Über den Atlantik

  • Hallo Dieter,
    drücken wir Nils die Daumen das er von dem Archiv ein Antwort bekommt. :)


    Der Absender schickt die Nachbestellung zwei Wochen nach dem ersten Brief, ob er da mit gerechnet hat das es so lange dauern könnte? Falls die Weine auch 5 Monaten unterwegs wahren, das ist unglaublich...
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde


    Danke für die Kommentare :)


    @Dieter: Es war von März 1802 bis May 1803 Friedenszeit (Frieden von Amiens) so es gab keine grosse Schlachten oder grosse feindliche Handlungen wenn der Brief unterwegs war. So der Laufzeit ist deswegen nicht so lang geworden. Und Seeblockade gab es keine. Ob es eine tatsächliche 5 Monaten langen Laufzeit war, wissen wir nicht - wir wissen nur dass der Brief in November geschrieben ist. Vielleicht ist es aber so schnell nach erste Bestellung geschrieben weil der Absender an einen Schiff gehofft hatte.


    Das Schiff HMS Cerberus ist schon bekannt, aber wir kennen die Bewegungen nicht zwischen 1801 und 1803 so ganz genau. Nur wissen wir dass es ein Schiff HMS Cerberus in Dienst bei Jamaica in Herbst 1802 war. Da der Brief zuerst von Jamaica nach England und dann von England nach Madeira gebracht war, war es hier 2 Schiffsbewegungen und man kann nicht feststellen welche Richtung das Schiff HMS Cerberus den Brief gebracht hatte, oder auch beide Wege.


    Portugal und England waren immer eng befreundet und die Engländer hatten auf Madeira ein guten Spielraum.


    Filigrana: Es ist eigentlich ein langer Laufzeit was man hier sieht. Aber es lief nicht jeden Tag ei Schiff so dass bei doppelten Schiffsverbindungen wohl etwas Laufzeit erwarten muss. Ob der Wein das geschafft hat ohne Qualität zu verlieren? Zum anfang an war Madeira-Wein ein Wein in geringer Qualität. Aber nachdem man angefangen hat dieser Wein nach India zu schicken, war ja ein günstiger Wein, hat man herausgefunden dass der Wein besser geworden ist. Danach hat man angefangen den Wein auf kleine Weltreisen zu schicken um die Qualität zu heben. Erst 16.-17. Jahrhundert hat man Lagerungsbedingungen in Madeira geschafft so dass man diese Qualität auf Madeira schaffen konnte. Ich denke daher dass man schon viel über Schiffsverbindungen und Qualitätsänderungen wussten.


    Viele Grüsse, Nils

  • Hallo Nils,
    HMS – für was steht diese Abkürzung, Schiff Seiner Majestät?
    LG A

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    W. v Humboldt

  • Hallo Adriana,


    schöne Schiffe waren das damals. :P:P:P


    H(is) M(ajesty´s) S(hip), wenn ein König in GB an der Macht war.


    Her Majesty´s Ship, wenn es eine Königin war (Elizabeth I oder II).


    Es gab und gibt auch die HRM Steamer XY, also die "His Royal Mail Dampfschiffe XY" bzw. ähnliche Notationen auf Briefen nach und von Übersee.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch ()

  • Danke schön für die Antworten,
    es hilft viel wen einer bei so schönen Brief stehen bleibt sich mindestens ein bisschen eine Vorstellung zum machen.
    LG A

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    W. v Humboldt

  • Hallo Nils,


    deine Cerberus (Frigate) kam am 19?.1.1803 in Bantry Bay, Ireland an und
    in Portsmouth am 4.2.1803.
    Der Brief dürfte am 10.2 Richtung Madeira gelaufen sein, hier das Schiff festzustellen dürfte schwierig werden.
    Das einfache Porto London - Madeira betrug 10d, wo die anderen 26d herkommen kann ich nicht sagen.


    Beste Grüße


    kibitz

    • Offizieller Beitrag

    Hallo kibitz


    Danke für deine Antwort.


    Gut dass du mehr weiss als das Marine Museum in Portsmouth. :) Meine Haupt-Hypothese war auch dass das Schiff Cerberus (jetzt mal richtig geschrieben) in Portsmuth landete da es einen wichtiger Marine-Station da war. Aber sicher konnte ich es auch nicht feststellen.


    London - Madeira für 10 Pence ist davon bedingt dass es kein Packet Brief war sondern unter "sealed baggs". Ist auch möglich. So ist es auch Jamaica - England, und meine Gedanken hierzu war dass es wahrscheinlich war dass ein HMS "Sealed Bagg" hatte und daher 10 Pence kostete.


    Also nach meine Gedanken


    Jamaica - London: 10 Pence (Halbe Packet 1/8)
    London - Madeira 20 Pence (Volle Packet 1/8)
    Es fehlt aber noch 6 Pence ..... so offenbar ist nicht alles geklärt :)


    Vielleicht ist es möglich dass Schiff mal zu finden wenn der Brief den Packet von Falmouth aus gebracht war. Wo weiss ich aber nicht.


    Viele Grüsse
    Nils

  • ... noch ein Stück aus Zeiten politischer und postalischer Veränderungen:
    Die USA hatten 1808 von Frankreich Virginia gekauft und das Staatsgebiet der Vereinigten Staaten erheblich vergrößert.
    Napoleon brauchte das Geld zur Finanzierung seiner Kriege in Europa.
    Der angehängte Brief stammt aus der Zeit der Kontinentalsperre Napoleons gegen England.
    Post aus den USA nach England lief z.T. über den sicheren, von England besetzten Hafen Lissabon in Portugal und dann erst nach England.
    Der gezeigte Stempel LISBON F mit Datum ist die früheste bekannte Verwendung. Der Stempel ist im Handbuch der Schiffsposteingangsstempel Englands abgebildet.


    Mit freundlichen Grüßen


    Rolf- Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Rolf-Dieter


    Ein sehr interessanter Brief :)


    Zu deine Beschreibung kann ich nicht viel Hinzufügen. Aber ich würde hier nicht viel Wert auf die Kontinentalsperre legen. Die Kontinentalsperre hatte an die Trafic nach USA keine rolle gespielt. Was hier wichtig war die so gennante "War of 1812" der bis 1814/1815 gedauert hat. http://www.history.com/topics/war-of-1812


    Eben zu diese Zeit war es schwerer als normal Briefe oder Güter hin und her geschickt. Eine Sendung über Portugal wie du es hier zeigt war ja auch eine Möglichkeit obwohl Portugal ein Alliierter war. Aber auch den direkten Weg hin und zurück war auch nicht ganz dicht. Ist aber ab 1813 immer dichter geworden.


    Viele Grüsse, Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Rolf-Dieter


    Ich habe eine Frage zu der Stempel. Du schreibst: Der gezeigte Stempel LISBON F mit Datum ist die früheste bekannte Verwendung.



    Meinst du hier früheste bekannte Verwendung bei Briefe aus USA? Dieser Stempel war ja allgemein von 1810 in gebrauch gesetzt.



    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Zucker war ein grossen Handelsware über den Atlantik, und die grössten Abnehmer zwischen 1789 und 1815 war Hamburg und London. Hamburg hat aber seine Rolle als Zuckerimporteur mehr und mehr verloren nachdem Hamburg mehr und mehr eingesperrt geworden ist.


    Die Zuckertransporte nach Grossbritannien ging aber meistens problemlos. Und Briefe zu finden mit Bezug zu Zuckerimport ist keine grosse Überraschung, noch weniger wenn die Briefe aus Jamaika stammen.


    Hier zeige ich einen Brief der von Jamaika 23. März 1800 abgeschickt war und in London 9. Mai landete. Der Brief war zuerst falsch taxiert geworden, mit 10 Pence als ob es ein ausserpostalischen Schiffsbrief war. Der Inspekteur hat es aber anders gesehen und den Brief als Packetbrief taxiert. Es ist ja auch unten links Packet vermerkt geworden. Deswegen musste der Empfänger 3 Shilling 4 Pence bezahlen für einen 2 Sheet Brief (1 Sheet Brief kostet 1 Sh 8P). Um die Taxierungsänderung zu bestätigen ist es eine Inspekteurstempel, rote Krone, abgeschlagen geworden.


    Interessant finde ich auch die Adresse: William P Perrin in care of Davidsons & Graham. Der Empfänger war also Perrin der sein Wirtschaft von Bristol aus getrieben hat. Wie man es auch oben auf der Brief vom Perrin vermerkt zu lesen ist: Answered from Bristol May 27th. Wie der Brief von London nach Bristol geschickt war, ist schwer zu wissen. Aber weil Davidsons & Graham sehr viele Briefe an Perrin empfangen hat, rate ich dass es ein sehr nahen Verband war und dass Perrin selbst die Briefe in London abgeholt hatten und auch sogar die Briefe öfters in London selbst beantwortet hatten. Also mit geteilter Büro.


    Im Brief sind ua zwei Ladungen Zucker 9 und 40 Hogsheads braunen Rohzucker. Die Frachtbriefe hierzu kann ich auch zeigen.
    Zu Hogsheed: https://en.wikipedia.org/wiki/Hogshead - also nicht nur für Wein benutzt.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hier zeige ich einen Brief der von Jamaika 23. März 1800 abgeschickt war und in London 9. Mai landete. Der Brief war zuerst falsch taxiert geworden, mit 10 Pence als ob es ein ausserpostalischen Schiffsbrief war. Der Inspekteur hat es aber anders gesehen und den Brief als Packetbrief taxiert. Es ist ja auch unten links Packet vermerkt geworden. Deswegen musste der Empfänger 3 Shilling 4 Pence bezahlen für einen 2 Sheet Brief (1 Sheet Brief kostet 1 Sh 8P). Um die Taxierungsänderung zu bestätigen ist es eine Inspekteurstempel, rote Krone, abgeschlagen geworden.


    Hallo Nils,


    meines Erachtens annulliert der sogenannte "Inspector Mark" die dritte sich auf dem Brief befindende Taxe, nämlich die 5 sh. für einen offenbar zunächst dreifach taxierten Brief. Und mit viel Phantasie lässt sich ein weiterer "Inspector Mark" über der 10d. erkennen. Das würde zumindest Sinn machen, weil ja Fehltaxierungen oft/immer so korrigiert wurden.


    Die 10d. für einen Ship Letter kann ich mir übrigens auf die Schnelle nicht erklären. Hast Du eine Quelle für diese Taxe?


    Viele Grüße,
    nitram


    • Offizieller Beitrag

    Hallo nitram


    Du hast bessere Augen als ich :) Die 5 Shilling Taxierung habe ich gar nicht beachtet. Danke :)
    Ja, vielleicht ist es sogar ein zweiten Mark hier, aber sicher kann man es nicht sagen.


    Warum 10 Pence? Bin auch nicht sicher. Habe aber 10 Pence bei einige andere Briefe gesehen, ohne dass es sicher gestellt war wo der Brief in England landete. Hoffentlich kann ich mehr dazu sagen wenn ich etwas mehr Erfahrung habe. Brauche noch einige (viele) Briefe um einen Muster zu sehen.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Vielleicht noch eine Anmerkung zu der Taxe in Höhe von 2 x 1sh./8d. = 3sh./4d.:
    Der Brief ist auf dem Seeweg nach Falmouth und ab da auf dem Landweg nach London befördert worden. Die Taxe setzt sich für einen einfachen etc. Brief aus der Packet Letter Rate in Höhe von 1sh. (Tarif von 1797) und der Inlandgebühr Falmouth/London (größer 150 Meilen) in Höhe von 8d. (ebenfalls Tarif von 1797) zusammen.


    Viele Grüße,
    nitram


  • Hallo Nils,


    ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung!


    Dieses Thema ist für mich eines der größten Mysterien (unter vielen :D ) der Postgeschichte des Vereinigten Königreiches. In dem tollen Buch "for the Port & Carriage of Letters" von David Robinson findet sich auf Seite 7 etwas zu diesem Thema:


    "In general rates varied according to the size of a letter or packet. From the start of the Post Office service until the reforms of 1839, the basic charge was normally for a letter made up of just one sheet of paper; any enclosure, or use of a cover, attracted an extra rate. The practical difficulties may be imagined of deciding on whether or not a letter contained enclosures, given that the Post Office had no authority to open any letters for examination. Problems encountered by the Post Office show in the many covers bearing altered charges."


    So richtig glücklich macht einen das nicht, aber mehr kann ich zu diesem Thema zur Zeit nicht beitragen. :wacko:


    Viele Grüße,
    nitram


    • Offizieller Beitrag

    Hallo nitram


    Das Buch kenne ich nicht und ist leider auch überall ausverkauft. Aber danke für Zitat und den Tipp :)


    Das Problem ist also allgemein gekannt. Spekulativ konnte man vielleicht hierzu sagen dass man trotz alles etwas nach Gewicht taxiert hat. Der 1 Oz Grenze gab es ja, so ohne Gewichte war man also auch nicht. Ohne irgend einen quellenmässig Hinweis bleibt es wohl auch ein Spekulation.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo in die Runde,


    vlt. hat man nach der Dicke der Briefe taxiert? Einen Bogen Papier der Größe X kann man nur eine gewisse Anzahl mal falten, dann ist Schluß.


    Auch ital. Postverwaltungen kannten dieses "Bogen - System" und waren doch 2.000 km oder weiter voneinander entfernt, so dass es Parallelen gab.


    Möglich wäre auch, dass man seine Postler schlecht bezahlte, ihnen aber einen Anteil vom Umsatz als Tantieme gegeben hat und so die Bezahlung seiner Leute zum Teil auf die Kunden abwälzen konnte. Aber das ist nur geraten ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.