Die Einführung von Poststempeln in Dänemark und den Herzogtümern nach einer Vereinbarung mit Thurn & Taxis im Jahr 1845

  • Hallo zusammen,


    der Anderthalbkreisstempel von Glückstadt ist in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen einer der langlebigsten Stempel. Auch er gehört zu der Gruppe der Anderthalbkreisstempel mit Jahreszahl, die am 22.2.1845 bestellt und am 1.3.1845 dem Postkontor zugeteilt wurde. Das früheste bekannte Verwendungsdatum ist der 21.12.1846 (ARGE), die letzte bekannte Verwendung ist der 23.4.1849. Im Mai 1849 wurde der Stempel vermutlich umgearbeitet und erhielt eine Uhrzeitangabe an Stelle der Jahreszahl, allerdings sind hier keine handschriftlichen Entwertungen bekannt. Da wir den den Glückstädter Bahnhofsstempel mit den Zugnummern 1 bis 5 kennen macht die Uhrzeitangabe beim Stempel des (Stadt-)Postamtes m. E. durchaus Sinn.
    Mit Uhrzeitangabe kennen wir die Verwendung vom Juni 1846 bis zum 3.5.1853 (ARGE). Offenbar wurden die kleinen Uhrzeitsteckziffern immer wieder einmal verlegt, denn zwischen dem April 1852 und dem 9.10.1852 kennt man auch Stempelabschläge ohne Uhrzeitangabe (VJ). Ebenfalls aus dem Jahr 1852 ist eine nochmalige Verwendung des Stempels mit Jahreszahl bei der ARGE registriert (ohne Nennung eines Tagesdatums).
    Im Juni 1853 wurde der Stempel erneut umgearbeitet, dabei wurde auch der Halbkreis unter der Ortsbezeichnung entfernt. Aus dem Anderthalbkreiser wurde ein Kreisstempel mit Jahreszahl. Vom "normalen" Antiqua-Kreisstempel unterscheidet sich der umgearbeitete Stempel unter anderem durch etwas kleinere Buchstaben. Zieht man eine Linie durch den Stamm des zweiten T in Glückstadt, so schneidet diese Linie das G. Beim Normstempel verbindet die Linie den Stamm des zweiten T mit dem Stamm des L. Die Verwendung ist vom 1.8.1853 bis zum 13.4.1867 registriert (VJ und ARGE). Somit war der Stempel insgesamt 22 Jahre in Gebrauch. Von seiner letzten Form als Einkreiser sind auch Abschläge in blau bekannt.


    Ich kann einen Dienstbrief (K.D.S.) aus Glückstadt nach Burg auf Fehmarn vom 8.12.1855 mit einem blauen Kreisstempel zeigen. Es handelt sich um eine teils vorgedruckte Entlassungsanzeige eines Zuchthäuslers, den Inhalt möchte ich Euch nicht vorenthalten.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,


    der Inhalt macht diesen Brief zu einer kleinen Rosine.
    Erstaunlich, dass jemand aus Fehmarn ins (entfernte) Gefängnis nach Glückstadt geschickt wird. Doch laut Wikipedia nahm Glückstadt im Laufe der Jahre sogar Gefangene aus anderen Gefängnissen auf, so dass Mitte des 19.Jahrhunderts "alle überregionalen Strafanstalten des dänisch regierten Schleswig-Holsteins in Glückstadt zusammengefasst" waren.
    Briefe erzählen Geschichte :)


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,


    dann will ich mal den heutigen Feiertag (in Oberbayern) dazu nutzen, einen weiteren Brief einzustellen. Diese Briefhülle sieht so aus, als stamme sie tatsächlich aus einem Dachbodenfund.


    Es handelt sich um einen am 22.3.1849 in Lygumkloster (später dän. Løgumkloster bzw. deutsch Lügumkloster) aufgegebenen Militariabrief an den Präfekten des Militärdepartements Roeck (norddeutsches Verlängerungs-E, also gesprochen Roock).
    Rückseitig ist ein unklares Truppensiegel abgeschlagen. Ich kann gerade mal rechts Armee Corps, links Brigade und in der waagerechten ersten Zeile (Sch)wadron erkennen. In Anbetracht des Doppelwappens (rechtes Wappen der Bremer Schlüssel) muss es sich um eine Einheit des gemeinsamen Bremischen und Lübecker Truppenkontingents des Deutschen Bundes handeln. Eigentlich erstaunlich, dass sich trotz der Lübecker Neutralität ein Lübecker Truppenkontingent in Schleswig aufhielt.
    Ebenfalls rückseitig befindet sich als Transitstempel der Zweikreiser des SHOPA Hamburg vom 23.3.
    Lygumkloster hatte gerade erst zum 1.1.1844 eine rechnungsführende Postexpedition erhalten. Der Anderthalbkreisstempel wurde am 22.2.1845 bestellt und am 1.3.1845 zugeteilt. Seine Verwendung war bislang vom 3.4.1849 bis zum 19.5.1854 nachgewiesen. Mein Brief stellt also ein neues Frühdatum dar. Am 24.5.1854 wurde der Stempel zur Umarbeitung abgeliefert. Ähnlich wie beim Glückstädter Stempel wurde dabei der innere Halbkreis entfernt. Als Einkreiser ist die Verwendung vom 1.10.1854 bis zum 31.8.1862 registriert. Am 10.10.1862 wurde der Stempel abgeliefert (kassiert). Am gleichen Tag erhielt die Postexpedition als Ablöser einen Antiqua-Kreisstempel mit Posthorn anstelle einer Jahreszahl. Die früheste bekannte Verwendung stammt vom 21.2.1863.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,


    gibt es eigentlich eine Erklärung dafür, warum der innere Halbkreis entfernt wurde?
    Denn das scheint auch bei weiteren Stempeln der Fall zu sein. War das eine planmäßige Umarbeitung oder - vermutlich eher - Reparaturen?


    Von den Lübecker Truppenangehörigen sieht man selten einen Brief, denn das Kontingent war ziemlich klein. Bremen, Hamburg und Lübeck stellten nur knapp 2.000 Mann des 300.000 Mann starken Bundesheeres. In der Anfangsphase des Krieges waren nur preussische Einheiten und die norddeutschen Teile des 10.Armeecorps eingesetzt.
    Erst nach dem Wiederausbruch des Krieges nach dem Waffenstillstand (aus dessen Spätphase dein Brief stammt) beteiligten sich auch Truppenteile diverser anderer Bundesstaaten.


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo nordlicht,


    vermutlich schon, ich kenne sie aber nicht. Aus dem schon öfters zitierten NFT-Artikel von Aage Tholl kann ich nur sagen, dass die Anordnung von der Postverwaltung in Kopenhagen kam. Von den Antiqua IIb -Stempeln, die im Laufe der Zeit an schleswig-holsteinische Postämter verteilt wurden, sind 22 auf Antiqua III umgearbeitet worden (A. Tholl), auch im eigentlichen Königreich wurden Antiqua IIb-Stempel entsprechend umgearbeitet. Die neuen Antiqua III Normstempel wurden ab 1850 an die Postämtern in der dänischen Monarchie verteilt. Eventuell wollte man noch gut erhaltene Stempel aus Sparsamkeitsgründen nicht ersetzen, aber der Optik der neuen Normstempel angleichen.


    Dies ist aber nur meine Vermutung.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    dann mache ich mal mit Meldorf weiter. Über dieses hübsche Städtchen mit dem Dithmarscher Dom hatte ich etwas ausführlicher in meinem Beitrag über den Nummernstempel 123 im Nummernstempel-thread berichtet.
    Wo das Postamt damals untergebracht war, weiss ich nicht. Heute befindet sich das Postamt (Meldorf hat tatsächlich noch ein Postamt! Zumindest bei meinem letzten Besuch im Juli diesen Jahres) gegenüber vom Bahnhof, der zur Zeit der dänischen Post noch nicht existierte.
    Meldorf gehört zu den vier schleswig-holsteinischen Postämtern, die offenbar bei der Erstbestellung vergessen wurden. Der Stempel wurde am 15.4.1845 bestellt (VJ). Die Verwendung des Anderthalbkreisers mit Jahreszahl ist vom 20.8.1846 bis zum 8.12.1854 registriert (ARGE, VJ nennt als letzte bekannte Verwendung den 26.7.1854). Der Stempel wurde offenbar nicht auf Uhrzeitangabe umgearbeitet.
    Laut Klauke wurde Anderthalbkreiser am 20.7.1854 zur Reparatur eingeschickt (Widerspruch zur obigen Registratur), der umgearbeitete Antiqua-Kreisstempel wurde lt. Klauke am 25.8.1854 geliefert. Laut Klauke sind handschriftliche Entwertungen vom 28.7. bis 30.7.1854 und vom 30.8.1854 bekannt.
    Die Verwendung des umgearbeiteten Antiqua III-Stempels ist vom 30.8.1854 bis zum 28.05.1859 registriert, aus der Zeit vom 11.5.1856 bis zum 12.8.1857 sind auch Abschläge in blau bekannt (ARGE und VJ). Der Stempel wurde offenbar zwischenzeitlich repariert, lt. VJ ist im Postarchiv eine Reparaturrechnung vom 22.11.1857 erhalten. Laut Klauke (und VJ) existiert ein Brief vom 18.11.1857 mit L1 (Kontor-?)Stempel.
    Am 15.6.1859 wurde als Ablöser eine Antiqua-Kreisstempel (Normstempel) mit Jahreszahl bestellt und am 23.7.1859 geliefert (VJ). Als früheste bekannte Verwendung nennt die ARGE den 2.8.1859. Zwischen der letzten bekannten Verwendung des alten Einkreisstempels und der frühesten bekannten Verwendung des neuen Norm-Einkreisstempels liegt wieder eine Periode mit L1-Kontorstempel und hs. Datum, nämlich vom 7.7. bis 19.7.1859.


    Ich kann eine portopflichtige Dienstsache aus Meldorf nach Marne vom 31.7.1857 mit dem umgearbeiteten Antiqua-Kreisstempel zeigen. Leider handelt es sich um eine Briefhülle ohne Absenderangaben, das Siegel gibt leider auch nichts her. Ich vermute, nachdem der Empfänger ein Probst Philippsen war, das es sich um eine Kirchensache handelte.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DK6100,


    erneut ein schöner Brief mit patriotisch blauer Austaxierung (Blau die Farbe der Aufständischen). Vielleicht hat nordlicht Zugriff auf die einschlägigen Postvorschriften der schleswig-holsteinischen Landespost. War Blau Vorschrift oder "nur" patriotischer Überschwang weil rot ja die Farbe der dänischen Post war (und ist).


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    nordlicht hat in Beitrag 47 auf dieser Seite einen Brief aus Pinneberg nach Uetersen aus dem Jahr 1846 gezeigt und die Frage aufgeworfen ob hier der Halbkreis bereits sehr früh entfernt worden ist.


    Die Antwort lautet: Nein. Pinneberg gehört zu der Gruppe von Postämtern, die im Februar 1845 bereits im Besitz eines Stempels waren. Wann dieser Stempel bestellt wurde ist leider nicht überliefert, er ähnelt in seiner Aufmachung dem Elmshorner Kreisstempel. Bislang ist die erste Verwendung dieses Stempels vom 20.3.1845 nachgewiesen. In der ersten Verwendungsperiode hatte der Stempel eine Jahreszahlangabe. Die Verwendung der Type mit Jahreszahl ist bis zum 9.2.1849 bekannt. Anschließend wurde der Stempel umgearbeitet und erhielt an Stelle der Jahreszahl eine Uhrzeitangabe (23.7.1849 bis 10.11.1853), daran schließt sich eine Periode an, wo weder Uhrzeit noch Jahreszahl vorhanden waren (evtl. waren die Steckziffern verloren gegangen). Diese Form ist vom 22.1.1854 bis zum 16.10. 1855 registriert. Anschließend wurde wieder eine Jahreszahl eingesetzt, als Verwendungsdaten ist der Zeitraum vom 30.11.1855 bis zum 18.4.1856 registriert. Am 5.5.1856 wurde der Stempel eingezogen und ist heute im Bestand des Postmuseums. (Alle Angaben VJ)


    Ich zeige eine undatierte Briefhülle aus der Periode ohne Jahreszahl und Uhrzeit. Der Francobrief (6 Skilling Porto bezahlt) ist am 7.2. (1854 oder 1855) abgestempelt und an das Finanzministerium in Kopenhagen gerichtet. Leider fehlt das Siegel und innen in der Briefhülle findet sich der Stempel "solgt fra Rigsarkivet 1971" also vom Reichsarchiv 1971 verkauft.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,


    vielen Dank zu den informativen Ausführungen zu Pinneberg.


    War Blau Vorschrift oder "nur" patriotischer Überschwang weil rot ja die Farbe der dänischen Post war (und ist).


    Diese Fragestellung ist nicht so einfach zu beantworten, weil die Regelungen dazu wechselten und auch nicht immer eingehalten wurden.
    Zu Anfang (1848 ) war weiterhin eine Notierung mit Rötel vorgeschrieben. Erst 1849 wechselte man zu blauer Kreide und blauer Tinte. Im August 1850 wurde in Holstein das Ende der blauen Kreide eingeläutet: Portobeträge waren weiterhin mit blauer Tinte, Frankobeträge aber jetzt wieder mit Rötel zu notieren. Während im Herzogtum Schleswig 1850 - wieder unter dänischer Verwaltung - auch Portobeträge mit Rötel geschrieben wurde. Alles klar? ?(


    Der anhängende Brief illustriert die unterschiedliche Handhabung in den Herzogtümern.
    Das Porto dieses Briefes (aus 1851) wurde in Schleswig korrekt mit "3" in rot vermerkt und in Holstein mit "3" in blau korrigiert. Das grenzt schon an Postkrieg :D


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,


    dann gehe ich im Alphabet ein wenig zurück und zeige anhand eines kleinen Briefes aus Oldenburg in Holstein nach Burg auf Fehmarn (zu Schleswig gehörig) dass das mit den Farben wohl nicht so ganz konsequent verfolgt wurde. Der Brief wurde laut Inhalt am 2. Oktober in Oldenburg geschrieben und am 3.10.1849 beim Postamt aufgegeben. Das Porto in Höhe von 1 Schilling Crt. wurde mit Rötel notiert. Wenn die Notierung in Oldenburg erfolgte, dann hätte wohl ein Blaustift verwendet werden müssen, wurde die Notierung in Burg angebracht, dann war rot richtig.


    Der Anderthalbkreiser von Oldenburg wurde am 22.2.1845 bestellt und am 1.3.1845 zugeteilt. Die erste Verwendungsperiode mit Jahreszahl ist vom 26.5.1847 bis zum März 1851 nachgewiesen. Erst dann folgte die Umarbeitung auf Uhrzeitangabe. Vom 30.5.1851 kennt man einen Brief mit handschriftlichem Abgangsvermerk. Die Periode mit Uhrzeitangabe war demzufolge relativ kurz, die Verwendung ist vom 23.7.1851 bis zum 14.9.1852 registriert. Ab dem Februar 1853 ist die erneute Verwendung des Anderthalbkreisstempels mit Jahreszahl nachgeweisen, hier sind Abschläge bis zum 17.6.1855 registriert. Von Oldenburg kennt man Stempelabschläge, bei denen Datum und Jahreszahl handschriftlich eingesetzt wurden. In Oldenburg wurde gelegentlich in blau statt in schwarz gestempelt.


    Als Ablöser wurde ein Antiqua-Kreisstempel mit Jahreszahl (dän. Bezeichnung: Antikva-III) eingführt. Der früheste bislang registrierte Abschlag stammt vom 16.7.1855. (Die Angaben wie üblich aus VJ und ARGE)


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,


    wer die Portobeträge notierte - die absendende oder empfangende Poststelle - ist auch eine sehr interessante Frage.


    Üblicherweise müsste es die empfangende Poststelle gewesen sein. Ob und wann sich das ggf. änderte, ist dann noch herauszufinden. Vermutlich muss auch hier zwischen Dänemark, Schleswig und Holstein unterschieden werden. Außerdem vermute ich einen Zusammenhang mit der (teilweisen) Abschaffung der Einzelkartierung der Briefe.


    Es gab damals eine (schleswig-)holsteinische "Anweisung für die Expedition der Brief- und Fahrposten", in der bestimmt alles mögliche detailliert geregelt war, aber die ich leider bislang noch nicht gefunden habe. Für die dänischen Postbediensteten gab es solche Dienstanweisungen sicherlich auch !?


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,


    heute zeige ich keine Schönheit. Es handelt sich um einen etwas mitgenommenen Brief von einem Herrn Feldmann aus Preetz, der am 25.3.1847 an die Carlshütte (Fa. Hartwig Holler & Co) geschrieben und abgeschickt wurde. Den Rötel - Portovermerk lese ich als 8 RBS.
    Preetz gehörte zu den Postämtern die bei der Stempelbestellung vom 22.2.1845 dabei waren, der Anderthalbkreis - Stempel wurde am 1.3.1845 zugeteilt. Die früheste Verwendung (mit Jahreszahl) stammt lt. ARGE vom 9.10.1845, die späteste Verwendung mit Jahreszahl vom November 1850 (VJ). Vermutlich fand kurze Zeit später die Umarbeitung auf Uhrzeitangabe statt, denn vom 5.12.1850 kennt man einen Brief mit handschriftlicher Orts- und Datumangabe (VJ und ARGE).
    Ab dem 20.1.1851 sind Abschläge des umgearbeiteten Anderthalbkreisers mit Uhrzeitangabe registriert (ARGE) für die letzte bekannte Verwendung nennen VJ und ARGE widersprüchliche Daten. Ich tendiere zu der Angabe von VJ: August 1852. Denn während der erneuten dänischen Postverwaltung wurde der Stempel wieder auf Jahreszahlangabe umgearbeitet. Laut VJ liegt die früheste bekannte Verwendung im Juni 1852, die späteste Verwendung am 10.9.1854. Hier sind sich ARGE und VJ einig. Da die ARGE sowohl für den Stempel mit Jahreszahl als auch mit Uhrzeit den 10.9.54 als Letztdatum nennt, gehe ich davon aus, dass der ARGE bei der Uhrzeit-Type ein Übertragungsfehler unterlaufen ist.
    Der Stempel wurde am 29.9.1854 abgeliefert und befindet sich anscheinend im Postmuseum.
    Als Nachfolgestempel wurde ein Antiqua-Kreisstempel am 20.9.1854 bestellt aber anscheinend erst im Januar 1855 geliefert (VJ), VJ nennt den 16.1.1855 als Frühdatum, die ARGE den 16.11.1855. VJ nennt handschriftliche Orts- und Datumangaben vom 20.10.1854 bis 10.1.1855.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,


    8 Skilling als Porto lese ich auch.
    Müsste dann ein doppelt schwerer Brief gewesen sein: 2x 3 Skilling (für Entfernungen bis 9 Meilen) + 2 Skilling Bestellgeld.


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,


    auch Segeberg gehört zu den Postämtern, für die am 22.2.1845 ein Anderthalbkreis-Stempel mit Jahreszahl bestellt und am 1.3.1845 zugeteilt wurde.
    Die Verwendung ist vom 26.10.1847 bis zum 12.10.1849 nachgewiesen (hier sind sich VJ und ARGE einig). Der Stempel wurde wohl im November/Dezember 1849 unter der schleswig-holsteinischen Verwaltung umgearbeitet, an Stelle der Jahreszahl trat eine Uhrzeitangabe. Vagn Jensen registriert handschriftliche Entwertungen vom 8.11.1849 bis 1.1.1850.
    Die Verwendung des Stempels mit Uhrzeitangabe ist bei VJ vom 21.1.1850 bis 10.12.1851 registriert (Die ARGE fasst unter der Nr. 4 den Stempel mit und ohne Uhrzeitangabe zusammen, erstes Verwendungsdatum wie VJ der 21.1.1850).
    Schließlich gingen entweder die Steckziffern für die Uhrzeitangabe verloren oder wurden nicht mehr verwendet. VJ nennt als nachgewiesenen Verwendungszeitraum den 5.10.1851 bis 1.11.1853. Das Schlussdatum stimmt wiederum mit dem Letztdatum der ARGE für den Stempel Nr. 4 überein. Die Überschneidung spricht dafür, dass die Ziffern wohl immer wieder einmal verlegt wurden.


    Ich zeige den Stempel mit Uhrzeitangabe auf einem mit 2 Sch. Crt. frankierten und am 31. Juli 1850 geschriebenen Brief nach Breitenburg. Der Brief wurde offenbar erst am 2.8.1850 der Post übergeben und abgestempelt. Eigentlich war der Stempel schon zum damaligen Zeitpunkt recht abgenutzt. Man sehe sich nur die vielen kleinen Dellen im Stempelkreis an.


    Trotzdem wurde der Stempel am 16.11.1853 nochmals in einen Kreisstempel (Antiqua III) umgearbeitet. Die Auslieferung erfolgte am 17.12.1853. Doch davon ein andermal.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    in meinem letzten Beitrag hatte ich den Anderthalbkreisstempel von Segeberg beschrieben und gezeigt. Meine Ausführungen endeten mit dem Hinweis, dass der Stempel am 16.11.1853 nochmals umgearbeitet wurde. Der innere Halbkreis wurde dabei entfernt und der Stempel in seiner Erscheinung den neuen Antiqua-Normstempeln angeglichen. Diese Stempelform wird in der dänischen Philatelie als Antikva III bezeichnet.


    Am 17.12.1853 wurde der umgearbeitete Stempel ausgeliefert. In der Zwischenzeit behalf man sich mit einem L1-Kontorstempel und handschriftlicher Datumsangabe (Lt. VJ nur vom 12.12.1853 bekannt). Die Verwendungszeit des Antiqua-Einkreisers mit Jahreszahl ist vom 9.2.1854 bis zum 16.9.1858 in schwarz nachgewiesen, Abschläge in blau sind vom 14.10.1858 bis 24.7.1862 registriert (ARGE, das Früh- und Spätdatum nennt auch VJ).


    Am 12.8.1862 wurde als Ablöser der neue Norm-Antiqua-Kreisstempel mit Uhrzeit ausgeliefert (dän. Type: Antikva V).


    Ich zeige den Stempel auf einem Portobrief der Firma Burmeister aus Segeberg an den Kaufmann Degenhardt in Ahrensburg. Da wir uns bereits in der Markenzeit befinden kostete ein unfrankierter Brief 6 Skilling dänisch. Die Rechnung wurde am 10.November 1859 ausgestellt und am gleichen Tag zur Post gegeben. Der Stempelabschlag in blau ist leider etwas unklar aber doch eindeutig identifizierbar. Leider ist beim Öffnen das Siegel herausgebrochen worden, trotzdem finde ich die vorgedruckte Rechnung so attraktiv, dass ich sie Euch nicht vorenthalten möchte.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    jetzt wird die vorerst letzte Runde dieses Stempel-threads eingeläutet. Meine Antikva-IIb Stempel samt ihren "Ablegern" habe ich inzwischen gezeigt, jetzt fehlen noch die Antikva-IIa Stempel. Es gibt insgesamt sieben Stempel, allesamt aus Schleswig-Holstein. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, denn diese Sonderform wurde von der aufständischen schleswig-holsteinischen Landespost eingeführt. Immerhin kann ich drei der vorkommenden Stempel zeigen, die sieben Postämter mit Antikva-IIa Stempel waren Eckernförde, Flensburg, Hadersleben, Kiel, Leck, Oldesloe und Schleswig.
    Die dänische Bezeichnung Antikva-IIa ist übrigens irreführend, denn sie impliziert ja, dass sie zeitlich früher als die Antikva-IIb Stempel anzusiedeln sind. Dies hat bereits Aage Tholl in seinem Artikel in der NFT 1970 festgestellt, aber die dänischen Philatelisten wollten an den überkommenen Bezeichnungen nicht rütteln, da eine Änderung nur für noch mehr Verwirrung gesorgt hätte.


    Ich beginne mal mit dem Stempel von Eckernförde. Eckernförde hatte ursprünglich einen Antikva-IIb Stempel verwendet. Das Postamt gehörte zur Gruppe der Postämter, die bei der Erstbestellung vom 22.2.1845 dabei waren und den Stempel am 1.3.1845 zugeteilt bekamen. Die Verwendung ist vom 8.5.1845 bis zum 21.2.1849 nachgewiesen (ARGE). Dieser Stempel wurde nicht umgearbeitet sondern durch den neuen Antikva-IIa Stempel mit Jahreszahl in großen Ziffern ersetzt worden. Über das Lieferdatum ist nichts bekannt, eventuell April 1849, denn vom 10.2.1849 bis zum 30.3.1849 sind handschriftliche Ortsbezeichnungen samt Datum aus Eckernförde registriert (ARGE). Die Verwendung ist vom 22.5.1849 bis zum 31.12.1856 nachgewiesen (VJ), offenbar wurden zwischenzeitlich immer wieder mal die Jahreszahl-Steckziffern verlegt, denn der Stempel kommt auch ohne Jahreszahl vor.


    Ersetzt wurde der Stempel durch einen Antiqua-Kreisstempel mit Jahreszahl (dän. Type: Antikva-III). Dieser Stempel wurde am 3.12.1856 bestellt, die früheste bekannte Verwendung ist der 4.1.1857. (VJ) Die ARGE nennt den 26.7.1856 als Frühdatum, das läge aber vor dem Bestellungsdatum des Stempels ?!?


    Ich zeige den Stempel auf einem Brief aus Eckernförde nach Altona (Gosling & Walter-Korrespondenz) vom 14.9.1851. Auch hier sehen wir wieder die von nordlicht im Beitrag 51 beschriebene Doppeltaxierung in rot (dänische Postverwaltung in Schleswig) und blau (holsteinische Postverwaltung vermutlich in Rendsburg).


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    heute möchte ich einen ganz besonderen Fall behandeln, nämlich das Postkontor in Oldesloe. Oldesloe hatte nämlich 1845 keinen Anderthalbkreisstempel erhalten. Statt dessen hatte das Postkontor in der der Bestellung vorangegangenen Umfrage mitgeteilt, dass das Postkontor über einen Stempel verfügt.


    Das stimmte auch und in der Verfügung der Generalpostdirektion in Kopenhagen hiess es ja auch nur, dass alle ins Ausland gehenden Sendungen mit einem Stempel des Abgangsortes zu versehen seien, vom Abgangsdatum war nicht die Rede, also verwendete das Postkontor in Oldesloe weiterhin seinen Kreisstempel mit Ortsbezeichnung, Krone und Posthorn. Dieser Stempel war seit dem 21.2.1814 (früheste bekannte Verwendung nach VJ) in Verwendung, meines Wissens zunächst nur auf den handgeschriebenen Postscheinen des Postkontors. Laut ARGE sind Briefe mit diesem Stempel vom 25.11.1830 sowie vom 14.12.1844 bis 23.3.1849 bekannt (Das Letztdatum nennt auch VJ). Der Stempel befindet sich im Besitz des Postmuseums.


    Das Lieferdatum des Anderthalbkreisers der Type Antikva-IIa ist mir nicht bekannt, dürfte aber im März 1849 gewesen sein. Denn vom 23.3.1849 an sind Abschläge mit diesem Stempel registriert. Der Stempel zeigt zunächst die typische große Jahreszahl. Diese erste Periode dauerte bis zum Juli 1854, dann wurde die Jahreszahl durch eine Uhrzeitangabe ersetzt. In dieser Form hatte der Stempel eine relativ kurze Verwendungszeit. Die früheste registrierte Verwendung stammt vom 16.8.1854, die späteste Verwendung vom 9.1.1855 (VJ). Anschließend folgt eine zweite Verwendungsperiode des Stempels mit Jahreszahl, diese dauerte vom August 1855 bis zum 14.12.1859 (VJ). Beim Schlussdatum stimmen VJ und ARGE überein.


    Abgelöst wurde der Stempel durch einen Kreisstempel in Antiquaschrift mit Datum und Posthorn (dän. Type: Antikva VI). Dieser Stempel wurde am 30.12.1859 geliefert, der früheste registrierte Abschlag stammt vom 21.1.1860 (VJ und ARGE).


    Ich zeige den Stempel auf einer Porto-Briefhülle ohne Inhalt vom 1. 1?.50 (da sind so ein paar unidentifizierbare Farbtupfer nach dem Einser der Monatsangabe) nach Wilhelminenhof per Preetz (Der Hof liegt südlich von Preetz und gehört heute zu Kühren). Das Porto, 2 Schilling Crt. wurde mit Blaustift auf der Vorderseite notiert.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    heute komme ich mit meinem vorerst letzten Beitrag zu den Anderthalbkreisstempeln in Schleswig-Holstein. Diesmal geht es um den Antikva-IIa Stempel des Postkontors in Schleswig.


    Schleswig gehört zu den Postämtern, die bereits Anfang der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts einen Stempel führten. Auch wenn in Schleswig Anfang der 1840er Jahre ein L2-Stempel in Gebrauch war, meldete der Postmeister bei der bereits des öfteren erwähnten Umfrage des Generaldirektorats der dänischen Post Bedarf an und war aus diesem Grund bei den Erstbestellern für die neuen Anderthalbkreisstempel dabei. Die Verwendung dieses am 1.3.1845 ausgelieferten Stempels der Type Antikva-IIb ist vom 16.6.1845 bis zum 8.8.1849 registriert.


    Der Stempel wurde nicht umgearbeitet, sondern durch einen neuen (anderer Durchmesser, anderes Schriftbild) Anderthalbkreisstempel der Type Antikva IIa mit Uhrzeit ersetzt. Dieser Stempel war vom 14.8.49 bis zum 23.7.1850 in Gebrauch. Auch beim Postkontor Schleswig wurden die Uhrzeitziffern offenbar immer wieder einmal verlegt, so dass dieser Stempel auch ohne Uhrzeitangabe vorkommt.


    Dieser Stempel wurde offenbar später umgearbeitet und erhielt jetzt wieder Datum und Jahreszahl, diese Variante ist vom 5.8.1850 bis zum 23.8.1954 nachgewiesen. Der Stempel wurde am 5.10.1854 eingezogen und durch einen Antikva-III Normstempel ersetzt. Dieser Stempel wurde am 27.6.1854 bestellt, als früheste Verwendung ist der 1.8.1854 bekannt. (Alle Daten VJ)


    Ich zeige den Antikva-IIa Stempel auf einer Dienstbriefhülle nach Wesselburen vom 10.7.(1850) mit Uhrzeitangabe 7-9. Zudem nach Umarbeitung auf einer Portobriefhülle nach Kopenhagen mit Datum in Perlschrift vom 23.1.1854.


    Viele Grüße
    DKKW