Die Verwendung geschlossener Mühlradstempel in der 2. Verteilung bei den Hauptbriefpostexpeditionen

  • Der gMR 598 wurde vorwiegend in der 2. Hälfte des Jahres 1861 verwendet, obwohl bereits der oMR 598 seit dem Umtausch in Verwendung war.


    Nicht nur in Würzburg gab es diesen „Rückgriff“. Zu diesem ungelösten Rätsel hat bereits Ralph Bernatz im Rundbrief 50 der Arge Bayern Klassisch einen lesenswerten Aufruf veröffentlicht: "Die zeitgleiche Verwendung zweier Mühlradstempel bei den Hauptbriefpostexpeditionen" - S. 2996ff.


    Die abgebildete Marke wird derzeit angeboten und soll hier nur verdeutlichen, dass aufgrund der Marke und des Stempelabschlages eine Verwendung Ende 1861/Anfang 1862 wahrscheinlich ist. Im Vergleich dazu der vom Thema Aktuelle Auktionen (345) gezeigte Stempelabdruck aus Bonnland. Es zeigt sich, dass die Schaufeln des Bonnlader-Stempels spitz zulaufen (Dreieck), während die späten Würzburger-Abschläge dieses Merkmal nicht mehr zeigen. Es wird daher vermutet, dass es 2 verschiedene Stempel gab bzw. es nur eine Abnutzung ist. Frühe Würzburger-Abschläge zeigen noch diese feinen „spitzen Schaufeln“. So liegt mir eine lose Nr. 7 mit einem solchen Stempelabschlag vor, welcher aber durchaus auch aus Bonnland stammen könnte (Gegenbeweis nicht möglich). Es ist selbstverständlich, dass durch mehr oder weniger schwarzer Farbe unterschiedliche Stempelabdrucke entstanden (auch das "Verkanten" bzw. "Abrollen" (wodurch eine Hälfte des Stempels weiniger Schwarz die andere dafür mehr hat - siehe Bonnland-Stempel untere Marke). Deshalb ist es schwer eindeutige Aussagen zu treffen, wenn nicht genügend Vergleichsmaterial vorliegt. Eine Tendenz zum "mit viel Schwarz" ausgeführten Abschlag zum Ende des Gebrauches des gMR ist aber eindeutig zu beobachten.


    Luitpold



    PS


    Aus einer Auktion noch ein Bild, das den feinen Abschlag des gMR 598 zeigt.

  • Hallo Luitpold,


    um solche Fragen im grösseren Sammlerkreis zu diskutieren, dafür ist das Forum da.


    Die Postexpedition Bonnland wurde eröffnet am 1.November 1855. Der MR "598" war dort etwa ein Jahr im Einsatz.


    Weil nur ganz wenige Briefe bekannt sind, kann davon ausgegangen werden, dass das Postaufkommen sehr gering war, der MR "598" kaum benutzt,


    und die Abdrucke deshalb klar und sauber. Klar und sauber waren auch die ersten Abdrucke von Würzburg. Hier war der MR aber Tag für Tag im Einsatz


    und hatte sich mit der Zeit stark abgenutzt. Die späteren Abdrucke zeigen das deutlich. An zwei verschiedenen Stempeltypen glaube ich nicht.


    Einige Marken mit dem geschlossenen MR "598" kann ich zeigen, Briefe besitze ich nicht. Als späteste Verwendung habe ich einen Brief vom 21.Mai 1862 registriert.


    Wahrscheinlich kommt der geschlossene MR "598" auf der 3 Kreuzer rot nicht vor.


    Gruss kilke

  • Hallo kilke,


    Bonnland hatte damals cal 350 Seelen, jedoch einen Gutsbesitzer Freiherr von Gleichen auf Bonnland (1858 Landrat). Zudem eine Prominente: Die einzig noch lebenden Tochter Schillers, Freifrau Emilie v Gleichen-Rußwurm. Man kann doch davon ausgehen, dass diese Familie zumindest, neben einem Kaufmann und einem Landarzt eine Korrespondenz führten.


    Zu den Stempeln auf der 3 Kr. blau - auf einer Roten habe ich noch keinen Stempel gefunden - das sind dann die Platten 4 + 5.


    Hier noch weitere Abbildungen.


    Freundliche Grüße


    Luitpold

  • Hallo Luitpold,


    Du schreibst, dass der gMR 598 vorwiegend in der 2.Hälfte des Jahres 1861 verwendet wurde.


    Das kann ich bestätigen. Die mir bekannten Briefdaten sind von Ende 1861 bis Mai 1862. Die Ausnahme ist eine frankierte Zeitung


    vom März 1859 (23.Dischinger Auktion, Los 549). Interessant sind also nicht nur späte Briefdaten ab Mai 1862.


    Hoffentlich wird der eine oder andere Brief von Würzburg mit gMR 598 hier noch gezeigt.


    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Die Ausnahme ist eine frankierte Zeitung vom März 1859 (23.Dischinger Auktion


    Tja, das ist eben das Rätsel, wo es doch in dieser Zeit den oMR 598 gab :?: Warum oder wer verwendete den gMR :?:



    Hoffentlich wird der eine oder andere Brief von Würzburg mit gMR 598 hier noch gezeigt.


    Das hoffe ich auch. Hier ein Blaue . Platte :?:



    Luitpold

  • Liebe Sammlerfreunde,


    ich erlaube mir die beiden Briefe hier nochmal einzustellen. Von Bayern-Kreuzer † ist der Brief vom Oktober 1861, der Brief vom November 1861 ist von nils.


    Beide Briefe mit klarem und sauberem Stempelabdruck des geschlossenen MR"598" von Würzburg. In post 5 ist ein Brief vom 1.Februar 1862 eingestellt, der Stempel


    schon mit etwas breiteren Schaufeln. Ein Brief vom 18.April 1862 (ist nicht meiner, nur auf dem PC gespeichert) kann ich noch zeigen.


    Es sind nur wenige Briefe gezeigt und nur einige Briefdaten registriert. Momentan sieht es so aus, als ob der gMR "598" in Würzburg vom Dezember 1856 bis


    Mitte/Ende 1861 nicht oft zur Entwertung der Marken eingesetzt wurde. Erst ab Mitte/Ende 1861 war der gMR täglich in Gebrauch. Er nutzte sich schnell ab


    und wurde Mitte 1862 entsorgt.


    Wer kann den geschlossenen MR "598" auf Brief aus der Zeit von Dezember 1856 bis Anfang 1861 zeigen ?


    Lieber Luitpold, die Marke kann eigentlich nur von Platte 6 sein, nicht zuletzt auch wegen dem späten, nicht sauberen Stempelabdruck.


    Gruss kilke

  • Hallo Nacktnasenwombat,


    zeigst du uns die Siegelseite auch noch?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Luitpold,


    das Paar ist sicher von Platte 5. Die etwas unfrische Einzelmarke ist meiner Ansicht nach ebenfalls von Platte 5.


    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo Nacktnasenwombat,


    zeigst du uns die Siegelseite auch noch?


    Hallo bayern klassisch,


    einen Scan hab ich gerade nicht zur Hand, aber du vermutest vermutlich dass der Brief über Baden lief, und das kann ich dir bestätigen.


    Den Scan liefere ich bei Gelegenheit nach.


    Viele Grüße,


    Nacktnasenwombat

  • Hallo Nacktnasenwombat,


    du vermutest richtig, was ich vermutet habe. Scan brauche ich nicht - hätte ich nur gebraucht, wenn er NICHT über Baden gelaufen wäre. Vielen Dank!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo besters Forum,


    ich freue mich, diesen Thread heute nach fast 4 Jahren wieder "nach oben" befördern zu können.


    Auf der Suche nach Belegen zu den Mühlradstempeln von Würzburg (1. Verteilung, Umtausch, 2. Verteilung / oMR) konnte ich folgende Belege hier aus dem Forumskreis erhalten, welche in diesem Thread noch nicht genannt wurden.


    Erstens:
    Briefvorderseite vom 20.03.1862, somit im bekannten Zeitrahmen der gezeigten Belege und des Winklerhandbuches.


    Zweitens:
    Einfacher Postvereinsbrief von Würzburg nach Danzig vom 08.05.1862, somit fast 5 Wochen nach dem jüngsten lt. Winkler bekannten Beleg.


    Die Briefvorderseite hat hier im Forum bereits eine neue Heimat gefunden, und ich hoffe, der aktuelle Besitzer befürwortet auch die Meldung an dieser Stelle hier....


    Beste Grüße


    Andreas

  • Lieber Andreas,


    zwei feine Stücke - aus der Besonderheit gM 598 kann man was machen, da gibt es sogar eine VS mit 30x Chargé nach Frankreich ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... lieber Andreas,


    befürwortet die Meldung hier ohne Einschränkung. :D


    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)


    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Hallo Andreas,


    wenn ich nur noch 1 Brief bekäme, könnte ich die Zeit der Verwendung - zumindest was ihr Ende betrifft belegen. Aber auf den warte ich vieleicht vergebens. Das macht aber nichts, nachdem ich erst kürzlich in einer Regensburg-Sammlung einen Stempel sah, der nur in 5 Tagen belegt ist. Es gibt bei den Stempeln vieles, was aus den Verordnungen und Handbüchern nicht hervorgeht. Da macht der 598er keine Ausnahme - einer von sehr vielen.


    Nur zu der Adressatin auf Deinen Brief, zu der ich bisher nichts fand. Sie muss aber einen regen Briefwechsel gehabt haben oder es wurde auch nur an sie geschrieben. Ich kenne 5 gleiche Briefumschläge (gleiche Handschrift und Adresse) aus der Zeit Februar - Mai 1862, alle mit dem gMR 598.
    Der auf deinem Brief ist der schon irgendwie abgenutzt wirkende, meiner auf Brief vom 18.02.62 sieht noch hübsch sauber aus. Übrigens: der Poststempeler hatte gutes "Zielwasser". Denn der MR sitzt mittig, auch wenn wie meistens (etwas) schräg.


    Einen schönen Sonntag wünscht Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Hallo liebe Freunde,


    ich kann einen Neuzugang für die Mühlradstempelsammlung vermelden - aus der gleichen Korrespondenz nach Danzig - hier vom 23.02.1862 .... ein Mitbringsel aus Sifi :)


    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker