Bayern - Deutsches Reich

  • Hallo Sammlerfreunde - Tim ruhig bleiben :) ,


    streng genommen stellen sogar Briefe aus Bayern nach Württemberg oder in das "restliche" Deutsche Reich "Auslandsbriefe" dar, d.h. im Rahmen einer Destinationsbetrachtung sind auch solche Belege zu berücksichtigen.
    Nachfolgenden "Vertreter" möchte ich euch nicht vorenthalten:


    2x20 Pfg. Bayern Abschiedsausgabe auf Trauer-Einschreibebrief vom 6. April 1920 (Übergangszeit !) von Kasierslautern 4 nach Berlin und weitergeleitet nach Trier an der Mosel. Da der Brief unterfrankiert in den briefkasten geworfen wurde (hdschr. Vermerk "Aus dem Bfkasten" links oben) wurde er mit 10 Pfg. nachtaxiert. Gekostet hätte er 20 Pfg. (1. Gewichtsstufe) + 30 Pfg. Einschreibegebühr = 50 Pfg. gesamt. Waruma aber wurden nur 10 Pfg. Nachporto, statt des üblichen "doppelten Fehlbetrages aufgerundet auf die nächste durch 5 teilbare Zahl" = 20 Pfg. - theoretisch.(!) Hier greift aber die Bestimmung, dass zuerst die Frankatur für das eigentliche Briefporto angerechnet wurde und Zusatzdienste (= Einschreiben, Eilbestellung etc.) nicht der Nachgebührenregelung unterlagen, d.h. mit dem einfachen Fehlbetrag in Rechnung gestell wurden.
    im vorliegenden Falle: Das Briefporto mit 20 Pfg. war gedeckt und es fehlten nur 10 Pfg. für die Einschreibegebühr, die entsprechend angeschrieben wurde.
    Viel Spass beim Betrachten.


    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Sammlerfreunde,


    und weil es einfach Spass macht - noch einen:
    Antwortteil einer Deutsches Reich 5 Pfg. Krone/Adler Antwort-Ganzsache von Speyer am 13. Mai 1901 nach Frankfurt und weiter nach Apolda gelaufen. Auffällig ist die komplette Umadressierung der Karte, was eigentlich darauf hindeutet, dass die Karte den Postweg verlassen hatte und normalerweise neu frankiert werden hätte müssen. Kein "Knaller", aber einfach hübsch. :)


    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Sammlerfreunde,


    folgenden "stinknormalen" 8) Incoming-Beleg aus dem Reichsgebiet nach Bayern möchte ich euch zeigen:
    Ein illustrierter Umschlag nebst Grußkärtchen als Neujahrsgruß von Berlin vom 1.1.1889 nach München
    Ohne mich jetzt selbst zu loben :D - schöner kann man einen "normalen" Incoming-Brief schwerlich darstellen. Ich lass' mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen...


    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Schorsch,


    ein Traumstück - aber warum als Brief frankiert, wenn nur ein Kärtchen drin lag? Das wäre doch der Drucksachentarif für 3 Pfg. gewesen, oder irre ich mich da?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    vom Grundsatz her richtig, aber es ist zu vermuten, dass noch eine schriftliche Mitteilung beilag, da das Kärtchen selbst nicht beschrieben ist.
    Und streng genommen auch noch 1 Pfennig überfrankiert - streng genommen....


    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Schorsch,


    unter diesen Umständen war es sicher schwer, dich zum Kauf zu verleiten. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,


    vor wenigen Tagen im Netz entdeckt war ich jedoch mehr als verwundert, warum der Brief trotz 3 (!) Beobachtern noch zu haben war:


    Einschreibebrief der 1. Gewichtsstufe im "grenzüberschreitenden" Nachbarortsverkehr Bayern - Deutsches Reich (Baden): Ludwigshafen a.Rh. 5 Mundenheim nach Mannheim vom 19. April 1920 (mit rs. Ank.stpl.), also aus der (geduldeten) Übergangszeit nach dem Übergang der bayerischen Posthoheit auf das Deutsche Reich zum 1.4.1920.
    Der Brief ist tarifgerecht frankiert: 15 Pfg. für den "Orts-"brief in der 1. Gewichtsstufe plus 30 Pfg. Einschreibegebühr = 45 Pfg.
    Sind Briefe und Postkarten im Nachbarortsverkehr schon nicht gerade "Massenware", so sind Sendungen mit Zusatzdiensten kaum zu finden. Puristen mögen mir es nachsehen, dass die Verwendung von bayerischen Marken nach dem 1.4.20 streng genommen ja schon eine "Reichspost-Verwendung" darstellen und man so gesehen eigentlich von keinem "grenzübnerschreitenden" Postverkehr mehr sprechen kann. Aber wie schon gesagt - erst einmal finden... 8)


    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser



    PS: Dass die linke 20er noch den Plattenfehler "BAYEFN" aufweist, sei nur der Ordnung halber erwähnt.

  • Liebe Freunde,


    ein kleiner Postbetrug in Ehren kann man keiner Gögginger Firma verwehren ... meinte wohl am 30.11.1874 die Zwirnerei & Nähfadenfabrik in Göggingen bei Augsburg, als sie ein großes Kuvert an Carl Bauer, einer Firma in Mannheim, zukommen ließ und mit 3x für die 1. Gewichtsstufe korrekt frankierte.


    Am Folgetag notierte der Empfänger hinten: Erhalten 1 Dezember 1874 Empfangsanzeigen für I. Bender Adolph Preis, so dass dem eigentlichen Kuvert 2 Schreiben für Mannheimer Kunden beilagen.


    Aus dieser Korrespondenz kenne ich nur diese krummen Hunde und nicht einen einzigen Briefe ohne "Einlage", wie man das früher nannte.

  • Liebe Freunde,


    eine sehr schöne Postkarte, in Nürnberg das Vestnertor zeigend, wurde am 22.9.1906 "An Frau Consul Springer per Adresse Herrn Prof. Bischoff Karlsruhe Moltkestr. 30" adressiert, wo sie wohl am Folgetag auch angekommen sein dürfte.

    Nur war die verehrliche Frau Konsul dort nicht mehr anwesend. Die Karte war ausgeliefert worden, hatte also den Postweg verlassen und weil man die neue Adresse kannte, wurde sie umadressiert "Lugano Schweiz Hotel Meister".

    Die 5 Pfg. reichten als Inlandspostkarte des Dt. Reichs, aber nicht für die Auslandsversendung in die CH, so dass ein netter Karlsruher am 24.9. eine Germania 5 Pfg. Marke hinzu klebte, die mit blauer Tinte und Datum entwertet wurde.

    Am 25.9. traf die Karte dann prompt (man waren die schnell, Karlsruhe - Lugano sind und waren immer noch 460 km!) bei Frau Springer ein.


    Das Hotel Meister in Lugano (heute 3 Sterne, früher gab es diese Bewertungen noch nicht) existiert übrigens immer noch - nur über Frau Springer habe ich leider nichts herausfinden können.


    Ich liebe solche Nachsendefrankaturen - mit Federzug kannte ich noch keine.

  • Lieber Franz,


    da kann ich dir nur beipflichten.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    meiner Meinung nach hat die Karte den Postweg nicht verlassen, da sonst 10 Pf Auslandsporto fällig gewesen wären.

    Allerdings ist diese PK mit der handschriftlichen Entwertung der Marke ein Sahnestück. Ich habe schon manche Nachsendung gesehen, aber bei denen waren alle Zusatzfrankaturen mit einem Stempel entwertet.


    liebe Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,


    wenn die Karte den Postweg nicht verlassen hatte, hat dann die Karlsruher Post 5 Pfg. aus der Portokasse geholt und auffrankiert?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Dieter,


    die Karte wurde an einen Berechtigten ausgeliefert und der hat sie einen Tag später mit 5 Pfg. auffrankiert und in den Zug geworfen, würde ich mal raten. Diesen modus operandi habe ich 100 mal gesehen - aus ganz Deutschland ins Ausland, nicht von Bayern allein.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... ja, es genügte, die Differenz zwischen Inlands- und Auslandsbeförderung aufzufrankieren. Das war früher so nicht möglich, da hätte es das volle Franko gekostet.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    Briefe aus Bayern in das Dt. Reich sind wahrlich keine Raritäten, aber es gibt unter ihnen auch Raritäten. So hier eine Ganzsache U1 zu 3x aus Bad Reichenhall vom 3.9.1874 an Herrn E. Herrmann, cand. theol. in Thiergarten bei Riemberg Kreis Wohlau mit dem Präzisionsvermerk "nach Schlesien", weil man das wohl sonst kaum gefunden hätte.

    Oben lesen wir den alles erklärenden Vermerk: "Einliegend: Probe ohne Werth".

    Bayerns Ganzsachenkuverts U1, U2 und U3 kenne ich nur in einer Handvoll Fällen als Verwendung einer Muster ohne Wert bzw. Probensendung, wobei hier mit inliegender Probe keine Portomoderation vorkommen konnte - auch angehängte Proben gab es, wobei auch hier keine Portomoderation mehr erfolgte.

  • Liebe Freunde,


    eine Postkarte aus Würzburg II vom 14.9.1893 lief zur Firma Treps, wo man mit Zigarren handelte und unser Unterfranke wollte sich eine Portion davon zuschicken lassen. In Braunsberg war die Karte dann auch angekommen und wohl auch ausgeliefert worden, hatte also den Postlauf verlassen.

    Allerdings gab die Firma die Karte am 16.9.1893 wieder auf (s. Aufgabestempel Braunsberg und Notiz: "16.9. nach Neustadt Mgr". Die alte Anschrift wurde gestrichen und die Karte mit 20 Pfg. taxiert nach Neustadt gesandt, wo sie noch am selben Tag ankam (s. Ankunftsstempel hinten).

    Fragt sich nur, warum eine Firma die Karte überhaupt annahm, wenn der Chef nicht da war, bzw. nicht mit 5 Pfg. nachfrankierte und so dem Chef die Nachzahlung von 20 Pfg. durch die Post auferlegte? Für mich ist das schon ein sonderbares Firmenverhalten ...