• Hallo Freunde,

    der folgende Brief lief am 23.9.1839 als Frankobrief von Grünstadt in der Pfalz nach Erlangen Mf.

    Mit dem rückseitig notierten Franko von 14 Kreuzern habe ich jedoch meine Probleme:

    Die Entfernung von Grünstadt nach Erlangen betrug 27,64 Meilen.

    Danach wäre - nach dem Generaltarif von Bayern, gültig von 1810 bis 1843 - ein Franko von 10 Kreuzern richtig gewesen (für einen einfachen Brief bis 1/2 Loth bei einer Entfernung von 24 bis 30 Meilen). Ein Brief der 2. Gewichtsstufe über 1/2 Loth bis 1 Loth hätte 15 Kreuzer gekostet.

    Wieso 14 Kreuzer? Die Taxe von 14 Kreuzer kommt im erwähnten Generaltarif nur einmal vor - für einen einfachen Brief bei einer Entfernung von 36 bis 42 Meilen.

    Viele Grüße

    Bayern-Kreuzer

  • Lieber Wolfgang,

    Briefe aus der Pfalz nach Franken liefen oft über Frankfurt am Main (Taxis), nach Süden (Schwaben, Ober- und Niederbayern) über Baden bzw. Baden und Württemberg und unterlagen internen Transitzuschlägen, die sich manchmal bis oft einer erfolgreichen Interpretation entziehen.

    Aus Korrespondenzen nach Erlangen finden wir auch aus der Pfalz Briefe über FFM mit Auslagestempeln von Nürnberg, die die Höhe der Transitgebühren zeigen - hier als Frankobrief nehme ich an, dass diese Transitgebühr in den 14x Gesamtfranko intergriert worden waren.

    Das Haus Wittelsbach, einst mit dem Besitz der "Churpfaltz" gesegnet, hatte lange ins 19. Jahrhundert hinein immer versucht einen Korridor zwischen seinen rechts- und linksrheinischen Gebieten zu bekommen, aber es gelang nicht; letztlich zahlten die Zähringer (Großherzöge von Baden) Bayern einen Schutzbetrag, um genau dieses zu verhindern.

    Da Baden und Taxis einander nicht gewogen waren, war des einen Pech des anderen Freud - um den Beginn des DÖPV meine ich noch eine alte VO Bayerns zu kennen, in der der Transit bayer. Korrespondenzen von der Pfalz nach den rechtsrheinischen Gebieten als kostenlos hingestellt wurde, wärend der via Baden kostenpflichtig war und unter allen Umständen vermieden werden sollte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    vielen Dank für deinen umfangreichen Kommentar zum einem FH-Brief aus Grünstadt.

    Das hört sich ja - zumindest für mich - alles reichlich kompliziert an. Ich sollte mich doch wieder verstärkt mit der Markenzeit in Bayern beschäftigen. ^^^^

    Viele Grüße

    Wolfgang

  • Wieso 14 Kreuzer? Die Taxe von 14 Kreuzer kommt im erwähnten Generaltarif nur einmal vor - für einen einfachen Brief bei einer Entfernung von 36 bis 42 Meilen.

    Lieber Bayern-Kreuzer,

    Wenn ich mir die Fahrstrecke über Frankfurt, Aschaffenburg, Würzburg, Erlangen ansehe, dann komme ich überschlägig auf ca. 37-40 Meilen, entsprechend 14 Kreuzer.
    Sollte also alles passen !

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

  • ... ne, immer bitte in direkter Linie messen. Der hessische Straßenbau hatte keinen Einfluß auf bayer. Posttarife ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bayernspezi,

    es handelt sich ganz sicher um Grünstadt in der Pfalz. Nur hier gab es einen roten - und ganz, ganz selten - auch einen schwarzen Fingerhutstempel.

    Und auch nach dem umfangreichen Text kann es sich nur um Grünstadt in der Pfalz handeln.

    Viele Grüße

    Wolfgang

  • Lieber Vorphilatelisten,

    Danke für die Zusatzinfo. Vielleicht kann man noch etwas aus dem PP-Stempel herausziehen.
    Steht der in irgendeinem Zusammenhang mit den verlangten 14 Kr. ?

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

    Einmal editiert, zuletzt von Bayernspezi (28. Mai 2022 um 01:46)

  • Vielleicht kann man noch etwas aus dem PP-Stempel herausziehen.
    Steht der in irgendeinem Zusammenhang mit den verlangten 14 Kr. ?

    Lieber Franz,

    herausziehen kann man da wenig, weil die Poststellen in der Pfalz diese eigentlich französischen P.P.-Stempel besaßen und noch lange nach der Franzosenzeit (also ab 1814ff) verwendeten, etwas, das es so in Bayern praktisch nur bei Auslandsbriefen der kartierenden Poststellen gegeben hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    Ich möchte hier niemandem mit meiner Fragerei auf den Keks gehen und schon gar nicht dir, indem du bereits eine ziemlich endgültige Stellungnahme sicher nicht ohne Grund abgegeben hast.

    Ich würde trotzdem gerne Bayern-Kreuzer † bitten, den Brief abzuwiegen.

    Außerdem wollte ich bei dir nochmal nachhaken, wegen der Entfernungsangaben. Man legte sich auf Taxen für im Meilenzeiger festgehaltene Entfernungen fest. Wir schreiben das Jahr 1810 respektive 1839. Gibt es sichere Anhaltspunkte, dass die im Meilenzeiger 1839 angegebenen Entfernungen die "direkte Linie" darstellen und nicht Wegentfernungen?

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

  • Lieber Franz,

    ab dem 1.12.1810 galten in Bayern nur noch direkte Entfernungen. Als die Pfalz zum Mai 1816 postalisch dazu kam, wird man das System der Franzosen in das bestende System eingebunden haben, auch wenn das sicher ein paar Tage gedauert haben wird.

    Aber 2 Systeme parallel wird man kaum betrieben haben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Franz,

    wegen vordringlicher Arbeiten wird das diese Woche nichts mehr, aber Erdinger wird die sicher haben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Handelt es sich bei deinem Brief tatsächlich um Grünstadt in der Pfalz?
    Könnte es auch ein anderes Grünstadt sein?

    Hallo Franz,

    der Feuser Vorphila kennt nur 1 Grünstadt und das stempelte seinen kleinen K1 in rot.

    Dann habe ich mir den Hass aus dem Regal geholt und auch der kennt nur 1 Grünstadt.

    Dieter

    PS: Ein Blick in die Literatur hilft mitunter sehr.

  • Lieber Dieter,

    Danke für die Info. Ich dachte gar nicht darüber nach. dort nachzusehen, denn Bayern-Kreuzer † hat ja das Original vorliegen.
    Da ist Nachfragen einfacher. ;) Außerdem gibt es auch andere Orte mit Namen Grünstadt, mag sein, ohne Stempel.

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

    Einmal editiert, zuletzt von Bayernspezi (28. Mai 2022 um 18:48)

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu die bayerische Verordnung zum Generaltarif zum 1.12.1810. Man beachte den § 2 "...nach der geraden Distanz ....". 1839 galt noch der Generaltarif zum 1.12.1810. Erst zum 1.1.1843 gab es einen neuen Briefposttarif mit kleineren Änderungen.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Hermann,

    vielen Dank für die angezogene Quelle, die meine Aussage von oben bestätigt. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    Friedrich Pietz unterscheidet bei den "P.P.Stempel" die Postverträge zwischen Thurn und Taxis und Frankreich vom 14. Dezember 1801 und den Postvertrag zwischen Bayern und Frankreich vom 16. Mai 1821 zum 1. Januar 1822, folgendes:

    14.12.1801:

    1.1.1822:

    Beste Grüße,

    Hermann