• Hallo Tim,

    danke für die "Blumen".

    Nachfolgend möchte ich noch ein Kärtchen zeigen, welches mir heute auf den Tisch kam:

    30 Pfg. Wappen auf einer eingeschriebenen Nachnahmepostkarte von München nach Gilly in Belgien aus dem Jahre 1906. Solche Karten findet man i.d.R. nur in die Schweiz, alle anderen Länder sind relativ selten.

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo,

    dieser Brief aus Erlangen vom 4.10.1860 war nur mit 12 Kr. frankiert und daher unterfrankiert. Das richtige Franko wäre 16 Kr. gewesen.
    Es sieht so aus, dass die Unterfrankatur beim preußischen Grenzpostamt Aachen bemerkt wurde und mit 1 3/4 Sgr. nachtaxiert, die wohl Bayern belastet wurden. Daraufhin wurde P.D. gestempelt und das Belgien zustehende Weiterfranko von 2 Sgr. angeschrieben.
    Nur wie kommt man auf 1 3/4 Sgr.?
    Lt. Postvertrag Preußen-Belgien von 1852 waren ungenügend frankierte Briefe als unfrankiert anzusehen und auch so zu behandeln.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    nach meinen Unterlagen gab es ab 1855 einen Nachtragsvertrag bzgl. der Behandlung unterfrankierter Briefe, festgehalten in der bay.Verordnung vom 28.06.1856, dannach war die Frankatur anzurechnen.

    Nachdem anscheinend bei der Leitung über Preussen immer wieder Probleme mit diese Regelung entstanden, wurde mit Verordnung vom 28.10.1858 diese Regelung für die Länder Rußland, Niederlande und Belgien wieder rückgängig gemacht.

    Die 1 3/4, wenn sgr, wären 7 Kreuzer, könnte evtl. bedeuten, die PV-Gebühr wurde anerkannt und die fehlenden 7 Kreuzer Weiterfranko noch berechnet?

    Viele Grüsse
    Christian

    Einmal editiert, zuletzt von Leitwege (29. Dezember 2013 um 16:33)

  • Liebe Sammlerfreunde,

    m. E. wurde hier so verfahren: Unterfrankiert und dies in Bayern nicht bemerkt. Zur Vereinfachung der Abrechnung tat Preußen so, als wäre der Brief für Belgien voll frankiert und stempelte P.D.. Dadurch dufte keine Nachtaxe auf dem Brief notiert werden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (30. Dezember 2013 um 09:49)

  • Hallo bayern klassisch,

    warum fehlten 6 Kreuzer? Franko waren doch 16 Kreuzer, oder nicht? 12 Kreuzer sind verklebt.

    Habe nochmal im Zangerle die Reduktionstabelle angeschaut. Da steht das 1 3/4 sgr. 7 Kreuzer sind (2sgr sind auch 7 Kreuzer, 1 1/2sgr sind 6 Kreuzer)
    Jetzt bin ich verwirrt...

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,

    muss morgen nachschauen - war alles aus der Hüfte. Ich habe die offiziellen Reduktionstabellen, werde das prüfen. Ich muss auch nachschauen, ob Portobriefe nicht einen Zuschlag kosteten. Wenn dem nicht so ist, korrigiere ich mein Posting.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Leitwege,

    ich habe meine Antwort korrigiert - es gab keinen Zuschlag für unterfrankierte bzw. unfrankierte Briefe bis zum Folgevertrag.

    Bei mir stehen 1 3/4 Sgr. = 6x und erst 2 Sgr. für 7x. Warum man 1 3/4 in Preußen geschrieben hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich habe alle Quellen bis inkl. 1860 durchforstet und keinen Hinweis auf eine solche Behandlung gefunden. Von daher Gratulation an liball für einen m. M. n. einzigartigen Brief.

    Was ich mir vorstellen könnte, wäre eine Falschbehandlung durch Preußen, auch wenn das nicht sehr wahrscheinlich ist, oder eine Änderung der Belgisch - Preußischen Manipulationsvorschriften, die nicht an die Postvereinsstaaten weiter gegeben wurde. Aber dazu brauchte es die preußischen Vorschriften, die ich nicht habe.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    an dem nachstehenden Portobrief sehe ich mich nicht einmal in die Lage versetzt, die eine oder andere Ziffer zu entziffen. Deswegen lasse ich besser mal die Finger davon, hier irgendwas bzgl. der Taxierung zum Besten zu geben, das gäbe sehr wahrscheinlich eine ziemlich blamable Sache. Wiegen tut er ca. 5 gr, ist vollständig mit kpl. Inhalt. Was natürlich auch von Interesse wäre ist der Postvertrag, der hierfür gültig war. Wer kann helfen ?

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    aus der Hüfte: PV Bayern - Preußen 1.4.1835.

    Die Aufgabepost notierte 6x in Rötel bis zur Grenze.

    Kreuznach reduzierte diese in 1 3/4 Sgr.. Dazu kamen 4 Sgr. preußisches Porto bis Aachen = 5 3/4 Sgr. Belastung an Belgien.

    Belgien notierte nie den eigenen Portoanteil auf den Briefen, sondern notierte stets das Gesamtporto für den Empfänger, hier 13 Decimes, also ca. 36x bzw. 10 1/4 Sgr.. Wenn man möchte, kann man so das belgische Porto mit 4 1/2 Sgr. anrechnen, womit man sieht, wie teuer Belgiens Postdienst war.

    Der Stempel Rh. Baiern kam immer in Kreuznach auf die Briefe, weil man von dort und nach dort alles nach und über Preußen zu leiten hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...verdammt, den roten Bayern-6er habe ich bis jetzt verzweifelt angestarrt und...das die ganze Zeit für einen 4er gehalten. :rolleyes:

    Besten Dank bk, ich wäre da nicht drauf gekommen + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunde,

    4 unterschiedliche Abschläge eine nicht zustellbare Sendung betreffend sind auf der nachstehend abgebildeten Ganzsachen-Poka vorzufinden:

    REBUT = Unzustellbare Sendung
    INCONNU A L`APPEL = Unbekannt beim Aufruf
    RETOUR À L`AUTEUR = zurück an den Verfasser
    RETOUR - ZURÜCK

    Ob die Schaukeln des hiermit offenbar ein Gewerbe betreibenden Empfängers dann doch noch die benötigten Laternen vom Enkenbacher Hersteller H.Stock erhalten haben, werden wir wohl nicht mehr erfahren.

    + Gruß

    vom Pälzer

  • @ Pälzer


    inconnu à l'appel würde ich anderes übersetzen --> unbekannt beim Aufruf.


    Ein Briefträger hat uns erklärt wie das von statten ging: Ist ein Brief nicht zustellbar weil der Empfänger ungekannt ist, wird er im Verteilerzentrum (Postbüro) Namentlich ausgerufen. Kennt nun ein anderer Briefträger den Empfänger wird er sich melden und den Brief mit auf seinen Rundgang nehmen. Meldet sich aber keiner der anderen Briefträger - geht der Brief zurück mit dem Vermerk "inconnu à l'appel"

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Liebe Freunde,

    heute stelle ich euch meine Lieblings - Fingerhutstempelbrief vor, der am 23.8.1845 in Weisendorf geschrieben und am 25.8.1845 in Emskirchen zur Post gebracht wurde. Der Brief vereint m. E. mehrere Besonderheiten, auf die ich hier näher eingehen will.

    Äußerlich ein klassischer Damenbrief, geschrieben auf gefaltetem Bath - Papier, ergo leicht und bekömmlich, wie Loriot zu sagen pflegte. Die Absenderin wollte kein Franko bezahlen, ihn jedoch unter Chargé und poste restante verschicken. Für die Recommandation zahlte sie 4x, das wars.

    Die Post rechnete 14x von Emskirchen bis zur bayer. Grenze. Diese entsprachen genau 4 Sgr.. Preußen addierte 3 1/2 Sgr. bis zur belgischen Grenze = 7 1/2 Sgr..

    Wie bei den Benelux - Staaten üblich, notierte man kein eigenes Porto, sondern "reduzierte" das fremde Porto in heimische Währung und addierte sein Porto obendrauf. Dadurch bekam der Baron Hermann von Guttenberg 24 Decimes (ca. 1 Gulden 10x) angesetzt und ob dabei eine Restante - Gebühr noch dazu kam, weiß ich leider nicht; vlt. können unsere Luxemburger Spezialisten hierzu etwas sagen? Müsste ja in LUX und BE gleich gewesen sein.

    Dass die Post auch ohne die Absenderangabe "par Francfort a/M et Aix - la - Chapelle" (=Aachen) den Brief wie üblich geleitet hätte, steht wohl fest. Gleichwohl ist der heute noch vollständig erhaltene Inhalt nicht uninteressant (von Guttenberg an und zu Guttenberg gewissermaßen):

    "Mit wahrem Schmerz entnehme ich deinem letzten Brief, mein armer Hermann, daß du unbegreiflicher Weise noch keinen Brief erhalten und also gänzlich ohne Nachrichten bist. Ich kann mir deine Rage und dein Staunen vorstellen und wäre wirklich untröstlich wenn Nachlässigkeit meiner Seits daran Schuld wäre. Aber wir haben dir schon dermal geschrieben und nach deinem verlängerten Aufenthalt am Rhein hoffte ich du würdest zwei Briefe in Ostende finden. Leider brachten dir dieselben keine guten Nachrichten denn seit du weg bist war die arme Mutter sehr leidend ..."

    Hier wird durch den Inhalt alles erklärt: 2 Briefe scheinbar verschwunden (wohl frankierte, daher jetzt unfrankiert).
    Weil Briefe verschwanden, jetzt Versendung per Chargé mit 25 Gulden Ersatzleistung, wenn auch dieser verschwunden sein sollte.
    Weil er unterwegs am Rhein war, die Lagerung als poste restante.

    So schließt sich der Kreis wieder und alles wird klar.

    Dazu ein grüner, belgischer Transit und ein oranger Ankunftsstempel, gepaart mit einem gelben (!) Siegel - fertig ist der Traumbrief. :P:P

  • ...au au, 70 Kreuzer total musste der Herr von G. zu Ostende für den von Frauchen Recommandirten löhnen, der Gesamtverdienst eines Tagelöhners von ca. 2 Monaten...egal, uns kanns recht sein. ^^

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... es war halt schon immer etwas teurer, einen guten Geschmack zu haben ... :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Lulu,

    vielen Dank - eine Zusammenstellung über die eventuellen Kosten für poste restante weltweit täte Not, weil die meisten schon nicht wissen, ob bei ihrem Sammelgebiet dieser Postsonderdienst kostenlos oder kostenpflichtig war. Aber wer sollte das koordinieren?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sylvain,

    can you make a detail-scan with high dpi of the yellow stamp and it`s cancelleation ?

    + Gruß !

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis