Liegnitzer Sonderform

  • liebe Sammlerfreunde,

    heute zeige ich mal das neuestes Blatt meiner Sammlung Liegnitzer Sonderform. Danke Michael für deine Hilfe beim unteren Brief.


    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • liebe Sammlerfreunde,

    der folgende Brief gibt mir Rätsel auf. Er lief am 27.8.1861 von Ziegenhals nach Frankfurt am Main an die Herren Hohns Enkel. Absender war Salomon Fuchs und er offerierte in diesem Brief Kalbsfelle.

    Frankiert ist der Brief mit einem 3er-Streifen und einer Einzelmarke der 1 Sgr.-Marke der dritten Ausgabe. Entwertet wurden die Marken mit zwei Stempel in Liegnitzer Sonderform von ZIEGENHALS.

    Die Entfernung Ziegenhals - Frankfurt a. M. betrug 82 Meilen und lag damit in der dritten Enfernungsstufe zu 3 Sgr.

    Warum wurden 4 Sgr. aufgeklebt?



    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    erstmal ein sehr schöner Brief! Konnte man von Preussen aus das taxische Bestellgeld (hier: 1 Kreuzer) mit Marken voraus bezahlen? Dergleichen ist mir nicht bekannt, aber sonst fiele mir ad hoc nicht viel besseres ein, den einen Groschen Überfrankatur zu erklären ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • lieber Ralph,

    bei vorausbezahltem Bestellgeld habe ich immer einen diesbezüglichen Vermerk gesehen. Einen um 1 Sgr. überfrankierten Brief habe ich allerdings auch noch nicht in Händen gehalten.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    das eingetlich Besondere an dem Brief ist ja, dass es ein Geschäftsbrief war, also Profis an Profis verschickt haben und die wussten natürlich, wie teuer ein Brief in den DÖPV war.


    Bei einem Privaten hätte ich noch Verständnis bei einer Fehlfrankatur, aber bei Gewerblichen?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Michael,

    was ist wohl wahrscheinlicher bei einem Firmenbrief, Überfrankatur oder vorausbezahltes Bestellgeld, auch zu viel und ohne entsprechenden Vermerk?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Erwin,


    überfrankierte Briefe sind meiner Erfahrung nach extreme Seltenheiten. Daher ist eine solche Frankatur schon verwunderlich. Vielleicht wurde bei Umsetzung der Vorgabe "frankieren mit Bestellgeld" (damit der potentielle Kunde wohlgesonnen bleibt) nicht bedacht, dass Frankfurt a.M. im Kreuzergebiet lag?

    Die für mich wahrscheinlichste Deutung ist bezahlt mit Bestellgeld, ohne entsprechenden Vermerk. Eine Mehrfrankatur von 1 Sgr. würde nur bei der Entfernung <20 Meilen und 2.Gewichtsstufe Sinn machen. Man darf dem Absender wohl unterstellen, dass er sich nicht so vertan hat.

    Beweisen wird man es nicht mehr können.


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,

    danke für deine Einschätzung. auf alle Fälle ist der Brief etwas Besonderes unter meinen Belegen mit Liegnitzer Sonderform.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Freunde,


    weil ich ja fast seit Menschengedenken Contraventionen sammle und im Rahmen dessen gerne über den Tellerrand geschaut habe und noch immer schaue - die vielfach gesuchten und teils teuren Unterfrankaturen sind im Vergleich zu dieser hier gezeigten Überfrankatur etwa im Verhältnis von 100 zu 1.


    Unterfrankierte sind leicht zu finden, zeigen sie doch klare Nachtaxen (und wenn die Unterfrankierten durchgeschlüpft sind, muss man es erst einmal beweisen können und diese Briefe sind ebenfalls äußerst selten!). Offensichtlich Überfrankierte muss man errechnen, die springen einem nicht ins Auge und die meisten Auktionsbeschreibungen nehmen dergleichen Tatsachen oft gar nicht zur Kenntnis, weil sie der modernen Philatelie huldigen, bei der jede Überfrankatur gleichbedeutend ist mit einer sammlerischen Intention, die man hier 1860 natürlich noch gar nicht kannte.


    Daher: Augen auf im Philatelieverkehr und jede Überfrankatur (fast immer günstig) kaufen, dann macht man garantiert nichts falsch.


    "By the way" - mir ist keine Sammlung mit dem Titel "Überfrankaturen " bekannt, aber eine solche hätte sicher allerhand für sich - sie muss sich ja nicht auf Preussen oder Bayern beschränken, da könnte man das geographische Maßband ruhig ein bisserl weiter fassen ... Nur mal so zum Überlegen in Zeiten wie diesen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde,

    hier noch die Einschätzung eienes Arge-Preussen-Kollegen zu dem Beleg:

    der Beleg von Ziegenhals nach Frankfurt am Main ist mit Sicherheit überfrankiert. Trodem ein sehr interessanter Beleg. Die Gebühr betrug 3 Sgr., hinzu kam in der Regel jedoch 1 Kreuzer Zustellgebühr, der normalerweise in blau austaxiert worden ist. Diese blaue Austaxierung fehlt hier. Es kann jedoch auch der Fall vorliegen, dass der Empfänger den Brief selber bei der Post abgeholt hat, was als Kaufmann auch durchaus wahrscheinlich erscheint. In diesem Fall fiel natürlich keine Zustellgebühr an, dementsprechend auch keine blaue Austaxierung. Überfrankierte Briefe sind relativ selten, kommen trotzdem vor. Das bestätigt schon die vorausgegangenen Einschätzungen, erklärt aber noch zusätzlich das Fehlen weiterer postalischer Vermerke.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    das Ausbleiben der 1x Bestellgeldtaxe wird nicht klärbar sein, es sei denn, wir finden einen 2. Brief an denselben Empfänger aus demselben Monat.


    Die Frage bleibt: War es einem Preussen möglich, mit seinen Sgr. - Marken ein Kreuzerbestellgeld in TT vorzufrankieren, oder nicht? Meines Erachtens war das nicht möglich, weil dergleichen immer als Weiterfranko in den Briefkarten zu behandeln war - ein solches sehe ich hier nicht.


    Aber da müsste man den PV Preussen - TT vom 1.5.1851 haben/lesen, um sicher zu sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • liebe Sammlerfreunde,

    brauche ich mal wieder eure Hilfe. Heute bekam ich von einem Sammlerkollegen den nachfolgenden Brief mit dem Stempel von Berlin mit Punkt. Jetzt habe ich zwei Belege von diesem ersten preussischen Rechteckstempel und kann eine Albumseite gestalten.

    Zunächst einmal kann ich nicht alles in der Anschrift entziffern:


    Der herzoglich braunschweigschen

    Hof?????

    zu Händen des Herrn ??????? Minister

    ?alir Wohlgeboren

    aus Braunschweig

    in Sybillenort pr Oels


    und auch der 90° gedrehte Text rechts:

    bei Herrn ????? ????? abzugeben.


    Aber bei der Taxierung muss ich das Handtuch werfen. Der Brief ging von Berlin nach Sibyllenort in der Nähe von Breslau. Die Entfernung betrug knapp 40 Meilen.


    Herzog Christian Ulrich I. von Württemberg-Oels kaufte 1685 das Dorf Neudorf und ließ hier von 1685 bis 1692 ein Schloss erbauen, das den Namen seiner zweiten Ehefrau Sibylla Maria von Sachsen-Merseburg erhielt. Das Schloss wurde mehrfach umgebaut, ehe es unter dem letzten Herzog von Oels, Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, im nachempfundenen Tudorstil 1852 noch einmal erweitert und umgebaut wurde. Der letzte Herzog von Oels starb am 18. Oktober 1884 in Sibyllenort, wo er lange gelebt hatte. Er war unverheiratet und hatte keine legitime Erben. In seinem Testament vermachte er einen beträchtlichen Teil seiner schlesischen Besitzungen, also auch Schloss Sibyllenort, seinem Neffen, dem damaligen sächsichen König Albert I.


    Wer kann helfen?



    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    mein Versuch:


    Der herzoglich braunschweigschen

    Hofkirche

    zu Händen des Herrn Haushofmeister

    Natalis Wohlgeboren

    aus Braunschweig

    in Sybillenort pr Oels


    und auch der 90° gedrehte Text rechts:

    bei Herrn Schlächtermeister Unteutsch abzugeben.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... der, der alle preussischen Taxen der Brief- und Fahrpost mit der Muttermilch eingesogen hat ... der liebe Ulf. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.