Holsteinisches Eisenbahn Postspeditions Bureau

  • Hallo zusammen,


    wie nordlicht im thread zur Entwicklung des Eisenbahnnetzes in Schleswig-Holstein geschrieben hat, war die König Christian VIII Ostseebahn aufgrund des Eisenbahngesetzes von 1840 zur kostenlosen Mitnahme der Post verpflichtet. Die Abfertigung der Post erfolgte in Bahnhofspostämtern.
    Während des Aufstands der deutschnationalen Schleswig-Holsteiner wurden zwei Rostnummernstempel 39 und 40 der Holstenischen Bahnpost zugeteilt. Diese kommen auch noch auf dänischen Marken vor, nachdem die dänische Post nicht nur die Postverwaltung in Holstein wieder übernommen hatte, sondern am 1.7.1853 auch das dänische Postgesetz von 1851 in Holstein zur Anwendung kam, benutzte die Holsteinische Bahnpost anfänglich auch noch die alten Rostnummernstempel. Zu den dann etwas verspätet eingeführten Nummernstempeln 161-163 sowie den anschließend verwendeten stummen Stempeln verweise ich auf den Nummernstempelthread.
    Erst im Laufe des Februar 1855 erhielt das Holstenische Eisenbahn Postspeditions Bureau auch zwei Antiqua-Einkreisstempel mit Datum und Jahreszahl (ohne Zugnummer). Sie waren als Transitstempel gedacht, kommen aber auch als Datumstempel neben dem Annullierungsstempel vor. Bekannt sind Abschläge bis zu Beginn der 60er Jahre.


    Ein Beispiel für diese ersten Datumstempel des Holsteinischen Eisenbahn Postspeditions Bureau habe ich nach einigem Suchen auch gefunden. Der Stempel wurde als Transitstempel auf der Rückseite eines Briefes aus Segeberg abgeschlagen, der via Altona nach Hamburg lief. Leider ist der Abschlag etwas undeutlich.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Moin,


    im Jahre 1862 hat ein kleinerer Einkreisstempel "HOLST.EB.P.Sp.B." den von DKKW gezeigten Transitstempel abgelöst.
    Der Stempel trägt unten eine Zugnummer (1, 2, 3, 4 ... ZUG), kommt aber auch ohne Nummer vor. Sehr selten ist dabei die Zug-Nummer 4.

    Der neue Stempel diente zunächst als Aufgabe-/Tagesstempel - während die Marken mit den Nummernstempel entwertet wurden. Erst nachdem die Nummernstempel 1865 in Schleswig-Holstein abgeschafft wurden, gibt es diesen auch als Entwertungsstempel.


    Einen dänischen Brief mit diesem Stempel kann ich leider nicht zeigen.


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Nordlicht


    Anbei ist ein Brief, das von Varde nach Kiel gelaufen ist.
    Die beide Bahnstempel sind nicht ganz klar aber gestempelt ist (nach Arnholtz) :

    HOLST P.SP.B 1. ZUG

    SLESV. P. SP. BUR. II
    Ich glaube, dass den Stempelgebrauch in etwa, wie folgt, zu intepretieren ist :


    Zunächst ist das Brief nach Haderslev/Hadersleben gelaufen und von dort aus weiter nach Flensburg. Ab Flensburg mit Zug und weiter nach Kiel. Allerdings müßten Züge über Neumünster fahren. Wurden auch in Neumünster umgeladen/neu kartiert, passen alle Tages/Nebenstempeln miteinander. (Also glaube ich sofort, dass es so war:-)


    Kann jemand diese Hypothese bitte kommentieren.


    MFG/HH

  • Hallo HH und alle anderen SH-Begeisterten,


    sehe ich genau so, wie von Dir beschrieben. Am 16.3. nachmittags in Varde abgefertigt, am 17.3. in Hadersleben umgeladen, neu kartiert und abgestempelt. Am 18.3. in Flensburg dem Frühzug übergeben, erneut kartiert und gestempelt und schließlich in Neumünster in den Zug nach Kiel umgeladen, wieder kartiert und gestempelt. Was mich verblüfft ist der Umstand, dass auch hier der Stempel Zug 1 abgeschlagen ist. Fuhr der 1. Postzug so spät nach Kiel, dass er in Neumünster die Sendungen des Flensburger Frühzuges übernehmen konnte?


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo HH,


    sehr schöner Brief - danke für's Zeigen.
    Der Beschreibung ist nichts hinzuzufügen.


    DKKW: Dass der 1.Postzug nach Kiel noch erreicht wurde, kann ich mir eigentlich kaum vorstellen. Denn auf der Strecke Altona-Kiel waren es insgesamt vier Zugläufe, was den Schluß nahelegt, dass der 1.Zug schon recht früh unterwegs war. Vielleicht wurde mit den Zugnummern in den Stempeln auch nachlässig verfahren.
    Weiß man denn, wieviele Züge auf der schleswigschen Strecke unterwegs waren?


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,


    ich zeige nochmals einen einfachen, mit der 4 Skilling Marke Ausgabe 1858 (Afa 7IVa) frankierten Brief aus Hamburg nach Barmstedt. Der Brief wurde beim KDOPA Hamburg eingeliefert und am 28.3. 7-8 (wohl abends) abgestempelt. Auf der Rückseite ist der Laufweg wunderschön dokumentiert.
    K1-Stpl. Holst, EB.P.Sp.B. 29.3. 1. Zug (in Blau, davon schreibt Vagn Jensen in seinem Stempelverzeichnis nichts!!!
    Die Bahnpost transportierte den Brief bis Elmshorn, dort wurde die Post nach Barmstedt ausgeladen und umkartiert:
    K1-Stpl. Elmshorn 29.3.1862
    Von Elmshorn nach Barmstedt ist es nicht weit, der Brief wurde am gleichen Tag in Barmstedt zugestellt:
    K1-Stpl. Barmstedt 29.3.1862


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,


    den Bahnpoststempel "Holst.EB.P.Sp.B." sieht man hin und wieder in blau. Viel weniger häufiger als in schwarz, aber entsprechende Abschläge dürften demnach kein Versehen oder Zufall sein.


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,


    gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten ist mir heute dieser Brief aus Dänemark auf meinen Tisch geflattert ^^


    Es handelt sich um die Rechnung des Möbelschreiners Warnke an die Firma Groth & Sohn in Flensburg für 6 Stühle und Bettstellen. Der Brief wurde direkt am Zug aufgegeben, die 4 Sk. Marke (Ausgabe 1854, 5. Auflage, gelbbraun mit Kontrollziffer 2) wurde mit dem Nummernstempel 168 entwertet. Der Datumstempel des Holst. Eisenb. Postsped. Bureau vom 5.9.1857 ist leider etwas unklar abgeschlagen, der Brief ist aber inwändig datiert 5/9 57.
    Die Rückseite ist blank, es finden sich weder Transit- noch Ankunftstempel.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,


    schönes Stück, das du dir da geangelt hast - und noch dazu für die Heimatsammlung.


    Eigentlich ist es erstaunlich, dass es solche Bahnpostbriefe nicht häufiger gibt. Insbesondere Briefe mit dem Bahnpost-Tagesstempel sieht man selten. Anscheinend war die Aufgabe am oder im Zug nicht sehr gebräuchlich. Meist wurden die Briefe vermutlich in der Bahnhofsexpedition gestempelt und dann dem Zugpersonal zur weiteren Bearbeitung übergeben.


    So wurde der anhängende Brief zuerst im Kieler Bahnhof mit dem Tagesstempel und die Marke dann im Zug mit dem Nummernstempel "170" des Eisenbahnpostbüros gestempelt.


    Viele Grüße
    nordlicht