• Hallo zusammen!

    Gleich von Anfang an möchte ich klarstellen, dass ich kein altdeutscher „Farbenfetischist“ bin, der am liebsten noch ein paar neue Farbdefinitionen in die Kataloge aufnehmen lassen möchte. Wenn z.B. Herr Stegmüller zu einem Prüfstück schreibt: „Farbe leider etwas zu blass für ab“, dann sagt das schon viel – die Prüfer können einem leid tun ...

    Etwas anders ist das bei den ersten badischen Briefmarken, also auch der Nummer 1. Hier gibt es klar abzugrenzende Auflagen, die auf unterschiedlich eingefärbtem Papier gedruckt wurden. Die Farbbezeichnung der ersten Auflage der 1-Kreuzer-Marke – Michelnr. 1a – geht von „sämisch“ über "hellsämisch" bis „Hell- bis mittelgraugelb“; ursprünglich war laut Lindenberg[1] die amtliche Bezeichnung „rostgelb“.

    Dieses frühe philatelistische Handbuch des badischen Landgerichtsdirektors Lindenberg enthält ausführliche Informationen zum zeitlichen Ablauf, zum Design und der Herstellung der badischen Briefmarken; bei entsprechendem Bedarf kann ich hieraus noch vieles weitergeben.

    Die 1 Kreuzer-Marke wurde im Gegensatz zu den höheren Nennwerten (3, 6, 9 Kr) von Druckplatten mit 45 Satzstücken gedruckt, die Platten der anderen enthielten zunächst 90 Satzstücke.

    Insgesamt kamen von der ersten Auflage der 1-Kreuzer-Marke 291.780 Stück an die Schalter.

    Dass eine zweite Auflage erforderlich wurde, war schon bald nach der ersten Auslieferung im Mai 1851 klar. Hierfür musste neues eingefärbtes Papier beschafft werden, dessen Farben von denen der ersten Auflage abwichen. Aber dies war zufällig; amtlicherseits war keine Farbänderung angeordnet worden.

    Die „neue“ Papierfarbe der 1-Kreuzer-Marke (Michelnr. 1b) hieß offiziell jetzt „falb“. Michel nennt sie „hell- bis mittelgelbbraun“, bei Sem heißt sie „bräunlich“.

    Gedruckt wurde jetzt von etwas größeren Druckplatten; statt 45 konnten jetzt 50 Marken von einer Platte gedruckt werden. (Bei den anderen Nennwerten – Nr. 2b, 3b, 4b – waren es jetzt 100 statt 90).

    Die Auflage betrug 445.000 Stück.

    Zwei Zitate aus Lindenbergs Handbuch möchte ich euch nicht vorenthalten. Zur prognostizierten Haltbarkeit der von der Frankfurter Druckerei Naumann gefertigten Druckplatten schreibt er:

    „Man ging nach den vorliegenden Erfahrungen von der Ansicht aus, dass von jeder Druckplatte 200.000 gute Abzüge abgezogen werden könnten, sodass von den höheren Werten 18 Millionen, von den zu 1 Kreuzer 9 Millionen Stück mittels des vorhandenen Druckmaterials angefertigt werden könnten. Unter Zugrundelegung des im Voraus berechneten Bedarfs würde die Platte zu 3 Kr. für 6 Jahre, die zu 6 Kr. für 27 Jahre, die zu 9 Kr. für 54 und die zu 1 Kr. für 150 Jahre Marken liefern.“

    Aber ganz so lange wurden sie ja nicht gebraucht ...

    Etwas später schreibt er zu den entstandenen Herstellungskosten:

    „Die Kosten der Anfertigung der Marken einschließlich der Herstellungskosten für die Stempel und Platten beliefen sich auf 1.429 Gulden 57 Kr. Die Marken kamen hiernach, wie die Direktion der Posten und Eisenbahnen berichtet, etwas wohlfeiler als die Bayerischen, jedoch bedeutend wohlfeiler als die Preussischen“.

    Es wäre zu schön, wenn die Württemberger noch mehr bezahlen mussten ...

    Bezüglich der Kosten ist auch zu zitieren:

    „An Kosten habe Hasper[2] für den Druck und die Gummierung 712 Gulden 12 Kr. zu fordern, er habe aber 743 Gulden 41 Kr. Auslagen gehabt, sodass er noch 31 Gulden 29 Kr. Verlust gehabt habe. Die badische Regierung bewilligte die um letzteren Betrag erhöhte Summe.“

    Wahrscheinlich haben die Bayern und die Preußen ihre Preise nicht so scharf kalkuliert ...

    Zeigen möchte ich zuerst die Baden 1a und 1b in Gegenüberstellung, um den Farbunterschied zu verdeutlichen. Allerdings ist er nicht immer so klar.

    Bevor mir jemand viel Geld bietet: leider, leider ist das „Briefstück“ nicht echt – ich habe zwei Marken nebeneinander gelegt ... 
    Viele Grüße von balf_de


    [1] C. Lindenberg: „Die Briefmarken von Baden unter Benutzung amtlicher Quellen“ Verlag Brendicke, Berlin 1894


    [2] Die Hofbuchdruckerei Hasper in Karlsruhe war mit dem Druck der Marken betraut worden.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo balf_de

    Sehr schön gemacht. Meine Einstellung zu Farben ist deine gleich. Aber wenn wie hier, streng trennbar ist, und streng zeitlich ist, gibt es Meinung. Danke fürs Zeigen. Hoffentlich kommt es mehr :) :)

    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Lieber Nils!

    Hoffentlich kommt es mehr

    Ja, so kann man mich motivieren :) - danke für das Kompliment!

    Hallo zusammen!

    Es folgt meine "beste" lose Nummer 1a. Ihr kennt sie schon aus meinem Avatar. Ungewöhnlich ist die verbotene Entwertung mit dem Ortsstempel (laut Handbuch Stempel 6 - Distribution ohne A) statt des vorgeschriebenen Nummernstempels 57.

    Entsprechend schreibt Stegmüller im Attest: "Ortsstempelentwertungen sind auf dieser Marke selten".

    Liebe Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    ich darf mich Nils anschließen - prima Einführung in die badische Markenkunde (schließlich ist das ja kein reines PO - Forum).

    Auch ich teile viele Farbunterschiedungen nicht, aber bei Badens erster und zweiter Ausgabe ist es natürlich gerechtfertigt.

    Dein Stück von HD ist etwas ganz besonderes und das wäre es schon bei einer 1b oder 5, von daher noch besser als sehr gut.

    Ich hoffe auch, dass du uns an deinem Wissen über die badischen Frei- und Portomarken teilhaben lässt und viele weitere Beiträge diesem folgen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch!

    Ich hoffe auch, dass ...... viele weitere Beiträge diesem folgen.

    Na klar, soweit das eben geht. Bei der Nummer 1 ist die Auswahl aus ganz bestimmten Gründen eher übersichtlich (aber wie Du vielleicht noch weißt: es kommt bei anderen Nummern noch schlimmer ;( )

    Hallo zusammen!

    Nicht sehr häufig sind Einzelfrankaturen der Nummer 1. Sie waren ausser auf Ortsbriefen auf Streifbändern und Drucksachen möglich. Mein kleiner Damenbrief vom Juli 1851 gefiel Frau Maria Brettl wohl besonders gut - das Attest mit der sicher nicht häufigen Qualitätsbezeichnung "entzückend" habe ich beigefügt.

    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    ich schließe mich Marias Meinung gerne an - wirklich ein Schmuckstück! Bade at it´s best, sagt der Franzose.

    Zu deinem dezenten Hinweis - ich halte immer noch meine Augen weit auf nach einem Brief der Nr. 13 - aber so viele scheint es wirklich nicht zu geben.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch!

    ich halte immer noch meine Augen weit auf nach einem Brief der Nr. 13 - aber so viele scheint es wirklich nicht zu geben.

    Schön, dass Du mein Problem noch kennst! Aber wir haben ja noch ein paar Nummern lang Zeit - wer weiß :rolleyes:

    Hallo zusammen!

    Deutlich weniger euphorisch als seine Lehrmeisterin beschreibt Franz Stegmüller meinen nächsten Brief mit der Nummer 1a.

    Zwar gibt es deutlich mehr 3-Kreuzer-Briefe aus den frühen 1850er-Jahren in Baden (für den Fernverkehr bis 10 Meilen) als Ortsbriefe im Bestellbezirk, aber die Portodarstellung durch einen Dreierstreifen der 1-Kreuzer-Marke war doch die Ausnahme. Und heute noch einen perfekt erhaltenen Dreierstreifen-Brief aus Heidelberg :!: mit vollrandiger Frankatur zu finden, ist vielleicht nicht ganz unmöglich, aber außerhalb meiner Reichweite. Für meinen Anspruch (und meine Möglichkeiten) genügt – gerade auch bezüglich der posthistorischen Aussage - der letztes Jahr in Bayern ( :D ) günstig erworbene Brief völlig. Zumal die Reparatur gut gemacht und für mich kaum erkennbar ist. Man sollte sie nur nicht verschweigen!

    Daher habe ich auch hier das Attest angefügt – es enthält auch die Laufweg-Informationen.

    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    wer weiß, wie zerfleddert die Ränder waren - wenn man mit einer Korrektur die Substanz eines Briefes bzw. seiner Marken retten kann und ihn dadurch noch etwas aufhübscht, ist das durchaus legitim. Bei einer Ausstellungssammlung kann man darauf hinweisen; ob es aber die Juroren lesen, ist eine andere Frage.

    Ich finde deinen Brief optisch hervorragend - jetzt fehlt nur noch ein Heidelberger Brief mit einer 1 Kr. Marke siegelseitig als Bestellgeld ... ist dir dergleichen bekannt?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch!

    Ich finde deinen Brief optisch hervorragend - jetzt fehlt nur noch ein Heidelberger Brief mit einer 1 Kr. Marke siegelseitig als Bestellgeld ... ist dir dergleichen bekannt?

    danke, das ist Balsam auf meine "Reparatur-Wunden" (Du erinnerst Dich sicher noch undeutlich an ein anderes Forum, wo es geradezu ein Sakrileg war, so etwas zu sammeln ... Da haben unsere altbekannten Freunde übrigens zur Zeit den "neuen" bayerischen Gärtner-Brief und Frau Brettls Attest im Visier)

    Ja, aus meiner "unbegrenzten" Baden-Zeit habe ich zumindest noch einen Scan - der Donaueschinger Brief stammt aus einer bekannten Korrespondenz; er hat mehrere Geschwister. Schön ist, dass man den Bestellkreuzer gut zeigen kann.

    Liebe Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    der gezeigte Brief ist sicher eine große Seltenheit und noch dazu wunderschön. Ob es so einen auch von HD geben mag? Ich würde dir so ein Stück gönnen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch!

    Ob es so einen auch von HD geben mag? Ich würde dir so ein Stück gönnen.


    das weiß ich doch - und Dur würdest mir auch sofort Bescheid sagen, wenn so ein Brief irgendwo angeboten würde. Aber ich fürchte, die sind ziemlich selten. Vielleicht, weil die Heidelberger zu sparsam waren, ihren Postempfängern den Bestellkreuzer im Voraus zu bezahlen. Vermutlich machten das hauptsächlich Geschäftsleute für ihre guten Kunden - und davon gab es in der Universitätsstadt Heidelberg weniger als anderswo.

    Aber dafür gab es reichlich Buchhändler, die auch ihre Presseerzeugnisse vertrieben ...

    Hallo zusammen!

    Eine Verwendungsform der 1-Kreuzer-Marken habe ich noch nicht gezeigt: Das Drucksachenporto innerhalb ganz Badens betrug pro Loth 1 Kreuzer.

    Im Juni 1853 schickte die Julius Groos'sche Universitätsbuchhandlung in Heidelberg einen "Geschäftskalender für die Bürgermeister und Gemeinderäte ..." unter Streifband an die Gemeindeverwaltung in Weilersbach. Der Kalender wog mehr als 1 Loth, daher war die zweite Gewichtsstufe zu frankieren.

    Hierfür wurde ein senkrechtes Paar 1b verwendet. Insgesamt hatte der Empfänger 24 Kreuzer zu bezahlen: 20 Kr. betrug der Nachnahmebetrag, der um die 2 Kr. Porto und weitere 2 Kr. Nachnahmeprovision erhöht wurde. (Den Empfang des Kalenders quittiert hat wohl der gesamte Gemeinderat ...)

    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    mach nur weiter so, dann sammle ich auch noch Baden und mache dir Konkurrenz. ;)

    Wunderbares Bändchen - perfekt gestempelt. Sammlerherz, was willst du mehr?

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch!

    dann sammle ich auch noch Baden und mache dir Konkurrenz.


    Darüber würde ich mich eher freuen als vor Angst erstarren. Du würdest neuen Schwung in die etwas angestaubte Riege bringen. Wenn mich nicht alles täuscht, gab es vor einigen Jahren einige große Sammlungen mehr, die jetzt in alle Winde verstreut sind. Aber es müsste ja nicht gerade "Heidelberg" sein - da gibt es ja noch ein paar andere Möglichkeiten :rolleyes:

    Hallo zusammen!

    Einen habe ich noch, der zwar keine neue Verwendungsform der ersten 1-Kreuzer-Marken zeigt, es ist ebenfalls ein Fernbrief in der Entfernungszone bis 10 Meilen, der maximal 1 Loth wiegen durfte. Er ist etwas jünger als der zuerst gezeigte: er ging im März 1853 von Heidelberg nach Rauenberg und stammt aus der umfangreichen Korrespondenz des Heidelberger Tabakfabrikanten Landfried.
    Frankiert ist er mit drei Einzelmarken der Nummer 1b - die sehr wahrscheinlich aus unterschiedlichen Bögen stammen.

    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    im Rahmen der routinemäßigen Überprüfung eigener Literaturbestände fiel mir von der 8. Bokerauktion dieses Stück in die Hände, welches wir vlt. einmal später von dir im Original hier vorgestellt bekommen. Bis dahin bescheiden wir uns mit der Katalogabbildung eines Briefstücks mit einer Brücke der 1a, von der es keine zweite gibt.

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG0001d62c0ecajpg.jpg]

    Aber nicht, dass du jetzt bei der Incoming - Mail zu sparen anfängst! :D

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.