Muster ohne Wert (MoW)

  • Muster ohne Wert - Inliegend (waren) 3 Knöpfe unterschiedlicher Größe - Angebot von J.L (? B) Strauß, Gunzenhausen



    2 x 3 Kr. 2II, Pl. 4 - Gunzenhausen - Würzburg - Abgang Sonntag, 25. März 1860 (Maria Verkündigung).
    Per Bahn befördert innerhalb 1 Std. nach Ansbach. Abgang Ansbach 25.3. - 7 Uhr Abends - Ankuft Würzburg Morgens 6.40 Uhr (lt. Fahrplan Ansbacher Posten - mit Postomnibus - Post wurde mitgegeben).



    Erst 1864 wurde die Bahnstrecke bis Würzburg in Betrieb genommen. Eine Bahnfahrt 1860 von Ansbach - Nbg. - Bamberg - Wü soll nach zeitgenössischer Berechnung 60 1/2 Std. betragen haben!


    Zum Absender konnte ich nichts finden, vermutlich ein Häusler (evtl. jüdischer Mitbürger - Name Strauß), auch das nicht ganz so feine Briefpapier spricht eher für einen ärmeren Mitbürger von Gunzenhausen (man bemerke im Brief "die Knöpfe wurden bei mir gut gemacht ..."). Zudem in den Handelsmatrikeln des Königreichs Bayern mit allen Firmen, findet sich in Gunzenhausen sein Name leider nicht).



    Zum Empfänger: Albert Rabus, Domstraße, Würzburg
    1854 Meisterprüfung als Posamentier in Würzburg / 1858/59 Bewerbung und Genehmigung für eine Possamentier-Concession / Geschäft für Kurzwaren und Posamentierartikel, Bänder, Fäden, Militärartikel (Abzeichen) u.a. sowie Knöpfe: in Zunella, Steinmasse, Horn, Lava, Porzellan, Perlmutter ect.
    1869 Verkauf seines Geschäftes in der Semmelstraße (er zog mehrmas in Würzburg um). Zuletzt 1872 Juliuspromenade als Maler und Possamentier im Wü-Adressbuch aufgeführt. Man kann vermuten, dass er dann als Privatier bis zum Ende seines irdischen Wandels lebte (aber nur vielleicht - alles bringt man nicht zutage).


    Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

    3 Mal editiert, zuletzt von Luitpold ()

  • Guten Abend,
    ich erinnere mich auf dein Brief..Ralph hat ihm aufgemacht und die Knöpfe gesucht :D


    Absender:
    Knopfmachermeister Johann Leonhard Strauß Gunzenhausen - bitte in Suche angeben, paar Informationen sind findbar.


    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Stara,


    hätte nicht gedacht, dass du mich öffentlich verpfeifst! :D:D:D


    Dein Internet muss ein anderes sein, als meines. Ich habe wild gesucht und bin auf nichts gestoßen. ;(

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Stary,
    jetzt traut sich keiner mit mir Briefe anzuschauen :D
    LG Petzerin

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • ... wir legen zusammen und kaufen dem lieben Luitpold 3 alte Knöpfe, dann passt es wieder. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ... wir legen zusammen und kaufen dem lieben Luitpold 3 alte Knöpfe, dann passt es wieder. ;)

    Aber bitte Originalknöpfe von damals. Neue habe ich selber :D


    Aber offenbar war der Knopfmacher gar nie nicht so ein häufiger Beruf :?: Man lese bitte diese Meldung (Schreibweise original übernommen) unter Mannigfaltiges aus „Der Baierische Volksfreund“ – München, den 8. März 1825: "Lange schon, wird in einem hiesigen Blatte ein tüchtiger Knopfmacher von einem heurathslustigen Mädchen vergebens gesucht! Es ist doch sonderbar, daß es bey einer so großen Anzahl von Knöpfen so wenig Knopfmacher giebt? Es sollte ein Kleidermacher hervorthun, der könnte ja am Leichtesten von der Braut das Knopfmachen erlernen. Auf! Also Schneiderlein! Läßt das arme Dirnlein nicht so lalnge warten, und macht Knöpfe! Damit sie nicht aussterben."


    Hierzu mal eine Zahl nach der Gewerbe-Statistik für das Königreich Bayern von 1847 / 1861: Gürtler, Bronzeure, Neugold- Neusilberarbeiter und
    Metallknopfmacher - Meister oder für eigene Rechnung arbeitende Personen in Unterfranken 23/17 – Gehilfen u. Lehrlinge 14.


    Und bereits 1860 kündigt sich an, dass dieses spezielle Gewerbe untergeht bzw. aufgeht in "wohlorganisirte
    großartige Knopf- und Nadelfabriken"


    Viele Grüße Luitpold


    PS Danke lieber bayern klassisch für Deine freundliche Hilfe.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Luitpold ()

  • Knopfmachermeister Johann Leonhard Strauß Gunzenhausen - bitte in Suche angeben, paar Informationen sind findbar. LG A

    Liebe Filigrana,


    herzlichen Dank! Es ist immer das gleiche, wenn mann das passende Suchwort - hier Knopfmachermeister - nicht eingibt, kommt da auch nichts. Zumindest muss ich mich jetzt bei dem Herrn Konpfmachermeister entschuldigen, er war nicht ärmlich, sondern offenbar vermögend.
    Denn man liest im Ansbacher Morgenblatt vom Januar 1855 folgendes: "Die Dienstmagd Anna Marg. Hofmann von Schwabach wegen eines unter dem erschwerten Umstande des Dienstbotenverhältnisses zum Schaden des Knopfmachermeisters Joh. Leonh. Strauß von Gunzenhausen im August vor. Js. begangenen Diebstahlsverbrechens zu einer Arbeitshausstrafe von 2 Jahren verurteilt wurde. "


    Bin sehr gespannt, ob wir doch noch mehr über diesen Herrn Knopfmachermeister herausbekommen können. Das hat zwar mit Philatelie gar nichts zu tun, aber Geschichte (Heimatgeschichte oder auch Gesellschaftsgeschichte) finde ich sehr interessant, zumal wenn es Vergleiche mit der Gegenwart ermöglicht. Ich habe einen Brief in Vorbereitung der weit über das philatelistische hinausgeht, aber viel von politischen und kirchenrechtlichen Verhältnissen erzählt.


    Bis dahin eine gute Zeit wünscht Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Lieber Werner,


    habe eben Antwort aus Gunzenhausen erhalten - alles tolle Leute dort, vielen Dank auf diesem Wege für eure klasse Recherche:


    "Sehr geehrter Herr,


    bezüglich der Knopfmacherfamilie Strauß in Gunzenhausen, kann ich Ihnen folgende Informationen geben.
    Der Knopfmachermeister Johann Friedrich Ludwig Strauß (geb. ca. 1766 gest. 17.10.1852 Gunzenhausen), war der erste Vertreter dieser Familie in Gunzenhausen und wurde am 28. Februar 1800 zum Bürger aufgenommen. Er kam von Celle hierher und erwarb 1815 die untere Hälfte des Anwesens Weißenburger Str. 3.


    Weitere Mitglieder dieser Familie, die alle als Knopfmacher in Gunzenhausen tätig waren sind:
    Johann Leonhard Strauß, Bürgeraufnahme 10. April 1826
    Johann Philipp Strauß, Bürgeraufnahme 20. April 1858
    Heinrich Strauß, Bürgeraufnahme 22. April 1861
    Johann Michael Strauß, Bürgeraufnahme 17. Oktober 1882.


    Für eventuelle Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung und verbleibe


    mit freundlichen Grüßen
    Werner Mühlhäußer".

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Guten Abend
    gute Arbeit lieber Stary :)
    da wird einem warm ums Herz..
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Stara,


    war ja nicht mein Wissen - sondern das der lieben Gunzenhausener, wie ich überhaupt sagen muss, dass es viele Leute in Vereinen und Stiftungen gibt, die einem bereitwillig, kostenlos und schnell helfen, wenn sie merken, dass der Fragende es ernst meint.


    Ich hoffe, wir bekommen jetzt noch das Geld für die 3 alten Knöpfe zusammen. Hast du schon einen Zumstein - Brief auf eBay dafür verkauft? :D

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Werner,


    habe eben Antwort aus Gunzenhausen erhalten - alles tolle Leute dort, vielen Dank auf diesem Wege für eure klasse Recherche:

    Guten Abend, lieber bayern klassisch,


    jetzt bin ich etwas :wacko: das war aber nicht meine Absicht, Dich noch mit Arbeit in "Gesellschaftsgeschichte" zu belästigen. Ganz großes Kompliment, hoffentlicht hast Du Dich nicht angesteckt mit diesem Virus "hinter den Brief (seinen Anlaß, Absender, Empfänger usw usw) zu schauen" :D Also vielen Dank, jetzt wissen alle, dass der Absender Johann Leonhard Strauß war. Auf die Schnelle - werde aber bitte nicht wieder aktiv, wir wissen so genug - Dankeschöööön - in Celle nichts besonderes über die Knopfmacher gefunden (auch weil ich schon wieder an einem anderen Schriftstück arbeite, das noch interessanter ist :!: ).
    Wegen der Knöpfe - es gibt ja für (fast) alles ein Museum - falls Du mal dahin kommen solltest, den Eintritt gebe ich gerne aus https://www.deutsches-knopfmuseum.de/museumsshop.html -


    Warum nur fällt mir hier Jim Knopf ein


    Eine geruhsame Nacht wünscht Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Mir wird warm ums Herz..da könnte ich lange Zeilen da zu schreiben :) Wie der Werner seine Briefe betrachtet recherchiert und dann nicht nur Philatelistische Beiträge hinzufügt; die gegenseitige Mithilfe in Forum - hier dreht sich nicht nur um: "Ich hab was besseres, staune!" :D Gute Arbeit Stary - für deine Idee und gleich auch die Umsetzung ;)


    Meine Zumsteinbriefe auf Ebay anbieten? 8| Meine will doch keiner haben :D Aber wer weiss vielleicht schreib mir einer von die Verkeufer irgendwann - danke, mach weiter so Mädchen, ich bin das Z Bestand losgeworden.. :D


    Werner, ich werde paar Überstunden machen müssen sonst gibt der Ralph keine Ruhe bis du auch Knöpfe neben deinem interessanten Brief präsentieren kannst :D
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Sammlerfreunde,


    einen recht ramponierten Brief kann ich zeigen, vom Inhalt her, kein Wunder:

    Portobrief aus Sonneberg vom 16. September 1851 (Sachsen-Meiningen / seit 1.5.1851 im DÖPV) nach Reuth bei Erbendorf (Bayern) mit "Muster von Glasperlen ohne Wert". Innen vermerkt: Inliegend 2 Glasperlen als Muster. Der Empfänger bezahlte 9 Kreuzer Porto ( bis 1 Loth bis 20 Meilen = 6 Kreuzer + 3 Kreuzer Zuschlag bei unfrankierter Absendung).


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo, hier eine FRage an die Schwarmintelligenz !!


    Ich redigiere gerade eine Veröffentlichung zu Auslandsbriefen von Thurn und Taxis (das wird ein Wahnsinnsbuch !!) , wobei ich bei folgender Frage absolut nicht Fachmann bin.


    Es geht um einen Brief mit anhängendem Muster ohne Wert aus Thurn und Taxis nach Frankreich, welches mit 36 Kreuzern frankiert ist. Der Brieftarif war damals 12 Kr pro 10 g, als Brief wäre das ein Gewicht bis 30 g gewesen.


    Für TAxis gabe es - vergleichbar auch für Preußen - im Postvertrag 1862 eine Taxenmoderation für MoW mit 3 Kreuzern pro 40 g !! Die entsprechende Verordnung hänge ich an. Der Erstbearbeiter hat gefolgert, dass folglich bei einer 36 Kreuzer - Frankatur das Gewicht der Warenprobe 12 x 40 = 480 g betragen habe.

    Hier im Forum wurde vor 2 JAhren von Dept.100 ein ähnlicher Brief ebenfalls mit 36 Kr. frankiert vorgestellt, der folgendermaßen beschrieben war (Scan beigefügt):


    Warenbegleitbrief vom 11. September 1863 aus Mainz nach Nancy.

    36 Kreuzer-Frankatur als Gesamttaxe (= 12 Kr. für den Begleitbrief und für die Warenprobe je 40 Gramm 3 Kr., also gesamt 24 Kr.) für die 8. Gewichtsstufe (!!). Handschriftlich: Ci joint échantillion san valeur (= anbei ein Muster ohne Wert).


    Von beiden Briefen wäre die Rückseite interessant, denn die erhebliche Portomoderation für eine Auslandssendung von nur 3 Kr, für 40 g galt nur, wenn kein Brief dabeigeschlossen war. Mit Brief ist ja wahrscheinlich kein Schreiben gemeint. Ein frankierter Umschlag , der nicht verschlossen und nicht versiegelt ist und nichts enthält, wäre wohl erlaubt gewesen.


    Mißtrauisch macht mich, dass beide Belege mit 36 Kreuzern genau dem Briefporto (3x 12) entsprechen , es hätte bei 3 Kreuzer Stufen ja auch mal ein Umschlag mit 3, 9 oder 15 Kreuzer sein können, solche Umschläge kennen wir bisher nicht.


    Außerdem frage ich mich, wie ein so gut erhaltener Umschlag ohne Spuren einer Schnur oder Rillen einer Verschnürung an eine pfundschwere Ware angebunden worden sein soll.


    Wenn die Portomoderation einen Brief ausschließt, kann dann die obige Interpretation 12 Kr für den Brief und 24 (8 x3) für ein Muster bis 320 g stimmen?


    Wer kann zur Klärung beitragen??


    Beste Grüße von MArtin





    Bilder

  • Lieber Martin,


    diese hohen Gewichte werden abenteuerlich begründet - dem Brief (mit Inhalt) wurde ein Muster angehängt und beides zusammen wog 20-30g, mehr nicht. Dafür war die dreifache Taxe von 12x einfach zu frankieren (Portomuster ohne Werth wären weitaus seltener).


    Das ist nicht häufig, weil schon einfache Musterbriefe nach FR keine Massenware darstellen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • In der sächsichen Briefportotaxe ist für Muster nach Frankreich über Frankfurt (Taxis) angegeben (für 3. vereinsländischen Rayon):


    Vereinsanteil: Gesamtgewicht (Muster + Brief) 3 Ngr. nach Progression des PV (2 Loth)

    Französischer Anteil (Progression 9/20 Loth): "für die Waarenproben und Muster wird der dritte Theil des tarifmäßigen Briefporto, als Minimum jedoch einfaches Porto, für den angehängten Brief aber außerdem einfaches Porto erhoben".


    Ab 1.4.1862 waren Muster wie Kreuzbandsendungen zu behandeln, also ohne Brief, nur mit Kreuzband zu versenden, um in den Genuß einer Taxermäßigung zu kommen.


    Die beiden gezeigten "Mustersendungen" wurden folglich ohne Ermäßigung wie reguläre, dreifach schwere Briefe behandelt (Progression 12/20 Loth).


    Der Hinweis auf Muster (ohne Wert) dürfte lediglich zolltechnische Gründe gehabt haben.


    2 Mal editiert, zuletzt von Altsax ()