Frankreich - Bayern Postvertrag 1.7.1858

  • Hallo Ralph,


    bin auch noch ganz betüddelt davon ^^ Bischwiller liegt ja nun nicht gerade weit von der Grenze, sprich 41 km, das lag wohl aber dennoch nicht mehr im begünstigten Grenzrayon. Bei dieser Gelegenheit frage ich mich allerdings wie weit das auf beiden Seiten eigentlich gereicht hat. Weisst Du das eventuell genau ?


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hi Rob,


    you mean the contrast between orange and blue ?


    Regards

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    30 km in direkter Linie - 41 war da viel zu weit, aber viele Ortspaare gibt es nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




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    Und Ralph, natürlich vielen Dank für die Klarstellung !


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer ()

  • Hallo Tim,


    im Vertrag sind die Orte beidseitig genannt, die innerhalb dieser 30-Kilometer-Zone liegen.

    Da kostete der Brief nur 20 Centimes = 6 Kreuzer; was man noch finden könnte wäre ein "simpler" 40 C. bzw. 12 Kreuzerbrief im doppelten Gewicht bis 30 km. Aber die sind handverlesen (ich weiß aber, dass HOS einen hat, der er unerkannt schnappen konnte). :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    das Beförderungsjahr des Belegs anbei ist wegen den vielen schlechten Stempeln leider schwer auszumachen, ich tippe mal auf 1866. Aber nett anzuschauen der Leitweg, aufgegeben beim Pariser Postamt rue d´Antin (Nähe place Vendôme) nach Reit im Winkl, ganz im Süden von Bayern in den Chiemgauer Alpen. Der rückseitig angebrachte Rundstempel ist der Bahnpostabschlag Paris a Strasbourg vom 15. August, von dort ging es erst einmal nach München.


    Dann haben wir zwei weitere Halbkreiser vom 17. August, der eine dürfte Unterwössen sein, wahrscheinlich der Postexpeditionsort, dem Reit im Winkl zugeordnet war. Der etwas kleinere Halbkreiser ist so leicht nicht lesbar, es ist lediglich auszumachen, dass es ein Ortsname mit einem "SE" im Anfang sein müsste. Ich tippe man auf Rosenheim, da dort wohl von der Bahn aus Richtung Unterwössen umspediert worden ist. Lasse mich aber in alledem natürlich gerne korrigieren.


    Prof. Dr. Radlkofer (1829-1927)

    Adressatin war die Gattin des ehrenwerten Herrn Professor Ludwig Adolph Timotheus Radlkofer (1829 - 1927), dem späteren Direktor des Botanischen Museums in München.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Radlkofer


    Sehr erfreulich natürlich, dass zur Destination und dem sophy-Aspekt der linke Wert des Markenpaars im "EMPIRE" on top noch einen deutlich erkennbaren Plattenfehler aufweist.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Liebe Freunde,


    was immer auch das hoffentlich segensreiche Jahr 2021 mir noch bescheren möge, den Brief des Jahres habe ich bereits heuer gefunden und ich darf ihn hier stolz präsentieren.


    Prolog: Das Wertvollste, was ein Postgeschichtler, der Postverträge sammelt wie ich, zeigen kann, sind Belege vom 1. Tag eines jeden Vertrages, auch wenn das in 99 von 100 Fällen heute mangels Masse leider nicht mehr möglich ist. Aber ab und zu hat man Glück, jedenfalls dann, wenn einen das Pech verläßt ...


    Am 1.7.1858 trat zwischen Bayern und Frankreich ein neuer, epochaler Postvertrag in Kraft, der erst am 16.5.1872 (!!) durch einen Neuen ersetzt wurde, jetzt aber nach dem Krieg gegen Frankreich mit ganz anderen Kennzahlen und vom Deutschen Reich abgeschlossen, was Bayern nur abnickte, weil es keine gemeinsame Grenze mehr gab.


    An just diesem Tag schrieb man in Erstein einen Brief an "Madame la Baronne de Kesling Née Baronne de Perfall à Wildenberg Bavière Près Siegenburg Nieder Bayern". Der Scan hat leider den vollständigen Luxusabschlag von Erstein oben etwas verkürzt, wofür ich mich im Namen der Technik entschuldige.


    Portobriefe nach Bayern waren aber, wie bisher schon, von französischen Taxen frei zu lassen, da Bayern seine eingehenden Portobriefe natürlich in Kreuzern taxierte, wie Frankreich eingehende Portobriefe aus Bayern mit Decimes taxierte - und doch stempelte hier Frankreich (Erstein oder Strasbourg) mit einem 18 Decimes - Stempel mittig in schwarz, der eigenlich für die eingehende Korrespondenz aus Indien vorgesehen war und 18 Decimes darstellen sollte. Aber irgendwie scheint man schon am Tag des Inkrafttretens des neuen Vertrages gewusst zu haben, dass einfache, bis 10g leichte Portobriefe aus Frankreich nach Bayern dort 18 Kreuzer kosteten und zweckentfremdete diesen Stempel, wie wir es mehrfach schon sehen konnte.


    Über Strasbourg und Augsburg, quer durch Baden und Württemberg, instradierte er Bayern und in Augsburg wurden 18 Kreuzer Gesamtporto in blauer Kreide notiert, weil man mit dem schwächlich abgeschlagenen 18-Stempel der Franzosen zuerst einmal nichts anfangen konnte. Nichts anfangen konnten auch die später involvierten Poststellen mit diesem Brief nichts, denn sie ließen ihn hinten blank, wie Augsburg auch - war wohl alles zuviel für so einen frühen Postvertrag. Es ist der bisher einzige Brief, den ich in beiden Richtungen kenne, der den Ersttag zeigt und das nach 35 Jahren. Auf einen Zweiten zu hoffen dürfte die Grenze der Realität sprengen ... aber man weiß nie.


    Portoteilung intern: 60% für Frankreich, 40% für Bayern.

  • Lieber Hans Otto,


    ich danke dir, jetzt nur noch einen vom 1.1.1822, vom 1.7.1847 und vom 16.5.1872 und ich bin komplett. :D:D:D


    Es ist ein Glücksfall und auf einen bayerischen mit Ersttagsbrief mit Nr. 6 warte ich noch (und die Prüfer auch).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,


    auch von mir einen herzlichen Glückwunsch zu dem tollen Stück!

    Und Du hast natürlich recht: egal von welchem Postvertrag - einen Ersttagsbeleg zu finden ist in jedem Fall ein toller Fang. Zumal wenn er noch so gut aussieht wie deiner.


    Gruß

    Michael

  • Hello Rob,


    yes - I doubt that I find another one in my life. From about 50 Bavarian postal contracts there are less than 5 known to be 1st day, that says it all.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen unglaublichen Brief aus Perpignan vom 8.6.1871 nach Würzburg, dort unter Würzburg II (Bahnhof) am 13.6.1871 angekommen.

    Der Absender frankierte 2 mal 10 Centimes, jedoch kostete ein einfacher, bis 10g schwerer Brief bereits 40 Centimes, womit der Brief deutlich unterfrankiert war. Unterfrankierte Briefe waren mit entsprechenden Vermerken ("Affranchissement insuffisant") zu kennzeichnen, wobei es dann Aufgabe der Zielpost war, den Markenwert (20 Centimes entsprachen postalisch 6 Kreuzern) von der Gebühr eines Portobriefes (18 Kreuzer Porto = 60 Centimes) abzuziehen und die Differenz zu kassieren (hier: 60-20 = 40 Centimes = 12 Kreuzer Nachporto). Da jedes Franko bzw. Porto im Verhältnis 40% für Bayern und 60% für Frankreich zu teilen war, waren unterfankierte Briefe in der Briefkarte Forbach - Würzburg zu erfassen und nach Beikassierung des fehlenden Betrages der Aufgabepost zu bonifizieren.

    ABER: Frankreich hatte P.D. gestempelt und damit war Bayern die Möglichkeit genommen, den Brief mit 12 Kreuzern nachzutaxieren. Vermutlich hatte man in Frankreich in den Abendstunden die beiden braunen 10 Centimes-Marken mit orangen 40 Centimes-Marken verwechselt und so an einen Brief über 10 bis 20g gedacht, wofür 80 Centimes das treffende Franko darstellten.

    Halten wir fest, dass Frankreich nur 20 Centimes kassiert hatte, so fehlten jetzt folgende Beträge in der Kasse:

    Portobrief 18x = 60 Centimes, davon für Frankreich 60% = 36 Centimes = 11x und 40% für Bayern, also 24 Centimes = 7 Kreuzer.

    Es ist zu vermuten, dass im Falle der Aufdeckung in Würzburg Bayern einen Frankodefekt an Forbach schickte; für den Fall, dass dies unterblieben war, hätten beide Postverwaltungen für wenig Geld viel Briefstreckenbeförderung auf sich genommen (über 1.200 km einfache Fahrstrecke).

    Einen weiteren Brief mit ähnlicher Frankatur bzw. Behandlungsweise kenne ich nicht ...

  • Lieber Emmanuel,


    vielen Dank - habe mich vertippt und ändere es gleich. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Ralph,

    Interesting.

    I presume that because the French marked it as paid, they put it in the ledger as paid and passed on the proper compensation to Bavaria.

    The French would be short in their books, but Bavaria would collect all that was due via the process of settling accounts.

    Thanks for sharing this one.

    Rob