GB-Österreich ab 1840

  • Hallo Nils,

    also, ich kann mich nur zu dem englischen Teilfranko bis zur französischen Ausgangsgrenze - entweder in Hüningen oder Forbach - äußern, aber nach meinen Unterlagen (in diesem Fall der Moubray) gab es in Abhängigkeit von der empfangenden Provinz in Österreich unterschiedliche Gebührensätze. Und für Triest galt:
    1sh./7d. => bis 1/2 Unze und
    3sh./2d. => 1/2 bis 1 Unze

    Viele Grüße,
    nitram


  • Hallo Nils,

    m. E. hat man deinen tollen Brief in Österreich falsch taxiert. Man ging noch nach dem alten System vom 1.6.1817 aus, wonach über 9 bis 12 Poststationen für einen Auslandsbrief mit 36x CM je halbes Loth gerechnet wurde, also dreifach mal 36 = 108x CM = 1 Gulden 48x CM, wie auch in schwarz notiert.

    Das dürfte nicht in Triest passiert sein, sondern zuvor (Bregenz?). Damit war der Brief eigentlich bezahlt, doch hat noch jemand nach Bregenz ein Porto von 45x CM dazu addiert, für das ich keine Erklärung finde und gleich einen Kreuzer Bestellgeld zu den von Bregenz notierten 1 f 48x dazu gezählt, womit ja nur die Abgabepost für diese Taxierung in Frage kommt.

    Aber alle hatten verschlafen, dass zum 1.8.1842 das neue Hofkammerdekret in Kraft getreten war. Aber was man 25 Jahren lang berechnete, das ging einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Danke für die Antwort :)

    Deine Gebührenvorschlage verstehe ich nicht.
    1. Wie kann man zu die 9-12 Poststationen kommen? Wenn nach Triest muss es immer mindestens 12 Poststationen sein wenn nicht ein Postschiff in Triest landete. Das kommt hier nicht in Frage.
    2. Die 36 Kreuzer für 9-12 Stationen war kein CM sondern Einlösescheine/WW, und diese Gebühren konnte man eigentlich nur bis 31.1.1818 benutzen (Einlösescheine war aber bis zum 1824(?) in Umlauf). Wenn Kreuzer CM war 9-12 Stationen gleich 12 Kreuzer. Es muss aber über 12 Stationen sein so dass es per Loth 28 Kreuzer kostete. Wenn also nach das Gebührenstystem vor 1. August 1842.

    So ich bin von noch andere Vorschlage offen :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    das notierte Porto passt nur nach dem Gewicht, wenn man die Kosten von 1817 ( 1818 ) aufrechnet - und andere Kreuzer als CM gab es 1842 keine mehr.

    Die Anzahl der Poststationen hat mich auch gewundert - ich hätte auch über 12 angenommen, sogar weit mehr als 12, aber dann passt es gar nicht mehr mit Gewicht und Entfernung.

    Alles mysteriös - eigentlich hätte er nur 36x CM kosten sollen, statt der 1 Gulden 48x und den 45x.

    Für den Brief braucht man sehr gute Ideen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils,

    zur österreichischen Taxe hätte ich noch eine Idee.
    Österreich hat bei einlangenden Auslandsbriefen bis in die 1840er Jahre stets ein "fiktives" Transitporto veranlagt (Dekret v. 21.5.1819). Für Briefe aus England waren dies bei einem einfachen Brief 24 Kr. C.M. Bei einem Brief bis 1 1/2 Loth waren es 1 fl. 12 Kr. Ich vermute, dass der Beamte etwas verwechselt hat, denn bei Briefen aus Spanien und Portugal waren es bei 1 1/2 Loth die angeschriebenen 1 fl. 48 Kr. C.M.
    Hier hinzu kam nun das Inlandsporto, wobei es eine Taxe von 45 Kr. gar nicht gab. Ein Brief bis 1 1/2 Loth hätte nur 36 Kr. C.M. gekostet.

    Grüsse von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball

    Danke für deine Überlegungen. Es kann ja sein dass es eine falsche Taxierung ist. Oder auch zwei falsche Taxierungen, was weiss ich. Man macht ja vieles wenn man ein schlechten Tag hat. Aber hier hat den ersten Fehler sich wiederholt, was ja auch manchmal passiert. Aber dass der zweite Person auch ein anderen Fehler machen will - ist ja auch möglich.

    Es kann ja auch sein dass die 45 Kreuzer für eine andere Leistung auf den Brief geschrieben ist, so dass die 1 Gulden 49 Kr für den Brief bezahlt ist und dass die 45 Kr für was anderes bezahlt ist. Für was weiss ich aber nicht und habe auch keine Ideen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo zusammen,

    vor einigen Wochen konnte ich folgenden Dienstbrief aus dem Jahr 1860 von London über Ostende und Aachen nach Hietzing (damals noch bei Wien, heute eingemeindet) an Land ziehen. Nach meiner Beobachtung sind zu dieser Zeit Dienstbriefe ins Ausland keine Massenware. Deswegen habe ich auch die Qualität - Knicke rechts und links - in Kauf genommen, zumal diese - wie sich herausgestellt hat - von dem noch vollständig und hervorragend erhaltenen Briefinhalt stammen, der etwas schmaler als der Briefumschlag selber ist. Absender war das "Board of Trade" (= Handelsamt) in Person von Thomas Milner Gibson (siehe Foto unten), der zu dieser Zeit immerhin Präsident dieser Behörde war, und als solcher gleichzeitig Mitglied der Regierung im Vereinigten Königreich. Über den Empfänger, einen Baron Hietzinger, konnte ich auf die Schnelle nichts in Erfahrung bringen. Aber genau wie der Absender (Official Paid London) scheint er wichtig genug gewesen zu sein, Portofreiheit zu geniessen.

    Viele Grüße,
    nitram

    Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Milner_Gibson (Deutsch) / https://en.wikipedia.org/wiki/Thomas_Milner_Gibson (Englisch)

  • Lieber nitram,

    den hätte sogar ich genommen, obwohl er mit Bayern nichts zu tun hatte ...

    M. E. sind Dienstbriefe aus GB nach ganz Deutschland bzw. Österreich handverlesen. Ich kann keinen zeigen und kenne keine Handvoll. Glücklich der, der einen solchen "hidden champion" zeigen kann - ich kann es nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • den hätte sogar ich genommen, obwohl er mit Bayern nichts zu tun hatte ...


    Hatte der Brief nicht vielleicht doch was, zumindest indirekt, mit Bayern zu tun, da er Bayern im geschlossenen/stillen Transit durchlaufen hat?

    Daneben: Kennt eventuell jemand die Bedeutung der kryptischen Angaben unter dem Namen des Adressaten auf der Briefvorderseite sowie im Briefinhalt?

    Viele Grüße,
    nitram


  • Lieber nitram,

    ob er durch Bayern lief, glaube ich weniger. Das sollte über Preußen - Sachsen - Böhmen abgelaufen sein, aber beweisen kann man das eh nicht.

    Die kryptischen Zeichen sollen das alte "et cetera, et cetera, et cetera" darstellen, weil man nicht alle Titel kannte und/oder aufzählen wollte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    der nachfolgende Brief könnte von besonderem Interesse sein, was die internationale Leitung nach dem Krieg von 1866 angeht.

    Geschrieben und zur Post gebracht wurde er in London E(ast) C(entral) am 21.8.1866 und gerichtet war er nach Bodenbach, der österreichischen Eingangspostanstalt gegenüber Sachsen. Mit den frankierten 6 Pence war er über Belgien und Preußen korrekt frankiert (eine Alternative wäre via Frankreich gewesen, aber den Fall haben wir hier nicht).

    Ausweislich der Siegelseite schlug er am 23.8.1866 in Wien auf, was etwas sonderbar ist, denn Bodenbach in Böhmen, schön vom Absender präzisiert, liegt ja satte 325 km Luftlinie, Strecke ca. 435 km, nördlich von Wien, also in der Richtung, aus der der Brief ja kam. Das Ankunftsdazum in Bodenbach ist nicht genau zu erkennen - den 23.8. halte ich für fraglich, weil er da ja erst in Wien angekommen ist (um 12 Uhr Nachmittags?), also könnte es auch der 25.8. sein.

    Die entscheidende Frage ist aber: Wurde prinzipiell alle britische Post in dieser Zeit nach Wien kartiert, von wo aus dann die Distribution in die vielen Teile der k. u. k. Monarchie stattfand, oder wäre der Brief ein Jahr früher oder später queer durch Deutschland Richtung Sachsen spediert worden und hätte sich so einen gewaltigen Umweg (und damit auch Zeitverlust) erspart?

  • Mit den frankierten 6 Pence war er über Belgien und Preußen korrekt frankiert (eine Alternative wäre via Frankreich gewesen, aber den Fall haben wir hier nicht).


    Lieber bayern klassisch,

    wieso kann dieser Brief nicht über Frankreich gelaufen sein? Für mich weist er alle Merkmale eines nach dem PV zwischen dem Vereinigten Königreich und Österreich von 1865 versendeten Briefes auf, die ja alle im geschlossenen Transit Frankreich passierten. Und Wien war neben Salzburg eines der beiden Austauschpostämter. Die rote "2(d.)" ist der Betrag, den Österreich von GB erhielt. Daneben ist es doch so, dass im August 1866 der Weg über Belgien noch nicht wieder geöffnet war (erst ab Anfang September).

    Viele Grüße,
    nitram


  • Lieber nitram,

    das war mir neu, dass die Leitung über Belgien erst zum Sept. 1866 wieder frei war, daher habe ich ihn nicht via Frankreich geleitet gesehen. Aber jetzt ist mir klar, dass er doch via Frankreich gelaufen sein muss.

    Wie wurden denn diese Kartenschlüsse bedient? In London geschnürt und in Wien bzw. Salzburg geöffnet - aber wie liefen sie von Frankreich aus dorthin? Via Forbach, Strasbourg, St. Louis?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber nitram,

    macht doch nichts, keiner weiß alles. Vlt. weiß vals59 etwas darüber?

    Ich halte Strasbourg für wahrscheinlich und dann via Baden/Württemberg und Bayern nach Österreich, aber das ist nur geraten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.