• Als allererstes habe ich das Forum durchforstet um mich zu vergewissern dass ich den Beleg den ich Nils versprochen schon nicht gezeigt habe. Bayern Klassisch kennt die Sache schon, dies war unser erstes Zusammentreffen bei P.S

    Faltbrief ab Luxemburg nach Beaune datiert vom 17sept 1755. Einzeiler LUXEMB. Taxiert mit 14 sols. Wenn ich nun richtig recherchiert habe wurde das Porto im Transit über Paris berechnet. Portostufe von 1704. Laut Tabelle betrug das Porto Luxemburg-Paris 9 Sols. Das Porto Paris-Beaune 5 sols. Macht also genau 14 Sols. Im Anhang die Portotabelle für Auslandsbriefe Luxembourg-Paris und der Scann der Inlandtabelle Paris-Beaune

    Rechne ich jetzt ab Grenze Thionville-Paris = 6s + Paris-Beaune = 5s macht 11s. Also kann/könnte man davon ausgehen dass Luxemburg 3s bekam bzw 2 falls die Franzosen da noch was abgezweigt haben.

    Nun habe ich diesen Brief nicht wegen dem Porto gekauft sondern wegen dem Absender. Ich hatte Glück denn das Auktionshaus hatte auch die Innenseite gescannt. Mein Auge ist mittlerweile geübt.

    Für die Sophy Fans !

    Zwei Elemente verhelfen mir den Absender genau zu bestimmen:

    1. Das Wachssiegel auf der Rückseite G A P Guiseppe Antonio Pescatore. Dies ist die ursprünglich italienische Schreibweise. Auf Französisch wäre dies Joseph Antoine.

    2. Die Unterschrift Antoine Pescatore in Inneren betätigt diese Annahme. In Luxemburg wurde er unter dem Namen JJA Jules Joseph Antoine bekannt.

    Es ist der Großvater (geboren 1711) von meinem Lieblingsbankier Jean-Pierre. Antoine ist 1736 aus Broglio im Tessin nach Luxemburg eingewandert. Er hat anfangs mit Gewürzen gehandelt und ein Kolonialwarengeschäft eröffnet. Er heiratet 1743 seine erste Frau. Sie stirbt 1755. Auch die beiden Kinder sterben früh. Noch im gleichen Jahr heiratet er Catherine Buisson. Sie bekommen 12 Kinder. Schwiegervater Buisson, gebürtig aus Savoyen, vermachte ihm eine Papiermühle in Mühlenbach/Eich. Daraus wurde eine Tabakmühle, Grundstein für das Vermögen der Pescatores. Laut Familienkronik betrieb er später noch eine Kupfermine in Stolzemburg, eine Schmelz in Siebenbrunnen sowie eine Steingutfabrik in Eich. Er stirbt 1792.

    Mittlerweile habe ich ein zweites Schreiben vom Großvater von 1767 nach Brüssel , allerdings bei weitem nicht so schön. Das Siegel ist nicht mehr vorhanden

    Phila-Gruß

    Lulu

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Lulu

    Man freut sich wenn man Briefe wie dieser sehen darf :)

    Zu deine Taxierung stimme ich zu, und es folgt ja auch die Tabelle. Aber wie viel davon Luxembourg bekam weiss ich nicht. Wie war es in Luxembourg? War es auch nicht dort ein Kaiserliche Reichspost?

    Danke fürs Zeigen :)


    Viele Grüsse
    Nils

  • Da ich nun schon das Thema "ich wirtschafte in meine eigene Tasche" angesprochen habe, hier nun mein Pärchen

    Brief 1 :

    Bank to Bank Faltbrief ab Luxemburg nach Paris aus dem 1 Rayon (L.P.B.R.1) Grenzübergangsbüro Thionville. Datiert vom 22.7.1828.
    Frankiert fälliges Porto 10d gezahlt vom Empfänger gemäß der Konvention FR/NL von 1817:

    Luxemburg - GüBüro gemäß 4d gemäß der Konvention von 1817
    Thionville - Paris 300km 6d gemäß dem Tarif von 1828 <7.5gr

    Brief 2:

    gleicher Absender, gleicher Empfänger, gleicher Leitweg also Luxemburg - Thionvile - Paris .L.P.B.R.1 diesmal in rot + einen Abgangsstempel Luxemburg in rot (niederländische Type). Datiert diesmal vom Mai 1829. Große Überraschung das Porto beträgt diesmal 15d.

    Luxemburg wird wie bei Brief.1 --> 4d zugestanden. Schön erkennbar und diesmal vermerkt, Stempel unterhalb dem Firmenstempel.
    Nun hat die Nadel der Waage in Paris wohl etwas weiter ausgeschlagen und der Brief fiel in die 2te Gewichtsstufe 7.5 <15 gr

    Die Lausbuben habe das ganze Porto (normal 10) x1.5 = 15 gerechnet, abgegeben haben sie ja nur 4 und somit 2d mehr Kasse gemacht

    Phila-Gruß

    Lulu

    2 Mal editiert, zuletzt von Zockerpeppi (22. August 2015 um 09:17)

  • Hallo Lulu,

    der 1. Brief wurde aber unfrankiert abgeschickt, nicht frankiert.

    Der 2. kann etwas mehr gewogen haben - entweder er hatte eine Einlage (steht nicht immer vermerkt auf bzw. in den Briefen), oder er war gerade so an der Kante oder er war feucht geworden, dann konnte solch ein Brief auch mal ein Gramm mehr wiegen.

    In jedem Fall ein sehr schönes Pärchen, um das dich jeder Luxemburg - Sammler beneiden wird (und nicht nur der!).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde der gepflegten Luxemburger Postgeschichte und Philatelie,

    weil ich nicht wusste, wohin damit, es euch aber nicht vorenthalten wollte, zeige ich hier einmal einen Ausschnitt der Augsburger Allgemeinen vom 22.6.1845, die, das weist uns der oben rechts angebrachte Stempel - Steuer - Stempel, in Wien ("W 2 Kr.") einstmals von Bayern bezogen worden war.

    Man achte auf den Text, der unten links beginnt und sich oben rechts fortsetzt und - heureka - einen postalisch / postgeschichtlichen Inhalt hat, auf den beim Kauf dieser alten Zeitung nicht zu rechnen war. Viel Spaß und, wer weiß, vlt. findet sich mal dazu irgend etwas - euch traue ich es zu!

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bk, super Geschichte und danke für den Scann.

    Die erwähnte "Luxemburger Zeitung" erschien zwischen 1844 und 1845. Sie wurde gegründet um die Preußische Zensur zu umgehen, so Luxemburger Quellen. Geleitet wurde
    die Zeitung von Ernest Grégoire und F. Zucker. Die letzte verfügbare Ausgabe der Luxemburger Zeitung datiert auf den 15 Juni 1845. Würde mich interessieren ob auch bei
    uns in der Presse über diesen Fall berichtet wurde. Es gab noch den „Courrier du du Grand-Duché de Luxembourg“ welcher immer Mittwochs und Samstags erschien. Auch
    müsste ich etwas über Grégoire in der Biographie des Landes herausfinden, einsehbar auf der Internetseite der National Bibliothek. Sein Name steht im Inhaltsverzeichnis.

    Vielleicht finde ich ja etwas und kann deine Geschichte ergänzen

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Lieber Lulu,

    das wäre phantastisch - und für ein Mittagessen in Zweibrücken oder sonstwo ist die Zeitung dir ja schon versprochen ... :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • liebe Freunde


    BKs Geschichte war damals wohl in kirchlichen Kreisen eine hochbrisante Affäre. Besagter Pfarrer Licht aus Leiwen an der Mosel war zuvor exkommuniziert worden. Es finden sich auch Beiträge bei Google. In der LZ wird berichtet: am 1.5./22.5/ 24.5 / 1.6/ Schlussartikel am 15.6/. Gregoire hat in seiner Ausgabe vom 17.5. den Wunsch geäußert die Ausgabe der Zeitung nach Trier zu verlegen. Ob es dazu kam?

    Im „Courrier“ wird nichts über den Vorfall berichtet. In der Ausgabe vom 28.6 kommt lediglich eine sachliche Notiz dass per luxbg. Gerichtsbeschluss vom 14.6 die Luxemburger Zeitung
    aufgelöst wurde und dass der Inhaber sich seit 6 Wochen nicht mehr hat blicken lassen und seinen Pflichten als Verleger nicht korrekt nachkam.

    Die Augsburger Zeitlung lag also richtig mit der Behauptung dass es die LZ nicht länger geben würde

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Liebe Lulu,

    ist es nicht phantastisch, dass man durch eine (ausführliche) Notiz in einer 170 Jahre alten Augsburger Zeitung einen Skandal im beschaulichen Luxemburg wieder vor Augen geführt bekommt und du, eine wie ich weiß begnadete Googlerin, dazu auch noch Hintergrundinformationen im Netz findest? Die Zeitung wird sich diese Woche auf die Reise machen, freu dich also. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.