• Hallo Don Stefano,

    zuerst möchte ich die Frage beantworten, die du gar nicht gestellt hast: Siegelseitig der Vermerk des Absenders: Ins(inuirt) den 20. Mai 1848 - Kühnl.

    Zum Thema "Insinuation" wirst du hier unter der Suche vieles finden (vor allem vom Kenner Erdinger).

    Im Inhalt lese ich oben: 6x Porto und unten links die Auflistung aller angefallenen Kosten:

    30x Taxe
    16x Beglaubigung
    7x Stempel (dazu gehörten auch die 3x deines Briefes)
    9x Porto (das waren dann 3x Franko von der Behörde und 6x Porto deines Briefes).

    Ich mag solche Aufstellungen, weil sie aussagekräftig sind, was die tatsächlichen Kosten damals angeht und man das sonst kaum eruieren können würde.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Danke für den Hinweis. Ich habe von Insinuationsdokumenten bereits gehört und besitze gar ein weiteres preußisches Exemplar.
    Hier habe ich auf Grund des lediglich kleinen Hinweises auf der Briefrückseite jedoch die Tatsache, dass es sich um ein solches Dokument handelt, einfach übersehen.

    Ist die Annahme korrekt, dass das Landgericht die Insinuation veranlasst hat und einen Beweis für die Zustellung dieses Briefes an den Empfänger wollte?
    Wieso ist die Insinuation bereits vom 20.5. - der Brief wurde laut Stempel erst am 21.5. zugestellt?

    Handelt es sich hierbei korrekterweise um einen Teilfrankobrief?

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefano,

    mit der Übergabe des Briefes an die Aufgabepost am 20.5. galt der Brief als insinuirt (heute: insinuiert). Wann die Insinuation dann durch Übergabe und Vorlesens beim Empfänger griff, war eine andere Sache.

    Deine 1. Frage kann man mit "Ja" beantworten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Vielen Dank. Somit sind alle Fragen zu diesem Brief geklärt. Lediglich die Tatsache, ob es sich um einen Porto- oder einen Teilfrankobrief handelt, ist mir noch unklar. Schließlich sind sowohl Porto- wie auch Frankoelemente vorhanden.

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefano,

    Zitat

    Schließlich sind sowohl Porto- wie auch Frankoelemente vorhanden.

    vorne 6x = Portobrief. Frankoelemente wären vorne unten lnks "frey", "Fco" oder ähnliches und die Siegelseite würde das kassierte Franko zeigen. Beides sehe ich nicht - du hast ihn also korrekt unter den Portobriefen eingestellt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Don Stefano,

    das bezog sich auf den Inhalt. Wenn dort 9x Postporto notiert wurden, dieser Brief hier 6x kostete, dann musste es einen Frankobrief im Rahmen dieser Korrespondenz von 3x gegeben haben. Ortsb- oder Lokalbriefe der Vormarkenzeit kosteten 2x, demnach muss es sich um einen Fernbrief bis 6 Meilen und 1/2 Loth gehandelt haben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • und diesen Brief suchen wir jetzt alle, damit der Vorgang kompett wird!

    Grüssle aus Bempflingen
    Ulrich

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Hallo Don Stefano,

    wie ich in # 62 schrieb, waren diese 3x in den 7x enthalten. Die einzelnen Kosten wiesen ja genau aus, wofür wie viel Gebühren angefallen waren. Da durften keine Porti mit Stempel- oder anderen Gebühren vermischt werden, weil sie getrennt abzuführen waren. Analog zu heute wird die Kfz - Steuer ja auch nicht mit der Schaumweinsteuer in einen gemeinsamen Topf geworfen, sondern separat ausgeworfen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Absender: Herr Friedrich Merkel aus Nürnberg
    Empfänger: Herr Benedikt von Poschinger in Oberzwies(e)lau (siehe Foto im Anhang)

    Benedikt Reichsritter und Edler von Poschinger (* 30. November 1785 in Oberfrauenau; † 4. Mai 1856 in Oberzwieselau) war ein Gutsbesitzer und Politiker aus dem Adelsgeschlecht Poschinger.
    1808 heiratete er Anna Maria von Hilz, die Witwe des 1807 verstorbenen Nikolaus Ignaz Reichsedler von Hilz, die am 30. März 1810 mit 23 Jahren verstarb. Dadurch kam er in den Besitz des Glashüttengutes Oberzwieselau. Am Kleinen Regen errichtete er 1814 eine Hohlglasfabrik, die er „Oberzwieselauer Kristallglasfabrik“ nannte und als „Regenhütte“ bekannt wurde.

    Das Schloss in Oberzwieselau ließ Benedikt von Poschinger um das Jahr 1839 erbauen, ferner ein Brauhaus und landwirtschaftliche Gebäude.
    Von 1819 bis 1822, von 1825 bis 1828 und von 1837 bis 1843 gehörte Poschinger dem Bayerischen Landtag an. 1851 wurde er wegen seiner großen Verdienste in der Land- und Forstwirtschaft und besonders in der Glasindustrie mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens vom Hl. Michael ausgezeichnet.

    Taxierung: Portobrief i.H.v. 12 Kr. rh. | sonderbarer Stift, die "12" erscheint ausgebleicht !?

    Stempel: Aufgabestempel NÜRNBERG (Feuser 2547-17, viele Typen, L2 s) vom 10.11.1837

    Inhalt - Auszug: "In höflicher Erwiederung Ihres Geehrten vom 7. d. wiederhole ich georderten Inhalt nicht; werde aber von den mir damit gefälligst übermachten f 668: 52 + 6 ultimo (?) dies auf I. M. Buchenbacher seiner Zeit sowohl den Accept, als richtigen Eingang in Ihr Guthaben besorgen, und Sie vom Geschehen benachrichtigen. [...] Baldiger factura über die Glaskolben entgegensehend, zeichne achtungsvoll und ergebenst. Friedrich Merkel."

    U.l. Vidi = Vermerk über Kenntnisnahme?

  • Hallo Don Stefano,

    12x war das Porto für Briefe über 18 bis 24 Meilen im 2. Gewicht (8 + 4) über 1/2 bis 1 Münchener Loth. Die wässrige, blaue Tinte ist typisch für Nürnberg.

    v. Ultimo d. = vom Ultimo dieses Monats = 30.11.1837.

    "Die dagegen auf mich abgegebene f600 f400 1 Monat dato von I. B. Schaky werde ich bei Vorkommen prompt zu Ihren Lasten einlösen."

    "Angenehm wäre es mir, wenn Sie die Gefälligkeit hätten, den Glaskolben ein paar große weite Trichter von Glas gegen Berechnung beizupacken."

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • 1839

    Portobrief - Taxierung i.H.v. 3 Kr. rh. (?)

    Absender: Herr Joh. Peter Müller, Bayreuth
    Empfänger: Herr Kaufmann Glenk zu Pegnitz

    Luftlinie: 20 km

    Infos zum Empfänger: "Im Iahre 1862 übernahm Wilhelm Glenk den Kaufmannsbetrieb von seinem Vater und konnte ihn weiter ausbauen und in Pegnitz sogar Bürgermeister werden, bevor er seinen Betrieb 1897 wiederum an seinen Sohn Friedrich übergab. In erster Linie umfasste der Handel Lebensmittel wie Zucker, Salz, Kartoffeln, Käse, Eier, Geflügel und Räucherfleisch, Zwiebeln, Heringe, Obst und Süd- früchte. Aber auch Schießpulver, Tabak und Petroleum sowie Benzin wurden gehandelt." Quelle

    Aufgabestempel: BAYREUTH (Feuser 202-20 K1 s)

    Transliteration:

    Herrn Wilhelm Glenck zu Pegnitz
    Baireuthe, den 29. April 1839

    Ihr Werthes vom 27. dies erhielt ich mit Vergnügen, und entgegne Ihrer gütigen Anfrage hierauf: das ich Ihnen die ______________ eben so, __________ Tafeln ________
    12. Tafeln ______ für mein _______________. Was aber den Rabat betrift, ist mir bei den jezigen Holz u. _____ Preis nicht möglich mehr denn 12 Prozent zu verlassen, da an den _____________ ohne dass ein geringer _________ ist, welches Sie als erfahrener Geschäfts Mann wohl glauben können. Wollen Sie mich hierauf mit Ihren Anfragen ersonnen (?) so werde immer auf gute Waare folgen, und mir Ihr Zutrauen zu erhalten wissen. Ihren _______ entgegensehend zeichnet achtungsvoll Jon. Pet. Müller. 

  • Hallo Don Stefano,

    Ihr Werthes vom 27. dies erhielt ich mit Vergnügen, und entgegne Ihrer gütigen Anfrage hierauf: das ich Ihnen die bemerkten Pfeffernisse eben so nehmlich 6 1/2 Tafeln große
    14. Tafeln gleine für meine Tochter erlassen kann. Was aber den Rabat betrift, ist mir bei den jezigen Holz u.Weinz Preis nicht möglich mehr denn 12 Prozent zu erlassen, da an den Pfeffernissen ohne dass in geringer Mengen ist, welche Sie als erfahrener Geschäfts Mann wohl glauben können. Wollen Sie mich hierauf mit Ihren Anfragen erfreuen so werde immer auf gute Waare sehen, und mir Ihr Zutrauen zu erhalten wissen. Ihren Befehlen entgegensehend zeichnet achtungsvoll Jon. Pet. Müller seelige Wittib (= Witwe).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ich staune immer wieder erneut wie problemlos Du ohne an einem einzigen Wort hängen zu bleiben stets neue Handschriften innerhalb kürzester Zeit transkribierst.
    In dieser Hinsicht bist Du wirklich mein großes Vorbild. :thumbup:

    "Witwe oder Witib (veraltet, in Österreich auch Wittib) oder Witfrau (schweizerisch, ansonsten veraltet) bezeichnet Frauen, die ihren Ehepartner verloren haben; Witwer bzw. Witmann (schweizerisch, ansonsten veraltet) Männer, die ihren Ehepartner verloren haben." Weshalb hat Herr Müller die weibliche Form Wittib verwendet? In Andenken an seine verstorbene Frau?

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefano,

    hier hat die Wittib des J. P. Müller gezeichnet - die Firma lautete ja auf den Namen ihres Mannes (oder dessen Vaters).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • War es gewöhnlich, dass Witwen die Geschäfte ihrer Männer übernahmen, wenn kein Sohn existierte? Ich kann mir vorstellen, dass viele Frauen zu Lebzeiten ihrer Männer nicht in die geschäftlichen Angelegenheiten eingebunden waren und entsprechendes Wissen bzgl. unternehmerischen Tätigkeiten fehlte - immerhin sprechen wir von den Anfängen und der Mitte des 19. Jahrhunderts.

    Beste Grüße,
    Stefan