Schleswigsches Eisenbahn Postspeditions Bureau

  • Moin,

    im Herzogtum Schleswig wurde am 25.Oktober 1854 mit der "König Frederik VII. Süd-Schleswigsche Eisenbahn" die Eisenbahnstrecke von Flensburg über Ohrstedt nach Tönning bzw. von Ohrstedt nach Rendsburg eröffnet. Die Bahnhofsexpeditionen entlang der Strecke erhielten als Aufgabestempel entsprechende Bahnhofsstempel und zur Entwertung der Marken stumme Vierringstempel mit Punkt, die später durch Dreiringstempel mit Nummer ausgetauscht wurden.

    Die Briefe mussten zunächst gestempelt aufgegeben werden (abgesehen von den Briefsammlungsstellen an der Strecke), da noch keine Bearbeitung im Zug stattfand.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo,

    hier ein klassischer Bahnpostbrief, der im Bahnhofspostamt in Neumünster nur mit dem Tagesstempel gestempelt und dessen Marke erst im Zug mit dem Nummernstempel 193 des Schleswig'schen PostSpeditionsBureau entwertet wurde. Der Nebenstempel des Eisenbahnpostbüros und der Bahnhofstempel haben beide die Nummer des Zuges ("Z 2") eingestellt, mit dem der Brief befördert wurde: also mit dem zweiten Zug dieses Tages.

    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    bei dem folgenden Brief erhoffe ich mir Hilfe:

    Der Aufgabeort ist mangels eines Aufgabestempels bzw. handschriftlicher Notierung unbekannt, müsste aber in Holstein/Lauenburg gelegen haben. Aufgabedatum war der 14.11. (bestätigt durch den rückseitigen Ankunftsstempel von Altona) in Zug Nr. 1. Da die Marke (Mi.Nr. 7) im Mai 1864 herausgegeben wurde und nur bis zum 31.10.1865 gültig war, müsste es theoretisch das Jahr 1864 sein. Da die Marke zunächst nur in Holstein und Lauenburg gültig war (in Schleswig erst ab 30.12.1864), bin ich zur o.g. Einschränkung des Absendeortes gekommen.

    Stimmen diese Überlegungen so?
    Auf welchen Strecken wurde der verwendete Stempel des SCHLESW.POST BUREAU verwendet?
    Wurde dieser Brief regulär behandelt? Musste nicht der Aufgabeort handschriftl. oder per Stempel hinzugesetzt werden?
    War dieser Stempel zur Markenentwertung vorgesehen?

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,

    bei der Eingrenzung des Jahres stimme ich voll zu:
    im November 1865 durfte und wurde diese Markenausgabe nicht mehr verwendet. Es gibt zwar Spätverwendungen in 1865, aber spätestens ab dem Erscheinen der Marke Nr. 9 (wegen des inzwischen vereinigten Postwesens mit Inschrift "Schleswig-Holstein") im Juni 1865 wurden nur noch Restbestände der älteren Marken aufgebraucht.

    Der Rahmenstempel des Schleswigschen Eisenbahn Postspeditions Bureau erschien ab Mitte 1864. Das passt also auch.
    (Übrigens gibt es verschiedene Stempel, die sich durch die Zugnummer (I, II oder III) und die Laufrichtung ("südlich" oder "nördlich") unterscheiden.)

    Die Entwertung der Marke mit dem Stempel ist nicht ungewöhnlich. Der Brief wurde am Zug abgegeben, also nicht schon auf dem Bahnhof bearbeitet, und Nummernstempel waren bei der schleswigschen Post nicht mehr im Einsatz.

    Dieser Stempel wurde vor allem auf den schleswigschen Strecken eingesetzt, kommt aber auch auf einem Teilabschnitt der holsteinischen Bahn vor: zwischen Rendsburg und Neumünster. Anscheinend wechselte das Bahnpostpersonal bei den aus Schleswig kommenden Zügen nicht und bearbeitete auch Post auf der holsteinischen Seite (ab Rendsburg bis Neumünster). Oder es war sowohl das schleswigsche als auch das holsteinische Eisenbahnpostbüro tätig, aber die eingehende Post nicht getrennt. Die genauen Hintergründe sind meines Wissens noch nicht geklärt und erfordern noch Forschungsarbeit.

    Die Angabe des Aufgabeortes war zu dieser Zeit noch nicht vorgeschrieben, kommt also nur sehr selten vor. Das änderte sich erst als Preußen den Postbetrieb auf den Eisenbahnstrecken übernommen hatte (1867).

    Dein Brief kann also nur aus Holstein kommen und wurde höchstwahrscheinlich zwischen Rendsburg und Neumünster aufgegeben.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Michael,

    gern geschehen.

    Einige weitere Ausführungen zur Bahnpost in Rendsburg habe ich in einem separaten Thema eingestellt.

    Außerdem möchte ich noch darauf hinweisen, dass dein Brief an eine bekannte und einflußreiche Persönlichkeit (Baron von Scheel-Plessen) geschickt wurde, aber das hast du vermutlich schon selbst recherchiert ...

    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Hallo nordlicht,

    der Adressat ist gerade für die damalige S-H-Geschichte natürlich eine feine Sache. Leider fehlt der Inhalt ...
    Noch eine kleine Besonderheit, postalisch nicht bedeutend, aber habe ich bewußt noch nicht gesehen: Der kleine, sehr feste Umschlag trägt unter der Klappe die kleine Hersteller-Prägung HENRY RODRIGUES.MAKER 42.PICADILLY

    Vielen Dank auch die Ausführungen zur Strecke Rendsburg-Neumünster. :) (Was sind eigentlich die Quellen für die Bahnpost in S-H?)

    Aber nochmal zu dem Stempel der schleswiger Bahnpost auf meinem Brief:
    Der Brief wurde in Holstein bei der Bahnpost der Strecke Rendsburg-Neumünster Richtung Süden aufgegeben (ich meine auch südlich im Stempel erkennen zu können).
    Bei Neumünster gab es direkten Anschluß an die Strecke Kiel-Altona Richtung Altona, der Zieladresse
    Wenn wir dies als gegeben annehmen, hat der Brief schleswiger Territorium nie gesehen. Das bedeutet dann, dass der Stempel der Schleswiger Bahnpost auf holsteiner Territorium verwendet wurde.
    War dies auch normal?

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,

    nein, es ist nicht normal, einen schleswigschen Bahnpoststempel auf einem inner-holsteinischen Brief zu finden.
    Meines Wissens kommt das nur auf der Strecke Rendsburg-Neumünster vor. Zwei mögliche Erklärungen hatte ich oben schon genannt, aber genau erforscht ist das nicht.

    Es gibt verschiedenste Bahnpoststempel-Kombinationen insbesondere in Rendsburg, die mit der besonderen Lage der Stadt zu tun haben müssen.
    Als Grenzstadt zwischen Holstein und Schleswig hatte Rendsburg auch eine zeitlang (bis 1856) gar keine durchgehende Bahnverbindung, sondern zwei nicht miteinander verbundene Bahnhöfe, die jeweils den Endpunkt der holsteinischen bzw. der schleswigschen Eisenbahnstrecke bildeten.

    Leider gibt es auch nicht soo viele Belege, anhand derer man sich ein klareres Bild der damaligen postalischen Verhältnisse machen könnte ...

    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief aus dem Jahr 1859, von Tönning (Schleswig) nach Godersdorf (Holstein).
    Die dänische 4 S.-Marke wurde mit einem Vierringstempel mit kleinem Punkt entwertet. Beigesetzt ist ein Stempel des Schlesw. Spedit. Bureau.

    Viele Grüße
    Michael