Schleswig-Holstein nach Schweden

  • Hallo zusammen,


    hiermit möchte ich einen Brief zeigen, der im Juli 1850 von Eckernförde (Herzogtum Schleswig) nach Westrabygaard bei Helsingborg (Schweden) geschickt wurde. Meines Wissens wurden Briefe aus Schleswig-Holstein nach Schweden normalerweise - auf dem kürzesten Weg - nordwärts auf dem Landweg über Hadersleben und Dänemark befördert. Dieser Brief wurde allerdings - vermutlich noch in Folge des Krieges mit Dänemark - südwärts nach Lübeck geleitet und mit dem Dampfschiff weiter transportiert.


    Rückseitig findet sich nur der Stadtpoststempel von Lübeck, aber keine weiteren Stempel, die den Laufweg dokumentieren würden. Allerdings ist vorderseitig noch der Stempel "HELSINGØR" abgeschlagen, so dass der Brief wahrscheinlich mit dem Schiff nach Kopenhagen lief, von dort auf dem Landweg nach Helsingør, um dann über den Öresund nach Helsingborg übergesetzt zu werden.


    Nach meinen Unterlagen müsste das Porto für Briefe von Schleswig Holstein nach Schweden 9 Schilling Courant betragen haben (davon waren 3 Schilling der schleswig-holsteinische Anteil). Diese Portoteilung (3 und 6 Schilling) spiegelt auch die in dänische Skilling umgerechnete Taxierung "10" und "19 1/5" wieder. Auf das Gesamtporto von "31" (in schwedischen Skilling Banco?) komme ich allerdings nicht; auch nicht auf die extra notierten "6" ("rbs"?).


    Kann jemand mehr zum Leitweg oder der Portozusammensetzung (Schleswig, Dänemark, Schweden) sagen?


    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nordlicht


    Die Schwedische Öre waren in 18. Jahrhundert ein normal geprägte Münze. Kam aber in 19. Jahrhundert erst in 1855 zu Prägung wenn das Desimalsystem eingeführt war. Dann war es 100 Öre zu ein Riksdaler (1/4 Riksdaler Specie).


    Ich glaube aber dass man zu dieser Zeit (dein Brief) Riksbankskilling Banco verwendet hatte, also die Bankwährung. Kann es aber sein dass es hier Riksbankskilling Species benutzt ist?
    (1 RBS = 2 2/3 RBB)


    (Und leider habe ich jetzt kein Kopf für die Reduktion :( )


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    vielen Dank für den Hinweis, aber damit komme ich leider auch nicht auf das Porto von "31".
    Allerdings denke ich auch, dass in Skilling Banco gerechnet wurde.


    Die Auflösung der Portofrage wird vermutlich auch mit zwei Fragestellungen zusammenhängen:
    wofür wurden die "6" Skilling extra notiert, in welcher Währung (möglicherweise noch eine dänische Notierung) und sind diese in den angeschriebenen "31" enthalten?
    wurde der Brief (später in Schweden) vielleicht gar nicht als einfacher Brief behandelt, weil das Gewicht anscheinend - mittig oben - mit genau 1 Loth angegeben ist?


    Hoffentlich findet sich noch jemand, der sich mit den schwedischen Gepflogenheiten auskennt ...


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo nordlicht,


    laut dem Buch "Stampless Mail to and from Scandinavia to 1868" von Hughmark/Halpern wurde die Transitroute durch die Herzogtümer im Juli 1850 geschlossen (Leider wird kein exaktes Datum genannt). Demnach bliebe nur, so wie auf dem Brief vermerkt, der Transit via Lübeck.
    Im gleichen Buch schreiben die Autoren, dass ein Brief von Schweden nach Deutschland oder umgekehrt, egal ob er über Stralsund oder Hamburg lief, 24 Sc. Bco. kostete (ab 1848). Ich unterstelle mal, das der blau übermalte rote Dreier das Porto von Eckernförde nach Lübeck darstellen soll (in Sch. Crt.) Im Jahr 1832 entsprachen 2 1/2 Sc. bco. einem Hamburger Sch. Crt., demzufolge 3 Sch. Crt. = 7 1/2 sc. bco. Somit wären wir 31 1/2 sc. bco.
    Ob es für den schwedischen Postverkehr aus und nach Lübeck etwas billiger als von und nach Hamburg war oder ob sich das Umtauschverhältnis zwischen den schwedischen sc. bco und den Hamburger Sch. Crt. seit 1832 geändert hatte weiss ich leider nicht. Jedenfalls sind wir schon ganz nah am notierten Porto.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,


    vielen Dank für die weiteren Hinweise.


    Passt erstaunlich gut, aber ich muss nochmal genauer darauf herumkauen - denn nach meinen Unterlagen müsste der dänisch-schwedische-Postvertrag (von 1847) auch für Post aus Schleswig-Holstein gegolten haben und demnach waren (nach einer schleswig-holsteinischen Verordnung) 9 Schilling zu bezahlen. Das bestätigt ja auch die dänische Taxierung "10" und "19 1/5" (Skilling = 3+6 Schilling). Wobei noch nicht klar ist, wie genau es in Skilling Banco umgerechnet wurde, aber es sind auf jeden Fall deutlich weniger als "31".


    Den Postvertrag zwischen Dänemark und Schweden konnte ich finden. Lesen kann ich in dem (schwedischen?) Text nicht viel und es werden diverse Taxen genannt, aber an einer Stelle (Art.7) werden auch 18 Skilling Banco genannt. Diese entsprechen zwar auch nicht den obigen 9 Schilling (jedenfalls nicht, wenn man einen Umrechnungskurs von 1:2,5) annimmt, aber unterstellen wir mal, dass dieses Porto galt und ich mit der Interpretation recht habe, dass der Brief 1 Loth wog. Dann müsste der ebenfalls im Vertragstext (Art.8 ) genannte Faktor 1,5 greifen, d.h. insgesamt 27 Skilling Banco. Wenn dann die extra notierten "6" eine dänische Notierung sind (was vielleicht auch die Angabe "rbs" nahelegt), dann würden noch 6 dänische Skilling = 4 Skilling Banco dazukommen. Dann wären wir bei genau 31 Skilling Banco. Quod erat demonstrandum?


    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Hallo nordlicht


    Ich glaube dass ich das wichtigste übersetzt habe:



    Internationalen Briefe


    Art 7.


    Porto für den einfachen Brief zwischen Schweden, die Herzogtümer Schleswig und Holstein und
    Lauenburg, abgesehen von Altona, kostet 18 Skilling Banco oder 27
    Reichsbankskillinge, wovon 9 Skiling Banco oder 13 ½ Reichsbankskillinge an
    Schweden fällt, den Rest an Dänemark (die andere Hälfte).


    Ausnahmen:
    Briefe nach und von Schweden, ausser Skåne, nach und von
    Helsingör, wird mit 15 Skillinge Banco der einfachen Brief, oder 22 ½ Reichsbankskillinge,
    wovon 9 Skillinge Banco oder 13 ½ Reichsbankskilinge geht an Schweden und 6
    Skillinge Banco oder 9 Reichsbankskillinge an Dänemark fälllt.




    Art 8


    Einfacher Brief
    ¾ Loth incl
    ¾ - 1 Loth inclusive x 1,5
    1 – 1 ½ Loth incl x 2



    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    ganz vielen Dank für deine Mühe!


    Damit sehe ich dann meine Theorie zur Taxierung als bestätigt an:
    18 Skilling Banco x 1,5 = 27 Skilling Banco, zuzüglich 4 Skilling Banco (umgerechnet 6 dänische Skilling / rbs) - vermutlich für den Seeweg über Lübeck - ergibt dann 31 Skilling Banco :)


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Nordlich,


    immer langsam,


    wenn ich 18 Skilling Banco x 1,5 (Umrechnungswert) nehme, können nicht wieder Skilling Banco, herauskommen.


    Dies sind dann 27 Sk Rigsmønt + 6 Sk Rigsmønt (4 Sk.b:co) = 33 Sk Rigsmønt = 22 Sk.b:co,


    aber nicht 31 Sk.b:co. Irgend etwas in dieser Zusammenstellung stimmt nicht.




    Die Nähe der Zustellgebühr, vom Postamt zum Empfänger, sollte eine Angemessene sein, jedoch konnten die Postmeister diese nach ihrem Ermessen selber bestimmen, deshalb kamen des öfteren Differenzen von 1 bis 3 Skilling nach unten oder oben abgerundet vor, was jedoch zur damaliger Zeit nicht ungewöhnlich war.




    Daran müssen wir noch arbeiten.




    Gruß Alandsammler

    Einmal editiert, zuletzt von Alandsammler ()

  • Hallo Alandsammler,


    ich kenne die schwedischen Währungsverhältnisse nicht und kann vielleicht deshalb nicht nachvollziehen, warum das 1,5fache von 18 in diesem Fall nicht 27 ergibt ?(


    Wie erklärt sich das genau?


    Viele Grüße
    nordlicht