Bayern - Deutsches Reich

  • Liebe Freunde,


    unterfrankierte Ganzsachenkuverts gibt es bei Bayern nicht viele - wer wählerisch ist, hat i. d. R. gar keines in seiner Sammlung, wenn überhaupt.


    Hier zeige ich eine Ganzsache zu 3x nach Dresden vom 20.4.1872 aus Kulmbach, bei der die Aufgabepost folgendes feststellte:


    "reicht nicht", "2" und "2" mittig. Links oben war die Gewichtsstufe zu notieren - da es ab 1.1.1868 nur noch 2 Gewichtsstufen bei Briefen gab, hier also die über 1 Loth bzw. 15g. Der Absender hätte also 7x frankieren müssen, was die Ganzsache sicher schöner gemacht hätte, aber dafür weniger interessant.

    Die Nachtaxe bayer. Sendungen ins Reich war stets in der Reichswährung auszuführen, hier also 2 Groschen, die paritätisch 7x entsprachen.


    Frage: Wäre genau dieses Stück statt nach Dresden ins Dt. Reich nach Nürnberg oder München gelaufen, hätte welche Nachtaxe notiert werden müssen?

  • Lieber Dieter,


    da merkt man, dass du viel gelernt hast - hier im Forum und als Mitglied der ARGE Bayern! :thumbup::thumbup:


    Genau so war es - man hat also wegen der paritativen Übernahme der Reichswährung bei unterfrankierten Briefen die eigenen Leute um einen Kreuzer mehr geschröpft, als die Reichs-Empfänger. ;(;(

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    zum angefragt jenseitigen Regelement:


    Noch im NDB war das Gesetz über das Posttaxwesen im Gebiete des Norddeutschen Bundes vom 04.11.1867 anzuwenden, das am 01.01.1868 in Kraft getreten ist. Hier besagte § 4:




    Das wurde dann vom Gesetz über das Posttaxwesen im Gebiete des Deutschen Reiches vom 28.10.1871 abgelöst, welches zum 01.01.1872 in Kraft getreten ist. In diese Zeit fällt Dein schöner Beleg, die Regelung - ebenfalls der § 4 - ist identisch.




    Das Prinzip wird auch im Fall der Unterfrankatur gegolten haben und "schöne Rumrechnerei" für die Postbediensteten gewesen sein.


    Schönen Gruß

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    vielen Dank für die Primärquellen - so war es auch tatsächlich.


    Große Probleme hatte die Reichspost, wenn Briefe mit 1 Sgr. frankiert worden waren, aber das 2. Gewicht erreichten, weil sie dann nicht wussten, ob in Bayern 7x, oder 8x zu kassieren war.


    Sah man die 1. Gewichtsstufe, mit 1 Sgr. frankiert, als erledigt an, fehlten 2 Sgr. = 7x für die 2. G-Stufe und 1 Groschen Zuschlag.

    Oder man sah den ganzen Beleg als unterfrankiert an und rechnete: 3 Sgr. als schwerer Portobrief = 10,5x = 11x minus der in Bayern üblichen 3x = 8x Nachtaxe.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    danke Dir für die umrechnerische Betriebsanleitung für - wenn ich das richtig verstehe - aus Deiner Sicht dann zwei denkbaren Fällen. Wie sieht es nun aber auf Deine in post21 hin gestellte Frage hin konkret nach dem für unterfrankierte Briefe seinerzeit einschlägigen Regelement dann aus ?




    Ich bin zugegebenermaßen gerade etwas desorientiert. :whistling:


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    es gibt beide Varianten bei NDP bzw. Dt. Reichsbriefen unterfrankiert nach Bayern.


    Ich denke, man hätte nur 7x nachtaxieren sollen, da 1 Groschen verklebt wurde und in Folge dessen die Recheneinheit Groschen galt und nur 2 Groschen fehlten.


    Morgen bin ich den ganzen Tag in Karlsruhe (JHV der ARGE Baden) - dann suche ich mal den passenden Brief heraus, den ich habe und der sieht wild aus. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    auch wenn das Jahr noch jung ist, bewerbe ich mich mit diesem Brief schon mal vorweg auf einen Treppchenplatz für den hässlichsten Brief Altdeutschlands - ich denke, meine Chancen, auch am Ende ganz oben zu stehen, sind gut.

    Ein Brief aus Bamberg/Bahnhof vom 16.6.187(ich denke 72 oder 73) wurde verschickt an Seine Hochwürden Herrn Oberconsistorialsrath Hermes, Berlin, Ober....tor Nr. ??".

    Jedenfalls zeigt uns die Siegelseite, die optisch der Frontseite in keiner Weise nachsteht, dass er dort wohl nicht mehr zu errreichen war und jemand in Berlin strich die Straßenangabe durch und setzte über Berlin "Köthenerstr. No. 38". Da werden sie den Brief auch zugestellt haben.

    Die blaue 133 vorne kann ich mir nicht erklären - kann es einer?

    Kaufgrund war der siegelseitige Vermerk des Absenders: "Rückadresse N(ota)B(ene) an das k. Bauamt Bamberg II". Der Absender war Bauinspektor, der Brief hat heute nur einen Teilinhalt.

    Offenbar ahnte er, dass er mit der ihm vorliegenden Adresse vlt. gar nicht erst in Berlin zugestellt werden würde und sorgte so mit Bleistift schon mal vor, dass er an die richtige (dienstliche) Adresse zurücklaufen könnte. Kenne ich so auch kaum.

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen mit 7 Kr. frankierten Brief aus Kleinheubach an "Seiner königlichen Hoheit dem Großherzog von Hessen und bei Rhein zu Darmstadt" vom 29.04.187?.

    Das schwarze Lacksiegel des Absenders sieht königlich aus, ist aber für mich nicht genau zuordenbar. Die Majestäten selbst hätten wohl kaum 7 Kr. frankiert. Kann jemand mehr dazu sagen?

  • Lieber Ralph,

    Kleinheubach ist nun nicht wirklich der Nabel der Welt. Im Kleinheubacher Schloss residiert seit 1720 die Rosenheimer Linie des Adelshauses Löwenstein-Wertheim. Wenn wir im Forum nun noch einen Wappengelehrten hätten....


    Liebe Grüße von der Pappnase Andreas

  • Lieber Andreas,


    vielen Dank - Heraldiker bin ich leider nicht, aber es wird sich sicher einer finden lassen, der 100 Mal besser googled als ich ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.