Post nach und von den Glashütten in Böhmen, vor allem Kreuzhütte

  • Hallo liebe Freunde,


    ... damit nicht der Eindruck entsteht, dass ich mich im Moment nur in anderen Sammelgebieten "rumtreibe" ;), hier mal wieder ein bayerischer Brief - 03.10.1859 ab Nürnberg via Waldmünchen nach Kreuzhütte.


    Schöne Grüße

    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)


    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Hallo zusammen, ich heiße Frank und bin eher in der Familienforschung tätig. Durch Zufall wurde mir bei Onkel Google euer Forum angezeigt. Da ich auf einer speziellen Suche bin, in der vielleicht bei euch die Lösung liegt. Es geht um die Glaswerke, vielleicht sogar um die der Familie Ziegler. Ich selbst habe eine Anfrage über eine "Sägbücherlschleife". Das ist ein Betrieb zur Veredelung von Glas/Flachglas. In dem Gebiet um Haselbach/Böhmen bis hinunter nach Eisenstein gab es Dutzende. Durch meine Forschung rund um Waldmünchen und Wassersuppen auf der böhmischen Seite, sind mir diverse Namen der Betriebe bekannt. Diese beziehen sich aber eher auf spätere Betreiber. Um 1917 ging die Firma Ziegler in Konkurs und ein gewisser Oesterreicher übernahm alles. Aber das nur nebenbei.

    Gibt es also Jemanden unter euch dem der Name "Sägbücherlschleife" in seinen gesammelten Briefen schon einmal unter gekommen ist?

    Bis auf die letzten drei meiner elf erforschten Generationen kamen alle Anderen aus der Gegend um Waldmünchen bzw. Grafenried in Böhmen. Sollte Jemand Fragen dazu haben, gerne.

    Ich bin nun gespannt auf euer Echo.

    Gruß Frank 😇

  • Hallo zusammen. Ich wollte bloß Bescheid geben, daß sich meine Anfrage an euch erledigt hat. Gesuchte Schleife befand sich in Tiefenbach Oberpfalz. Sie wurde 1832 erbaut von Bernhard Seibert und lag in des Nähe des Silbersees zwischen Tiefenbach und Treffelstein. Also nichts mit Familie Ziegler. Heute ist es ein

    E-Werk.

    Gruß Frank

  • Liebe Freunde,


    die meisten Bayernbriefe, die an Ziegler auf der Kreuzhütte liefen, brachten erstaunlicherweise keine Portoersparnis. Sie liefen nach Waldmünchen und wurden von dort durch Zieglersche Boten nach der böhmischen Kreuzhütte gebracht. Aber bei Entfernungen bis 10 Meilen vom jeweiligen Aufgabeort bis nach Klentsch, dem österreichischen Zustellpostamt von der anderen Seite, kostete ein Brief genau dasselbe - nur Briefe über 10 bis 12 Meilen von Bayern bis Waldmünchen aus wären wegen der 2 Mehrmeilen innerbayerisch, um 3 Kreuzer günstiger gewesen, aber so breit ist dieser Kordon nicht.

    Hier sehen wir einen Brief aus Augsburg an Ziegler auf der Kreuzhütte, der via Waldmünchen lief und der daher 6 Kreuzer (über 12 Meilen) kostete, während ein Brief von Augsburg nach Klentsch 183 km zurück zu legen hatte und damit als Postvereinsbrief im Frankofall 9 Kreuzer gekostet hätte. Außerdem, das wird oft vergessen, durften "innerbayerische" Briefe 1 volles Loth wiegen, Postvereinsbriefe nur 1 Loth exklusive, so dass hier im Extremfall 6 Kreuzer für Bayern franko bzw. 9 Kreuzer für Bayern porto, aber bei genau einem Loth als Postvereinsbrief 18 Kreuzer für Bayern franko und 24 Kreuzer für Bayern porto angefallen wären. Schön wäre es, mal einen solchen Brief zu finden ...

    Dieser hier wurde am 13.9.1853 aufgegeben und über Regensburg nach Waldsassen geleitet, wo er am 15.9. eintraf und sicher bald über die Grenze verbracht wurde.

  • Lieber Ralph,


    dieser Gewichtsaspekt ist tatsächlich ein ganz interessantes Faktum. Ich frage mich nur, wie das in der Praxis aussah. Ich nehme mal an, dass damals noch mit echten Gewichten hantiert wurde, das Gewicht eines Briefes der 1. Gewichtsstufe also mit einem 1 Loth schweren Gewicht ermittelt wurde. Neigte sich die Waage zum Gewicht hin, dann ergab sich die 1. , andernfalls die 2. Gewichtsstufe. Für einen Postvereinsbrief mit 1 LOTH exclusive müsste dann die Waage genau genau pari gestanden sein. Wie groß ist diese Wahrscheinlichkeit? Ich gehe daher davon aus, dass diese unterschiedlichen Formulierungen de facto nur auf dem Papier existierten, in der Paxis aber absolut keine Rolle spielten. Wolltest Du heute einen solchen Brief finden oder besser ja zwei, nämlich von jeder Sorte einen mit genau einem Loth, dann müsstest Du mit einem alten Lothgewicht nachwiegen oder mit einer neuen Waage, die, wenn schon nicht auf Hindertstel, so doch auf Zehntel Gramm wiegt. Und dann kann noch im Laufe der Zeit ein Stückchen vom Siegel abgebrochen, beim Öffnen ein wenig Papier abgeschnitten oder eine kleine Beilage entnommen worden sein, d.h. der Brief nicht mehr im Originalzustand wie beim Versand sich befinden.

    So reizvoll Dein Gedanke auch ist, ich fürchte doch, dass er reine Theorie ist. Aber Träumen ist immer erlaubt!


    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,


    dein Einwand ist natürlich berechtigt - aber ich habe einen Brief Bayern - Österreich und einen in Gegenrichtung, die je genau 1 Loth wogen - und beide als unterfrankiert behandelt und nachtaxiert wurden.


    Ich kenne ca. 10 Briefe aus Bayern, die, wohl weil sie genau 1 Loth schwer waren, mit eben so einem Vermerk befördert wurden, auch um anderen Postlern gegenüber zu dokumentieren, dass man den Brief genau gewogen hatte und nicht nur schätzen brauchte.


    Das Publikum, i. d. R. ohne Waage oder Lothgewichte unterwegs, brauchte nur ein 1 Guldenstück in der einen und den Brief in der anderen Hand zu halten; was schwerer zu sein schien, war dann bereits 2. Gewicht.


    Wir kennen in Bayern 20tel, 12tel, 10tel und 8tel Lothgewichte, womit wir bei ca. 1,5g wären von Gewichtsschritt zu Gewichtsschritt.


    Ähnlich verhielt es sich ja bei Muster ohne Wert - Briefen; auch da durfte der Brief ohne Muster nur unter 1 Loth wiegen - und allein von dieser doch recht seltenen Verwendungsform kenne ich ca. 15 Briefe aus ganz AD, bei denen Unterfrankaturen vorlagen, weil der Brief genau 1 Loth wog.


    Wenn wir jetzt das Loth in 20 Teile dividieren, kommen wir auf ca. 0,8g. Mathematisch müsste es also genau so viele Briefe mit 3/20 Loth oder einem Mehrfachen davon geben, wie mit einem Loth ganz genau. In Relation gesehen werden Briefe natürlich mit zunehmendem Gewicht seltener, aber bis zur 2. Gewichtsstufe sind ja praktisch alle Briefdestinationen relativ häufig, so dass ich denke, dass es etliche Briefe mit knapp unter bzw. genau einem Loth gegeben hat.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    an einen entsprechenden Vermerk durch den abfertigenden Postler hatte ich natürlich nicht gedacht. Solche Belege sind natürlich dann die Oberschmankerl.


    Liebe Grüße von maunzerle

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    Einmal editiert, zuletzt von maunzerle ()

  • Lieber Ralph,


    die 20tel gab es nicht nur in Bayern, habe ich aber eher selten gesehen. Damit war die Genauigkeit bei der Ermittlung von Gewichten bei weitem nicht so genau wie von maunzerle vermutet.


    beste Grüße


    Dieter

  • Lieber Dieter,


    es kam auch immer auf das jeweilige Loth an, es gab ja etliche Lothe, die teils sehr unterschiedlich waren (Kölner, Münchener, Wiener Loth etc.).

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo liebe Freunde,


    hier ein Brief aus Floss mit GMr. 131 + HKS an Ziegler in Kreuzhütte vom 14.06.1860.


    Schöne Grüße

    Bayern-Nerv Volker

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  • Hallo Volker,


    dolles Deilschen ! Aber was ist das unter dem Mühlrad zwischen dem "C" und "O" von "FRANCO" ? Das kann man schwer erkennen und macht mich jetzt richtig kirre !


    LG

    Tim 8o

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim(Adlerauge)


    .... gaaaaaanz ruhig, ist nur ein Leimfleck, sonst nichts .......:)


    Schöne Grüße

    Volker

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  • Lieber Volker,


    ein seltener Brief an die Kreuzhütte, da wohl 90% der bayerischen Briefe nach dort aus Nürnberg - Fürth - Erlangen stammen.


    Liebe Grüße von maunzerle

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  • Hallo Udo,


    feiner Brief und ich glaube, der ist von Frau Ziegler geschrieben - der Zielort Meran ist mir mehrfach von bayer. Briefen der Zieglers bekann. Sehen alle, wie deiner auch, recht schnuckelig aus ... :)


    Bei einer Postaufgabe in Östererich selbst wären 9x CM bzw. 15 Nkr. (beide gleich 10,5 rheinische Kreuzer) fällig geworden, also ca. 17% mehr, als von Bayern aus. Im übrigen war das damalge Bahnnetz schon so gut ausgebaut, dass es durch die Postaufgabe in Bayern zu keiner Verzögerung kam - eher war der Brief schneller, weil er nicht erst die österr. Hauptroute erreichen musste (mit der Kutsche durch den Wald).

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Freunde,


    zu dem von bayernjäger gezeigten Brief an Heinrich Ziegler von Waldmünchen nach Meran kann ich auch einen Brief zeigen:

    Geschrieben wurde er am 5.5.1853 in Friedrichshütte, wurde aber erst am 8.5. in Waldmünchen zur Post gegeben. Unterschrieben ist er mit "Dein treuer Bruder Wilhelm".

    Auch das große rote Siegel kann sich sehen lassen: "KK: PRIV: SPIEGEL FABRIKEN DES JOH: ANTON ZIEGLER"


    Viele Grüße

    bayern-kreuzer

  • ... ein Traumbrief in jeder Hinsicht und immerhin, ein paar Tage hin oder her, 3 satte Kreuzer gespart (auf die es hier aber wohl eher weniger ankam, denn man war reich). :love::love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph



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