. Man könnte natürlich die Änderungen auf der Originalseite vorsichtig ablösen, um eventuell den entsprechenden Satz zu finden. Doch welcher Besitzer und welches Archiv lässt dies zu ? ?( Es ging mir ja auch nur darum, dir die Tarifstruktur aufzuzeigen.


    Hinsichtlich der Fiskalmarke kannst du dich an die Arge Osmanisches Reich/Türkei wenden, die dir vielleicht weiterhelfen können. Wenn du die Adressen und Telefonnummern möchtest, sende ich sie dir gerne zu.


    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Ulf,
    die Umrechnung Goldfranken zu Mark war 1924 wie 1914 1 Goldfranken = 80 Pfennige.
    Und jetzt kann ich die von Postarchiv mir zugeschickte Tabelle bestens nutzen.
    Pakete bis 5 kg.nach Konstantinopel erforderten bei dem Weg über die Tschechoslowakei ( vorn Stempel Kosice) und weiter über Ungarn und Bulgarien ein Porto von 4 Goldfranken.
    4 Goldfranken = 3,20 Mark.
    Beste Grüße Bernd

    Einmal editiert, zuletzt von BaD ()

  • Lieber Ulf, leider kann ich dir bei der Berechnung nicht helfen, aber solche Paketkarten von Magdeburg nach Smyrna wird man auch nicht jeden Tag finden.
    Glückwunsch dazu.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo Ulf,
    Nach der Schließung der deutschen Postämter in der Türkei am 30.9.1914 und dem Wegfall des billigen Weges über Italien verblieb nur der Weg über Bulgarien in türkische Postanstalten in der Türkei. Gebühr in den Europäischen Teil für ein Paket bis 5 Kg. = 2.20 Mark, in den asiatischen Teil wie Smyrna = 2,60 Mark.
    Die Versicherungsgebühr betrug 16 Pf. ( 4 Länder) pro 240 Mark. Bei deinem Paket 16 Pf. aufgerundet = 20 Pf. Versicherungsgebühr.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo zusammen,

    hier zeige ich eine Paketkarte vom 10.6.1916 aus dem niederrheinischen Geldern nach Konstantinopel. Die aufliefernde Firma Seiler & Co war Selbstbucher, wie man der Paketnummer entnehmen kann. Anscheinend wurden häufig Pakete in die Türkei geschickt, da man Paketkarten mit eingedrucktem Empfänger nutzte. Das Gewicht betrug 5 kg und es wurden 2,20 Mark als Porto verklebt, die ich mangels Unterlagen nicht bestätigen kann. Die rote 220 links ist allerdings wahrscheinlich eine Portokontrolle der Post.

    Das Austauschpostamt in Richtung Südosten war DRESDEN ALTST. 7.

    Auf der Rückseite findet sich ein Stempel in arabischer Schrift. Wer kann den lesen?

    Außerdem ein Gummi-L1 mit dem Datum 3 Août ... Kann es sein, daß der Transport ca. 8 Wochen dauerte?


    Dieter

  • Guten Morgen,


    Das Paket von Dieter wurde mit dem sogenannten Balkanzug befördert.

    Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs gab es zunächst keine direkte Landverbindung

    mehr zwischen den Mittelmächten Deutschland + Österreich-Ungarn und der Türkei.

    Dies änderte sich erst Ende 1915 nach der Eroberung Serbiens. Ab 15.01.1916 verkehrte

    mehrmals wöchentlich ein Zug von Deutschland über Österreich-Ungarn, Serbien und

    Bulgarien in die Türkei und umgekehrt (https://de.wikipedia.org/wiki/Balkanzug).

    Die Fahrzeit betrug etwa 3 Tage.

    Nach der Kapitulation Bulgariens fuhr der letzte Zug am 15.10.1918.



    Hier eine Paketkarte von Ludwigshafen nach Konstantinopel vom 5. Juni 1917.

    Frankatur 2 M und 20 Pf Ludwig III. mit Firmenlochung "BASF".



    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Hallo, anbei eine Paketkarte von Penzig (Oberlausitz) nach Konstantinopel:




    Leider ist die Rückseite etwas mit Klebestellen entstellt. Muß ich noch versuchen zu entfernen.

    Viele Grüße

    Enrico