Nachgebühr - Nachporto im Kaiserreich

  • Hallo Alle


    Ein Sammlerfreund von mir Fragt zu dieser Brief.
    Sendet aus Salzungen am 22.6.1878 nach Kopenhagen. Nur Frankiert mit 10 Pf. fehlende 10 Pf. Ungerechnet zum 31 Øre mit rötel geschieben.
    In untere linke Ecke steht fr(ei) und Kastenbf.


    Der Frage ist der drei Ringstempel mit "T" im Mitte. Dieser Stempel war eigenlich (oder ein gleiches) für Stadt-Post Expedition in Travemünde verwendet von 1.1.1859 bis 31.12.1867, nach Grobe Altdeutschland.
    War det Stempel weiterverwendet als TAX Stempel? Kann jemand er helfen?
    Auf der Rückseite: Bestellstempel in Kopenhagen am 24.6. und mit geschrieben bei der Empfänger: Aabnet / Afsenderen mig aldeles ubekjendt. In deutsch: Geöffnet / Der Absender mir völlig unbekannt. 24/6 78 und Unterschrift.


    Viele Grüße
    Jørgen

  • Hallo Jørgen,


    der "T"-Stempel scheint tasächlich der alte dänische Dreiringstempel zu sein, der in Travemünde benutzt wurde.
    Diesen Stempel habe ich bislang nicht auf einem Brief nach 1867 gesehen und ich habe in meinen Unterlagen dazu auch keine Informationen gefunden.


    Vielleicht wurde der Stempel hier als Transitstempel benutzt, weil der Brief mit dem Schiff ab Travemünde befördert wurde?


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Jørgen,
    Dieses Stempel ist ein Tax-Stempel sicher.
    Der Absatz 3 des Vertrages von Bern (Schaffung der allgemeine Postverein) präzisieren, daß die ungenügenden -oder unfrankierten Briefe , sollten, den Abdruck eines "T" Stempel tragen, wenn sie inerhalb der allgemeine Postverein zirkulieren. Deutschland und Dänemark gehörten zu den ersten Ländern, die die Postverein integriert haben.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Nordlich und Emmanuel


    Vielen Danke für Eure Antworten.
    Es ist schwer zu sagen was es ist. Dänemark hatte 3 Ringstempeln und Preußen auch. Und wie Emmanuel schreibt warscheinlich auch ein "T" Stempel.
    Hoffentlich kommt noch merende Antworten.


    Viele Grüße
    Jørgen

  • Liebe Freunde,


    ein Gedanke eines neutralen Sammlers: Vlt. hat man den Stempel, weil er ein T besaß, einfach weiterverwendet als Nachportostempel? Dann musste man ihn nicht wegwerfen (man war sparsam damals), sondern konnte ihn weiter verwenden. Ein nachverwendeter Altdeutschland - Stempel at it´s best.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Es fällt mir nicht leicht diesen Beleg auf Deutsch zu erklären und hoffe es kommt halbwegs verständlich rüber



    Dieser mit 10 Pfg frankierte Brief wurde am 4.10.78 in Berlin S.W abgestempelt, Zielort Luxemburg. Ankunftsstempel in Luxemburg vom 5/10/78 auf der Rückseite. Das exakte Porto betrug aber seit dem UPU Vertrag 20 Pfg bzw 25 centimes. Laut diesem Vertrag kamen 20 Pfg =25 centimes gleich, 10 Pfg = 10 centimes.


    Der Brief war somit unterfrankiert. Der Fehlbetrag wurde auf 15 centimes (Mitte) berechnet. In Luxemburg galt bei unzureichend frankierten Briefen eine Nachgebühr: Fehlporto x2. In unserem Falle 15x2 = 30 (links). Es gibt noch so manch blauen Vermerk den ich nicht deuten kann.


    Die Internationale Bank in Luxemburg hat die Annahme wegen ungenügender Frankatur verweigert. Somit war der Brief unzustellbar und wurde mit dem REBUT Stempel versehen und ging nach Prüfung zurück nach Berlin.


    Auf dem Verso befinden sich noch mehrere A Auslieferungsstempel

    Phila-Gruß


    Lulu

  • hallo zusammen,


    bei dieser Ansichtskarte ist der Absender in eine üble Portofalle getreten.


    Eine Auslandspostkarte war von 1.7.1875 bis 30.9.1919 mit 10 Pfennig zu frankieren, was hier auch der Fall, aber nicht ausreichend war. Auf und an einer Postkarte durfte nämlich nichts befestigt/geklebt sein, sollte sie zum Postkartentarif befördert werden. Hier war es eine kleines Porträt, das der Ansichtskarte, die am 1.6.1906 von Berlin nach Chicago gesandt wurde, zum Verhängnis wurde und die Nachgebührberechnung auslöste. Die Karte hätte wie ein Auslandsbrief mit 20 Pfennig (=25 centimes) frankiert werden müssen, wovon die Hälfte fehlte (12 1/2 ct.). In New York wurde am 13.6.1906 der Duplex-Stempel "DUE 5 CENTS" abgeschlagen und in Chicago die vorentwertete 5ct. Taxmarke frankiert und vom Empfänger kassiert.


    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Hallo zusammen,


    die Postkarte anbei wurde augenscheinlich unfrei aufgegeben und war damit mit dem doppelten Fehlbetrag nachzutaxieren. Die Auslandspostkarte kostete in den Niederlanden seinerzeit 5 Cents, so dass der doppelte Fehlbetrag = 10 nachzuerheben war.


    Dies erfolgte hier auch in Form einer Portomarke von 10 Cents...nur:


    Warum hat man sie augenscheinlich durchtrennt, die beiden Fragemente an den beiden äußeren Enden der Poka angebracht und entwertet ?


    So wie das auf der Rückseite des schmäleren Fragments aussieht, hat man die Portomarke aus irgend einem Grund wohl zuerst einmal umseitig geklebt.


    Dann hat man jedoch gemerkt, dass der Inhalt auf der Rückseite damit verdeckt ist, es sich anders überlegt, das längere Fragement schnell noch abgetrennt, auf der gegenüberliegenden Vorderseite angebracht und auch dies dann der Vollständigkeit halber entwertet.


    Aber das ist nur meine Herleitung der Dinge, gibt es diesbezgl. andere Auffassungen ?


    + Gruß


    vom Pälzer

  • Aber das ist nur meine Herleitung der Dinge, gibt es diesbezgl. andere Auffassungen ?



    Hallo Pälzer,


    sieht gut aus und lässt tatsächlich die Vermutung zu, die beiden Hälften wären nacheinander auf die beiden Seiten der Karte geklebt worden. Bin aber der Überzeugung, daß die Karte geknickt wurde (s. Abbildung), um den Text für Außenstehende unleserlich zu machen und die offene Seite mit einer 10 Cent Marke zu verschließen. Anschließend wurden beide Seiten abgestempelt. Dies vermutlich zum Zwecke des Einzuges der Nachgebühr. Damit der Empfänger den Text nicht lesen konnte und anschließend das Nachporto verweigern, Clever.


    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Postarchiv,


    ich hatte dann doch irgendwie richtig mit dem Bauchgefühl gelegen, dass es noch eine andere Erklärung geben könnte. Ich schließe mich derselben an, das ist wirklich interessant. :thumbup:


    Vielen Dank + Gruß


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... großes Kino - herrliche Seiten, bitte mehr davon (wenns geht und bei dir gehts doch locker, oder?) :love::love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ... jede Seite ein Genuß für mich - bitte weitermachen, wenns geht. :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ... was du so alles herzauberst - Wahnsinn! 3. Gewicht unterfrankiert mit Viererblock und Hufeisenstempel nach Frankreich für 13 Decimes Nachporto - wo sieht man das sonst noch auf der Welt? :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ... bei denen ist alles schön, leider auch fast alles recht teuer, aber das ist halt so.


    Der nach Kimberley in Südafrika ist für mich sehr interessant, weil ich da schon war und noch vieles so ist, wie es im ausgehenden 19. Jahrhundert aussah. Das größte von Menschenhand gegrabene Loch (wegen Diamanten) ist auch zu sehen.


    Wieder eine klasse Strecke von dir. :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • lieber woermi,
    diese Sammlung ist ja allererste Sahne. Ich habe ja auch eine ähnliche Sammlung aus Preußen, mit den Nebenstempeln "Im Briefkasten vorgefunden" oder "Aus dem Briefkasten", aber solche Granaten sind nicht darunter, Respekt.
    beste Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan