Schweiz - Deutsche Staaten

  • Hallo remstal,


    die meisten Sammler, auch wir, sind Qualitätssammler. Aber wenn ein Brief daher kommt, der höchst selten ist, wie deiner hier, dann muss man Abstriche machen, weil es einfach kaum etwas besseres gibt (oder gar nichts?). Von daher herzlichen Glückwunsch zu einem chargirten Grenzrayonbrief - von Bayern nach der CH kenne ich nur einen überhaupt (und der noch ausgerechnet in der 3. Gewichtsstufe), den ein lieber Sammlerfreund aus der Nähe von Landshut in der Bucht vor einem halben Jahr schnappen konnte.


    Jetzt feht nur noch die eingeschriebene Drucksache im Grenzrayon ... :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde. eine( vielleicht dumme ) Frage zu diesem Portobrief von Samaden 1862 nach Köln. Die preussische Post in Köln kassierte für diesen Brief aus dem 1. in den 3. Rayon zutreffend 5 Silbergroschen. Der Anteil der Schweiz mit 6 x ist richtig vermerkt. Nachdem der Beleg über die Badische Bahnpost lief, ist dann Baden auch Aufgabepostamt im Postverein geworden und hat Anspruch auf 9x gehabt ? Wie ist Baden dann zu seinem Geld gekommen ? Wer sorgte dafür, dass CH die 6x erhielt ?
    Vielen Dank remstal

  • Hallo remstal,


    Zitat

    Brief aus dem 1. in den 3. Rayon zutreffend 5 Silbergroschen


    kleiner Tippfehler: 2. Rayon. ;)


    Zur Abrechnung: Die CH schrieb sich 6 CH - Kreuzer in Rötel an. Der Brief lief also via Basel zur badischen Bahnpost und Baden akzeptierte die Portoforderung der CH über 6x. Der Postvereinsanteil von 9x bzw. 3 Silbergroschen (Sgr.) wurde erst gar nicht ausgewiesen, sondern gleich das Gesamtporto von 5 Sgr. notiert. Mit dieser Forderung (es war immer in der Währung der Abgabepost von der badischen Aufgabepost zu rechnen) wurde Preußen belastet.


    Preußen kassierte vom Empfänger diese 5 Sgr. und überwies (schrieb gut) 15x an Baden. Damit war die badische Forderung getilgt und wurde gestrichen. Baden behielt 9x und beglich von den erhaltenen 15x die Rechnung der CH über 6x, so dass jetzt auch die Schweizer Forderung gestrichen wurde.


    Für eine zukünftige Frage: Was war im Falle eines Retourbriefes zu veranlassen, also wenn der Empfänger nicht bekannt war oder er die Bezahltund des Portos verweigerte?


    Dann musste sich Preußen bei Baden "exculpiren", auf deutsch "entlasten". Da Baden ja 15x bzw. 5 Sgr. von Preußen forderte, die dort aber nicht kassiert werden konnten, musste sich die Abgabepost in Preußen entlasten, also die badische Forderung streichen/korrigieren. Da Preußen kein Porto kassiert hatte, konnte auch Baden nichts von Preußen erhalten und musste nun die jetzt eigene Forderung der CH weiter geben.


    Folglich belastete man die CH, die ja noch ursprünglich 6x von Baden zu bekommen hatte, mit 15x und hatte somit 9x von dieser zu bekommen. Die CH schrieb nun Baden 9x gut und kassierte vom Empfänger 50 Rappen = 15x, so dass sie die ihr zustehenden 20 Rappen = 6x wenigstens kassiert hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Guten Morgen zusammen
    heute habe ich eine Frage zum vorgestellten Brief. Nach dem ab 1.9.1868 geltenden Postvertrag war für Staatsdienstsachen gegenseitig Portofreiheit vereinbart. Der doppeltschwere Brief vom 8.9.1868 wurde zunächst in Berlin mit 8 Silbergroschen zutreffend taxiert und dann die Nachtaxe wieder gestrichen, evtl. wegen des Vermerks links unten " königl. ... ? " Was versteht man als Staatsdienstsache ? Fällt auch ein solcher Brief unter diesen Begriff ?


    herlichen Dank für evtl. Hilfe remstal

  • Hallo remstal,


    zu diesem wunderbaren Brief kann ich dir nur gratulieren. Wo hast du nur immer diese Granaten her?


    Die CH taxierte ihn korrekt für doppelt schwere Portobriefe mit 8 Groschen. Die Franchise hatte keine Auswirkungen auf die CH - Taxe, denn die Schweiz war nicht königlich und eine Portofreiheit hätte in der Schweiz nur eine dort ansässige, portobefreite und in Staatsdienstsachen tätige Behörde anzusprechen. Das war sicher nicht der Fall.


    Beim Empfänger sah das anders aus - dieser war passiv portobefreit und durfte also mit Postporto belastete Sendungen bei der Ausgabe ohne Zahlungen annehmen. Die 8 Groschen wurden intern verrechnet (also auch der CH - Anteil gutgeschrieben) und auf den eigenen Anteil verzichtet (Abschreibung intern als uneinbringliche Forderung).


    Dergleichen Briefe sind selten - und deiner ist noch dazu selten schön! :P

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo remstal,


    ich habe noch nie eine 2 Rappen DS gesehen, das waren ja nur 0,6 Kreuzer. Unglaublich!

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo remstal,


    zum 1.10.1852 schloß die Schweiz mit Bayern, Baden, TT Postverträge ab, Wü ein wenig früher, Österreich ein wenig später.


    Teilfrankaturen waren ab da nicht mehr möglich, und ich könnte mir vorstellen, daß ab diesem Zeitpunkt mit Marken frankiert wurde, eine Barfrankatur kann ich aber nicht gänzlich ausschliessen.


    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo remstal und Leitwege,


    das ist eine spannende Sache - ich kann nur einen aus Ende 1853 zeigen, der barfrankiert wurde (beim 1. Versuch auch noch 10 Rappen zu wenig) - es soll aber noch aus 1854 barfrankierte geben, auch wenn ich leider keinen zeigen kann. Evtl. war die Barfrankatur auch immer möglich. Ich werde das zu eruieren versuchen und gebe bei einem positiven Ergebnis laut.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayern klassisch,


    top Recherche :thumbup: .


    Jetzt würde mich nur noch eine geteilte Frankoabgeltung von der Schweiz nach Bayern oder Württemberg interessieren, müsste doch möglich sein.


    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,


    ich habe in 30 Jahren keine gesehen und meine beiden Spezis mit sehr großen Sammlungen kennen auch keine; auch die Topp 20 Sammler der CH mit ganz außergewöhnlichen Sammlungen von Wert und Umfang kennen keine - ich fürchte, wir werden auf diese Varietät zu zeigen verzichten müssen. Aber wer weiß, in der PO ist alles möglich und vlt. finden wir mal eine DS mit geteilter Frankoabgeltung auf der eine läppische 5 Rappen Marke prangt und die es für 10 Euro bei einem Kanadier in der Kiste von Sindelfingen zu schnappen gilt. :thumbup::P8o

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo remstal,


    dein Schmuckstück zeigt die Gewichtsangabe von Preußen beim Posteingang durch die Bahnpost - das war Vorschrift bei recommandirten Briefen Genau so war es dort aber auch Vorschrift, jeden fremden Chargébrief mit dem eigenen, roten Recommandirt - Stempel zu versehen; den kann ich aber nicht finden ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo BK,
    hätte auch bei diesem Einschreiben der rote recommandirt Stempel angebracht werden sollen ? Leider ist dieser doppelt schwere Brief in einem etwas desolaten Zustand, vor allem der Schnitt der Marken, schade bei dem Wert zu 1 Franken. Was ich auch noch nicht so oft gesehen habe: das kennzeichnende Gitter nicht in rot, sondern in blau. 18x Weiterfranko sicher für TuT ?
    Schönen Abend remstal