Österreich-Kirchenstaat

  • Liebe Sammlerfreunde,

    eigentlich müsste ich den nachfolgenden unter Ungarn vorstellen, aber da das Thema unter Österreich existiert stelle ich ihn hier ein.

    Auf einer englischen Auktion wurde der abgebildete Brief zu einem Ausrufpreis von 100 £ angeboten, wobei es natürlich nicht blieb ;) , denn dieser Briefe ist eine historische und postgeschichtliche Rarität.

    Vielleicht war der Ausruf des Briefes auch deshalb so günstig, weil die Frankatur nicht einfach mit einem Blick in den Ferchenbauer erklärt werden konnte: im Band I liest man auf Seite 134 unter Königreich Sardinien – ab 1860 Italien:

    • einfaches Briefporto 15 Kr (7,5 Kr österreichisches + 7,5 Kr fremdes Porto)
    • Reko-Gebühr 10 Kr

    Auf Seite 130 finden sich Gebührenangaben für Briefe nach dem Kirchenstaat:

    • einfaches Briefporto 15 Kr (7 Kr österreichisches + 8 Kr fremdes Porto)
    • Reko-Gebühr 18 Kr

    Mit beiden Angaben lässt sich die 56 Kr Frankatur allerdings nicht erklären, aber ein genauer Blick in den Briefporto-Tarif von 1868 liefert unter dem Abschnitte „rekommandierte Briefe“ die Erklärung: „Daß italienische Porto wird mit dem doppelten Betrage des Portos für gewöhnliche Briefe berechnet.“ 1) Diese Gebühren wurden im ungarischen Post-Verordnungsblatt Nr 12 vom 15.05.1868 veröffentlicht. Die Rekogebühr war somit teilweise gewichtsabhängig, denn sie splittet sich in 10 Kr für die österreichische Gebühr und 8 Kr pro Zoll-Loth (exklusive). Damit war die Frankatur entschlüsselt:

    Brief der 2. Gewichtsstufe (1-2 Zoll-Loth) = 2 x 15 Kr = 30 Kr

    + Reco-Gebühr 10 Kr österreichischer Teil = 10 Kr

    + Reco-Gebühr 2 x 8 Kr italienischer Teil = 16 Kr

    = 56 Kr

    Briefe aus Ungarn mit einem Paar der 25 Kr sind sehr selten und außerdem handelt es sich um den einzig bekannten Brief aus Ungarn in den Kirchenstaat mit der 1867er Ausgabe.

    Historisch ist natürlich auch der Empfänger Papst Pius IX, der von 1846 bis 1878 im Amt war.

    Vielleicht kann einer der Forumsmitglieder den am linken Rand befindlichen Stempel identifizieren:

    Schönes Wochenende

    Martin

  • Hallo Martin,

    der Stempel auf der linken Seite lautet meiner Meinung nach DIREZIONE DI (POSTA?).

    Der Brief war am 25.7. in Venedig und am 26.7. mit der Bahnpost Turin-Florenz unterwegs. Der fragliche Stempel ist vom 27.7. und damit vermutlich der Ankunftsstempel in Rom.

    Der Bahnpoststempel ist übrigens recht selten.

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Martin,

    ein Traum, den du da an Land gezogen hast! Herzliche Gratulation!

    Ich kann Dieters Vermutung bestätigen: Es ist der Postdirektionsstempel aus Rom, der oft als Ankunftsstempel für Auslandsbriefe verwendet wurde.

    Viel Freude mit diesem Ungarn-Juwel

    Gerald

  • Hallo Martin,

    WAS FÜR EINE BOMBE !!! Herzlichen Glückwunsch zum Erwerb dieses Unikats, das auch noch perfekt daher kommt. Die Adresse liest sich wie Honig und Öl zugleich ... :love::love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    Inlandsbrief vom 15.10.1853, von Triest nach Bologna

    Frankatur 9 Kreuzer

    Nebenstempel “AFFRANCAT“

    Der Stempel "AFFRANCAT" steht für "Frankiert (Bezahlt)"

    Rückseitiger Ankunftsstempel “BOLOGNA 17.OCT.“

    Mit 1.10.1852 trat der Kirchenstaat dem Österreichisch – Italienischen Postverein bei

    und galt somit postalisch als Inland.

    Briefgebühr ab 1.6.1850 bis 31.10.1858: Entfernung über 20 Meilen (1 Loth) = 9 Kreuzer

    Liebe Grüße

    Franz