• Smyrna - Ludwigshafen a.Rh. 19.08.1902

    Hallo Sammlerfreunde,


    ich denke es ist an der Zeit für die Deutschen Auslandspostämter in der Türkei einen eigenen thread zu eröffenen, wobei mit einem Standartbeleg der 2. Gewichststufe aus Smyrna (heute Izmir) begonnen werden soll (Verwendung Mi-Nr. 14 Aufdrucktype I - REICHSPOST-Germania 20 Pf / 1 Piaster).


    Obwohl an einen der wohl bekanntensten Empfänger im linksrheinischen Bayern gerichtet, scheint der Absender bei der Adressierung noch ein klein bischen Korrekturbedarf gehabt zu haben; sehe von Fnoll in Knoll.


    Schönen Gruß


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    ein kleines Sahnehäubchen - wenn ich mir den Brief so anschaue, immerhin vom Credit Agricole, einer Bank, die vor wenigen Jahren noch am Rande der Pleite stand (Basel lässt grüßen), dann dürfte da ein Wechsel drin gewesen sein, der heute natürlich nicht mehr da ist. Interessant bei diesen Briefen ist immer auch die Laufzeit. Lief der hier mit dem Orientexpress?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,


    immerhin vom Credit Agricole


    Man muss dazu vielleicht noch der Vollständigkeit halber "ehem. Crédit Lyonnais" sagen, der von Henri Germain 1863 gegründeten Geschäftsbank, welche im Jahre 1888 auch eine Dependence in Smyrna gründete (vgl. Banking And Finance In The Mediterranean, Consiglio J.A, Tortella G., Martinez-Oliva J.A. (Hrsg.), - Farnham / Burlington 2012 - S. 285). 2003 wurde Crédit Lyonnais vom Crédit Agricole übernommen.


    Ob der Beleg vom König der Züge transportiert wurde kann ich leider nicht sagen. Soweit ich unsere Orient-Express-Expertin Madeleine richtig verstanden habe, gibt es hierzu auch keine konkreten postalischen Hinweise/Vermerke auf den Briefen und man kann es nur an der Beförderungsdauer im Abgleich mit den Fahrplänen festmachen.


    In diesem Fall betrug die Beförderungszeit 20 Tage (19.08.1902-08.09.1902), wobei bei einem Andienen des Orient-Express-Ausgangspunkts Konstantinopel noch die Strecke Smyrna-Konstantinopel zu bewältigen war. Ob das schon direkt mit der Bahn möglich war weiss ich leider auch nicht. Aber vielleicht kann uns über all das Madeleine ja noch weitere Hintergrundinfos geben ?


    + Gruß


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,


    bitte sieh einem Altbörsianer nach, dass er den Werdegang des Credit Agricole vom Credit Lyonnais vergessen hat, aber du hast das schön erklärt, danke dafür.


    Ich werde die momentan beruflich stark eingespannte Madeleine über dein feines Stück informieren und hoffe, sie wird uns erhellendes über ihn sagen können.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Bayern-Klassisch
    Ludwigshafen ist immer interessant wegen der Nähe zu Karlsruhe (OE-relevant vom Streckenverlauf).
    Das vom Pälzer angesprochene Verfahren funktioniert nur ab Konstantinopel (d.h. der Brief muss durch Abs-St. und Ank.St. einer der OE-Strecken zugeordnet werden können (Wochentage via 1000-jährigem Kalender & Kursbücher)). Leider daher mit Smyrna als St. alleine nicht möglich.


    Madeleine und Helveticus empfehlen sich jetzt bis 17.09. nach Waldstetten (Rang III-Ausstellung)


    Liebe Grüsse
    Helveticus (im Auftrag von Madeleine)


    P.s. Vielen Dank für Deine Mail (das Angebot für St. Martin/Palz-ARGE nehme(n) ich /wir gerne an :)

  • Hallo zusammen,


    der Leitweg des nachstehend abgebildeten Streifbandes würde mich auch sehr interessieren. Leider kann man wegen dem schlechten Kastenstempel rückseitig nicht ausmachen, um welchen Absender es sich dabei wohl handeln wird. Wer vergleichbare Stücke hat, dem wäre ich für einen Hinweis dankbar. Immerhin zeigt die 10 Para-Ganzsache einen vollständigen Postdurchlauf und das innerhalb von nur etwas mehr als 2 Wochen.


    + Gruß


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    schönes Stück - klasse! Leider nicht meine Zeit. Über Frankreich würde ich ausschließen. Mit dem Schiff über Italien wäre nicht unmöglich (Brindisi). Wahrscheinlicher halte ich aber mit dem österreichischen Lloyd die Adria hinauf. Alternativ wäre es auch denkbar, dass er Richtung Osmanischem Reich lief und dann mit der Bahn durch Serbien und Österreich. Vlt. kann unsere Orientexpress - Spezialistin hierzu mehr sagen, wenn die letzte Routenalternative stimmen könnte.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Leitwege,


    tres tres bien wie der Franzose sagt, da bin ich trotz Bildbearbeitung usw. einfach nicht dahinter gekommen. Gutes Auge ! Passt auch zum Empfänger, bei dem man einen Pfarrer unterstellen kann. @bk: Bei einem Leitweg über Land in Richtung Konstantinopel bin ich ohne Expertenbeitrag auch unsicher, denn der Bahnbau war seinerzeit (1903) ja noch bei Weitem nicht so fortgeschritten und die Streckenführung alles andere als einfach...was man alleine schon bei dem ab 1903 in Angriff genommen Bagdadbahnprojekt nachvollziehen kann. Es ist eher davon auszugehen, dass über die seit 1892 fertiggestellte Bahnline Jerusalem-Jaffa befördert und in Jaffa ausgeschifft wurde.


    + Gruß !


    vom Pälzer

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    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer ()

  • ... wenn der "Standard" so aussieht, wechsle ich morgen mein Sammelgebiet! 8o:P;)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo zusammen,


    aufgrund von Umrechnungsdifferenzen waren Drucksachen und Warenproben, die von Händlern in der Türkei - in beträchtlichen Mengen - aufgegeben wurden teurer, als jene anderer Auslandspostämter. Insofern ging man ab Mitte 1908 dazu über, auf die in der Türkei ebenfalls kursgültige Centime umzustellen.


    Anbei ein Beispiel für eine Drucksache einer Handelsauskunftei aus Smyrna an die Gebrüder Ziegler / Bergzabern. Auch hier findet man im www dankenswerter Weise eine Firmenhistorie:


    Die Firma wurde am 25.02.1827 in Bad Bergzabern von Friedrich Jakob Ziegler als Messerschmiede und Schleiferei gegründet. Über mehrere Generationen hinweg hat sich das Unternehmen von einem Produktionsbetrieb in ein Handelsunternehmen gewandelt. 1906 wurde eine Filiale in der Karlsruher Innenstadt gegründet, die von Dr. Karl Ziegler 1937 übernommen wurde. Der Betrieb in Bad Bergzabern wurde von seinen Schwestern und deren Ehemännern, Paulus und Hans Asmussen, übernommen.


    Ob / wann der Betrieb in Bergzabern eingestellt wurde bleibt in dem Beitrag offen. Jedenfalls hatte man am Standort Bergzabern noch im Jahre 1913 den Auftrag zur Ausstattung eines Herren- und Damen-Frisiersalons des in Karlsruhe neu errichteten Bahnhofes entgegen genommen ...und dies vermutlich auch in fernen Ländern.


    + Gruß


    vom Pälzer


  • Hallo Pälzer,


    Traumstück - aber war 1 Piaster nicht viel mehr wert, als lumpige 20 Pfennig? In der Kreuzerzeit war ein Piaster ne Menge Geld und kein Appel und Ei - dann hätte das Osmanische Reich (wie heute auch) aber eine horrende Inflationsrate gehabt, nur mal so aus der Hüfte ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Moin bk,

    aber war 1 Piaster nicht viel mehr wert, als lumpige 20 Pfennig?


    Jo, und wenn man`s genau nimmt sogar noch weniger, d.h. so um die 17-18 Pfennig.


    Siehe auf dem nachstehenden link die Tabelle ganz unten, vorletzter Eintrag:


    http://www.deutsche-schutzgebi…enzen_deutsches_reich.htm


    oder bspw. hier in den Fussnoten:


    https://books.google.de/books?…r%20%2B%20Pfennig&f=false


    + Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,


    hochinteressant und für die PO des späten 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert drei Daumen hoch - klasse! :P:P:P


    Es ist immer ansprechend, die Tarife hin und her zu vergleichen, zumal entgegen weit verbreiteter Annahme auch der UPU hier große Schwankungsbreiten zuließ, die auch genutzt wurden.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo hasselbert,


    stimmt, man sollte den Zusatz i(n) Bay(ern) noch einmal gesondert hervorheben. Würde heutzutage bei einer Adressierung nach St. Ingbert wohl ein kleines Erdbeben auslösen. :D


    Und wie der Zufall es will, kamen heute - noch allerliebster - noch akkuratere Abschläge des schönen DAP Türkei-Stempels von Constantinopel herein, hier auf dem ersten Reco-Beleg, der in diesem thread nun vorgestellt werden darf.


    Herzlich Gruß und bis Sonntag !


    Tim

  • Hallo zusammen,


    und noch ein Reco-Brief (20 Pf Auslands-Normalbrief + 20 Pf für das Einschreiben), diesmal aber schon eher nach Bedarf ausschauend und mit blauen Markenpaar der 20 Pf REICHSPOST-Germania-Ausgaben auf grünem Kuvert...kommt doch irgendwie immer gut.


    + Gruß


    vom Pälzer