Correspondenzkarten - Postkarten

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich eine Correspondenz - Karte von München nach Bad Reichenhall vom 25.9.1872, die eigentlich gar nicht in diesen Thread gehörte, wäre sie nicht bei ihrer Ankunft hinsichtlich ihrer Adresse modifiziert worden: Der Empfänger war ein Herr Stud. jur. 10m Schwartz aus Riga (Livland) - Donnerwetter, ein Student aus Russland, der sich eine Reise in das wunderschöne Bad Reichenhall leisten konnte (studieren konnte man dort glaube ich weniger). Doch war unser Studiosus leider schon abgereist, so dass die Karte nicht zugestellt werden konnte. Wie es sich für einen angehenden Juristen im 10. Semester gehörte, gab er auf der dortigen Postexpedition artig seinen neuen Aufenthaltsort, Bozen in Tirol, an und vergaß nicht zu erwähnen, dass man seine Poststücke dort poste restante gestellen sollte.


    Lustiger Weise schrieb man ihm aus München, dass man zuletzt einen Brief an ihn abgesandt hatte, der nach Baden Baden gerichtet war und der natürlich auch nicht zugestellt werden konnte ... :D


    Unser Studiosus war scheinbar sehr umtriebig und hielt sich nur da auf, wo es besonders schön war und ist.


    Leider hat die Post von Bozen nichts auf der Karte hinterlassen und die Lagerung für 3 Monate in Bozen war auch kostenlos, so dass die Karte sonst recht jungfräulich daher kommt.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    wenn man nur auf den Beleg schaut, oder gar nur auf die Marke(n), wird man vieles nicht entdecken, was sehr entdeckenswürdig ist. So auch hier bei einer mit 2 Kreuzer frankierten Korrespondenzkarte aus München 1 vom 21.5.1873 oder 1874 an "Herrn Ferdinand Kowarz, k. k. Telegraphenbeamter in Asch in Böhmen".


    Wer schrieb also was an einen österreichischen Telegraphenbeamten? Weil bei einer Karte der Inhalt schlecht verloren gehen kann (kann immerhin noch ausradiert werden) und dieser somit erhalten blieb, zeige ich ihn als Zeichen dafür, dass zwar jeder die Karte, der sie in die Finger bekam lesen konnte, aber nicht lesen durfte (das Postgeheimnis griff auch bei Postkarten!); da waren sich aber Absender und Adressat nicht so sicher und der Münchener versuchte es mit einem schlauen Trick, wie man hier sieht. Jetzt dauerte das Lesen schon deutlich länger und so viel Zeit wollte und konnte man sich nicht nehmen, um fremde Post zu studieren, daher wird dieser simple Trick im Alltag schon ein Tauglicher gewesen sein ...

  • Lieber Ralph,

    Eine scharfe Karte, sowas habe ich auch noch nicht gesehen. Als ich zuerst drauf schaute, konnte ich überhaupt nichts lesen, nur ab und zu ein Wort. Als ich dann den Trick durchschaut, ging das Lesen aber recht flüssig

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,


    gelle! Das hat unser Münchener schön gemacht.


    Man konnte auch auf Englisch schreiben - das kannte kein Postler, nur die Telegraphisten mussten das beherrschen. Das kann ich bei Karten aus den 1870/71er Krieg nachweisen, oder man schrieb rückwärts,

    also sträwkcür, was auch in der Eile des Dienstes kaum zu lesen war, oder in seltenerer Kurzschrift, hebräisch (wenn man das konnte), jiddisch (damals noch eher interpretierbar, als heute), oder meinte das Gegenteil von dem, was man schrieb, damit der unbedarfte Leser natürlich das Gegenteil von dem annahm, was man mitteilen wollte - der Möglichkeiten gab es viele, aber man muss sie halt auch zeigen können und daran scheitert das Projekt halt oft, weil das Material mangelt ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    Was es nicht alles gibt bzw. gab! Ein ganz tolles krummes Ding!


    Danke für's Zeigen und liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,


    nach fast 40 Jahren Bayern - Ausland - Sammelei könnte man meinen, dass man (fast) alles schon gesehen hätte, aber dem ist bei weitem nicht so. Den Beweis für diese gewagte These tritt an eine Correspondenz - Karte Bayerns, die in Hof von der Firma von Feilitzsch mit 2 Kreuzern frankiert worden war und am 17.9.1872 nach Straubing laufen sollte - natürlich über bayer. Terrain, da es ja die Bahnpost über Regensburg nach Straubing längst gab.


    Statt von Hof über Bayreuth, Weiden und Regensburg nach Straubing zu laufen, lief sie tatsächlich von Hof über Eger (heute: Cheb) in Österreich am Folgetag um 09.00 Uhr früh, um dann wieder nach Bayern über Weiden und Regensburg nach Straubing zu gelangen.


    Aus Überlastung war eine Ankunftsstempelung in Straubing offensichtlich nicht möglich - schade! Ein weiteres Poststück dieser Art kenne ich nicht - und ich LIEBE diese österreichischen Ministempel, von denen ich gar nicht genug bekommen kann - nur sind sie halt auf bilateralen Briefen von/nach Bayern auch nicht gerade häufig.

  • Liebe Freunde,


    eine Postkarte zu 2x wurde in Bamberg II am 3.9.1875 aufgegeben an "Wohlgeboren Fräulein Elise Herd aus Bamberg zur Zeit in Salzburg Post restante". Damit wäre der Kaufgrund klar, denn Post- bzw. Korrespondenzkarten mit poste - restante - Vermerk sind keine Massenware. Text:

    Brief erhalten. Alles in bestem Wohlsein. Joseph kommt erst morgen Nachts. Bei Tante Agnes ist Alles noch beim Alten. Die Miezen befinden sich wohl, dieselbe gehen Morgen fort & kehren Abends wohlbehalten heim. Heute wird die alte Großtante (Gruber) beerdigt. Gestern wurde der St. Martin´s Kirchner Bayerlein begraben, sonst nichts Neues von Belang.

    Deine Grüße wie die von Fräulein Wimmer soll ich bestens erwidern & indem ich beide Herrschaften im besten Wohlsein schätze, bleibe ich unter vielen Grüßen dein dich liebender Bruder Fritz.

    Bamberg, den 4. September 1875".


    Tja, wären unsere 3 Miezen hier nur mal so nett wie die in Bamberg des Jahres 1875. Aber man kann nicht alles haben - poste restante und wiederkehrende Miezen.

  • Liebe Freunde,


    Correspondenzkarten kosteten zu Beginn noch 3 Kreuzer, aber mit der Verordnung vom 1.7.1872 wurde das Franko im Verkehr mit dem Vertragsstaat Österreich (und Ungarn und Liechtenstein) mit Wirkung zum 1.8.1872 auf 2 Kreuzer reduziert. Infolge dessen darf man sagen, dass 3 Kr. Correspondenzkarte nach Österreich nicht häufig sind, weil nur die 3 Kr. Nr. 15 geschnitten und die Nr. 23 3 Kr. gezähnt Verwendung fanden (3 Kr. Karten mit der Nr. 9 der Quadratausgabe kenne ich nicht).

    Hier eine Neujahrskarte vom 30.12.1871 aus Lindau im Bodensee an Herrn Joseph Ritter von Malfer in Auer bei Bozen in Südtirol. Die Karte kam am 1.1.1872 zur Ausgabe. Schön ist sie nicht, aber viele Neujahrskarten mit 3 Kr. wird man auf der anderen Seite auch nicht finden, jedenfalls nicht für eine Bratwurst.

  • Lieber Ralph.


    das kommt vielleicht darauf an, wo man die Bratwurst kauft. :) Wenn es hier auf dem bevorstehenden Gäubodenvolksfest oder auf dem Oktoberfest ist, dürfte der Preisunterschied nicht mehr allzu groß sein. :( ^^ :huh: :rolleyes:

    Der Liter Wasser kostet hier z.B. € 9,90, ist damit aber noch preiswert verglichen mit dem Liter Bier für € 12,50, der in München wiederum fast € 15,-- kostet. Aber in Norwegen ist das alles ja noch viel teurer.


    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,


    diese Preise schockieren mich - 12,50 bzw. 15 € für eine Maß Bier? Die Karte hat 6 Euro gekostet, da kann man glaube ich nicht meckern (auf Auktionen kommt so etwas auf 30 - 40 Euro).

    Und ein Liter Wasser für 9,90 Euro ... da kann man nur noch den Kopf schütteln. ;( ;( ;(

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.