Argentinien - Baden

  • Liebe Freude,


    gerne würde ich mehr Briefe dieser Korrespondenz zeigen, aber es mangelt an der Masse, wie man sich leicht vorstellen kann. Den einzigen, mit bekannten in der 2. Gewichtsstufe habe ich aber schnappen können, auch wenn es kein Sonderangebot war. ;(


    Geschrieben in Buenos Aires (damals "Ayres") am 10.9.1868 lief er auf Wunsch des Absenders unfrankiert "per Steamer via Bordeaux" nach Rauenberg bei Wiesloch/Heidelberg in Baden. Am 12.9. erhielt der den Stempel "Buenos Ayres Paquetbot Francaise. N. (Rest kann ich nicht lesen).


    Die Leitung über Rio de Janeiro nach Bordeaux kann also angenommen werden. Wenn man mir die Linie und die Schiffsdaten zukommen lassen könnte, wäre ich entzückt.


    In jedem Fall kam er über Strasbourg - Kehl, wo er den Stempel Frankreich über Baden erhielt, mit der Gewichtsangabe "2" an, so dass er für die Strecke bis dahin doppelt zu taxieren war (nur 7,5g Schritte). Nach meinen Berechnungen wären das 2 mal 24x für fremde Posten (Frankreich) gewesen, zu denen, jetzt galt das Loth, nur 3x für Baden kamen. Das machte aber ein Porto von 51x aus.


    Hier wurde aber 1f 3 = 1 Gulden 3x taxiert. Auf diese komme ich nur nach dem Postvertrag Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1858, denn das waren 30x je einfachem Brief = 1 Gulden und 3x für Baden. So war es aber garantiert nicht ...


    Vlt. kann jemand das argentinische Tarifrätsel lösen?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Liebe Freunde,


    vermutlich hat Baden den Brief aus den USA mit 30x gerechnet und für sich 3x aufaddiert, so dass die falsche Summer von 1 Gulden 3x dabei heraus kam.


    Nun möchte ich zeigen, wie es richtig war. Aus Buenos Aires ging er am 26.1.1863 ab. In London schlug er am 5.1. ein, mit der Bahnpost Frankreichs gelangte er über Calais (6.3.) und Paris nach Strasbourg (7.3.). Baden stempelte ihn mit FRANKREICH über BADEN und machte damit die Leitung klar, denn Frankreich hatte 30g dieser Briefe GB für 1 Franc 60 Centimes ja abgekauft, so dass er wegen des Gewichts von über 7,5g doppelt für Frankreich galt (2 mal 24x = 48x) und einfach (bis 1 Loth) in Baden mit 3x gerechnet wurde - in summa die notierten 51x.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Liebe Freunde,


    ein einfacher Brief aus Buenos Aires vom 28.7.1864 kostete nun 33x, die ich gerne mangels Literatur erklärt hätte (neuer Vertrag?), denn er lief auch über GB und Calais und wurde von Frankreich den Briten für 1 F 60 C. abgekauft. Demnach 30x für Frankreich und 3x für Baden, aber warum?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Liebe Freunde,


    ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass Briefe aus Argentinien in der Klassikzeit nach Baden Massenware sind, noch den Standort eines Goldesels in meinem Garten vermuten, aber den konnte ich nicht liegen lassen - Buenos Aires, 27.10.1862, via Southampton nach Rauenberg, das man im fernen Südamerika in der "Bad. Pfalz" wähnte.


    Nach dem Tarif vom 3.4.1861 mit dem Leitweg GB wurden 58x für den einfachen, bis 1 Loth schweren Brief - porto wie franko - fixiert, der über Belgien und Preußen (Aachen) instradierte. Die VO Nr. 15 vom 12.4.1861 (galt für Bayern, wie hier beschrieben und für Baden, wofür ich keine Original - VO habe), war festgesetzt worden, dass dergleichen Briefe 9x für den Postverein (hier: Preußen) und 14 Sgr. = 49x für fremde Posten anzusetzen waren.


    Wegen des Lothgewichtes waren die Korrespondenzen zwar gefördert, aber Briefe unter einem halben Loth konnten für wesentlich kleinere Münze via Frankreich versandt werden, so dass man davon ausgehen kann, dass nur Briefe übr 7.5 bis 16g bzw. darüber hinaus diese Leitung kannten.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Liebe Freunde,


    erneut hat ein Überseebeleg nach Baden seinen Weg zu mir gefunden, diesmal aus dem sonnigen Argentinien (dort zu sein könnte man sich wünschen, auch wenn es da jetzt Richtung Winter geht).


    In Buenos Aires wurde er am 29.4.1862 geschrieben und unfrankiert auf seine lange Reise geschickt. Via Southampton schrieb der Absender, wünschte also die Leitung über GB. Diese taxierten ihn mit 1 Shilling und 4 Pence = 16 Pence = 48 Kreuzer) und routeten ihn über Belgien nach Aachen, wo ihn Preußen mit 58 Kr. taxierte.


    9 Kr. behielt Preußen als Vereinsaufgabepost, nachdem er in Baden bezahlt worden war, den Rest musste man an GB abführen und machte somit nochmal einen Kreuzer Gewinn.


    Da er am 3.6. in London und am 4.6. in Aachen war, dürfte er am 5. oder 6.6. zugestellt worden sein.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Liebe Sammlerfreunde,


    der Absender schrieb unter die Ortsangabe nur kurz "Baden". Einen Ort Baden gibt es in der Schweiz. Nachdem der Brief über London nach Frankreich gelangt war, wurde er irrtümlich nach Basel geleitet. Rückseitig ist ein Stempel vom 3. Oktober 1864 des Austauschbüros lesbar: Bureau Francaise a Bale. Mit der Bahnpost ging es weiter Richtung Olten. Vermutlich schon im Zug erkannte man die Fehlleitung und noch am selben Tag wurde der Brief nach Basel zurückgeschickt.


    Die französischen Taxschnörkel kann ich nicht deuten, vielleicht kann hier jemand helfen. Die Rötelnotierung interpretiere ich als 90 Rappen = 30x = 24x für Frankreichund 6x für Schweiz. Baden addierte 3x und notierte als Summe 33x. Demnach hätte der Empfänger den Umweg über die Schweiz zahlen müssen, obwohl dies durch die Post verschuldet war. Irgendwie scheint meine Rechnung nicht zu stimmen, wenn man mit dem Brief oben in #3 vergleicht. Auch dort ein Porto 33x, aber ohne den Ausflug über die Schweiz.


    Viele Grüße
    Bruno

  • Lieber Bruno,


    ein tolles Stück! Ich denke nicht, dass die CH den Brief an Baden gegeben hat; das wäre schwierig geworden mit der "Auslage" und wer wem wieviel bezahlen sollte. Ich denke eher, darauf deuten auch die fehlenden badischen Bahnpoststempel hin, die es sonst beim Transport ab Basel nach Rauenheim gegeben hätte, dass die schlauen Schweizer den Brief als irrig instradiert den Franzosen zurück gegeben haben.


    Die 90 waren für die CH als Rappen angedacht und daher zu streichen; final notierte man 33 Kreuzer, die ich aber auch heute noch nicht erklären kann (mit Katze auf Wampe eh nicht).


    Irrige Instradierungen wie hier durften sich nie zu Lasten der Korrespondenten auswirken und das tat es hier auch nicht, wie man meinem Brief als #3 ansieht.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bruno,


    es gibt viele Briefe aus/über Frankreich bzw. der Schweiz, die keine Stempel hinten aufweisen. Aber besser wäre es schon, wenn wir da einen hätten ...


    Dein Brief hier scheint aber keine 4. Gewichtsstufe gewesen zu sein - 1 Gulden 42x waren ja total 102 Kreuzer und teilt man diese durch 4 käme man auf ein einfaches Briefporto von 25 1/2 Kreuzern und so etwas gab es nicht. Wenn meine wampenreitende Mieze mich läßt, schaue ich in meinen Tariftabellen nach, wie sich das aufgeteilt haben könnte.


    P.S. Wäre schön, dich und deine liebe Frau bei der JHV wiedersehen zu dürfen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.