Preußen - Ostfriesland

  • Anbei der hier bereits vorgestellte Brief an den Freiherrn Edzard Moritz zu Innhausen und Knyphausen.

    Hier soll der Brief nun von postalischer Seite aus betrachtet werden.


    Ich gehe doch hoffentlich recht in der Annahme, dass Ostfriesland im Jahre 1817 nicht zu Preußen, sondern zum Königreich Hannover gehörte? (Stichwort Wiener Kongress)


    Stempel: BERLIN (Feuser 249-1 L2 s)


    Taxierung: schauen wir uns erst einmal die vorhandenen Taxzahlen an - eine durchgestrichene 4,5 auf der Vorderseite sowie eine 8 - rückseitig eine 13 (?) sowie eine 28 (?)

    Was solch komplizierte (für Kenner der Materie sicher einfache) Gebührennotationen angeht, habe ich noch nicht viel Erfahrung. Ich würde mal sagen, es handelt sich um einen Teilfrankobrief, da sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite Gebühren notiert wurden? Die Währung auf der Vorderseite, evtl. 4,5 gGr. / 8 gGr.?


    Hier ist definitiv Hilfe von Nöten, vielen Dank. ^^


    Die Luftlinie zwischen Berlin und Norden beträgt übrigens 432 km.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Stefan,


    Hannover ist richtig.
    Es handelt sich um einen Portobrief. Es gibt keinerlei Franko-Hinweis: fr., frey bis ... o.ä.
    Also 4 1/2 gGr. preußisches Porto + 3 1/2 gGr. hannoversches Porto ergibt die Summe von 8 gGr.
    Die rückseitigen Zahlen sind Kartierungsnummern.


    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Don Stefano,


    der Brief hat keinen Frei - Vermerk, also hatte der Absender nichts bezahlt, womit die siegelseitigen Notationen nur Kartierungsnummern und keine Frankobeträge waren.


    Preußen notierte 4 1/2 Gutegroschen. Es könnte sein, dass man 3 1/2 GGr. dazu addierte, um auf 8 GGr. Gesamtporto zu kommen. Alles ohne Gewähr, weil nichts mit Bayern zu tun ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Stimmt, auf den fehlenden Frankovermerk hätte ich eigentlich selbst kommen müssen. Da die hinteren Zahlen lediglich Kartierungsnummern darstellen, ist die Gebührenanalyse doch nicht so kompliziert gewesen wie angenommen. Ich danke euch. :thumbup:


    Für die Post vom Sohn zum 69. Geburtstag musste der Vater also gar selbst das Porto zahlen. :D

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Ui, hatte @Michaels Antwort gar nicht gesehen.


    Aus heutiger Sicht wundert man sich, dass Briefe an nahestehende Personen oder Freunde nicht frankiert wurden, was wir heute, gäbe es das noch, als ziemlich unhöflich ansehen würden.


    Die damalige Zeit war aber eine andere - die meisten Menschen waren nicht von der Zuverlässigkeit der Postdienste überzeugt und von daher recht mißtrauisch, was die Versendung frankierter Briefe anging. Schließlich kostete, ich nehme jetzt mal den von Don Stefano zum Beispiel, so ein Brief 8 Gutegroschen und das waren damals 10 Mittagessen. Wer das Geld für 10 Mittagessen überhaupt hatte (und 80% der Menschen damals hatten dieses Geld nicht), der musste bei einer zurück zu legenden Entfernung von ca. 700 km brutto schon ein rechtes Gottvertrauen haben, um seinen Brief frankiert aufzugeben. Verlor die Post den Brief, war das Geld weg und ein zweiter Brief zu schreiben. Das wären dann 20 Mittagessen gewesen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Sehr schön veranschaulicht. Hält man sich diese Tatsachen vor Augen, erscheint das generelle Versenden von Portobriefen natürlich weniger verwunderlich. Bisher habe ich mich noch gar nicht damit beschäftigt, die damaligen Währungen in ihrer Wertigkeit näher zu betrachten. Ein weiteres Gebiet in das ich mich wohl etwas einlesen sollte.

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefano,


    in einer meiner Sammlungen befindet sich ein Brief, den ich nur wegen des Inhalts gekauft habe (obwohl er auch von außen keine schlechte Figur macht). Der Absender im Ausland schrieb dem Empfänger in Bayern, dass er ihm jetzt schon den 3. Brief in der gleichen Sache zukommen lässt, aber da die ersten beiden frankierten Briefe (aus dem Ausland = sehr teuer) nicht angekommen waren, verschickt er ab jetzt nur noch porto - da weiß er wenigstens, dass die Post sich um seine Briefe kümmere, weil sie das Porto erst noch haben will.


    Nach bayer. Statistiken wurden erst um 1865 mehr frankierte, als unfrankierte Briefe versandt. Da gab es die Marken schon 16 Jahre ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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