• Hallo bayernjäger,

    der Brief ist doch vom Mai - wenn es 1850 wäre, wäre die postgeschichtliche Seite wie von dir geschildert theoretisch denkbar, aber da gab es die Marke noch nicht.

    Wenn es Mai 1851 war, was bei einer 5aa zu 99,99% wahrscheinlich ist, hat ihn Bayern falsch berechnet. Die Marke(n) waren in Nicht-DÖPV- Gebiete nicht anzurechnen; ich weiß, dass es da Contraventionen gab, aber die stammen von kleineren, wenig bedeutenden Postorten; Fürth war aber ein bedeutender Postort, hatte viel Ein- und Ausgangspost in alle Welt, die starkste jüdische Gemeinde in Bayern mit entsprechenden Handels- und Correspondenzvolumen ... da glaube ich nicht, dass sie die Marke angerechnet hätten und dann in einer Zahl eine Mischung aus Bayern Porto und TT Porto gebildet hätten.

    Rein theoretisch hätte Bayern auch für sich "noch 9" schreiben können und TT für sich selbst auch noch 9x gefordert haben können, also 18x in toto. Nicht immer hat FFM 2 Teile zu einer Summe addiert!

    Aber an all das glaube ich weniger - die haben sich verhauen, so würde ich es in einer Beschreibung zusammenfassen und man war ja immerhin noch im 1. Monat des Postvertrages zu TT, von daher konnte das auch mal einem größeren Amt passieren.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    nachdem mein neuer Rechner einwandfrei funktioniert, erweitert und eingerichtet ist, geht es hier mit einem Brief aus Lichtenfels ins ca. 40 km entfernte Hildburghausen weiter. Aufgegeben wurde das Schreiben am 10.10.1859 in Lichtenfels und war am nächsten Tag im nahen Hildburghausen.

    Da die kleine Raute von der 3 getrennt ist, sollte die Marke 2 II4-1 sein. Habe ich das richtig?

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    .... ich bin zwar weder der "Plattierungspapst" noch der "Plattierungskönig", aber hier ist - vollkommen richtig - eine 2II Pl.4. zu sehen, also hast du das vollkommen richtig. ;)

    Schöne Grüße

    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Hallo,

    von Augsburg (26.10.1857) aus, wurde dieser Brief in das Gebiet der thüringischen Kleinstaaten, welche unter dem Postdienst der TT-Post standen, geschickt.

    Frankiert wurde mit 9 Kreuzer grün in der 3. Entfernungsstufe in den DÖPV.

    Der rückseitige Laufweg zeigt folgende Stempel:

    27.10. Coburg (Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha)

    27.10 Hildburghausen (Herzogtum Sachsen-Meiningen-Hildburghausen)

    28.10 Eisenach/28.10 Ruhla (Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach)

    Ich finde es schon immer ganz interessant, wenn der Laufweg dokumentiert worden ist. ^^

    Grüße

    Christoph

  • Ich finde es schon immer ganz interessant, wenn der Laufweg dokumentiert worden ist.

    ... da sprichst du ein großes Wort gelassen aus! :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ein Portobrief nach Schaumburg - Lippe (Thurn und Taxis) ist von Bayern aus immer etwas Besonderes, ob frankiert (häufiger), oder unfrankiert wie hier.

    Noch dazu, wenn er aus 1854 stammt, wie dieser hier aus Würzburg über Frankfurt am Main nach Bückeburg, denn Schaumburg - Lippe trat ja erst zum 1.1.1854 dem DÖPV bei.

    Zur Taxierung: Bayern sollte in Silbergroschen das Porto für Briefe über Preussen vortaxieren, hier also 3 Sgr. über 20 Meilen unter 1 Loth und 1 Sgr. Portozuschlag = 4 Sgr. und es gibt auch Briefe nach dorthin, die so taxiert wurden.


    Wenn aber die Leitung nach dorthin nicht über Preussen führen sollte, wie hier, sollte in rheinischen Kreuzern taxiert werden und analog zum eben gegebenen Beispiel 9 Kreuzer + 3 Kreuzer = 12 Kr.. Die mittige schwarze 12 war demnach die bayer. Taxierung, ehe er nach Frankfurt am Main kam, dem Auswechselpostamt für Bayernbriefe in den Norden nach den dortigen Taxisgebieten.

    Hätte FFM diese 12 Kr. paritätisch in die von der Abgabepost verlangten Gutengroschen (Ggr.) reduziert, so wären es 3 1/4 Ggr. geworden. Aber man wollte von seinem Kunden das Äquivalent von 4 Silbergroschen haben und das waren halt 14 Kreuzer, auch wenn man später an Bayern nur deren 12 zurück rechnete.

    Also notierte FFM geschwind 14 Kreuzer, sogar 2 mal (!) und gab den Brief gen Norden nach Schaumburg - Lippe. Dort reduzierte man diese in 3 1/4 Ggr. (weil ein Ggr. etwas mehr als 4 Kreuzer paritätisch wert war) und notierte das Bestellgeld, wie bei Taxis üblich, mit 5 Gutenpfennigen daneben, so dass der Empfänger beides zahlen musste.

    Briefe nach Schaumburg - Lippe wird es von den süddeutschen Staaten nicht viele gegeben haben, aber wenn man bedenkt, dass Taxis pro einfachen Brief immer noch 2 Kreuzer durch diesen Trick verdiente, dann kam da übers Jahr sicher ein nettes Sümmchen heraus und bei schweren Briefen verdiente man ja noch mehr auf diese Weise.

  • Lieber Dieter,

    das Fürstenhaus musste ja gefühlt 384 Schlösser und Residenzen erhalten, da waren ein paar Kreuzer extra pro Brief schon hilfreich ... ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    man muss sich immer vor Augen halten, dass T&T das einzige überregional tätige Unternehmen, ja lange Zeit das einzige private Großunternehmen überhaupt im gesamten deutschen Raum war. In einer Zeit, die noch stark von merkantilistischem und etatistischem Gedankengut geprägt war, stellte das die absolute Ausnahme dar. (Man könnte natürlich noch Handelsherren wie die Fugger oder Welser anführen, deren Unternehmungen allerdings nie so viele Angestellte oder Subunternehmer oder eine so überregionale Ausdehnung mit zahlreichen Stationen aufwiesen.)

    Viele der Anfeindungen, denen sich T&T von Anfang bis Ende ausgesetzt sah, beruhen darauf, dass es einfach die Vorstellungskraft überstieg, wenn ein Unternehmer (sei es auch mit kaiserlichem Privileg) etwas in dieser Dimension aufzuziehen wagte. Die Taxis wurden – sogar noch, als sie auf der Fürstenbank des Reichstags Platz nehmen durften – nie als vollwertiger Hochadel akzeptiert. Verachtet wurden sie, weil sie aktiv Geld verdienten, und zwar besonders von jenen, die nahezu ausschließlich von im finsteren Mittelalter eingeführten Einnahmen lebten und ungehemmt Schulden machten, um ihre höfische Prachtentfaltung finanzieren zu können.

    Dieses negative Bild durchdringt auch heute noch postgeschichtliche Einschätzungen, bei aller berechtigten Kritik etwa an undurchsichtigen Tarifstrukturen. Bis zum DÖPV war wirklich jede Postverwaltung, insbesondere in staatlicher Regie (also nahezu alle), bestrebt, so viel wie möglich aus dem eigenen Geschäft herauszuholen, sei es durch Wechselkursdifferenzen, Postroutenführung, bilaterale Verträge oder eine komplexe Tarifstruktur.

    Erst der Zollverein und neue Technologien wie die Eisenbahn haben in dieser Hinsicht einen Wechsel herbeigeführt, wenn nicht sogar erzwungen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo,

    Briefe aus der Pfalz in das taxissche Postgebiet im Transit über Preußen mit dem Herkunftsstempel Rh. Baiern dürfte es nicht allzu viele geben, da diese in der Regel direkt mit Taxis ausgetauscht wurden.

    Dieser Brief aus Frankenthal vom 24.1.1854 lief jedoch über Creuznach, dort wurde Rh. Baiern gestempelt, nach Giessen. Dort wurde noch 1 Kr. Bestellgeld fällig.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    feiner Brief - ich denke man hat in Frankenthal (eigener Kartenschluß zu Bad Kreuznach) gedacht, dass Gießen preussisch war, sonst wäre dein Brief so nicht zustande gekommen. :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    es gibt Briefe, die sind einfach Luxus, weil sie allerhöchsten Kriterien entsprechen und andere sehen nur luxus aus, weil sie auf ihre eigene Weise sehr adrett daher kommen - und zu letzterem Kapitel kann ich einen beitragen.

    Ein außergewöhnlich längliches (schöööön) Damenformat wurde in Weigoldshausen am 5.7.1858 mit 2 blauen 3Kreuzermarken kunstvoll frankiert und mit der Anschrift: "Fräulein Fräulein Fanny v. ??? Wohlgeboren Gießen, Großherzogtum Hessen - eigenhändig abzugeben" auf die Reise geschickt.

    Ausweislich der Siegelseite lief er am Folgetag über Frankfurt am Main nach Gießen, wo er mit der 1. Verteilung einlangender Korrespondenz dort für 1 Kreuzer Bestellgeld ausgetragen wurde.

    Die Entfernung von Aufgabe- bis Zielpost betrug weniger als 20 Meilen, das Gewicht war unter einem Loth angesiedelt, so dass die frankierten 6 Kreuzer ausreichten.

    Kaufgrund war der Vermerk "Eigenhändig abzugeben", womit man dem Gießener Stadtbriefträger eine (damals übliche) Abgabe von Briefen an Dritte (Verwandte, Freunde, Vermieter, Kollegen usw.) ausschloß.

    Alternativ hätte man auch als Absender "privatim" vermerken können mit derselben Außenwirkung.

  • Lieber Ralph,

    der am 4. August 1858 an das Fräulein geschickte Brief

    mit zwei etwas überlappend geklebten 3 Kreuzer blau von Platte 3,

    je sauber entwertet mit MR "565" Weigoldshausen Uf und mit entzückendem Briefinhalt.

    Gruss Kilian

  • Lieber Kilian,

    du beschämst mich, weil ich dachte, meiner wäre hübsch und jetzt so etwas ... :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Bayern kam mit den beiden Währungen der thurn und taxisschen Postgebiete nie zurecht - mal lag der Zielort im Kreuzergebiet, man hatte in Bayern aber in Silbergroschen taxiert, mal war es genau anders herum.

    Bei diesem Brief aus Würzburg nach Kassel vom 24.5.1867 verklebte man eine 6x Marke, die wegen der Entfernung (über 20 Meilen) leider nicht ganz ausreichte, weil man dafür hätte 9x verkleben müssen.

    Daher fehlten 3x für das Franko und es gab noch 3x Strafporto obendrauf, also 6 Kreuzer total, die allein der Aufgabepost zustanden.

    Weil man in Bayern nicht wusste, dass Kassel zum Groschenbezirk von Taxis zählte, notierte man 6 Kreuzer, statt 2 Silbergroschen, die der Empfänger zu zahlen hatte. Aber bei der Leitung über Frankfurt am Main erkannte man die falsche Währung und notierte 7 Kreuzer, dann korrekt 2 Silbergroschen, die paritätisch 7x entsprachen, postalisch waren sie nur mit 6x anzurechnen. Aber Taxis war clever - sie kassierten vom Empfänger einen Tag später 2 Sgr., gaben an Bayern aber nur 6x weiter und durch diesen Zwischenschritt blieb rechnerisch/haushalterisch 1/4 Sgr. in der Portokasse des Fürsten und Bayern war trotzdem zufrieden.

    Ab 1.7.1867 übernahm ja als Folge des Krieges von 1866 Preussen die taxische Lehenspost und Preussen rechnete intern nur in Silbergroschen ab, auch wenn sie ab 1.7.1867 schweren Herzens Marken in Kreuzerwährung emittieren mussten.

    Es wäre interessant zu sehen, wie ein unterfrankierter Bayernbrief in den Kreuzerbezirk Preussens in diesem halben Jahr taxiert wurde. Leider habe ich da keinen, obwohl ich sonst mit unterfrankierten Briefen gesegnet bin.