Briefe von und nach Altensteig (oder Altenstaig)

  • HIer der Text zu #77 (da hast Du ja schon gut vorgearbeitet):

    Wohlloebliches Oberamt !

    Anmit giebt sich unterfertigte Behörde die Ehre,

    Einem Wohlloeblichen Oberamt den für den Apotheker

    Kaspar Weidlen zu Unterjettingen gefertigten

    Theil und Verweißszettel über den - ihm zugefalle=

    nen mütterlichen Erbsantheil geziemend zu

    übermachen, und anbei mit aller Hochachtung

    zu verharren.

    Ulm den 10: April 1807.

    Königlich-Baierisches Stadtgericht

    (Unterschrift; könnte "von Schadt" heißen)

    (weitere Unterschrift: "Kösch... , act:")

    Übrigens gab es in Unterjettingen Ende des 18. Jhds. einen Apotheker Kaspar Weidle aus Ulm stammend, s. Link zum Landesarchiv Aktenzeichen A 213 Bü 7198.

    Viele Grüße

    Gerd

  • Und noch zu #78:

    ad Num: 2033 No 1337. Augsburg d 4.ten May. 1809.

    Das

    Königlich Baierische Stadtgericht

    Augsburg

    an

    Das Königlich Würtembergl. Wohllöbl: Oberamt !

    zu Altensteig.

    Unterfertigte Justizstelle ermangelt

    nicht, in mitkommender Beylag, Ziffer 1. das

    aufgehobene Untersuchungs= und Liquida=

    tions=Protokoll in Sachen dato: 3. ten May

    dieß Jahrs in legaler Form zu übersen=

    den, mit dem Ersuchen, den Abintestat-

    Erben hierüber einzuvernehmen, ob

    er sich darüber beruhigen, oder auf

    weiters rechtlichen Verfahren behar=

    ren wolle. Letzternfalls wäre ein

    Mandatarius allhier aufzustellen, um

    mit solchem die erforderlichen weiteren

    Verhandlungen pflegen zu können.

    In Erwartung bald gefälliger Rück=

    antwort hat die Ehre mit vollkommenster

    Hochachtung zu bestehen

    das

    Königlich Baierische Stadtgericht

    ...scher Director.


    Die Verlaßenschaft des

    dahier verstorbenen Präu=

    knechts Jakob Teufel, rec:

    deßen Paßiv Posten betr.

    Also wieder eine Erbangelegenheit.
    Aber diesmal war über einen Brauereiknecht namens Jakob Teufel leider in Google nichts zu finden.

    Nochmals viele Grüße

    Gerd

  • Lieber Gerd,

    was wuerde Ich nur ohne Dich tun - vielen, vielen Dank fuer die beiden Transkriptionen, Die Akte zum Apothekergehilfen liesst sich ja wie Krimi - das wird eine interessante Seite werden. Das mit Jakob Teufel werde Ich noch genauer recherchieren (In Altensteig gibt es viele Familien dieses Namens).

    Liebe Gruesse,

    Bruno

  • Lieber Bruno,

    ich hab mal durch die im Archiv digital verfügbaren 192 Seiten der Akten über Caspar Weidle (damals genannt: Weidlin) geblättert. Es liest sich wirklich wie ein Krimi:

    Es scheint so, dass sich die in Nagold, Altenstaig und anderen Gemeinden ansässigen Apotheker (und tlw. auch Ärzte) unerwünschter Konkurrenz entledigen wollten, denn in vielen Briefen an die Obrigkeit wollten sie zunächst die Niederlassung verhindern. Später haben sie dann akribisch aufgelistet, wenn der "Materialist" auch Arzneien verkauft hat, und ihm oft auch mangelnde akademische Bildung vorgeworfen.

    Lustig zu lesen ist auch, daß der Amtmann von Nagold quartalsweise die Unkosten für Pferde, Futter, Speisen, Trinkgeld, usw., penibel aufgelistet hat, wenn er dem Weidle amtliche Verfügungen überbringen, oder Durchsuchungen durchführen musste.

    Allerdings hatte Weidle wohl auch viele Unterstützer, denn er hatte bereits zu Beginn des Streits 1787 die Tochter des Schultheißen von Unterjettingen geheiratet.

    Schlussendlich hat Weidle laut Gerichtsprotokoll 1795 zugesagt, sich an die Fakultät zu Tübingen zu begeben und dort die einschlägigen Apotheker-Examen abzulegen (S. 187 unten in den abgelichteten Akten).

    Das war wohl auch das Ende der Auseinandersetzungen.

    Viele Grüße

    Gerd

  • Lieber Christian,

    vielen Dank fuer Deine Information - welche vollkommen richtig ist. Ich hatte mich auch schon davor fuer meine Missverstaendnisse im Forum entschuldigt.

    Liebe Gruesse aus Beirut,

    Bruno

  • Liebe Freunde,

    Ich brauche wieder Eure Hilfe fuer diesen Brief:

    Brief der Forst-Commission in Wurmlingen vom 25. Mai 1824 adressiert an ”Sr. Wohlgeboren Herrn Revier-Förster Schilling in Simmersfeld“. Es handelt sich um eine Anfrage über Holzverkäufe der Reviere Thalheim und Spaichingen in den Jahren 1818/19. Der Brief trägt den Vermerk "K.D.S (Königl. Dienstsache) sehr pressant. Termin!" welcher nichts zu sagen hat, weil der Brief auf dem normalen Weg bestellt wurde (kein Eilbrief).

    Recto: Adresse, einen schwarzer Z "VAIHINGEN" (Feuser 3662-1), sowie Taxvermerke ”3“ und ”5“ in Roetel.

    War das nun das Post-Porto 3 Kr. von Wurmlimgen nach Nagold und dann 5 Kr. nach Simmersfeld oder nur 2 Kr. ( 3Kr bis Nagold und dann 2Kr. Botenlohn bis Simmersfeld?) - wer hat eine Idee dafuer?

    Liebe Gruesse ,

    Bruno

  • Lieber Bruno,

    fachliche Ideen für die Taxzahlen habe ich keine - aber ich würde das mit dem Express nicht so leicht als Wunschdenken abtun; der Empfänger konnte durchaus mit seinem Postexpeditor ein Abkommen getroffen haben, wonach genau solche Briefe ihm sofort zu überstellen waren. Express war ja immer eine Sache der Abgabepost und wenn der entsprechende Instruktionen vorlagen, war es auch Express.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    da gebe Ich Dir erst mal Recht. Die Taxen "3" und "5" rechtvertigen fuer mich aber keinen Expressbrief. Wenn es das nur eine Sache der Aufgabepost war - wo kann man das (fuer Wuerttemberg) nachlesen? Das mit den privaten Abkommen erschwert die die Sache noch zusaetzlich (wie kommt man an Dokumente heran die dieses bestaetigen)?

    Wenn wirklich Express,wuerde mich das sicherlich erfreuen :) . Aber an was macht man das fest?

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno

    Einmal editiert, zuletzt von Altensteiger (30. März 2023 um 18:08) aus folgendem Grund: Rechtschreibfehler

  • Lieber Bruno,

    es war Sache der ABGABEPOST, nicht der Aufgabepost.

    Woran macht man das fest? Bayern und Taxis/Württemberg hatten ja vergleichbare Postsysteme, auch wenn nicht jede Bestimmung kongruent war.

    Expressbriefe gab es zu Beginn im postalischen Sinne gar nicht, weil sich die Landes- bzw. Lehensposten um diesen Service gar nicht erst gekümmert hatten und von daher keine Gewinnerzielungsmöglichkeiten gesehen wurden. Daher waren in der Zeit vor den allgemeinen Expressdienst-Bestimmungen alle Fälle zwischen den Empfängern und deren Abgabeposten ausgehandelt worden.

    Bei Dienstbriefen gab es zudem andere Obliegenheiten, als bei privaten Expressbriefen (jedenfalls in Bayern), weil es viel mehr staatlich dringende Zustellungen gab, als Private und von daher Lösungen vorhanden sein mussten.

    Wie der Vermerk "Dringend" in Bayern bei Privatbriefen der Markenzeit wenig/nichts bewirkte, so war er für Dienstesschreiben zwingend mit Expressdiensten verbunden. Ob das auch für Württemberg in vergleichbarem Maße gegolten hatte, weiß ich nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    vielen Dank fuer Deine liebe Antwort - wie Du weisst bin Ich immer noch in der "Lernphase". Also "Abgabepost" (hab Ich mir notiert). Deines Erachtens haette ein Dienstbrief in Bayern deshalb zwingend als Expressbrief behandelt werden muessen. Fuer Wuerttemberg habe Ich dafuer leider noch nichts gefunden (waere aber schoen :) ) - und wenn jemand Quelltexte dafuer hat waere ich dankbar. Gegen einen "Expressbrief " spricht fuer mich die Taxierung (welche m. E. nicht hoch genug ist).

    Liebe Gruesse,

    Bruno

  • Lieber Bruno,

    bei Dienst-Expressbriefen gab es in Bayern keine Kosten für den Empfänger am Ort einer Poststelle; das war ein Dienst, den der Postexpeditor leisten musste mit seinen Leuten.

    Anders war es, wenn ein eigener Bote in den Lokalbezirk hinaus musste, dann kostete das auch bei Dienstbriefen die übliche lokale Gebühr (das konnten ein paar Kreuzer sein, oder auch ein paar Gulden, je nachdem, wie weit es war und was ausgehandelt wurde). Die Höhe dieser lokalen Ganggebühr war den Absendern z. B. völlig unbekannt und variierte stark.

    Wenn es konzessionierte Boten gab, die eh den ganzen Tag für ihre Kunden (Empfänger) herum liefen und die Briefe zustellten, waren die Kosten entsprechend geringer, 1x, 2x, 3x und 4x sind mir geläufig in Bayern. Dergleichen konnte es theoretisch auch in Württemberg gegeben haben.

    Nur bei Privat-Expressbriefen war die sofortige Austragung der Post, egal ob innerhalb einer Gemeinde, oder in entlegene Orte, kostenpflichtig - und bezahlt hatte praktisch immer der Empfänger, denn er war ja der Auftraggeber für diesen Job.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bruno,

    ich lese Wiernheim, nicht Wurmlingen. Wiernheim liegt 11 km von Vaihingen an der Enz entfernt. Dort wurde der Brief gebracht und aufgegeben als Portobrief. Der Brief lief mit der Post nach Nagold und von dort mit einen Boten oder Amtsboten nach Simmersfeld (20 km einfache Wegstrecke). Die 3 Kreuzer waren das Porto von Vaihingen bis Nagold. Die 2 Kreuzer der Botenlohn von Nagold bis Simmersfeld. Zusammen zahlte der Empfänger 5 Kreuzer.

    Beste Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    vielen Dank - jetzt wo Du es schreibst wird mir auch Wiernheim klar. Deine Portoerklaerung ist auch schluessig.

    Bleibt letztendlich die Frage Eilbrief oder nicht? Ich tendiere eher gegen - weil die Taxen geben das fuer mich nicht her (dagegen spricht aber der post von Ralph zuvor) - 3 Kr. bis Nagold und 2 Kr. Bestellgeld also insgesamt 5 Kr. vom Empfaenger zu bezahlen - also normaler Brief - oder doch Eilbrief?

    Liebe Gruesse aus Beirut,

    Bruno

  • Liebe Freunde,

    Ich brauche mal wieder Eure Hilfe - heute mal ein Drei-seitiges Postporto und Bottenlohn Auslag Verzeichniß des Altensteiger Amtsboten Christian Stoll für das Rechnungsjahr 1810/11 vom 5. Juni 1810 bis zum 24. August 1811 (also quasi ein Jahr).

    Das Verzeichniß umfaßt insgsamt 61 Einträge:

    • 22 Wertbriefe über eine Gesamtsumme von 12602 fl. 37 Kr. (für 19 fl. 58 Kr. Porto)
    • 23 Portobriefe
    • 1 Franco-Brief (nur! )
    • 15 andere Einträge (Caution, Zinsen, Eingehende Portobriefe, Gebühren für falsch behandelte Briefe etc.)

    Mit Vergütung von austehenden Zahlungen vom Vorjahr und Abzügen für einen falschen Eintrag wurden dem Boten 24 fl. 39 Kr. aus der Stadtkasse bezahlt.

    Meine Frage ist nun, ob dieses amtliche Postaufkommen für ein kleines Städtchen in Württemberg (zu dieser Zeit ca. 2000 Einwohner), als repräsentativ aufgefasst werden kann (oder eher unter-/überdurschnittlich)?

    Hat hier jemand irgendwelche Daten von anderen Orten (kann gerne auch Bayern sein :) ) welche einen Vergleich ermöglichen?

    Liebe Gruesse aus Beirut,

    Bruno



  • Liebe Freunde,

    nach dem Bau der Talstrasse entlang der Nagold, von Nagold nach Altensteig 1850/51 (und Errichtung eines Postamtes dort), gab es natürlich auch die Möglichkeit der Personenbförderung duch die Post welche mit folgenden Beleg gezeigt werden soll.

    Fahrt im Eilwagen von ??? (wer kann mir da helfen?) nach Altensteig vom 4. Maerz 1863 um 7 Uhr frühmittags, Einschreib-Nummer: 2 X 3, An Personengeld wurde bezahlt 2 fl. 10 Kr.

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno

  • Liebe Freunde,

    und gleich noch ein weiterer für eine Fahrt im Eilwagen von Altensteig nach Stuttgart vom 24 Sep 1865 (Kr, schwarz „ALTENSTAIG 24. SEP. 1865), um 9 Uhr ?? mittags Mit Einschreib-Nummer 1 ? 2“ und mit 4 fl. 6 Kr. bezahlt.

    Wer kann hier noch andere Informationen liefern? Vielen Dank an Euch.

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno


  • Lieber Bruno,

    bei 1. lese ich von ??eudstadt. Vlt. kannst du etwas damit anfangen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.