GB-Spanien Vorphila

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein Brief von London nach Bilbao ( Hafenstadt im Norden Spaniens). Der Brief ist datiert mit London am 3 Avril 1851.

    Auf der Vorderseite ist der Transitstempel ANGL. CALAIS 4 AVRL 1851 abgeschlagen.

    Weiters sind ein roter PF-Stempel?? sowie ein roter PAID - Stempel (Bestätigung der Zahlung der englischen Gebühren) zu sehen.

    Rechts oben in schwarz notiert Paid 10 d/II ??10 Pence

    Rote 10 = Inlandsgebühr 10 Pence.

    Über den a von Bilbao schwach zu sehen 10 R = 10 Reales.

    Auf der Siegelseite ein schwer erkennbarer roter Stempel, vermutlich Ankunftsstempel von Bilbao

    Weiters auf Der Siegelseite In schwarz ?? Ankunftsvermerk ? 18

    Wofür steht der rote PF-Stempel auf der Vorderseite?

    Bitte wieder um eure Korrektur

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    P.F. = Port Frontière, also nur teilbezahlter Brief.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Franz

    Wenn man den Absender nicht finden konnten musste man der Empfänger finden. Dann hat man den Brief mit "Detained for Postage" gestempelt und zur Zeit gelegt bis das Geld bezahlt war. Ich kann dir später ein Beispiel zeigen (Heute keine Zeit).

    Wie fand man der Empfänger? The Post hat dann ein Schreiben mit bitte das Gebühr zu bezahlen, die Adresse hatte man ja auf der Brief. Im Schreiben war es auch angaben wo man die fehlende Gebühre bezahlen konnte - natürlich in London. So der Brief konnte ab und zu Monaten in London liegen bis der Empfänger die Gebühre bezahlt hatten.

    Dann wieder, wollte oder konnte der Empfänger nicht die Gebühre bezahlen dann ist der Brief nicht geschickt. Und nach eine weile ist der Brief vernichtet geworden.

    Zu dein letzter Brief. Oben rechts ist es wie du schreibst Paid 10 Pence geschrieben, aber von Absender. Diese Absendervermerke sieht man öfters auf britische Briefe. Die Post hat dann natürlich seine Vermerke gemacht und also 10 Pence mit Röter geschrieben.

    Rückseitig ist es auch wie du schreibst ein Bilbao Ankunftsstempel, und fast wie immer schlecht abgeschlagen.

    Es ist auch vorderseitig ein London Stempel in grün-blaue Farbe. Leider schaffe ich der Stempel zu deuten. Möglicherweise Paddington?

    Viele Grüsse

    Nils

  • Hallo Nils,

    herzlichen Dank für Deine kompetente und ausführliche Antwort.:)

    Damit sind alle meine Fragen beantwortet. Super!!!!

    Der vorderseitige Stempel in grün-blauer Farbe ist mir gar nicht aufgefallen. Leider kann ich ihn auch nicht entziffern.

    Liebe Grüße

    Franz

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Franz

    Ich zeige dir hier einen Brief mit dem Stempel "Detained for Postage".

    Die meisten Briefe mit diesem Stempel sind, scheint es, Auslandsbriefe die Grossbritannien nicht frankiert oder als Portobrief transitieren konnten. Es gibt aber auch Inlandbriefe wo man den Absender nicht finden konnten. Hier aber ein Beispiel mit einem nicht frankierten Brief der nicht gebührenfrei transitieren konnte.

    Wie der vorigen Brief mit "Return for Postage" Stempel und darin vermerkte bezahlbare Gebühr, hier 3 Shilling 2 Pence. Die Summe war dann offenbar für die ganze Strecke von Brasil nach Spanien wovon Brasil-Grossbritannien 1 Shilling kostete.

    In der Detained Stempel ist es auch eine Nummer, und dass ist die Registernummer 4969. Es hiesst dass dieser Brief der 4969-te Brief dieses Jahr der zurückgehalten war, also nicht nur Returned aber auch Detained.

    Dieser Brief ist 22. Juni 1856 von Rio Grande do Sul, Brasil geschickt und ist in London 11. August gelandet. Der Brief ging dann sofort nach DLO - Dead Letter Office. Hier hat man festgestellt dass es am einfachsten ist sich an der Empfänger zu wenden statt der Brief zurück an der Absender in Brasil zu schicken. Und es hat sich tatsächlich gelohnt.

    Schon 4. September ist der Brief von DLO frei gegeben. Der Empfänger hat hier offenbar ein Vermittler kontaktiert und die Post bescheid gesagt der Brief an einen London Adresse zu leiten. Dieser Vermittler hat aber nicht den Brief weiter nach Cadiz mit der Post geschickt, sondern ist der Brief privat weiter vermittelt. Ein Empfängervermerk bestätigt dass der Brief Cadiz 13. September angekommen ist. Wie der Brief nach Spanien gebracht war bleibt Spekulation.

    Viele Grüsse

    Nils

  • Hallo Nils,

    vielen Dank für Deine für mich sehr lehrreiche Ausführung.

    Da zeigst Du einen Klasse-Brief. Super!!!

    Zur Jahresmitte schon der 4969 Brief, der zurückgehalten wurde.

    Dann waren in dieser Art beanstandete Briefe keine Ausnahmen, sondern sind für den damaligen Postverkehr doch relativ häufig vorgekommen.

    Liebe Grüße

    Franz

    • Offizieller Beitrag

    Dann waren in dieser Art beanstandete Briefe keine Ausnahmen, sondern sind für den damaligen Postverkehr doch relativ häufig vorgekommen.

    Hallo Franz

    Man kann durchaus sagen dass es relativ häufig vorkam. Aber gegenüber die enorme Zahl von Briefe durch die Post war es relativ wenige.

    In 1839 waren 990400 Briefe in Dead Letter Office in London behandelt. Das war 1% alle Briefe.

    In 1857 waren 2406840 Briefe in Dead Letter Office in GB behandelt, Das war 0.5% alle Briefe.

    Wert zu bemerken war dass durch DLO, oder auch ab und zu Returned Letter Office genannt, waren alle möglichen und unmöglichen Problembriefe geschickt. Auslandbriefe wie Inlandbriefe. Die grosse Menge Briefe hat auch einige Besonderheiten hinterlassen, wie zum Beispiel die unterschiedlichen Return for Postage Stempel. Aber nicht weniger interessant sind die unterschiedliche Formulare.

    Ich zeige dir hier ein Formular für Auslandsbriefe wo man von Empfänger die Gebühre voraus verlangt haben. Diese hier gezeigte Formular ist in März 1849 nach Gijon, Asturias geschickt. Wie man sieht kriegt der bezahlende nicht viel Information von DLO. Nur dass es ein Schiffsbrief ist und dass er 2 Shilling 1 Penny bezahlen muss, also ist kein Herkunftsort genannt.

    Einfach zu bezahlen war es auch nicht. Der Empfänger in Gijon musste die Gebühre in St. Martin Le Grand Inland Post Office in London bezahlen. Sein wähl da waren entweder die Gebühre per Brief zu schicken oder jemand in London zu finden die es bezahlen konnte. Für viele Geschäftsleute war es oft kein Problem da die Geschäftsverbindungen in London hatten.

    Wie es hier war weiss ich nicht, aber es hat offenbar lange gedauert vor der Brief bezahlt war. Vermerkt ist "Paid 23.5.49", also fast 3 Monaten nachdem das Formular abgeschickt war.

    Viele Grüsse

    Nils

  • Hallo Nils,

    vielen Dank führ Deine ausführliche Antwort.:)

    Toll was Du alles zeigen kannst. Ein gedrucktes Formular zur Gebühreneinhebung habe ich bisher noch nicht gesehen.

    Der Empfänger musste schon eine Menge Geduld aufbringen, bevor er seinem Brief endlich in den Händen halten konnte. Wenn es in dem Schreiben um ein wichtiges Termingeschäft ging konnte sich die lange Wartezeit eventuell schon existenzbedrohend auswirken.

    Liebe Grüße

    Franz

    • Offizieller Beitrag

    Wenn es in dem Schreiben um ein wichtiges Termingeschäft ging konnte sich die lange Wartezeit eventuell schon existenzbedrohend auswirken.

    Hallo Franz

    Ich hoffe nicht dass der Absender wichtige Termingeschäfte so abgeschickt hatten ohne zu wissen dass der Brief lange Zeit brauchte. Stattdessen würde er der Brief über ein Vermittler schicken die diese Briefe sofort weiterleiten konnten. Viele London-transitierende Briefe nach Spanien waren ja deswegen mit einem C/O Adresse versehen - C/O heisst Care Of.

    Viele Grüsse

    Nils

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein Briefhülle von London nach Bilbao (Hafenstadt im Norden Spaniens).

    Auf der Vorderseite Transitstempel ANGL. CALAIS 4 MARS 1858 und Stempel LONDON MR 3 1858

    Weiters ein roter PP-Stempel??

    Vorne eine rote 8 = Inlandsgebühr 8 Pence (Absendergebühr).

    Rechts unten in blau 4R = 4 Reales Empfängergebühr.

    Auf der Siegelseite Transitstempel von Paris 5 MARS 58

    Weiters auf der Siegelseite Ankunftsstempel von Bilbao 7 MAR 58

    Im Beitrag Nummer 21 habe ich einen Brief von London nach Bilbao

    mit P.F.-Stempel gezeigt .

    Wofür steht der rote P.P.-Stempel auf der Vorderseite????

    Was ist der Unterschied zwischen P.F. und P.P.?

    Bitte wieder um eure Hilfe.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    P.F. stand für Port Frontière, also bezahlt bis zur Grenze (Eingang Frankreich).

    P.P. stand für Port Payé (Gebühr bezahlt) bzw. später für Port Partielle (Gebühr teilweise bezahlt). Genaueres regeln die einzelnen Verträge. Hier reichten also 8 Pence für GB und Frankreich bis zur spanischen Grenze.

    Wenn du hier auf dieser Homepage auf das klickst:

    Projekt Postverträge

    ganz unten im Forum "Projekt Postverträge" und dann links auf erweiterte Suche gehst, kannst du Postverträge, die archiviert sind, ansehen. Einfach z. B. Österreich Frankreich 1850 eingeben und das System zeigt dir alle Postverträge und Abmachungen dieser Beiden Länder ab 1850 an. Eingeben kannst du natürlich was du willst, nur ein Land, mehrere Länder usw., mit und ohne Daten, je nachdem zeigt man dir alles, was vorhanden bzw. eingelesen wurde und das ist eine ganze Menge!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    vielen Dank für Deine Info. :) Super!!!

    Danke für den Hinweis zu den Postverträgen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mir die Seite noch nicht angesehen habe.

    Liebe Grüße

    Franz

  • ... macht doch nichts - das Forum ist riesig und ein ewiger Quell von Wissen und Verordnungen, für die wir Postgeschichtler sehr dankbar sein müssen!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein Briefumschlag von Liverpool nach Bilbao.

    Auf der Siegelseite Absendervermerk Liverpool 24. April 1853.

    Auf der Vorderseite Paid -Stempel LIVERPOOL AP 25 1853.

    Weiters auf der Vorderseite französischer Transitstempel CALAIS 26 AVRL 1853

    Roter P.F. = Port Frontiere, teilbezahlter Brief.

    Der Absender zahlte 20 Pence Inlandsgebühr

    Der Empfänger zahlte 10 Reales Porto

    Bitte um eure Korrektur.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Sehr schönes Stück, Franz, der hat alles, was es braucht! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Der Absender zahlte 20 Pence Inlandsgebühr

    Hallo Franz

    Ich glaube eher dass der Absender 10 Pence bezahlt hat. Die Briten hat erst ab 1971 ein Dezimalwährung. Deswegen, wenn es gleich 20 Pence wäre hätten die Briten 1 Shilling 8 Pence geschrieben.

    10 Pence passt ja auch gut zu ein einfacher Brief.

    Ordnungshalber kannst du auch der London Paid Stempel sehen, auch von 25. Mai.

    Viele Grüsse

    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Franz

    Ja, es ist nicht einfache die Gebühre zu lesen, wie auch viele andere Vermerke auf Briefe.

    Konnte für mich ein 2 sein, wie auch ein 1. Aber mit etwas extra Informationen versteht man öfters wie es sein soll. :)

    Viele Grüsse

    Nils