Unterfrankierte Belege

  • die Aufgabepost hat es verschlafen und das Reich hat es nachgeholt

    ...wenn sich das evtl. in weiteren statements so herausstellt, dann müssen wir Landau nachträglich zutiefst zu Dank verbunden sein ! ^^


    + Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunde,


    klare Ansage der seit 1. Mai 1917 gültigen Postordnung Bayerns im § 48 III:


    Die Postsendungen müssen, abgesehen von den Fällen in § 47 III (vorfrankierte Formulare) und § 48 IV (vorfrankierte Rückantwortformulare) durch die von der bayerischen Postverwaltung ausgegebenen Postwertzeichen frankiert werden. Mit anderen Wertzeichen versehene Postsendungen werden als unfrankiert behandelt.


    Was das für eine Postkarte wie anbei EIGENTLICH zu bedeuten hatte, kann aus den Ausführungsbestimmungen entnommen werden:


    Nach Orten in Deutschland bestimmte Postkarten, die statt mit bayerischen, mit im Reichsgebiet und in Württemberg gültigen Postwertzeichen versehen sind, werden nach den Vorschriften des § 48 III und V und der zugehörigen AB (Ausführungsbestimmung) behandelt:


    Sind (...) zu Briefen oder Postkarten, die nach dem Reichspostgebiet oder nach Württemberg bestimmt sind, die dort gültigen Wertzeichen verwendet, so werden diese mit dem Aufgabestempel entwertet, und es wird auf den Sendungen die Gebühr für unfrankierte Briefe oder Postkarten abzüglich des Betrages der verwendeten Postwertzeichen ausgeworfen, wobei etwaige Bruchpfennige auf volle Pfennige aufzurunden sind.


    Hienach ist z.B. eine derartige in München aufgegebene Postkarte zu 7 1/2 Pf. , a) wenn Sie nach Berlin oder Stuttgart gerichtet ist, mit 8 Pf., b) wenn sie nach Nürnberg bestimmt ist (nach § 11 VII) der doppelte Fehlbetrag, also 15 Pf nachzutaxieren.


    Vorliegend wären also in Wetzlar 8 Pfennig Nachgebühr zu erheben gewesen. Da die Poka aber wohl bei Maschinenstempeln mit der Germania-Freimarke in München durchgerutscht ist, hat der Empfänger nochmal Glück gehabt.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo zusammen,


    hierzu kann ich eine unterfrankierte Postkarte von Obernzell nach Hoboken (New Jersey) beisteuern. Hoboken liegt am Westufer des Hudson River, am Ostufer liegt der Stadtbezirk Manhattan (New York City).

    Frankiert wurde die Karte mit 3 Pfennig (Mi.Nr. 76 Ib) und einer ungültigen/beanstandeten Mi. Nr. 92.

    Die Karte wurde am 14. Juli 1911 versendet und kam 11 Tage später am 25. Juli 1911 beim Empfänger an, welcher 4 Cents nachentrichten musste.


    Gruß

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    ja, die 5 Pfg. Marke war nur im Inland gültig - aber das wusste der Absender sicher auch, der diesen schönen Beleg gebastelt hat. Mir gefällt es trotzdem und es ist auch ein Teil unserer Postgeschichte!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Christoph,

    bisher kannte ich nur das Hoboken-Verzeichnis für Haidens Musik.
    Jetzt habe ich gesehen, dass es alleine vier Orte des Namens in den USA gibt.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo Tim,


    anbei eine Inlands-Ganzsachenkarte aus Mocambique in die Pfalz mit Durchgang Wolfstein und Ankunft Bosenbach. Dem Pfarrer Thomas war die Nachricht aus Ostafrika die 20 Pf. Nachgebühr wohl wert; leider hat der weite Weg fast alle Ränder in Mitleidenschaft gezogen.


    Schöes Wochenende


    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    wenn ich richtig liege, dann war bei diesen Karten die Papierstärke keine ihrer Stärken, aber bei so einer IM-Granate kann man mit ausgerundeten Ecken leben. Auch den Bosenbacher dürfte es nicht gerade massenhaft geben, ich musste zugegebenermaßen erst mal googeln, wo`s des im Kuselland überhaupt liegt 8o


    LG

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... was für eine Granate - aus Mozambique? Wow und dann noch in die Pfalz. :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Sammlerfreunde,


    bei dem Ding anbei ist ja so ziemlich alles krumm gelaufen, was krumm sein kann: Für eine Ortspostkarte falsche Freigebühr, Verwendung eines nicht frankaturgültigen Wertstempels, der dann absolut vorschriftswidrig entwertet und on top dann auch noch kein Nachporto erhoben. Dem Adressaten, seines Zeichens evtl. ein Gerichtsvollzieher, mag das natürlich gut gefallen haben. ^^


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Lieber Tim,


    sonderbarer Stempel - kann mich nicht erinnern, den mal gesehen zu haben. Wäre er möglich, dass die Karte im Reich aufgegeben durchgeschlüpft ist und man in Kandel nachentwertete? Ich kann leider keinen Aufgabeort erkennen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Moorsche Ralph,


    ja den Stempel gibts (lt. Helbig Handbuch die Type 19a ohne Jahreszahl, seit 1882). Wenn aus dem Reich hergekommen, dann hätte Kandel wohl aber nicht auf dem Wertstempel abschlagen, allenfalls daneben Empfang stempeln dürfen. Aber so war der Wertstempel natürlich vor evtl. Missbrauch geschützt. Wie man´s nimmt :S


    LG

    Tim

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  • ... es gab aber auch viele, die dann den Wertstempel/Marke einfach mal so abstempelten und gut war es für sie, weil sie keine Lust hatten, Meldungen zu machen, Nachtaxen zu kassieren und Ärger mit dem Empfänger zu bekommen (wenn der die Nachtaxe nicht zahlen wollte). Wir werden es nie wissen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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