Bayern - Württemberg im Postverein

  • Liebe Freunde,


    Portobriefe in den Postverein sind in der 1. Gewichtsstufe häufig, wenn auch vlt. nicht gerade nach Bergedorf, Liechtenstein, Strelitz oder Luxemburg. Alle Briefe in der 2. Gewichtsstufe sind nicht häufig und von höheren Gewichtsstufen brauchen wir gar nicht erst zu reden, weil es sie heute zumindest kaum noch gibt.


    Hier darf ich eine echte Bombe zeigen, bei der auch noch Einiges schief gegangen ist, aber der Reihe nach: Aibling 29.9.1861 "Seiner Wohlgeboren dem Schultheißen Herrn Bäuerlein Wohlgeboren in Essingen Kgl. Württembergisches Oberamt Aalen". Der Vermerk "Gegen Schein Mit Zeichungspapiren" war hier nur optisch nicht so relevant, denn optisch eingeschrieben wurde die Sendung nicht, so dass man "Gegen Schein" hätte durch die Hand des Absenders eigentlich streichen lassen müssen, aber die 6 Kreuzer für die Einschreibung spielten schon eine Rolle, wie wir noch sehen werden.


    Mit Zeichnungspapieren = Anlage, die dem großen Brief untergebunden war. Das "Bundle" wurde 3 mal gleich taxiert, nämlich mit satten 54 Kreuzern. Bei einer Entfernung von Aibling - Essingen (Aalen) von genau 180 km = über 20 Meilen kostete also ein Brief unfrei 9 Kr. plus 3 Kr. Portozuschlag = 12 Kr. je angefangenes Loth. Ein Brief mit über 3 Loth wie hier kostete also schon das Vierfache von 12 Kr., nämlich 48 Kr.. Dazu kamen 6 Kr. Recogebühr für die Aufgabepost, so dass sich die 54 Kr. erklären. Noch besser wäre es gewesen, man hätte "Chargé" gestempelt und die Reconummer notiert, aber es geht auch so ...

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen Bettelbrief eines Württembergers aus Oberndorf am Neckar, ein gewisser Büchsenmacher Ignaz Ade, der in München am 18.9.1851 dem Stadtschultheißen einen Portobrief (!!) für 12 Kreuzer zusandte, indem er seine Krankheit und missliche, finanzielle Situation schilderte und um Unterstützung bat.

    Ausweislich des Inhalts, eine der übelsten Sauklauen, die ich je gesehen habe, sandte man in Oberndorf dem Petenten 8 Gulden in 4 2Guldenscheinen zu, wobei dieser Brief dem späteren Wertbrief beigeschlossen war, denn unser Petent quittierte in ihm den Erhalt des Geldes. Hat man auch nicht alle Tage ...


    Postgeschichte: Württemberg wurde erst am 1.9.1851 Mitglied des DÖPV, so dass wir hier einen sehr frühen Brief vorliegen haben, der über 20 Meilen 9x Porto und 3x Zuschlag (gab es vorher noch nicht) = 12x kostete. Die Aufgabe erfolgte bei der bayer. Bahnpost am 19.9. durch Einwurf in den Briefschlitz des Bahnpostwagens. Der Halbkreisstempel, noch ganz frisch aussehend, zeigt im Sehnenkasten auch "MÜNCHEN" an.


    Württemberg unterstrich in typischer Tinte die bayer. Forderung, damit man sie nicht übersah (und strich NICHT das Wort "Neckar", wie man fälschlicherweise auch meinen könnte).