• Hallo Sammlerfreunde,.


    ein Schnäppchen war der Kartenbrief anbei zwar nicht, aber nachdem er heute dann angekommen ist und sich da unerwartet als Mini- und Bedarfsbeleg präsentierte, passt alles. Gerade so noch haben die zu 25 Cent auffrankierten Werte darauf gepasst, über deren Entwertung kann man auch nicht klagen..


    Viele Grüße.


    vom Pälzer

  • Gute Nacht zusammen,


    der eigentliche Reiz besteht in den von den Marken abtrennbaren "strookjes", die darauf hinwiesen, dass man dem Adressaten einen friedvollen Sonntag ohne Postzustellung gönnen wollte. Damals wurden Briefe bis zu sieben Mal täglich und an jedem Wochentag zugestellt.


    Um die Bedeutung der den Marken anhängenden Nebenfelder "Ne pas livrer le dimanche / Niet bestellen op Zondag" wirklich würdigen zu können, muss man wissen, dass in Belgien Kirche und Staat strikt getrennt sind (anders als in Deutschland). Die belgische Verfassung ist ein Musterbeispiel an liberalem Denken des 19. Jahrhunderts (was leider nicht unerheblich zur heutigen Disfunktionalität des Staates beiträgt), ein Großteil der Bevölkerung war aber sehr stark religiös (katholisch) geprägt.


    Nur vor diesem Hintergrund lässt sich erklären, dass die belgische Post dem Bedürfnis gewisser Kreise entgegenkam, am Tag des Herrn mit weltlichen Geschäften nicht belästigt zu werden. In den nicht weniger religiös vielschichtigen Niederlanden löste man das Problem mit Etiketten gleichen Inhalts (wenn auch ohne französischen Text).


    Im Ausland hatten die Markennebenfelder natürlich keinen Sinn – außer einem gewissen Kuriositätswert.


    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Dietmar,


    andere Länder andere Sitten. Gut, das mal so dargelegt zu bekommen, kommt dann in der Sammlung entsprechend dazu in die Beschreibung.


    Besten Dank + Gruß!


    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Verehrte Sammlerfreunde,

    .

    der Beleg anbei sieht unscheinbar aus, aber er sagt eine Menge aus. Nach den maßgeblichen Vertragsbedingungen des zum 11. November 1918 verabschiedeten Waffenstillstands von Compiègne mussten sich die deutschen Truppen unmittelbar danach binnen 15 Tagen aus den besetzten Gebieten, d.h. auch aus Belgien zurückziehen, wobei die Rückführung der rund 190 Divisionen des deutschen Westheeres erst bis zum 17. Januar 1919 beendet war.

    .

    Faktisch begann auch dann erst die für 32 Tage nach Waffenstillstand festgelegte Besetzung des Rheinlandes durch französische, britische, belgische und anfänglich auch us-amerikanische Truppen. Das Blatt hatte sich gewendet. Waren die von und nach Belgien gerichteten Postsendungen zuvor der deutschen Zensurkontrolle unterlegen, so nahmen nunmehr die alliierten Besatzungsarmeen durch Überwachungsstellen eine Briefzensur vor. Sie soll bis zur Beendigung der Rheinlandbesetzung gedauert haben.

    .

    Jedes Schreiben musste außen Name und Adresse des Absenders tragen. Briefe, die diese Angaben nicht trugen, wurden vernichtet. Es war untersagt, einen Decknamen als Absender zu gebrauchen. Es wurde empfohlen, soweit möglich von Postkarten Gebrauch zu machen. In der ersten Phase war der jeweilige Kommandant des Verwaltungsbezirks für die Postzensur zuständig. Die Zensur war in dem Postamt des Ortes durchzuführen, an dem sich die Kommandantur befand.

    .

    In der zweiten Phase wurden selbständige Feldpostabteilungen mit festen Postkontroll-Kommissariaten zwischen den Zonen gebildet. Hierbei wurden Transitpunkte innerhalb der Rheinlande für den Briefverkehr zwischen den Besatzungszonen, dem unbesetzten Deutschland und dem Ausland festgelegt. Am 22. April 1919 wurde in Aachen eine Behörde für die Überwachung des postdienstlichen Briefverkehrs mit dem unbesetzten Deutschland eingerichtet. Weitere Kontrollstellen lagen in Erkelenz, Eupen, Friemersheim, Geldern, Kempen, Kleve, Krefeld, Mönchen-Gladbach, Mörs, Neuß, Orsoy und Rheydt.

    .

    Der Neuzugang anbei bereitet mit dem belgischen Zensurstempel eine besondere Freude, denn jetzt sind - wenn z.T. auch nur mit wenigen Stücken - alle an der Rheinlandbesetzung beteiligten Nationen zensurmäßig für`s Sammelgebiet belegt. Und dann auch noch on top auf der Rückseite der Postkarte der Hinweis am Ende der Mitteilung, dass ein Angehöriger des Absenders wohl beim Besuch des amerikanischen Präsideten Woodrow Wilson in Brüssel am 18. Juni 1918 zugegen war.

    .

    .

    Viele Grüße

    vom Pälzer

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    verwendete Quellen:

  • Liebe Freunde,

    -

    und gleich wieder darf hier mit einer Besonderheit aus Belgien aufgewartet werden. Das auch heute noch (weltweit) tätige Unternehmen Dango & Dienenthal / Siegen wurde im Jahr 1865 als Nichteisenmetallgießerei von dem Gelbgießer und Metalldreher August Dango und dem Metallgießer Louis Dienenthal gegründet zwecks Herstellung von Spezialmaschinen für die metallverarbeitende (Schwer-)Industrie. Um das Jahr 1883 folgte in Frankreich die Einrichtung einer Kupfergiesserei im ehem. Walzwerk St. Antoine in Ottange / Lothringen, im Jahre 1897 dann in Belgien die Begründung einer Fabrik zur Herstellung von Hochofendüsen in der ehem. Papeterie Saint-Léger (Provinz Luxembourg).

    .

    Von dort aus wurde nun im Jahre 1912 eine Postkarte mit Preisanfrage für die Herstellung von 200 Stck Maßbühnen an die Holzindustrie Kaiserslautern gestellt.

    .

    Dort wußte man nun aber nicht genau, wer damit gemeint sein sollte, überklebte die Adressierung mit einem einem Zettel mit der Frage: Welche von zwei: Holzindustrie K`lautern Gottfried Zschocke oder G.w.b.H. ? Dann ging es wieder zurück nach Saint-Léger und dies - was den IM-Sammler erfreut - mit den Abschlägen der Kastenstempel REBUT (unzustellbare Sendung) und RETOUR A L`ENVOYEUR - TERUG AAN AFZENDER (zurück an Absender). Ob das Zettelchen postalischer Herkunft war, wage ich zu bezweifeln, hier ging es wohl darum, dass einer der beiden potenziellen Auftragnehmer die Rückfrage an den Absender formuliert hat.


    Viele Grüße
    vom Pälzer


    verwendete Quellen:
    https://www.industrie.lu/DangoDienenthal.html
    https://www.industrie.lu/NordonOttange.html
    https://www.industrie.lu/FabriqueTuyeresSaint-Leger.html

  • Hallo Pälzer,


    das ist für mich schon eine kleine Bombe - wo findet man noch solche Belege mit Zettel? Ein phantastisches Stück mit allem, was man sich wünschen kann - Sophie etc. und schön ist es auch noch. :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ...ganz vorzügliche Quelle, besten Dank lieber BaD !
    .
    Viele Grüße
    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • lieber BaD,
    danke für diese interessante Info. Diese Marken mit Anhängsel über die Sonntagsbestellung haben mich schon als Jugendlicher fasziniert.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo zusammen,

    .

    weil`s hier gerade gar so schön ist, kam dann auch gleich noch die erste IM-Poka-Drucksache für die Sammlung hier an....und eine sehr ansehliche dazu, denke ich mal...natürlich mit Sonntagsanhängsel ;)

    .

    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen Brief aus dem belgischen Antwerpen, der dort am 29.9.1821 verfasst worden war, aber, wie auch immer, über die Grenze nach Preussen - hier Köln verbracht worden war und dort aus unfrankierter Brief nach Reith (richtig: Reuth bei Weiden in der Oberpfalz) aufgegeben wurde. Von Köln ging es über FFM und Aschaffenburg - Würzburg nach Nürnberg, wohin Köln einen eigenen Paketschluß hatte. Dort wurden Preussen 18 Kreuzer kreditiert (4 1/2 Gutegroschen) und Bayern setzte für die Strecke Aschaffenburg - Reuth weitere 18 Kreuzer an, so dass der Empfänger total 36 Kreuzer zahlen musste - trotz "Unterschleif" nicht eben wenig für den einfachen Brief.


    Schön ist schon der 1. Satz des Antwerpener Briefes: "Aus Ihrem Werten vom 25. dieses (Monats) aus Frfurt (Frankfurt am Main) ...".


    Halten wir also fest, dass beiden Handelshäusern die Postgebühren entschieden zu hoch erschienen und man sich gegenseitig die Korrespondenz günstiger gestaltete: Der Belgier schleppte seine Brief nach Köln und der Oberpfälzer kuvertierte sie auf Frankfurt am Main.


    Ich erspare mir auszurechnen, die genauen Einsparungen zu bestimmen, weil die Gewichte usw. nicht zu klären sein werden, aber für eine Handvoll Mittagessen pro Brief dürfte sich das schon gelohnt haben und der Aufdeckungsfall war unwahrscheinlich.

  • Lieber Ralph,


    es ist ja noch zu verstehen, daß der Belgier in Köln seine Briefe aufgab. Umgekehrt ist der Zielort Frankfurt/Main schwer zu verstehen. Sehr interessanter Beleg! Guter Kauf!! :thumbup:


    liebe Grüße


    Dieter

  • Lieber Dieter,


    ich vermute, dass der Belgier gute Kunden in Köln hatte, denen er seine Briefe nach Süddeutschland mitsandte, während der Bayern gute Kunden in FFM hatte, bei denen er genau so verfuhr.


    Danke - sah ich auch als guten Kauf ein (1,5 BP$ sind wirklich kein Geld, auch wenn der Brief keinen Schönheitspreis gewinnt).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    ich finde, daß der Brief ein richtiges Gesicht hat. :thumbup:

    Interessant sind immer wieder die früheren Schreibweisen. Hier: bey Weyden in der oberen Pfalz.


    Dieter

  • Hallo Sammlerfreude,


    wieder ein Neuzugang mit bisher nicht belegtem Wertzeichen in der IM-Sammlung, und das auf eine schlichten, aber doch recht hübsch geratenen Karte, die man sich immer wieder gern ansehen kann. Interessant auch der eingeklammerten Einzeiler Allemagne, der darauf schließen lässt, dass der Absender wohl des öfteren Geschäftsbeziehungen nach dorthin hatte.


    Viele Grüße

    vom Pälzer