Briefe von und nach Altensteig (oder Altenstaig)

  • Lieber VorphilaBayern und alle anderen Forumsmitglieder,
    Ich habe uebers Wochenende in meiner Sammlung dann doch noch einen anderen Beleg, der ein Pendant zu dem im thread (post Nr. 30) vorgestellten Brief von Frankenhammer nach Altensteig darstellt, gefunden.
    Es handelt sich diesmal um einen vollstaendigen Brief mit Inhalt :) :

    “An den Freyherrlich von Kechlerischen Administrations & Amtmann,
    Herrn Vischer Hochedelgeboren
    In Altenstaig"


    Leitvermerk: ?? Tuebingen
    “frey Nuernberg”
    Taxierung: Porto - Roetel “8” recto, franco - “6” in schwarzer Tinte verso,


    Verso:
    Abgangsvermerk: “de Frankenhammer”
    Vermerk: “Porto bezahlt 11 Kr.” – gestrichen
    Siegel: rotes Lacksiegel der Freiherren von Kechler (zum Vergleich eine Abbildung des Siegels von einem anderen Brief)


    Text (ueber Fuellung der Luecken im Text eurerseits wurde ich mich sehr freuen):
    "Hochedelgeborener
    Vielge???rener Amtmant!
    Bin ich dann ganz vergessen (?). Habe ich dann keinen Theil mehr an Schwandorf.
    Ich wiederhole nochmal mein voriges Schreiben, erwarten aber ganz entweder Geld oder eine Verfuegung (?), wobei meinen jaehrlichen Gefaellen kommen, und wer solchen bis Jahres ge?, Wiedrigenfallsmich ?? ?? ?? werden.
    In Grosser? Erwartung mit vieler Hochactung bin,
    Euer Hochedelgeboren
    Ergebener Diener
    Carl Donatian (?) von Kechler


    Oberroesslau
    18 ten Junij 1785 "


    Bei dem genannten Ort Schwandorf handelt es sich um das heutige Unterschwandorf im Waldachtal zwischen Nagold und Beihingen gelegen.
    Nach der Beschreibung des Oberamts Nagold 1862 (S236-240) ist Unterschwandorf ist der Stammsitz des Rittergeschlechts von Schwandorf welche sich zunaechst “die Kechler”, spaeter Freiherren von Kechler nannten. Ihr Wappen ist ein vorwaerts gekruemmter golderner Karpfen in rothem Felde.
    Unterschwandorf samt Zugehoerungen mit der niederen Jurisdiktion war altwuerttembergisches Weiberlehen, waehrend der weitere Besitz der Kechler , Ober und Unter-Thalheim, urspruenglich oesterreichisches Lehen von der Grafschaft Hohenberg war.
    Ehemals zur Ritterschaft des Cantons Neckarschwarzwald gehoerend, kam Unterschwandorf 1805 unter wuerttemb. Staatshohheit


    In “Das Koenigreich Wuerttemberg, eine Beschreibung von Land, Volk und Staat, Stuttgart 1884, Bd.2.1, S.81) ist die Familie als Freiherren von Kechler-Schwandorf unter dem ritterschaftlichen Adel als Rittergutsbesitzer gefuehrt.
    In Bd.3, S.320, Wappen: in Roth ein aufgerichteter golderner Karpfen, Helmzier: ein Mannsrumpf in R., mit dem g. Karpfen belegtes Gewand


    Ich denke also dass alle Briefe dieser Korresponz von (Ober)Roesslau nach Altensteig giengen, und dass es sich in der Korrespondenz um eine Erbschaftssache oder familieninternen Verkauf des Kechlerschen Rittergutes in Unterschwandorf handelte.


    Gab es in Oberroesslau eine Seitenlienie der Freiherren von Kechler?


    Zur Taxierung:
    Wenn ich Dich richtig verstanden habe waere also die Adelsfamilie (um welche immer es sich handelt) im Fürstentum Bayreuth gebührenbefreit. Auf Bayrischem Gebiet bis Nuernberg fielen 6 Kr an (“6” verso) welche franco vom Absender bezahlt wurden. Von dort bis Tuebingen 8 Kr (Roetel “8” recto) porto vom Empfaenger zu bezahlen. Der Botenlohn von Tübingen bis Altensteig wurde nicht angeschrieben.


    Was aber hat es mit dem urspruenglichen (und spaeter gestrichenem Vermerk: “Porto bezahlt 11 Kr.”) auf sich?

    Mit freundlichen Gruessen (ich hoffe dass ich Euch mit meinen Anfaengerfragen nicht zu sehr auf die Nerven gehe :S ),


    Lieber Gruesse - "Altensteiger"

  • Lieber Altensteiger,


    mich langweilst du sicher nicht mit diesen Briefen, auch wenn sie vor meinem Sammelbeginn liegen.


    Vielgeehrtester Herr steht da.


    Vlt. waren die 11x, die siegelseitig notiert wurden, das Gesamtporto bestehend aus 8x Postporto vorn und 3x Zustellgebühr?


    Der liebe VorphilaBayern wird es sicher wissen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Forenmitglieder,
    In Ermangelung eine anderen threads wo meine Frage sinnvoll eingebracht werden koennte moechte ich nochmals meinen “Heimatsammlungs-thread Altensteig” benutzen (Ich bin voellig offen fuer alle Administrator Aktivitataeten diesen – und andere posts von mir – in mehr passende threads zu verschieben (das waere vieleicht auch gut unter Wuerttemberg Markenzeit oder aehnliche aufgehoben).


    Im Zuge der Aufarbeitung der Heimatsammlung “Altensteig” nach mehr postgeschichtlichen Aspekten stellt sich mir die Frage wie Wuerttemberg Marken mit Abgangsstempel von Altensteig zu praesentieren sind.
    Das Hauptproblem damit ist fuer mich:
    - wenn ich die Sammlung zB. in einer Austellung des Heimatvereins Altensteig oder der Volksbank im Ort austellen moechte, erwarten die Besucher dass ich einen Ueberblick ueber die in Altensteig verwendeten Freimarken bringe, und einen Bezug zur Posthistorischen Entwicklung in Wuerttemberg herstelle. - Das ganze muss interessant sein - und der Betrachter erwartet auch eine postgeschichtliche Austtellung welche Altensteig im Kontext von Wuerttemberg darstell (Meine persoenliche Erfahrung).
    - wenn ich nun eine postgeschichtliche Sammlung Altensteig nach BDPh Richtlinien ausstellen moechte ist das etwas ganz etwas anderes. Ich kann die Marken nur als Unterlage zur Dokumentierung des Stempels benutzen. Da ich den Stempel auf Dienstbriefen besser dokumentieren kann, und andererseits auch von so einem kleinen Ort die interessanten Frankaturen fehlen oder zumindest sehr schwierig zu bekommen sind, moechte ich Euch fragen ob zB. eine Seite mit allen Marken der 1. Ausgabe von Wuerttemberg (mit Stempel Altenstaig – in blau oder schwarz)” in einer Wettbewerbsaustellung Sinn machen wuerde (in schwarz zeige ich alle - an blau arbeite ich noch - aber zusammen mit den Briefen wird das doch einfacher). Wie wird das bewertet?
    Zumindest kann man damit dokumentieren, dass alle Werte auch von diesem Postamt benutzt wurden – natuerlich kann man sagen, dass mit Existenz eines Postamtes, natuerlich auch alle Marken verfuegbar und wohl benutzt wurden – bei solch kleinen Postaemtern ist es aber schwierig das alles auf Brief zu belegen.


    Was ist Eure Meinung hierzu (Zeigen oder nicht? in welchem Kontext?).


    Vielen Dank im voraus,


    Liebe Gruesse - "Altensteiger"

  • Lieber bayern klassisch,


    Ich freue mich sehr, dass Du Dich nicht aufgrund meiner Briefe langweilst - und vielen Dank fuer den Hinweis - jetzt kann ich es auch lesen.


    Die 11 Kr welche siegelseitig notiert und dann wieder gestrichen wurden (von wem? vielleicht dem Postler in Frankenhammer?) koennten potentiell in 8 Kr Porto und 3 Kr Zustellgebuehr ueberfuehrt werden - da gebe ich Dir recht - also 8 Kr von Nuernberg bis Tuebingen und dann 3 Kr bis Altensteig. Dies ist aber nicht die Strecke die vom Absender bezahlt wurde. Wir gehen bisher davon aus dass der Sender im Fuerstentum Bayreuth befreit war und dann 6 Kr fuer den Transport bis Nuernberg bezahlt hat. Wenn der Brief frankiert war, dann ja wohl nur bis Nuernberg (oder hat der Sender bis zur Grenze und dann ab Tuebingen - das waehren dann 6 Kr. + 5 Kr = 11 Kr bezahlt und der Empfaenger nur die Distanz von Nuernberg bis Tuebingen (8 Kr) ) - das ist aber schon sehr spekulativ :) - koennte aber andererseits auch wieder sein?
    Also werden wir wohl noch auf den lieben VorphilaBayern hoffen muessen um daraus einen "Schuh" zu machen.


    Mit lieben Gruessen - Altensteiger"

  • Lieber Altensteiger,


    sicher findet ein Forumskollege eine passende Taxenanwort, mit der wir alle leben können. :)


    Zu deine Frage jetzt: Es ist immer von entscheidender Bedeutung, was man zeigen will. Dass man sich im Wettbewerb an die entsprechenden Regeln halten muss, ist selbstverständlich. Wenn du ein paar Rahmen vor Ort ausstellen möchtest, kannst du machen, was du willst.


    Warum nicht ein paar "Werberahmen" anders gestalten, als eine spätere Ausstellungssammlung? Das bißchen Mehrarbeit ist doch erträglich ...


    Eine Verquickung ist immer problematisch, weil sie, wie du richtig schreibst, sich an anderes Publikum wendet - hier der Sammler, da der lokal interessierte Mitbürger. Dem ersten zeigst du, was du hast und weißt, dem anderen öffnest du die Tür in eine längst vergangene Zeit.


    Ich würde binär fahren und jeden das Optimale zeigen, also genau das, was er will.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Altensteiger,


    der Brief 1 im Abschnitt 30 mit "v.Frankenhammer" hat ein anderes Siegel


    als der Brief in Abschnitt 41 mit "de Frankenhammer". Hier steht "frei Nürnberg".


    Der Absender hat 6 Kreuzer bei der Briefaufgabe von Frankenhammer bis Nürnberg


    bezahlt. Von Nürnberg bis Tübingen fielen 8 Kreuzer Porto an. Dazu 3 Kreuzer Boten-


    lohn von Tübingen bis Altensteig. Zusammen kassierte der Bote 11 Kreuzer beim Em-


    pfänger. Davon bezahlte er bereits 8 Kreuzer bei der kaiserlichen Post in Tübingen


    bei der Entgegennahme des Briefes.


    Beim Brief 1 im Abschnitt 30 mit "v.Frankenhammer" heißt es "pr. Nürnberg", also "per,


    bzw. über Nürnberg". Ich denke mittlerweile, daß der Brief gänzlich unfrankiert abgesendet


    wurde und der Absender nicht gebührenbefreit war. Das angeschriebene Porto war die Gebühr


    von Frankenhammer bis Tübingen.



    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern - und alle anderen im Forum,
    zunaechst einmal vielen Dank fuer die vielen Anregungen und moeglichen Explikationen zu den Briefen die von mir vorgestellt wurden - genau da hilft mir sehr weiter und eroeffnet neue Denkansaetze.
    VorphilaBayern: ja ich denke auch eher dass der Absender nicht portobefreit war und das Porto bis Tuebingen (und danach die Bestellgebuehr bis Altensteig) beinhaltete. In Bezug auf das Siegel halte ich es fuer das gleiche (Freiherr von Kechler - auf dem 1. Brief kaum zu erkennen - auf dem letzteren aber deutlich).


    Da Briefe aus Bayern nach Altensteig hier von Euch wirklich sehr gut beschrieben werden, moechte ich mir erlauben einen weiteren von Augsburg 1843 einzustellen.
    Der Magistrat der Stadt Augsburg schrieb einen Brief an das Koenigliche Oberamt Nagold der dann nach Altensteig weitergeleitet wurde da die zur Frage stehende Angelegenheit die Sadt Altensteig betraf.


    Recto: finden wir eine roten Aufgabestempel L2, "AUGSBURG 9 JUN 1843 IV" , wobei die “IV” wohl 4 Uhr Nachmittags bestaetigen soll.
    Die Adresse lautet:
    “ Vom StadtMagistratsamt Augsburg an das K. Wuerttemb. Oberamt in Nagold”
    Die Vermerke links unten “K.D.???) und rechts oben “11 Kr? 43” kann ich nicht wirklich lesen.


    Wenn mir freundlicherweise jemand etwas ueber die Taxierung (lief wohl als DS frei - siehe Frage zu den Vermerken) und den Inhalt sagen koennte waere ich sehr froh.


    Mit freundlichen Gruessen,
    Altensteiger

  • Lieber Altensteiger,


    R. S. = Regierungs - Sache war immer portofrei, hier in beiden Postgebieten.


    D. G. = Dienst - Gegenstand (bei privaten Briefen heißt es aber Durch Güte!).


    Die römischen Zahlen sollten eigenltich die Zeit morgens, die in arabischen Ziffern die Zeit abends anzeigen, aber um 4 Uhr morgens gab keine Behörde ihre Briefe der Post ab, da die Hauptbriefpostexpedition Augsburg zu dieser Zeit zwar besetzt, aber nicht für das Publikum geöffnet war.


    Es ging um die "Kur- und Verpflegungskosten des Messerschmiedgesellen Friedrich Vischer betreffend".


    "Indem man den Empfang der Vergütung rubr(izirter) Kosten ad 10 Gulden 12 Kr. bestätigt, versichert vollkommene Hochachtung der I. Bürgermeister - gez. Unterschrift".


    "Mit 10 Gulden 12 Kr. zur Zahlung aus der Stadtcasse angewiesen: k(öniglicher) Stadtrath - gez. 7 Unterschriften".


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber bayern klassisch,
    Ich hatte schon immer vermutet, dass dies das Forum ist wo mir geholfen wird - aber so schnell haette ich das dann doch nicht erwartet :thumbup: - vielen Dank.
    Also - R.S. - D.G. - portofrei in Bayern und Wuerttemberg - war neu fuer mich (muss wohl noch einiges lernen :) )!
    Das mit arabischen und roemischen Ziffern habe ich wohl verwechselt - also merke ich mir: roemisch morgends - arabisch nachmittags - vielen Dank!
    Und vielen Dank ebenfalls dass Du dir den Text angesehen hast - das hilft mir wirklich sehr weiter.
    Liebe Gruesse,


    "Altensteiger"

  • Liebe Forumsmitglieder,
    @ Vorphila Bayern nochmals vielen Dank fuer die Interpration meiner Briefe - Du hast Dir wirklich grosse Muehe damit gegeben - Ich hoffe dass ich auch einmal das Stadium erreiche um andere von meinem Wissen profitieren zu lassen!


    Heute mal ein Brief der am 30.01.1809 seinen Weg von Ebhausen (ein kleiner Ort nahe Altensteig in Wuerttemberg) nach Schweiz in der Schweiz fand.
    Auf der Voerderseite sehen wir einen Z “Nagold” in schwarz (Feuser 2353-1) abgeschlagen,
    Die Adresse: “Herrn Johann Jacob Castelli in Companie ?? Handels Mann? Schweiz in der Schweiz”, einen Vermerk "pressant" (gestrichen), und die Taxvermerke: "franco Grentz", "2" (schwarze Tinte), "4/6" Roetel
    Rueckseitig findet sich ein Taxvermerk "8" Roetel (franco), ein Siegel, sowie der Vermerk “Ebhausen 30 Januar 1809 J(ohann) D(avid) Schoettli” sowie eine Ziffer welche ich nicht verstehe.


    Ueber jegliche Informationen zu diesem Brief – Taxen, Leitweg, und Inhalt – waere ich sehr erfreut.
    Zum Beispiel erschliesst sich mir nicht welche Leistungen vom Absender bezahlt waren – wohl die 8 Kr die Rueckseitig vermerkt wurden – aber fuer welche Strecke? Weshalb dann auf der Vorderseite eine Teilung Wuertt/Schweiz? mit 4/6? (wenn schon franco bis zur Grenze bezahlt war - und wieviel war das dann?).
    Vielleicht sind das fuer Euch Anfaenger-Fragen, aber da ich auch ein wirklich Anfaenger auf diesem Gebiet bin wende ich mich trotzdem an Euch und hoffe so langsam eine “Evolution” durchzumachen und meine Briefe adaequat beschreiben zu koennen :) .
    Liebe Gruesse,


    "Altensteiger"

  • Hallo Altensteiger,


    wir alten Hasen versuchen gerne zu helfen, von daher stelle ruhig deine interessanten Briefe hier ein; wie sagte Freddie Frinton in Diner for One so treffend: Well, I´ll do my very best! :)


    Der Absender zahlte 8x bis zur badischen Grenze, dann 2x für Baden, 4x für Zürich und 6x für Schwyz, so dass der Empfänger total 12x zahlen musste. Todsicher bin ich mir hier aber nicht, weil die CH ein hochkompliziertes Postgebiet war.


    "In Compnaie Berühmtin Handels Mann" lese ich. Pressant zu streichen war genau so sinnvoll oder sinnlos, wie es zu lassen, da es keine Expreßversorgung in der Schweiz bis in die 1870er Jahre hinein gab!


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Dear bayern klassisch,
    you made my day :thumbup: habe ich damit somit doch wieder eine Beschreibung fuer meine Sammlung.
    Also: 8 Kr bis zur badischen Grenze (franco), dann 2 Kr fuer Baden, 4 . Kr.fuer Zuerich und 6 kr fuer Schwyz - aber weshalb dann die Teilung 4/6, oder soll das 4/8 sein, auf der Vorderseite?
    Muesste es dann nicht eher 2/4/6 heissen?
    Verstehe das noch nicht so ganz ?(
    Vielleicht kannst Du mir da ja nochmal auf die Spruenge helfen,
    Liebe Gruesse,
    "Altensteiger"

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Altensteiger


    Meiner Meinung nach soll es hier 2 + 4 = 6 für den Empfänger zu bezahlen. So schreibt man es oft in Schweiz.


    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Lieber @bayernklassisch und lieber Nils,
    vielen Dank fuer Eure Antworten - es kommt langsam etwas mehr Licht in die Sache. Die Behandlung bis zur Grenze ist klar (8 Kr. franco), die in Baden auch (2 Kr porto), bleibt das Problem in der Schweiz (entweder nur 1 Canton, dann 2 Kr Baden + 4 Kr Schweiz = 6 Kr , oder 2+4+6 = 12 Kr vom Empfaenger zu bezahlen). Ich muss mir also etwas Unterlagen ueber die Postverhaeltnisse in der Schweiz beschaffen.
    Liebe Gruesse
    "Altensteiger"

  • Liebe Forumsmitglieder,
    heute mal ein grenzueberschreitender Postvorschuss/Auslage-Brief der am 29.7.1841 von Pforzheim in Baden nach Altensteig in Wuerttemberg lief.
    Es handelt sich um eine Rechnung des Comptoirs des “Beobachter” an das wohloebliche Stadtschultheissenamt in Altensteig fuer Einrueckung eines Avertissements ueber Holzverkauf in den Nummern 59, 60, und 61 des Beobachters, wofuer die Inserats-Gebuehren 3 Gulden betrugen.
    Der Betrag wird Portofrei erwartet.
    Zugleich wird bei Einsendung des Betrags um Beilegung dieser Rechnung gebeten, die nach Bescheinigung des Empfangs zugleich zurueckgesendet wird.
    Pforzheim den 28 ten July
    Den Empfang bescheinigt am 29 ten July


    Recto:
    “Loebliches Stadtschultheissenamt Altensteig”
    “Nachnahme fl. 3.-
    Be?? Comptoir des
    Beobachters in Pforzheim” Unterschrift


    Sehr unklar abgeschlagener roter K2 “PFORZHEIM G.B.”


    “auslag 3 fl 9 (Kr)” in roter Tinte
    “2” in schwarzer Tinte
    “3/11 ueber 4” bzw “3/18” oder heisst das “3 fl. 18”? in Roetel


    Verso: Den Empfang obiger 3 fl 18 am 31 Juli 1841,
    T(estis): Amts Botten? Unterschrift


    Vermerk: mit 3 fl 18 zur Bezahlung von der Stadtcasse angewiesen (6 Unterschriften)


    Wie muss ich mir nun die postalische Behandlung dieses Briefes vorstellen?
    Der Pforzheimer Beobachter bringt die Rechnung an den Fahrpostschalter in Pforzheim und erhaelt dort direkt 3 fl ausgezahlt. Der Postbeamte stempelt dann den Brief mit dem Pforzheimer K2 und notiert in roter Tinte “auslag 3 f 9” fuer den ausgezahlten Betrag von 3 Gulden plus 9 Kr (ja fuer was? Porto in Baden bis zur Wuerttembergischen Grenze plus eine Bearbeitung/Auslage Gebuehr)? Die schwarze “2” (Manualnummer?) erschliesst sich mir ebensowenig wie die Taxvermerke in Roetel welche wohl von der Wuerttembergischen Post stammen. Also hat wohl im weiteren Verlauf die Wuertt. Post an Baden 3 fl 9 bezahlt, dann den Brief letzendlich mit 3 fl 18 taxiert (also wieder 9 Kr - fuer Transport bis Nagold plus Bearbeitungsgebuehr?).
    Von dort ging der Brief per Amtsboten nach Altensteig welcher am 31. Juli 1841 den Empfang von 3 fl 18 Kr. rueckseitigt bescheinigt.


    Ist dies so ungefaehr richtig? Bin fuer jede Korrektur und Anregung dankbar,
    Mit freundlichen Gruessen,
    “Altensteiger”

  • Lieber Altensteiger,


    "Nachnahme 3 Gulden bescheint ...".


    Der Amtsbote Dürrschnabel hat 3 Gulden 18x vom Empfänger kassiert.


    Wenn jemand eine oder mehrere Annoncen schalten wollte, schrieb er franko an eine Zeitung und gab die Einrückung (Insertion) vor. War er guten Leumunds oder gar eine Behörde, so war das kein Problem. Andernfalls hätte man im voraus ein Depositum hinterlegen müssen, das die Kosten für die Insertion und Porti überschießen musste. Hier war das aber nicht notwendig.


    In deinem Fall hat man 3 Nummern mit der Anzeige aufgelegt und sie dann (separat oder mit dem Schreiben) als Beweis für die erbrachte Leistung dem Auftraggeber zugesandt. Da man zugleich sein Geld haben wollte, machte man das per Nachnahme. Man ließ sich also 3 Gulden auszahlen und übergab der Post alles weitere. Diese setzte die Auslage mit 3 Gulden und ihre Kosten (Scheingebühren, Porto usw. je nachdem, welche Leistungen noch damit verbunden sein konnten) mit 9x an, wie auch die Post am Zielort ihre Kosten wieder haben wollte.


    Wenn die Aufgabepost eine sofortige Auszahlung des Nachnahmebetrages nicht vornehmen wollte oder konnte, war der Weg etwas umständlicher; dann musste die Abgabepost den Erhalt der 3 Gulden (und 9x Porto) für die Aufgabepost bestätigen und über die Briefkarte Baden gutschreiben. Dafür wurde ein Postschein mit Quittungsvermerk gefertigt, der dann der Aufgabepost signalisierte, dass alles bezahlt worden war und erst dann wurde der Zeitung der ihr zustehende Betrag von 3 Gulden ausbezahlt.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Forumsmitglieder,
    und lieber bayern klassisch - vielen Dank fuer Deine Antwort zum vorigen Post!
    Ich moechte dann noch eine andere Anzeigenrechnung, welche vom Bürgermeisteramt der Großherzoglichen Stadt Baden am 21. April 1856 an das Stadtschultheißenamt in Altensteig , Königreich Württemberg lief. Der Gesamtbetrag der Rechnung beläuft sich auf 52 Kr. (siehe Innenseite), davon 36 Kr. für die Anzeige, 6 Kr. für ein Belegexemplar ?, 1 Kr. Bestellgebühr ?, 6 Kr. Frankatur und 3 Kr. Nachnahmegebühr – aufaddiert zu 52 Kr .


    Auf der Voerderseite findet sich die Adresse:
    “An das Stadtschultheissenamt Altensteig K: Wuertt:”,
    Nachnahme 46 Kr, Portokosten 6 Kr (gestrichen) – Summe gestrichen” und ein weiterer Vermerk den ich nicht lesen kann.
    Desweiteren findet sich ein schwarzer badischer Ovalverrechnungsstempel "BADEN" (handschriftlich “3”) – fuer die Einschreibegebuehr?,
    Taxierungen: Verrechnungstempel "BADEN" oval mit handschriftlich "3", Taxierungen “12” und “1 Fl?” in schwarzer Tinte, sowie “54” (Kreuzer) in roter Tinte.
    Was ich nun nicht so recht verstehe sind 3 Dinge,
    1. auf der Innenseite ist die Gebuehrenstruktur mit 52 recht genau aufgeschluesselt – weshalb letzendlich 54 Kr (statt 52 Kr.)
    2. In welchem Kontext wurde der Ovalstempel “Baden” normalerweise gebraucht?
    3. Die Taxierungen auf der Vorderseite sind fuer mich so nicht verstaendlich


    Wer kann helfen – vielen Dank im voraus,
    Liebe Gruesse,


    “Altensteiger”

  • Liebe Forumsmitglieder,
    und gleich noch einen weiteren Brief von Baden nach Wuerttemberg, der mir Kopfzerbrechen macht hinterher:
    Rechnung der Druckerei von Johann Peter Birks aus Rastatt, wegen der Meldung daß der Jahrmarkt in Altensteig vom 13. auf den 15. Mai 1856 verlegt worden ist, an das Stadtschultheißenamt Altensteig. Die Anzeige kostete mit Belegexemplar 42 Kr., dazu kommen noch 11 Kr. Portokosten , insgesamt also 53 Kr., die per Nachnahme erhoben wurden. Der Nachnahmebrief wurde am 9.3.1856 in Gernsbach aufgegeben und dort mit einem grünen Aufkleber, der den schwarzen Einzeiler "GERNSBACH" trägt, versehen.
    Recto:
    Erste Zeile fuer mich nicht lesbar – dann: Vermerk: “No. 5 ½ Loth”
    Nachnahme 42 Kr
    Porto ?? 3 Kr
    (Summe 45 Kr)
    “vierzig fuenf Kreuzer empfangen Buergermeisteramt an – Kaupp? (Unterschrift)”
    Taxierung links des Stempels fuer mich unlesbar, ansonsten “53” und “4” in blau sowie Roetelstrich
    Abschlag des Z “GERNSBACH” auf einen gruenen Zettel.


    Verso: nur das Siegel


    Meine Fragen hierzu waehren:
    Wie war das Porto zwischen Baden und Wuerttemberg geteilt?
    Was hat es mit dem gruenen Zettel mit Stempel Gernsbach auf sich – war das damals ueblich?
    Wenn ich den Vermerk auf der Vorderseite richtig deute hat Herr Kaupp 45 Kr. bekommen – wo bleiben die restlichen 8 Kr?
    Vielleicht gibt es ja eine Baden Spezialisten unter Euch der mir hier auf die Spruenge helfen kann.
    Mit freundlichen Gruessen,


    “Altensteiger”

  • Lieber Altensteiger,


    zu #57:


    Der Ovalstempel von Baden Baden war ein reiner Fahrpoststempel, in den die Manualnummer zu schreiben war. Es war kein Herkunftsstempel preußischen Ursprungs, wie z. B. Baden, Baiern, Sachsen, Oesterreich, Oesterreichisch Italien usw..


    Der Brief selbst wog 1 Loth (s. rechts oben). Unten lese ich "empfangen fünfzig zwei Kreuzer", warum dann 54 mittig notiert wurden, könnte mit die Zustellung im Lokalbereich zusammen hängen, die oft 2x kostete. In Württemberg war der Brief ja portofrei. Der Absender hatte noch "franco" notiert, aber dann doch porto versandt.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Altensteiger,


    zu #58 kann ich leider nicht viel beitragen - ich sammle ja keine Fahrpost.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.