• Liebe Freunde,

    einen besonderen Ortsbrief möchte ich heute vorstellen - keine Bange, es wird eine kurze Vorstellung werden. Abgestempelt in Schwaben am 22.3.1868 lief er an die Schull - Sitzungs - Commission in Schwaben. Auf Grund der orthographischen Probleme des Schreibers ("Schull" statt Schul-) könnte man fast annehmen, er hätte um ein Jahr schulischer Verlängerung gebeten, doch ist der Inhalt leider nicht mehr vorhanden.

    Es mutet aber sonderbar an, dass er weder frankiert, noch mit einer Portomarke versehen wurde, denn als unfrankierter Ortsbrief hätte er 3x gekostet (unter Zuhilfenahme einer Porto Nr. 1) und auch einen Kreuzer wollte man nicht als Frankatur bezahlen. Die Post hat ihn angenommen - aber warum nur das, ohne sich um das Porto zu kümmern?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo kreuzer,

    vielen Dank für die VO - sehe ich genau so wie du. Ein mysteriöses Stück, egal, wie man es betrachtet.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    wenn man die Bevölkerungszahl von 1868 in Rechnung stellt (861), ist ein Ortsbrief aus Markt Schwaben natürlich ein Knüller.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Adressat eher eine Lokal-Schulinspektion war, keine Schulkommission (die es nur in größeren Orten gab -> Link). Dieser Ortsbehörde stand immer der Pfarrer vor, sekundiert vom Bürgermeister und einigen wenigen Gemeinderäten. Die Briefhülle stammt daher wohl aus einem Pfarrarchiv.

    Der Brief sah keinen langen Postweg (vom Gasthaus zur Post bis zum Pfarrhaus war es nicht weit), ein anderer Expeditor war auch nicht involviert, also nahm man den Brief ohne viel Federlesens als Dienstbrief an, auch wenn er nicht entsprechend gekennzeichnet war. Das kam bei ländlichen Expeditionen nicht so selten vor, einige Briefe dieser Art aus meinem Bereich habe ich hier und in einem anderen Forum wohl schon einmal gezeigt.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Erdinger,

    vielen Dank für die Darstellung der behördlichen Verhältnisse in kleineren Gemeinden - prima! Sicher hat man vieles gemacht, was nach den Postvorschriften völlig daneben war - der Beweis lässt sich halt nicht immer bringen und wer weiß, warum dieser Brief heute noch existent ist - vlt. hat ihn ein Revisor mit persönlicher Nähe zur bayerischen Post aus der Fülle der anderen heraus gezupft und als corpus delicti dem vorgesetzten Bezirksamt eingereicht. Alles ist möglich ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ihr Kreuzer-Spezialisten,
    wie kommt dieses Porto zustande? Wäre echt super, wenn Ihr mir da weiter helfen würdet! :S

    Ach ja, und gerade noch zum inoffiziellen Ende der Weihnachtszeit muss ich noch die längst überfälligen Segenswünsche für 2014 loswerden. Wird 2015 - so hoffe ich - nicht so verspätet eintrudeln :whistling:

  • Hallo abrixas,
    Sünching hatte ab 1860 eine eigene PE, deshalb dürfte es sich um eine Drucksache handeln, die kostete auch nur 1 Kreuzer. Gibt es Inhalt?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,
    danke für die blitzschnelle Antwort. Der Brief ist noch bei Ibähh, aber ich glaube ein durchschimmerndes Druckwerk im Scan zu erkennen.
    Schaumermal - Dannsengmascho! ;)

    Bis bald und liebe Grüße
    abrixas

    "Extra Bavariam non est vita et si est vita non est ita."

  • Lieber VorphilaBayern,

    ui, das ist das zweitschwerste Stück, das ich innerhalb von München kenne. Hr. Gröger von den Regensburger Sammlerfreunden hat eine 9. Gewichtsstufe (2II und 4II) vor vielen Jahren unerkannt kaufen können, die der bisherige Spitzenreiter ist und alles ab der 3. Gewichtsstufe ist eine Rarität.

    Vielen Dank fürs zeigen!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerkolleg(inn)en,

    über einem Auktionsergebnis der letzten Wochen grüble ich immer noch; mangels besserer Fähigkeiten gebe ich hier den Link an:

    http://www.philasearch.de/de/i_9114_432/…79#.U3zWlXZqzL4

    Es handelt sich um einen Brief von München Vorstadt Au nach München ans Landgericht, datiert 1869 und frankiert mit 3 kr rot und 1 kr gelb.

    Der Ehrlichkeit halber gebe ich zu, dass ich mitgeboten habe und deutlich "zu kurz gesprungen" bin. Der Brief hat seinen Ausrufpreis um gut das Einhundertfache übertroffen und ging mit 2.700 Euro weg. Ich vermute, es handelt sich um einen Ortsbrief in der 4. Gewichsstufe, der dann auch mit Sicherheit sehr selten ist. Teilt Ihr meine Vermutung, und was haltet Ihr vom Preis?

    Philatelistische Grüße
    Mangfalltaler

  • Hallo Mangfalltaler,

    der Scan gibt wenig her - eine 4. Gewichtsstufe innerhalb Münchens, von wann auch immer, ist selten. Der Brief ist m. E. nicht komplett und ich kann das Jahr nicht erkennen, von daher wäre ich eh kein Bieter gewesen. Vlt. ist es eine "8 II"?

    Ansonsten sind 3.300 € brutto viel zu viel für solch ein Stück dafür gibt es schon richtig gute Sachen bei Bayern. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    Waldmohr bekam als allerallerletzter aller bayrischen Kantons-Hauptorte 1855 eine Postexpedition.

    Zu dieser Zeit war der Ort sehr überschaubar und hatte ca. 1500 Einwohner.

    Wenn man weiß, was man seinerzeit für einen Kreuzer kaufen konnte, wird schnell klar, dass Ortsbriefe nicht gerade Massenware sein können, denn innerorts hatte man das ganz schnell selbst erledigt.

    Viele Grüße

    Jürgen

  • Hallo Jürgen,

    schönes Stück - hat er Inhalt? Wenn ja, bitte zeigen, denn einen Grund für seine Existenz hätte ich schon gerne erfahren.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    Gut, dass du so blöde Fragen stellst! 8)

    Ich hatte das Teil nämlich noch gar nicht geöffnet und siehe da:

    Eine Verlobungsanzeige!!! Entzückend......

    Ist also dann ja quasi sogar ein Ortsdrucksachen - oder?

    Und dann seinerzeit innerorts mit der Post verschickt..........

    Scan folgt.

    Gruß

    Jürgen

  • ... dann hat man diese Drucksachen (kosteten damals auch so viel wie Ortsbriefe) sicher Dutzende verschickt - die Masse davon wird als 3x Brief abgegangen sein und jeden einzelnen für 1x zu frankieren hat man halt in der Hektik hingenommen.

    Das gibt dann mit der Kopie des Inhalts eine schöne Seite. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    waren in der Zeit bis zum 30.6.1849 Ortsbriefe nicht Sache der Post, sondern des jeweiligen Expeditors, der dafür dann regelmässig 2x für einen erhielt, so trat zum 1.7.1849 eine Änderung dahin gehend ein, als man nun auch Briefe, die im Ort bzw. Lokalbezirk verbleiben sollten, als postalisch ansah und für die nun eine staatliche Gebühr von 1x (über 1 - 4 Loth: 2x) verlangt wurde. Die Einnahmen der Expeditoren gingen daher etwas zurück, aber bei den allermeisten Postexpeditionen dürften Ortsbriefe nur einen verschwindend geringen Teil der Einnahmen ausgemacht haben (am Ort der Hauptbriefpostexpeditionen mit Beamten bestückt sah es ja wieder anders aus).

    Hier haben wir nun m. E. ein Unikum vor uns, auch wenn der Preis eher billigster und häufigster Massenware angemessen gewesen wäre.

    Joseph Stockinger aus Speyer, seines Zeichens, Chef der Pfälzer Blättertabak- und Weinhandlung in Speyer, schrieb am 24.3.1863 einen Brief an die Firma Lichtenberger & Co. in Speyer, also einen lupenreinen Ortsbrief.

    Das Regulativ vom 1.1.1861 sah hierfür 1x im Frankofall und 3x im Portofall vor. Selbiger notierte auch Einzuschreiben - dies deutet für mich auf eine postalische Versendung hin. Tatsächlich hat der Brief die Post nie gesehen.

    Der Grund hierfür mag gewesen sein, dass es im Inhalt um einen Wechsel auf 195 Gulden 45 Kreuzer ging, der dem Brief wohl inne lag. Da hätte man eigentlich die Fahrpost bemühen dürfen - aber auch das hat man letztlich nicht gemacht, das Geld konnte/wollte man sich sparen (ein Reco - Brief hätte ja 1x Franko und 6x Chargégebühr gekostet = 2 Mittagessen).

    So hat den verschlossenen Brief, und dadurch war er illegal befördert worden, ein Unbekannter der Fa. Lichtenberger auf den Tisch gelegt.

    Leider ist es mir nicht gelungen, die Entfernung der beiden Korrespondenten in Speyer auszumachen. Es wäre schön, wenn sich jemand fände, der die Wohn-Fabrikorte der beiden heraus fände, so dass man sehen könnte, wie weit diese auseinander lagen.