Verwendung von Ganzsachenausschnitten in Preußen

  • Lieber Erwin,


    die Stelle meinte ich und daraus ergibt sich, dass dein Beleg eine Contra ist.
    Der vorausgegangene Text im Krauß-Handbuch zeigt aber auch die Unsicherheiten beim Umgang mit GAAs auf. Mangels weiterer Stellen, in denen die Handhabung von GAAs beschrieben wird, bleibt meiner Meinung nach manches unscharf. So zum Beispiel, ob die in dieser Instruktion beschriebene Vorgehensweise neu war (und galt ab wann in 1854?) oder ob dies vielleicht schon früher festgelegt worden war.


    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • liebe Sammlerfreunde,

    ich kann einen weiteren Ganzsachenausschnitt auf Brief zeigen:

    Wertbrief von MARGGABOWA nach KÖNIGSBERG.

    Entfernung 19 Meilen, damit noch zweite Entfernungsstufe zu 2 Sgr.

    Gewicht 8/10 Loth, damit noch einfach schwerer Brief

    Wert 50 Thaler in Pr(eußischen) C(assen) An(eisungen), damit Assekuranzgebühr ab 50 Thaler, 10 - 50 Meilen = 1 Sgr.

    Macht zusammen 3 Sgr., diese dargestellt durch einen rundgeschnittenen 3 Sgr. GAA.

    Entwertet wurde er mit dem zweizeiligen Rechteckstempel KaIV von Marggrabowa.

    Entwertung von GAAs mit Aufgabestempeln fielen in die Zeit vom 1.4.1859 bis 31.12.1867.



    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • liebe Sammlerfreunde,

    ein weiterer Beleg mit Ganzsachenausschnitt ist eingetroffen. Es handelt sich um einen Paketbegleitbrief von Erkelenz nach Elmpt. Versandt wurde am 11.2.1865 3 Exemplare der landwirthschaftlichen Zeitung. Für die erste Entfernungsstufe bei knapp 3 Meilen wäre als Brief 1 Sgr. fällig gewesen, das Mindestfahrpostporto betrug das Doppelte, also 2 Sgr.

    Aufgeklebt wurde ein rundgeschnittener GAA9.



    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • :love::love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    hier ein Brief aus dem schlesischen Neustaedtel (heute Nowe Miasteczko), ein kleiner Ort mit einer Post-Expedition II, an den Kaufmann Brade, Ring Nr. 21 in Breslau.

    Die Entfernung betrug rund 15 Meilen, korrekt frankiert mit einem 2 Sgr.-Ganzsachenausschnitt. Dieser ist ausgesprochen breitrandig zugeschnitten. Anscheinend befürchtete der Postbeamte, dass man hier den Missbrauch durch einen bereits entwerteten Ausschnitt vermuten könnte. Daher setzte er einen 2.Abschlag des Nummernstempels übergehend auf den Umschlag daneben.

    Interessanterweise finden sich rückseitig 2 unterschiedliche Ausgabestempel von Breslau, beide mit dem 1. Bestellgang.



    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    Glückwunsch zu diese Prezisiose. Den wollte ich unbedingt bebieten, um dann mit Schrecken festzustellen, dass ich den Auktionstermin verpasst habe.
    Da habe ich mich echt geärgert, der Beleg hätte gut in meine Sammlung „unvorschriftsmäßig mehrfach verwendete Nummernstempel“ gepasst.
    Wobei man hier eigentlich nicht von unvorschriftsmäßig sprechen kann.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Freunde,


    danke.


    @Erwin

    wenn man die Vorschriften wörtlich auslegt, wäre es eine Contra. Aber wenn es um den Sinn von Vorschriften geht, kann man den Begriff hier meiner Meinung nach nicht benutzen.


    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    nach der Vorschrift wäre wohl beides nicht korrekt gewesen. Hier hat man pragmatisch gehandelt und der Beleg stellt eine schöne Ausnahme zu den sonstigen Belegen mit mehrfach verwendeten Nummernstempeln dar, weil hier der zweite Abschlag nötig war.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Freunde,


    hier ein Bareinzahlungsbrief aus Miescisko in Posen nach Szubin.

    Miescisko (bei Münzberg unter Mietschisko geführt) hatte erst 1856 eine Post Expedition bekommen, dementsprechend findet man nicht viele Briefe von dort. Es scheint auch nur diesen Stempel gegeben zu haben.



    Verwendet wurde ein Ganzsachenausschnitt der 3 Sgr.-Kopfausgabe.

    Eingezahlt wurden 6 Rth. für das Kreis-Gericht im < 5 Meilen entfernten Szubin.

    Bis Ende 1860 galt folgender Tarif: Briefporto + 1/4 Sgr. je Taler (Minimum 1 Sgr.). Das ergäbe 1 1/2 Sgr. Einzahlungsgebühr + 1 Sgr. Porto = 2 1/2 Sgr.

    Ab dem 1.1.1861galt für Barzahlung auch innerpreußisch der Vereinstarif: 1 Sgr. je 5 Taler. Das ergab 2 Sgr. + 1 Sgr. Porto = 3 Sgr.

    Daher würde ich den Brief auf 1861 ff. datieren.


    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Michael ()

  • Lieber Michael,

    Briefe mir Ganzsachenausschnitten der Kopfganzsachen gefallen mir sehr. Dieser Stempel ist mir auch noch nicht vorgekommen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • liebe Sammlerfreunde,

    ich zeige mal ein paar Albumblätter mit den verschiedenen Entwertungsarten bei Ganzsachenausschnitten, Nummernstempel, Federstrich und Aufgabestempelentwertung.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Danke,

    ich will hier vor Allem zeigen, wie sich die Entwertungsvorschriften für die Ganzsachenausschnitte verändert haben, (obwohl sie eigentlich nie offiziell erlaubt wurden.)

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin. Das sind hübsche Seiten die du zeigst. Den Paketbrief sehe ich als hübsche Frau. Einfach eine Augenweide.

    Liebe Grüße

    Harald


    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main