Infla Portoperiode 09 vom 01.10. - 14.11.1922

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Hier mal eine Karte aus einem Gebiet, mit dem ich mich überhaupt nicht auskenne. Hoffe, dass ich zumindest den Zeitraum der Portoperiode richtig gegoogelt habe. Vielleicht können mir die Infla-Experten mit einer kurzen Beschreibung und ggf. einem Hinweis zum Handelswert behilflich sein.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo Kreuzer,
    in der Portoperiode 9 ( nach Oechsner, wobei die Periode 1 unverständlicherweise den Portozeitraum 1.7.1906 bis 30.6.1916 umfasst, der mit Infla absolut nichts zu tun hat) vom 1.10.1922 bis 15.11.1922 betrug die Gebühr für eine Fernkarte 3 Mark. Die Ganzsache P 146 mit dem Wertstempel 75 Pf. wurde mit Marken zu 2,25 Mark zum Porto auffrankiert.
    Der auf der Karte ausgewiesene Papierpreiszuschlag musste bei allen Ganzsachen um 1922 beim Erwerb der Ganzsache zusätzlich am Schalter bezahlt werden.
    Auffrankierte Ganzachen dieser Zeit gibt es Massenhaft, bei der P 146 ist eine Aufrankierung Ende August 1923 auf 400 Mark nicht selten.
    Man muss immer bedenken, das selbst in neuerer Fachliteratur, Mischfrankaturen in Inflazeit eigentlich als sammelunwürdig dargestellt werden ( Die nimmt man nur, wenn eine Portostufe mit EF und MEF nicht dargestellt werden kann). Ein Inflasammler sammelt Einzel-oder Mehrfachfrankaturen. Dies ist in meinen Augen falsch, den die eigentlichen Besonderheiten der Zeit waren zu 90 % keine MEF oder EF. Dennoch hat das die Sammlerschaft über Jahrzehnte beeinflusst.
    Da die Marken nicht besonderes sind ( ausser wenn die Mi. 103 ( 35 Pf.) die Farbe c hätte, was unwahrscheinlich ist) ist der Beleg etwas für die 1 Eurokiste.
    Beste Grüße Bernd

  • Liebe Sammelfreunde

    hierzu kann ich mal eine Paketkarte vom 05.10.1922 von Magdeburg-Sudenburg nach Berlin zeigen.
    Paketgebühr betrug 80 Mark für bis 5 Kg und über 75 km Entfernung. Da noch eine Nachnahme von 1363 Mark vorhanden ist, kam noch die Vorzeigegebühr von weiteren 3 Mark dazu. Somit betrug insgesamt 83 Mark das Gesamtporto.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Michael 9. Februar 2020 um 12:46

    Hat den Titel des Themas von „Infla Portoperiode 09 01.10.-15.11.1922“ zu „Infla Portoperiode 09 vom 01.10. - 14.11.1922“ geändert.
  • Hallo Stempelfreund,

    zwei schöne Belege.

    Der Leipziger ist eine Überraschung für mich,das es Postfreistempel extra fürs Ausland gab war mir nicht bekannt. Wie auf jeder Briefmarke musste wohl auch bei Postfreistempeln im Auslandsverkehr zwingend das Absenderland im Stempel sein.

    Danke fürs zeigen, sehr interessant.

    Beste Grüße Bernd

  • Der Leipziger ist eine Überraschung für mich,das es Postfreistempel extra fürs Ausland gab war mir nicht bekannt.

    hallo Stempelfreund,

    hallo Bernd,

    das hatte ich bisher auch nicht auf dem Radar. Ich habe eben bei Topf nachgeschlagen:

    Postfreistempel wurden anläßlich der Weltpost-Konferenz 1921 in Madrid für den Auslandsverkehr zugelassen. Dazu war erforderlich, dass "DEUSCHES REICH" im Stempelbild ergänzt werden musste. Dies erfolgte bei den Zierstempeln der III.Auflage; die ersten Stempel wurden in Berlin und Leipzig im Juni 1922 ausgeliefert und waren bis 31.12.1922 gültig. Nach Topf wurden diese PFS der IV.Auflage bei 21 PÄ zumeist für Auslandssendungen verwendet und sind eher selten zu finden.

    besten Gruß

    Michael

    2 Mal editiert, zuletzt von stampmix (16. März 2020 um 19:46)

  • Hallo Michael,

    vielen Dank für die Information.

    Diese Stempel sind nicht häufig zu finden, eine Anwendungszeit von Juni 22 bis ca. Anfang Dezember 22 ist nicht viel.

    Anbei Auszug Postnachrichtenblatt 106 . Leider wie alle unverständlicherweise nicht mit einem Datum versehen, aber es müsste Anfang Dezember 1922 sein.

    Beste Grüße Bernd

  • hallo Bernd,

    danke für den Auszug. Zeitlich müsste die Mitteilung eher im Oktober 1922 einzuordnen sein, da bei Topf die früheste Verwendung vom 24.10.1922 (PA Leipzig) abgebildet ist. Spannend, dass in der PP9 (1.10.-14.11.1922) drei verschiedene Auflagen der Postfreistempel gleichzeitig vorkommen. Wieder was gelernt :)

    besten Gruß

    Michael

  • Hallo Michael,

    der Auszug besagt, das alle alten Freistempel sofort einzuziehen sind. Da war schon auf Postämtern die neue Form im Einsatz.

    Im postamtsblatt 106 wird auch die Herausgabe der 12 Mark Schnitter angekündigt und noch wichtiger:

    Im Postamtsblatt 105 wird der Wechselkurs Goldfranken = Mark = 1 : 1600 zum 4 Dezember angezeigt.

    Also müssen die alten Freistempel ca. am 10.12.1922 auf Belegen nicht mehr zu finden sein.

    Jetzt heißt es suchen.

    Beste Grüße Bernd

  • Jetzt heißt es suchen.

    hallo Bernd,

    und auf einmal ist in der völlig unspektakulären PP09 ein neuer, kleiner, philatelistischer Spielplatz entstanden.

    Ich habe jetzt mal gesucht und folgenden Beleg entdeckt:

    Drucksache am 5.10.1922 in Berlin-Wilmersdorf aufgegeben und mit dem Postfreistempel der V.Auflage (Topf Nr.30a) freigemacht.


    In der Portoperiode 9 vom 1.10.-14.11.1922 waren somit die PFS der III., IV. und V.Auflage im Einsatz:

    Topf schreibt, dass die PFS der III.Auflage (Ziermuster) und IV.Auflage (Ziermuster mit "DEUTSCHES REICH") bis 11.12.1922 nachgewiesen sind. Die Verteilung der IV.Auflage erfolgte zwischen Juni und Oktober 1922 und könnte nahtlos in die Verteilung der V.Auflage übergehen; zum Beginn der Verteilung der V.Auflage (Achteckiger Rahmen) gibt er keine Informationen. Es bleibt spannend und mal schauen, welche Früh- und Spätverwendungen noch auftauchen.

    Vielen Dank für deinen Hinweis und besten Gruß

    Michael

  • Hierzu ein Brief der Zollagentur Spaarmann in Emmerich an die Firma Schott & Co in Niederolm. Ich habe nicht herausgefunden, ob das ein Betrieb der heutigen Schott AG war.

    Die Firma Spaarmann wurde 1836 in Emmerich gegründet und war ursprünglich eine Zollagentur, von denen es am Rhein bis zur Einführung des freien Handels innerhalb der EU eine Menge gab. Aus Erzählungen ist mir bekannt, daß die Schiffe manchmal tagelang an den Steigern lagen bis alle Zollformalitäten erledigt waren. Entsprechend lebhaft ging es damals in Emmerich zu und die Geschäftsleute machten glänzende Geschäfte. Spaarmann wurde zu einem Spediteur, der heute als Logistikdienstleister hauptsächlich im nahen und fernen Osten aktiv ist.

    https://www.spaarmann.eu/index.php/geschichte.html

  • Hallo,

    Fernkarte von Weilmünster nach Bremen vom 5.11.1922. Der Absender frankierte die Postreiterganzsache ( P 146) mit dem Wert 75 Pf. mit

    Marken zu 75 Pf. und 1,50 Mark auf die erforderlichen 3 Mark Gebühr für eine Fernkarte auf.

    Aber am 31.10.1922 verloren die Germaniamarken ihre Gültigkeit. Somit wurde die Germania blau umrahmt und ein Nachporto von 1,50 Mark vom Empfänger verlangt. Das doppelte des Fehlbetrages in der Periode 9 , ab dem 1.3.1923 ( Periode 13) war es dann das 1 1/2 fache.

    Die Germania ( Mi.104) kam am 20.2.1919 an den Schalter. Sie hat hier die schöne Farbe c, die seltener ist.

    Beste Grüße Bernd

  • Hallo,

    Wertbrief vom 3.11.1922 von Charlottenburg nach Oldenburg.

    Brief 189 gramm = 10 Mark Gebühr

    Einschreibung = 4 Mark

    Versicherungsgebühr = 3 Mark pro 1000 Mark= 6 Mark

    Gesamt 20 Mark wie frankiert.

    Die 160 Pfennige ist die seltene Mi. 190, also mit Wasserzeichen 2 Waben.

    Peschl hat diese signiert und in den Zierstempel nochmals seine Prüfstempel gesetzt.

    Die 5 ;10;15; 30; 80; 120 und 160 Pf. Marken mit dem Wasserzeichen 2 haben mich mein ganzes Inflaleben verfolgt.

    Unzählige Male haben wir diskutiert, warum wurden im April 1922 noch diese Marken gedruckt. Die brauchte kein Postkunde mehr.

    Die Inflaberichte 282 und 283 dieses Jahres brachte endlich die Aufklärung.

    Der Sammler Herr Bernd Klemm hat in einer phantastischen Fleißarbeit die Archive durchsucht und Unglaubliches gefunden.

    Das Postmuseum hat für Sammlerzwecke je eine Million Marken pro Wert mit dem neuen Wasserzeichen nachbestellt.

    Eine unglaubliche Geschichte, sehr lesenswert. Aus der Recherche: Drucksache bis 20 gr. am 24.3.1922 = 50 Pf. Gebühr

    Bestand in Reichsdruckerei an dem Tag 617900 Bogen, noch zu drucken 10000 Bogen. Eine Marke (178) mit 5 Pf. Wert, nicht zu glauben.

    Beste Grüße Bernd