Preussen - Italien

  • Liebe Sammelfreunde


    zeigen möchte ich hier einen sehr schönen HufeneisenStempel Beleg von Elberfeld vom 07.12.1865 nach Turin. Es ist bisher auch der einzige Beleg geblieben, welcher hier hin lief. Von MD habe ich bisher noch keinen gesehen.


    Die damalige Beschreibung von bayern klassisch gebe ich hier einfach mit.


    Doppelbrief, also über 7,5 bis 15g (blaue 2 für 2. Gewicht oben links), mit gewogenen 6/10 Loth (10g), der auch 2 km über die bayerische Pfalz lief.
    2 mal 3,5 Sgr für Preußen und Frankreich = 7 Sgr, wie unten im Nenner notiert, plus 1 Sgr. für das Königreich Italien, wie im Zähler notiert. Die Summe der bezahlten Beträge wurde mit 8 Sgr korrekt neben der Additionsklammer vermerkt.


    Bureau restant = poste restante, also sollte der Brief in Turin nicht ausgeliefert werden, sondern 3 Monate dort liegen bleiben.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo preussensammler,


    seltenes Stück - kurze Frage vom Preußenlaien: ab wann konnte man von Preußen aus mit Marken ins Postvereinsausland frankieren?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bayern Klassisch


    Hallo preussensammler,


    seltenes Stück - kurze Frage vom Preußenlaien: ab wann konnte man von Preußen aus mit Marken ins Postvereinsausland frankieren?


    da ich gerade das Handbuch zur Hand habe...


    Markenfrankierung war zugelassen
    ab 15.11.1850 für Briefe, Warenproben, Kreuzband, Insinuation, Reko-Briefe in Preussen und dem DÖPV
    ab 01.09.1852 für Briefpostsendungen in alle Staaten
    ab 17.06.1853 für Fahrpostsendungen im DÖPV + Preussen
    ab 23.11.1854 für Fahrpostsendung in alle anderen Staaten


    Alles was jeweils nicht darunter fiel bzw. unmöglich war, dann mittels Barfrancierung.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Freunde,


    vielen Dank für die Daten und Quellen. Auslandsbriefe haben immer ihren speziellen Reiz - ich hoffe, wir sehen noch mehr davon. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Liebe Sammlerfreunde,


    dann füge ich mal einen weiteren Brief an: 1867 aus Barmen (preußische Rheinprovinz) via Innsbruck nach Milano, frankiert mit 3 Sgr. und PD gestempelt.



    Rückseitig meine ich noch einen Durchgangsstempel von Verona zu erkennen, direkt daneben anscheinend der Ankunftsstempel von Mailand. Die beiden anderen Stempel sagen mir nichts.
    Von den 3 Sgr. waren 1 1/2 (Sgr.) als W(eiter)f(ranko) ausgewiesen, dann scheint aber 6 x (Kr.??) in blauer Tinte daneben notiert worden zu sein und eine 6 in Rötelstift.
    Kann hier jemand zu meiner Aufklärung beitragen?


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    ab 1.10.1867 kosteten Briefe in das Kgr. Italien nur noch 3 Sgr. bzw. 12 Kr. rheinisch (!). Hierbei war das Weiterfranko für Italien bei der Leitung über Österreich (Brennerbahn) in Höhe von 1,5 Sgr. bzw. 6 Kr. rheinisch auszudrücken.


    Interessant noch, dass in der Zeit des Postvereins bis zum 31.12.1867 somit ein Auslandsbrief mit 1,5 Sgr. Vergütung für fremde Posten insgesamt genau so günstig oder teuer war, wie ein einfacher Postvereinsbrief über 20 Meilen! Also Barmen - Frankfurt am Main 3 Sgr. und Barmen - Mailand auch nur 3 Sgr..


    Hier merkt man schon, dass dieser Postvertrag eigentlich nichts mehr mit den üblichen Regularien des DÖPV zu tun hatte und er die folgenden Verträge ab dem 1.1.1868 mit ihren erheblichen Portomoderationen schon vorweg nahm. Auch hatte damit die Schweiz als Transitland praktisch ausgedient, denn ihre Forderung von 6 Kr. bzw. 1,5 Sgr. für den Transit war einfach zu teuer geworden und nur noch den Vorteil erhöhter Schnelligkeit zu bieten.


    Die Drehscheibe Verona, das hast du richtig erkannt, stempelte ihn siegelseitig.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,


    Danke für die Erläuterung. Im Kontext mit den bisherigen Tarifen schon eine eigenartige Aufteilung ...

    ...
    ab 1.10.1867 kosteten Briefe in das Kgr. Italien nur noch 3 Sgr. bzw. 12 Kr. rheinisch (!). Hierbei war das Weiterfranko für Italien bei der Leitung über Österreich (Brennerbahn) in Höhe von 1,5 Sgr. bzw. 6 Kr. rheinisch auszudrücken.
    ...

    Wer war hierbei eigentlich Vertragspartner ?
    (sprich: wo finde ich den Vertragstext bzw. Ausführungsbestimmungen?)


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    dir kann geholfen werden - Kontraktpartner waren Österreich und Italien. Da Österreich zum DÖPV (noch) gehörte, galten die Verträge auch für das Postvereinsgebiet. Weil der Postaustausch über Bayern erfolgte, kamen auch rheinische Kreuzer zum Ansatz (6 Kr. bei deinem Brief). Hier kann ich die bayerische Variante zeigen - für Preußen musst du nur paritätisch umrechnen, dann passt das schon.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • ... und bei dieser Suche nach einen Brief, vor allem aus deiner Heimat, wünsche ich dir sehr viel Glück! Du wirst es brauchen. ;)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo,


    den folgenden Brief habe ich in einem anderen Forum schon mal gezeigt, er wurde dort von bayern klassisch gewohnt kompetent beschrieben. Da es so gut passt, hier noch einmal:


    am 27.3.1867 von Berlin über Heidelberg, Basel und Mailand nach Florenz gelaufen. Der Brief ist mit 6 3/4 Sgr. bis Florenz frankiert: 3 Sgr. Postvereinsanteil, 1 3/4 Sgr. für den Transit durch die Schweiz und 2 Sgr. für Italien. Unten links ist in blau das Weiterfranko von 3 3/4 Sgr. notiert.


    Gruss


    senziger

  • Hallo senziger,


    damals wie heute eine Augenweide. Und danke für die Blumen ... :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo zusammen,


    den folgenden Brief konnte ich kürzlich für meine Hamburg-Sammlung kaufen:


    Der Brief wurde am 6.9.1867 in einen Straßenbriefkasten eingeworfen und lief vom preussischen Postamt in Hamburg über Basel, Luzern, Como und Mailand nach Venedig, wo er am 10.9.1867 eingetroffen ist.


    Der Brief ist frankiert mit Nr. 14, 15 und drei mal Nr. 17 = 6 Sgr 10 Pf. Unten links ist mit Blaustift 12 x für das Weiterfranko vermerkt.


    Vergleicht man diesen Brief mit dem in Post 14 gezeigten, so fällt auf, dass das Franko um 1 Pf. höher ist. Ich vermute der Brief ist überfrankiert, da der Absender die nur selten benötigten Marken zu 3 Pf. nicht vorrätig hatte aber wegen dem einen Pf. nicht extra das Postamt besuchen wollte.


    Briefe vom preussischen Postamt nach Italien sind recht selten, sie können nur vom 1.7. bis 31.12.1867 vorkommen, nachdem Preussen die Post von Taxis übernommen hatte. Außerdem fielen in diese 6 Monate ja auch noch 2 Tarifperioden.


    Gruss


    senziger

  • Hallo senziger,


    Glückwunsch zu diesem sehr attraktiven Brief, der auch über Österreich hätte laufen können (sollte Standard gewesen sein).


    Interessant für den Transitspezialisten ist bei deinem Stück, dass Preußen zwar TT übernommen hatte, bei den Transiten nach und über die Schweiz aber in die Rolle von TT schlüpfte und den geschlossenen Transit durch Baden nutzte, wie es ihn von Preußen zuvor nicht gab.


    Dadurch war ein Brief in entgegengesetzter Richtung für Preußen günstig, denn diese wurden erst in Frankfurt am Main (nun auch preußisch) geöffnet, so dass das preußische Frankfurt am Main als Vereinsaufgabepost fungierte und das Postvereinsporto von 9 Kr. je Loth kassierte und nicht Baden, wie das zuvor der Fall war.


    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayern klassisch,


    schön dass der Brief gefällt, ich hätte ihn allerdings auch für den halben Preis gekauft ohne ein schlechtes Gewissen zu haben ;) .


    Zwei Fragen habe ich noch: stimmst du bezüglich der Überfrankatur mit meiner Interpretation überein? Und was bedeutet der Stempel "4 im ovalen Kringel"?


    Gruss


    senziger

  • Hallo senziger,


    Baden bekam 12 Kr. von Preußen kreditiert für die Schweiz und Italien (je 6 Kr.). Mit der Überfrankatur sehe ich das genau so.


    Die "4" war der Stempel des entsprechenden Stadtbriefträges in Venedig.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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