Bar frankierte Briefe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Ich weiss nicht wie es bei bar frankierte Briefe war.
    Dieser hier gezeigter Brief aus 1857 lief von Lauenburg nach Oldesloe. Die normale Taxe war 4 RBS bei einfache und 8 bei doppelte Briefe. Hier ist es aber 6 geschrieben.
    Hier ist es wohl dann mit Landesmünze bezahlt (was eigentlich nicht passe sollte)?


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    mit Einführung der dänischen Briefmarken in den Herzogtümern Holstein und Lauenburg ab dem 1.7.1853 galt wie in Dänemark: Porto für mit Freimarke frankiertem Brief: 4 RBS per Loth Briefgewicht und Porto für unfrankierte (also Porto-)Briefe: 6 RBS per Loth Briefgewicht. Ab 1854 wurde in der deutschen Postsprache statt RBS (Rigsbankskilling) nur noch Schilling verwendet um die deutschsprachigen Holsteiner nicht vor den Kopf zu stossen.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo Nils,


    typischer Fall von Spezialistenblindheit. Zum einen sind nur mit einer Briefmarke frankierte Briefe "Frankobriefe" Zum anderen steht im Circulaire No. 8 von 1851 (Ausführungsbestimmungen zum Postgesetz vom 11.3.1851): Da Postsendungen, die die Vermerke "frei", "bezahlt" oder "franco" infolge §8 des Postgesetzes nicht mit Freimarken frankiert werden können, müssen solche Briefe mit 6 RBS bezahlt werden (etwas verkürzt übersetzt).


    Viele Grüße
    DKKW

    • Offizieller Beitrag

    Hallo DKKW


    Danke für die Antwort :)


    Dann bleibt wohl dieser Brief der einzige in diesem Thread ;)


    So kann nicht nur ich lernen :thumbup:



    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo VorphilaBayern,


    vielen Dank fürs Zeigen der beiden Briefe. Der erste zeigt, dass mit 6 Schilling austaxierte Briefe mit den regelwidrigen handschriftlichen Vermerken wohl doch nicht so einzigartig waren, wie Nils befürchtet hatte. Sonst hätte sich das dänische Generalpostdirectorat vermutlich auch nicht zu einer Klarstellung im Circulaire hinreissen lassen.


    Bei Deinem zweiten Brief kann ich leider nicht weiterhelfen. Für mich sieht der Stempelabschlag auf dem scan wie 1851 aus, aber Du wirst das Datum anhand des Originals schon korrekt angegeben haben (der 30.10.1854 ist immerhin die späteste registrierte Verwendung des 1 1/2 Kreis-Stempels). Was man aber nicht ersehen kann, ist die zum Rötelvermerk "4" passende Währung. Handelt es sich wirklich um Sch. Crt. oder um lauenburgische Schilling, ich tippe eher auf letztere. Bringt mich aber auch nicht weiter, denn 6 Sch. dänisch entsprachen 2 Sch. Crt. bzw. 2 1/4 Sch. lauenburgisch. Gehe ich von 4 Sch. Crt. aus, komme ich auf 13 Sch. dänisch, also zu viel für einen Brief der 2. Gewichtsklasse (12 Sch. dänisch) die auch nirgends vermerkt ist. 4 Sch. lauenburgisch entsprächen ca. 10 1/2 Sch. dänisch.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Moin,


    Moment mal, für mich ist jeder vorausbezahlte Brief ein Frankobrief.
    Dabei spielt es doch keine Rolle, ob dieser bar- oder markenfrankiert ist ?(


    In Dänemark gab es aber die ungewöhnliche Regelung, dass ein barfrankierter Brief (6 Skilling) teurer war als ein markenfrankierter (4 Skilling). Daher mußte es die oben von DKKW zitierte Regelung geben, um einen Postbetrug zu verhindern. Ein mit dem "frei"-Vermerk gekennzeichneter Brief durfte keine Marke tragen, da ansonsten der Postler die Möglichket gehabt hätte, seinen Arbeitgeber zu betrügen:
    Ein bar, d.h. (im Normalfall) mit 6 Skilling, bezahlter Brief erhielt den "frei"-Vermerk. Wenn jetzt der Postler bei der Einlieferung nachträglich eine Marke (zu 4 Skilling) aufgeklebt hätte, könnte er die Differenz aus der Postkasse nehmen.


    Daher wurde alle Briefe, die einen "frei"-Vermerk und eine Marke trugen, als nicht frankiert angesehen.


    Der Mölln-Brief von Vorphilabayern ist ein Frankobrief, der - als doppelt-schwerer Brief - mit 4 Schilling L.M. bezahlt wurde. In Lauenburg wurde i.d.R. weder mit Schilling Courant nocht mit dänischen Skilling gerechnet.


    Viele Grüße
    nordlicht