• Liebe Freude,

    ich freue mich sehr, einen neuen Thread aufmachen zu können, weil mir ein schönes Briefchen in meine badischen Finger gefallen ist. In New York am 17.8.1858 geschrieben stempelte die dortige Post ihn am Folgetag mit dem für die Prussian Closed Mail vorgesehenen schwarzen Portostempel 23 Cents New York British Packet, womit die Forderung der USA gegen Preußen von 23 Cents zum Ausdruck gebracht wurde.

    Das Porto von 30 Cents total gliederte sich in 5 Cents USA (hier hat man gut verdient, weil ja in NY selbst geschrieben, was ansonsten für 300 Meilen bis 1/2 Unze (14,2g) gereicht hätte, 18 Cents für den Transatlantiktransport, 2 Cents für Belgien (geschlossener Transit) und 5 Cents für Preußen (Aachen fungierte als Vereinsaufgabepost).

    Der Absender kannte wohl die Linien damals gut, denn er notierte Per Steamer Persia oben links. Das konnte richtig sein, musste aber nicht. Hier war es korrekt, denn am 18.8.1858 lief die Persia der Cunard Line aus. Aber dann verlief alles ein bisschen anders, als geplant. Warum?

    Die Persia stoppte im kanadischen Halifax am 22.8. und nahm die Poststücke und Passagiere der Europa auf. Diese war am 14.8. mit der Arabia bei Cape Race kollidiert. Die Arabia konnte ihre Reise nach New York fortsetzen, die Europa aber nicht! Daher wurde die Europa am 15.8. nach St. Johns in Neufundland gebracht und repariert. Erst am 27.8. konnte sie ihre weitere Reise nach Liverpool antreten, wo sie logischerweise ohne Poststücke eintraf, weil diese zuvor der Persia übergeben worden waren.

    Die Persia landete am 28.8. in Liverpool an und von dort ging der geschlossene Postsack mit den deutschen Korrespondenzen über den Kanal, ab Ostende mit der belgischen Bahnpost nach Aachen, wo der rote Eingangsstepmel vom 31.8. abgeschlagen wurde. Der weitere Transportweg ist interessant, denn den Rhein herunter konnte man die Poststücke nur bis Koblenz mit der Bahn leiten, dann gab es erst wieder einen Anschluss in Wiesbaden (TT).

    Er lief folglich mit einem Treidler am linken Rheinufer entlang bis Bingerbrück, überquerte dann die Brücke (keine durchgehende Verbindung zu Mainz-Wiesbaden!) und von dort über Darmstadt und Heidelberg am 1.9. weiter. Der badische Bahnpoststempel XIII vom 1.8. (!) war falsch eingestellt, denn zu diesem Zeitpunkt war der Brief in New York noch gar nicht geschrieben worden. Richtig war der Korrekturabschlag IX vom 1.9. um 16.15 Uhr der Strecke nach Heidelberg in Richtung Appenweier (Fahrplan vom 1.6.1858 bis zum 30.9.1858 ).

    Am 2.9. bekam die Stadtpost ihn von der badischen Bahnpost übergeben, von wo aus er in das ca. 5 km entfernte Wiesloch - Rauenberg, damals noch ohne eigene Poststation, gelangte.

    Aachen hatte das blau notierte Porto adressseitig notiert, welches aber eher einer "43", denn einer "45" glich. Später, um nicht zu wenig vom Empfänger einzuheben, strich man die undeutliche Taxe durch und notierte leserlicher (für die damalige Zeit) 45x daneben. Einen Landbotenvermerk gab es nicht, da man die Post offenbar abholte oder in Heidelberg liegen ließ.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Hello!
    This thread looked lonely - and the nice cover previous to this needs another friend!

    Rate:
    Baden 2 x 28 cent rate per 1/2 oz (May 1863 - Dec 1867)
    Boston Br Pkt 14 Paid
    Prussian 10 cts - surface
    4 cts - Belgian transit
    US 32 cts - British Packet
    10 cts - surface

    Route:
    Boston May 2
    New York (May 3)
    Cunard Persia
    Queenstown (May 13)
    Aachen Franco May 16
    GR Bad Bahnpost May 16 1865 (verso)
    Bondorf May 17 (verso)

    I am not certain about the German rail route.
    It appears to be Aachen, Coln, Koblenz, Mainz
    Enter Baden at Mannheim? Probably train most of the length of Baden until Freiburg, then coach to Bondorf?

    Is the GR Bad Bahnpost marking specific to a particular railway segment or border entry?

    Best,
    Rob

  • Hello Rob

    Thank god here comes a second letter - quite after a while ...

    As far as I read everything is correct.

    To the trains in Germany at that time you can click on this:

    http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/map5.htm

    and the on the year you need (railway lines at the end of the chosen year appear).

    Your very nice letter passed Aachen - Wetzlar - Giessen - Frankfurt am Main - Darmstadt - Mannheim (where it was at the 16.05.1865) with train number 23. This paticular train 23 left the station in Mannheim at 15.15 and was southbound to Bruchsal, where it was at 17.20. Then the train headed southwards with the direction Basel.
    At Freburg im Breisgau the train stopped and the letter was sent by coach to Bonndorf and arrived the the following day.

    Hope to see many more US - letters to the German states. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    Hope to see many more US - letters to the German states. :)

    hoffentlich nicht zu spät!

    Einen Brief an Herrn Philipp Jakob Landfried aus dem Jahr 1859 kann ich noch zeigen, der diesmal nicht an seine Firmenadresse in Rauenberg sondern an seine Wohnadresse in Heidelberg adressiert wurde. (Zum Glück für mich und alle Heidelberg-Sammler blieben nicht nur ein umfangreicher Bestand an Geschäftspost, sondern auch zahlreiche private Briefe erhalten!)

    Leider hat der Absender nicht wie be deinem Brief, lieber Ralph, den Dampfer vorgegeben, mit dem der Brief nach Europa befördert werden sollte - da habe ich noch einiges zu tun, das in den North Atlantic Mail Sailings 1840-1875 herauszufinden ...

    Er wurde am 21. Februar 1859 (lt. Inhalt) bar frankiert in Baltimore aufgeliefert und erreichte am 23. Februar Boston, von wo aus er per Dampfer nach Europa befördert wurde. Der rote USA-Portostempel zeigt nur 7 Cent; ich gehe davon aus, dass dies durch die handschriftliche "30" korrigiert bzw. ergänzt wurde.

    Der nächste Stempel ist der Eingangsstempel aus Aachen, der leider kein (plausibles) Datum zeigt. Vom siegelseitigen Heidelberger Ankunftstempel vom 11. März ausgehend, müsste der Brief etwa am 6. März in Liverpool (?) angekommen sein und entsprechend am 9. oder 10. März Aachen erreicht haben.

    Wie immer bin ich für Korrekturen oder Ergänzungen dankbar!

    Herzliche Grüße,

    Alfred (balf_de)

  • Hallo Dieter,

    alles klar: wer lesen kann, ist klar im Vorteil :(:!:

    Ich habe den Längsstrich für ein "F" gehalten und war so bei FB (Februar?) - das schien mir nicht plausibel ...

    Jedenfalls: herzlichen Dank - du hast mir die Augen geöffnet :):!:

    Viele Grüße,

    Alfred

  • Hallo Alfred,

    den Tip hatte ich schon mal gegeben: nicht so stark komprimieren und dann schön groß auf den Bildschirm! Du wirst staunen, was man bei deinen 600 dpi-Scans dann alles sieht.

    beste Grüße

    Dieter

  • Lieber Franz,

    ja, wer hätte geglaubt, dass es so etwas jemals gegeben hätte?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.