Behändigungsscheine

  • Anbei ein sächsischer Behändigungsschein aus dem Jahre 1872.


    Deute ich den Sachverhalt richtig?


    Der Pegauer Stadtrat hat die Insinuation eines bestimmten Dokumentes an Herrn Adolph Eduard Herbst in Stöntzsch gewünscht. Die wurde seitens der Post ausgeführt und der vom Landbriefträger und Empfänger unterschriebene Behändigungsschein wird nun mit diesem Schreiben zurück an den Stadtrat versendet.


    Drei weitere Fragen:


    1) Warum wird in dem Dokument die Währung in Rgr. und nicht in Ngr. angegeben?


    2) Spalte "Betreff" im Dokument: "Grundstücks_______ betreffend"


    3) Vermerk auf der Briefvorderseite "Insinuationsgebühren bezahlt Absender" - hiermit ist Herr Herbst gemeint? Portotaxe i.H.v. 1 Ngr.?

  • Hallo Don Stefano,


    zur Währung: Ab 1868 gab es postalisch keine Neugroschen mehr. Daher war der Vordruck zu korrigieren (1 Sgr. = 12 Pfennige, 1 Ngr. = 10 Pfennige). Zu den anderen Fragen werden sich sicher noch kompetente Forumler äußern.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,
    das Dokument stammt aus der Zeit der Reichspost, aber ich glaube die Tarife des Norddeutschen Bundes für Insinuationen waren noch gültig.
    Der Behändigungsschein stammt aus der Sachsenzeit, die gedruckte Insinuationsgebühr von 2 1/2 gr. galt in Sachsen nur bis zum 31.12.1869.
    Stöntzsch lag im Landbestellbezirk von Pegau!, somit galt eine Sonderbestimmung mit besonderen Porto.
    Wollte der Absender die Gesamtgebühren zahlen ( Herr Herbst bezahlte nichts) und schrieb dies auf Brief und Urkunde, so hatte der Absender nur den halben Groschen Land-Briefbestellgeld sofort zu bezahlen. Die Insinuationsgebühr von 1 Groschen wurde erst bei der Rückgabe der Urkunde vom Absender erhoben.
    Gruß Bernd

  • Beträgt somit das Porto für den Behändigungsschein 1 Silbergroschen? Wenn die Währung Ngr. ab 1868 postalisch keine Rolle mehr spielte.


    Nochmal zur Spalte "Betreff" im Innern des Behändigunsscheines: "Grundstücks_______ betreffend"

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefano,


    Grunstücksberainung steht da. Mal sehen, ob du heraus bekommst, was damit gemeint ist ... die älteren von uns wissen das vlt. noch.


    Ab dem 1.1.1868 (der Norddeutsche Bund MIT SACHSEN war ja schon 1867 gegründet worden) wurden die Währungen, die es bis dahin gab (Schillinge, Grote, Neugroschen usw..) auf den (ehemals preußischen) Silbergroschen umgestellt. Obwohl es in Hessen, welches ja nach dem Krieg von 1866 von Preußen annektiert und später in den Norddeutschen Bund aufgenommen wurde (bis auf Starkenburg - das gehörte nicht dem NDB an!), grundsätzlich die Kreuzerwährung gab, die man auch beibehielt, weil die Umstellung zu aufwändig gewesen wäre, wurde immer in Groschen fakturiert - egal ob bei Post, Zoll oder anderen hoheitlichen Tätigkeiten.


    Dass man alte Vordrucke, so sie ihrer Art nach überhaupt noch benutzbar waren, aufbrauchte, liegt auf der Hand, denn Verschwendung war eine Untugend, die es damals bei Staatsbetrieben nicht gab. Es gibt Sammler, die einen Reiz darin erblicken, wenn sie Dokumente, die einst für eine altdeutsche Postverwaltung aufgelegt worden waren, in der Zeit des NDB oder gar des Dt. Reiches nachweisen können.


    Aus diesem Fakt glauben dann einige auf der Besitzerseite, diese Dokumente hätten einen hohen postgeschichtlichen Stellenwert und demzufolge auch einen hohen materiellen Wert. Ich glaube das nicht. Es ist interessant, solche Stücke zu besitzen, zeigen sie doch den politischen Wechsel der Geschichte gut verständlich an, aber damit hat es sich dann auch.


    Wenn du also günstig an solche Belege heran kommst, kannst du sie gerne kaufen - viel bezahlen würde ich für sie aber nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo bayern klassisch,


    handelt es sich um die Grenzziehung eines bestimmten Grundstückes? 8o


    Zu dem Beleg: Ich habe ihn für einen einstelligen Eurobetrag erworben, ohne sein Inneres vor dem Kauf erblicken zu können. Demnach bin ich ganz zufrieden, deutlich mehr würde ich hierfür jedoch nicht ausgeben, das sehe ich ähnlich.

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefano,


    so ist es - gut gelöst! Für eine Handvoll Euro kann man das immer kaufen, gut gemacht.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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