Preußen - Russland

  • Ich möchte ja nicht pingelig erscheinen, aber der Brief ist nach Warschau in Polen (das zwar damals zu Russland gehörte, aber bis 1863 einige souveräne Rechte besaß). Polen wird im Postvertrag von 1852 auch extra erwähnt.


    Bemerkenswert ist auch folgendes: Der Brief ist am 25.April in Hamburg abgeschickt und am 28.April in Warschau ausgegeben worden. Und das trotz des julianischen Kalenders in Russland !!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Bemerkenswert ist auch folgendes: Der Brief ist am 25.April in Hamburg abgeschickt und am 28.April in Warschau ausgegeben worden. Und das trotz des julianischen Kalenders in Russland !!

    in Polen wurde allerdings der gregorianische Kalender verwendet.


    NB: ein selten zu sehendes "Kehrdruckpaar". ;)


    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jørgen,


    3 Sgr. betrug das preußische Porto bis Tilsit, Memel war als Grenzpostamt für die Korrespondenz nach Finnland nicht mehr zuständig.
    Das Gesamtporto für den Empfänger betrug 20 SKop., bestehend aus 10 SKop. russisches und 10 SKop. umgerechnetes preußisches Porto.


    Viele Grüße
    Michael

  • Liebe Sammlerfreunde,
    ich habe hier eine Ganzsache 3 Sgr, die von Breslau nach Reval gesandt wurde. Das Franko reichte nur für den preußischen Anteil, es fehlten 3 Sgr. für den russischen Anteil.Der Beamte setzte den Nebenstempel "IM BRIEFKASTEN VORGEFUNDEN" auf und unterschrieb und warf das fehlende Porto in Blau aus.
    Ich kann nicht lesen, was vor "Esthland in Russland" steht. Wer kann helfen?
    Welcher Ort ist auf der Rückseite abgeschlagen?
    beste Grüße
    preussen_fan
    Erwin W.

  • Lieber Erwin,


    toller Brief!


    "Gouvernement" steht da.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    einen solchen Brief hatte ich bisher noch nicht gesehen:

    1864 ging es von Berlin nach Warschau, der Stempel ist vom Berliner Hofpostamt.

    Nach dem russisch-preuß. PV von 1852 betrug das Franko für diese Briefe 6 Sgr., die hälftig geteilt wurden.

    Frankiert mit 3 Sgr., das kann für die preußische oder die polnische Postkasse reichen, aber nicht für beide. Eine abgefallene Marke scheidet hier aus.

    Vom Absender fco (!) aufgegeben, dieser genoss wohl keine Portofreiheit in Preußen (siehe Absenderangabe innen, kein Dienstsiegel o.ä.). Der Empfänger Lesser (dessen umfangreiche Korrespondenz bekannt ist) seinerseits in Polen auch nicht.

    Die Notierung f 3 beschrieb normalerweise das Weiterfranko. Eine Teilbarfrankatur hätte mit rot unten links notiert werden müssen.

    Also eine nicht erkannte Unterfrankatur !?



    NB: Der Sachverhalt war klar im Auktionskatalog beschrieben, enthielt sich aber jeden Kommentars über die Taxe. Außer mir wollte ihn dann keiner haben ...

    NBB: Absender Dahl und Kindermann waren in den 1830er Jahre 2 bekannte Naturwissenschaftler. Evtl. handelt es sich um diese?


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,

    den Anderen wird’s genau so gegangen sein wie mir: wenn ich deine Zeilen nicht gelesen hätte, wäre mir gar nichts aufgefallen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Michael,


    ist der Brief denn vollständig? Wenn ja, wäre Frankatur mit Marke und bar am Schalter möglich?


    Ansonsten wäre das eine "Meisterleistung" an Deppertheit von einem Berliner Postbeamten, die schwer zu toppen sein dürfte ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    Lieber Erwin,


    ja, wenn man nur schreibt "3 Sgr.-Wappenfrankatur aus Berlin nach Warschau", kann man drüber weg lesen ...


    Lieber Ralph,


    der Inhalt fehlt, aber der Umschlag ist augenscheinlich vollständig. Die rückseitige Siegelung passt auch. Da fehlt also nichts.

    Eine Teilbarfrankatur wäre möglich, nur fehlt dann die Röteltaxierung.

    Was war es jetzt - Teilbarfrankatur mit vergessener Taxierung oder Unterfrankatur, die keinem auffiel? :/


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    ich denke, es war eine Teilbarfrankatur, sonst hätte Polen/Russland doch seinen Anteil von 10 Kopeken nachtaxiert?

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,


    ja, eine Teilbarfrankatierung ist das wahrscheinlichste, da hier nur ein Fehler und zudem ein "kleiner" passierte: das Fehlen der entsprechenden Röteltaxe.


    Bei einer Unterfrankatur hätten mind. 2 Beamte nicht aufgepasst (bei der Annahme und der anschließenden Kartierung nach Polen). Da das Weiterfranko notiert war, wäre in diesem hypothetischen Fall die preußische Post leer ausgegangen und Polen hätte seine 3 Sgr. erhalten.


    Teilbarfrankaturen kennt man insbesondere von bar bezahltem Bestellgeld oder einer Expresszustellung, selten auch mal die Reco-Gebühr. So wie hier - Vollfrankaturen mit Marken ins Ausland waren lange etabliert - sehe ich es zum ersten mal. An Markenmangel kann es wohl kaum gelegen haben, die Aufgabe erfolgte schließlich beim Hofpostamt.


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    dann sehen wir das identisch - in jedem Fall ein besonderer Brief und eine sehr seltene Contravention ist es allemal.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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