Bayern - Preußen im DÖPV

  • Liebe Freunde,


    ich habe die Ehre, einen Brief aus Speyer in der schönen Pfalz nach Köln zeigen zu dürfen, der ausweislich seiner Siegelseite ab Mainz mit dem Schiff über den Rhein transportiert wurde. Das Nähere hat der liebe Magdeburger hier schon geschrieben:


    "Diese Verbindung wurde von der Köln-Düsseldorfer Dampfschifffahrtsgesellschaft auf der Strecke Mainz - Coblenz - Coeln in beide Richtungen betrieben. Der Streckenstempel Coblenz - Coeln auf deinem Brief ist als Schiffspoststempel anzusehen. Bisher ist sein Frühdatum der 27.08.1852.


    Die Anlegestelle befand sich südlich der Schiffsbrücke von Coeln nach Deutz. Es war auch die einzige Verbindung über den Rhein dort. Laut Angabe führte der Fuhrunternehmer Lungstraß die Post über diese Brücke im Auftrage der preussischen Postverwaltung zwischen 1852 bis 01.05.1858 durch. Danach ging diese Aufgabe auch die eigene Posthalterei über, welche der Bahnpostexpedition unterstellt war. Mit dem Bau einer Eisenbahnbrücke 1859 endete auch dieses.


    Die Schiffspost endetet mit der Fertigstellung einer beidseitig des Rheins in Richtung Süden befindlichen Eisenbahn. Allgemein ist es so, dass ab 1859 von einer regelmäßigen Postbeförderung mit der Eisenbahn ausgegangen werden kann."


    Dieser Brief datiert vom 10.12.1859, so dass es jetzt wichtig genau zu wissen wäre, wann die regelmäßige Postbeförderung wieder vom Schiff weg hin zur Eisenbahn des Jahres 1859 stattgefunden hatte, denn einen späteren aus 1859 wird man wohl kaum finden.

  • Lieber Ralph,


    unglaublich, was es alles gibt! Ein Schiffspoststempel auf einem Brief aus Bayern. Den stelle ich mir jetzt gerade als nachträglichen Entwerter auf der ungestempelt gebliebenen 9 Kreuzer- Marke vor, und mein Blutdruck geht durch die Decke.


    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,


    als Hypertoniker wäre ich da schon längst gestorben ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    in dem Prachtband »Illustrierte Kölner Postgeschichte« (Sammlung Peter Ditgen) heißt es auf S. 170: »Der letzte Nachweis einer Briefbeförderung mit dem Schiff auf der Strecke Köln–Koblenz stammt aus dem Jahre 1858.«


    Und auf S. 173: »Der dreizeilige Streckenstempel COBLENZ/DATUM, TOUR/CŒLN mit dem ineinander verschränkten Buchstaben O und E wurde noch bis ins Jahr 1885 auf der Bahnpost weiterverwendet.«


    Da haben sich die für das Buch damals investierten €8 (Sonderangebot in der philatelie) schon rentiert.

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Dietmar,


    ach du liebe Zeit - dann also doch per Bahnpost, statt per Schiff. Ich hatte mich auf die Info von Magdeburger verlassen und hier zugeschlagen (aber schlecht macht das den Brief ja trotzdem nicht).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Dietmar,

    da hast du das wirklich tolle Buch ja echt preiswert erstanden. Im Moment verlangt man bei eBay ca. 16€, was auch noch recht günstig für das Buch ist.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Freunde,


    heute ein Auktionsfang: München, 21.10.1856, an Madame Wilshere poste restanté Aix la Chapelle (heute: Aachen), In Köln am 24.10. (das kenne ich schneller) und Ausgabestempel von Aachen vom selben Tag.


    Gab es damals in Preussen noch ein Lagergeld für derartige Briefe? Weil der Brief nur einen Teilinhalt hat, notierte man wohl den Namen des Absenders "C. Leuchtenrath, Theaterstr.".

  • Lieber Bayern Klassisch


    soweit mir bekannt, gab es kein "Lagergeld" für poste restante Belege in Preussen. Die Aufbewahrungsfrist war wie überall 3 Monate im Postamt.


    Für Fahrpostsendungen, wie Pakete oder Nachnahmen gab es die Aufbewahrungsfrist nicht, denn sie mußten zugestellt werden. Pakete schon deshalb, weil ein Packkammergeld ab dem 4. Tag bezahlt werden mußte und dieses war recht hoch. Nach 14 Tagen mußten diese sogar zurück gesendet werden.


    Nachnahmen auch deshalb, weil ja das einzuziehende Geld schnell an den Absender des Briefes ausgezahlt werden sollte.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    so hatte ich es im Hinterkopf, war mir aber nicht mehr sicher.


    Bei Bayern waren recommandirte Poststücke 6 Monate lang vorrätig zu halten - gab es diese Sonderregelung bei Preussen auch?


    Die Fahrpost lassen wir mal weg - da kenne ich praktisch keine p.r. Sendungen und da wurden wohl auch keine großen Fehler gemacht.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    es gibt Briefe, die sind schön (und evtl. sogar interessant) von vorn, andere nur schön (und evlt. auch interessant) von hinten - und bei manchen ist alles gemischt.


    Der hier vom 27.2.1853 vom k. b. Landgericht Heidenheim war gerichtet ans k. p. Justizamt in Angerburg in der Provinz Preussen und als Regierungs - Sache portofrei.


    Frei von Stempeln blieb die Siegelseite aber nicht - gottlob, erfreut doch unser Auge eine Kaskade preussischer Bahnpoststempel, die in chronologischer Reihenfolge so ausgesehen hat:


    1. Leipzig-Magdeburg 28.2. IV Magdeburg

    2. Minden 28.2. I Berlin

    3. Berlin 1.3. II Bromberg

    4. Bromberg 2.3. I Danzig

    5. Marienburg 2.3. III Königsberg, gefolgt von einem Ausgabestempel unleserlichen Datums.


    Einen Brief mit 5 verschiedenen Bahnpoststempeln muss man suchen und so hübsch mit Inhalt erfreut er das Auge ganz besonders.

  • Liebe Freunde,


    dieser Thread ist eigentlich erstaunlich kurz. Wenn man sich preußische Statistiken aus den Jahren 1851/52 ansieht, dann stellt man fest, dass der Löwenanteil des Postaustauschs von Preußen innerhalb des noch jungen DÖPV mit Sachsen und Thurn & Taxis abgewickelt wurde. Bayern rangierte im Mittelfeld, hinter Österreich, das erstaunlicherweise auch keine herausragende Rolle spielte.


    Für 1860 liegen mir leider (noch) keine Zahlen vor, aber irgendwie fand ich den Brief aus diesem Jahr dann doch interessant. Optisch gibt es sicher schönere, aber einen Dreierstreifen (wenn auch mit qualitativen Einschränkungen bei der rechten Marke) der 4 II in den Postverein sieht man selten, wie doppelt schwere Briefe überhaupt.


    Das unübersehbar hingeworfene »Sogleich« hätte vielleicht in Bayern eine beschleunigte Zustellung als Dienstexpressbrief nach sich gezogen, aber für den Postverein genügte das nicht als Angabe, ein Weiterfranko ist auch nicht erkennbar. Trotzdem war der Brief zwei Tage nach Aufgabe beim Empfänger, und er hat ihn am Tag nach der Ankunft beantwortet (innen vermerkt).


    Kaufauslöser für mich war der Versand mit Retourrezepisse, weil der doppelt schwere Brief nach Preußen so schön zu einem vergleichbaren Brief mit 9-Kreuzer-Frankatur nach Wien in meiner Sammlung passt.

  • Lieber Dietmar,


    Glückwunsch zu dem Rosinchen - war wohl recommandirt (wo war der Chargé-Stempel?), weil man sonst keine Retourrecepisse hätte beigeben können, wenn sie denn postalischer Natur war (was ich mal unterstelle).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    tja, kein Chargé-Stempel, aber immerhin eine Manualnummer, nein, sogar zwei.


    Anscheinend musste der Empfänger in Berlin erst ausfindig gemacht werden – auf der Siegelseite wurde dann die Adresse in der Eichhornstraße notiert. Immerhin drei Ausgabestempel.

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo,


    überfrankierte Briefe dürften deutlich seltener sein als unterfrankierte.

    Dieser Brief aus Ludwigshafen vom 1.10.1855 wurde mit 9 Kr. frankiert, obwohl nach Coblenz 6 Kr. ausgereicht hätten, da diese Strecke unter 20 Meilen lag. Vermutlich hat der Postler Coblenz mit Cöln verwechselt. Der Brief wurde tatsächlich nach Cöln geleitet. Dort kam er am 2. 10. an, dann Rückleitung nach Coblenz, wo er am 3.10. ausgetragen wurde.


    Grüße von liball

  • Hallo liball,


    der Postler hat die Städte an sich vermutlich nicht verwechselt, sondern ist in seiner Liste in die falsche Zeile gerutscht und hatte dann den falschen Ort im Kopf. Dann ist der Beleg noch im falschen Sack gelandet. Ich kann mich nicht entsinnen, solch einen groben Lesefehler schon gesehen zu haben.

    beste Grüße

    Dieter

    Einmal editiert, zuletzt von Klesammler ()

  • Hallo Karl,


    der passt in meine Sammlung doch viel besser, als in die Deine ... ;);)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde


    ein Geschäftsbrief des Scheinfelder Hopfenhändlers Bing nach Schleusingen in Thüringen, das 1861 zu Preußen gehörte. Frankiert mit 6 Kreuzer Nr. 4 II Platte 3 für einen Brief über 10-20 Meilen bis 1 Loth.

    Entwertet Scheinfeld 25/7/(1861), siegelseitig mit Durchgangsstempel Hildburghausen 26/7 und Ausgabestempel von Schleusingen 27/7.


    Schicke 6 Kreuzermarke mit 4 Schnittlinien und sauberem oMR 617.

    Keine Vorausentwertung. Der Stempeldurchschlag ist auf dem dünnen Briefpapier deutlich sichtbar und fühlbar.


    Beste Grüße, Siegfried


  • Glückwunsch Siegfried zu einem der wenigen nicht VE - Briefe aus Scheinfeld. Klasse gestempelt hat man dort auf jeden Fall. :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.