Aus Bayern im Transit durch Sachsen

  • Liebe Bayernfreunde,


    von der "Mutter der Kompanie" wurde mir der folgende Stein in den Garten geworfen resp. folgendes Ei ins Nest gelegt.
    Die Drucksache ist mit dem Fahrenden Postamt Nr. 1 bis Leipzig und von dort aus weiter nach Preußen befördert worden, trägt aber keinen Ankunftsstempel. Der Bestimmungsort Schirnding ist mir nur von Bayern bekannt. Liest man die geographische Bezeichnung als "p. Eger", würde das auch passen.


    Ungewöhnlich ist Kartierung auf das FPA 1 bei Briefen, die nach Preußen gehen. Üblicherweise tragen sie den Coursstempel nicht.


    Aus meiner Sicht gibt es drei Interpretationen:


    a) es existiert außerhalb Bayerns ein weiterer Ort namens Schirnding, und die geographische Bezeichnung bedeutet nicht "Eger".
    b) Die Drucksache ist zweimal falsch kartiert worden und letztlich doch wieder in Bayern gelandet.
    c) Die Drucksache trug ursprünglich eine Schleife mit anderer Adresse, und die jetzige ist nachträglich aufbracht worden.


    Für weitere Varianten bin ich offen.


    Beste Grüße


    Altsax

  • Lieber Altsax,


    schön, dass dir dieses Rosinchen ins Netz gegangen ist. :)


    Wenn ich mir bei den ieg.maps das Jahr 1853 hinsichtlich der Eisenbahnen ansehe, wäre es ja möglich, dass eine Leitung über Sachsen und Österreich mit der Bahn schneller gewesen wäre, als eine Leitung mit der Postkutsche, womit ich nicht sage, dass es so war.


    Der Vermerk p. Eger ist sicher von uns beiden korrekt gelesen. Leider habe ich kein Schirnding gefunden, das nicht bayerische war.


    Eine Schleife um die DS herum kann ich mir nicht vorstellen, dafür sieht das Stück zu "komplett" aus und alle Stempel passen vorn wie hinten.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Wenn ich mir bei den ieg.maps das Jahr 1853 hinsichtlich der Eisenbahnen ansehe, wäre es ja möglich, dass eine Leitung über Sachsen und Österreich mit der Bahn schneller gewesen wäre, als eine Leitung mit der Postkutsche, womit ich nicht sage, dass es so war.

    Lieber bk,


    langsam glaube ich, daß Du mich auf diesen Beleg nur aufmerksam gemacht hast, um mir noch vorweihnachtliche Grübelei zu bescheren!


    Ohne die erst viel später eröffnete sächsische Bahnlinie nach Eger ist der Sinn einer Leitung über Sachsen nicht recht einzusehen, zumal ja noch Transitgebühren fällig wurden. Weder über Bodenbach direkt, noch über Prag war Eger im Jahre 1853 per Bahn erreichbar. So schlecht können eigentlich die innerbayrischen Postkutschcourse gar nicht gewesen sein, daß hier zwei ausländische (die dritte, preußische, müßte man ohnehin unter "Irrtum" verbuchen) Postverwaltungen hätten involviert werden müssen.


    Liebe Grüße


    Altsax

  • Lieber Altsax,


    aus meiner Antwort ersiehst du die Ratlosigkeit, mit der ich vor diesem Brocken stehe.


    Transitgebühren wurden bei Drucksachen im Postverein nicht fällig, da kann ich dich beruhigen (sonst wäre von dem einen Kreuzer ja gar nichts mehr übrig geblieben).


    Es hängt alles am Zielort. Wenn die DS fehlkartiert worden wäre, hätte man sie doch nach Erkennung Richtung Hof wieder zurück geschickt und nicht über Eger weiter geleitet.


    Ein tolles Stück in jedem Fall und ein Knobler erster Klasse!


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde


    Wenn ich auch meine bescheidene Meinung äussern darf, oder sagt man vielleicht fragen. Die Frage wie ich es sehe ist wie weit der Brief gelaufen war vor man die Fehlleitung erwischt hatte, ab wo der Brief zurückgeschickt war ob bis wohin vor der Brief den Bahn verlassen hatte vor der Brief der Richtung Schirnding gelaufen war. Und welche Stempel konnte man erwarten, wenn man hierzu eine Idee hatte.
    Nicht einfach zu beantworten vor man Vergleichsmateriale hat. Gibt es Briefe hier im Forum von Preussen oder Sachsen die zu dieser Zeit nach Schirnding geschickt waren?
    Wäre ein Brief nach Schirnding von Nürnberg aus über Bayreuth geleitet?


    Leider Altsax, keine Antworte von mir, aber nur einige Gedanken.


    Interessanter Brief :)


    Viele Grüsse
    Nils

  • Die Frage wie ich es sehe ist wie weit der Brief gelaufen war vor man die Fehlleitung erwischt hatte, ab wo der Brief zurückgeschickt war ob bis wohin vor der Brief den Bahn verlassen hatte vor der Brief der Richtung Schirnding gelaufen war. Und welche Stempel konnte man erwarten, wenn man hierzu eine Idee hatte.

    Hallo Nils,


    für den Bereich der sächsischen Post läßt sich Deine Frage eindeutig beantworten:


    Wo immer die preußische Post diesen Brief retourniert hätte, wäre er über Leipzig gelaufen. Nimmt man als Zwischenziel Eger an, wäre von dort aus sowohl Leitung über Bodenbach als auch über Reichenbach denkbar. Der erstere Fall hätte den Coursstempel Leipzig - Dresden erfordert, letzterer den von Leipzig - Hof.


    Hätte die preußische Post die Drucksache direkt nach Hof kartiert, wäre kein sächsischer Stempel möglich gewesen. Von bk habe ich aber gelernt, daß in Hof Eingangspost "immer" gestempelt worden ist.


    Bei einer ganz "wilden" Spedition von Preußen aus direkt nach Österreich wären weitere preußische Coursstempel zu erwarten gewesen, beispielsweise Berlin - Breslau.


    Man kann es drehen und wenden wie man will - der Beleg bewahrt sein Geheimnis.


    Beste Grüße


    Altsax

  • Hallo zusammen,


    möglicherweise gibt es doch eine plausible Erklärung für die geschilderte Problematik:


    Mit Anschluß an die "Dampfzüge" der Linie Leipzig - Hof gab es Eilposten in die böhmischen Bäder Carlsbad, Eger, Franzensbrunn und Marienbad. Möglicherweise war eine solche Verbindung nach Eger mit anschließender Spedition ins benachbarte Schirding tatsächlich schneller als der Weg durch Bayern.


    In diesem Falle wäre auch auf das FPA 1 (Leipzig - Hof) kartiert worden. Die anschließende Umkartierung auf die preußische Bahnpost der Linie Leipzig - Magdeburg wäre dann der einzige unmittelbare Fehler gewesen. Vorschriftswidrig unterblieben anschließend die Abschläge der Coursstempel bei der Rücksendung - unterstellt sie erfolgte überhaupt, und man hätte sich der Drucksache nicht anderweitig entledigt.


    Beste Grüße


    Altsax

  • Lieber Altsax,


    das scheint mir eine plausible Erklärung zu sein und vor allem die beste, die uns allen hier eingefallen ist. In jedem Fall ein ganz außergewöhnliches Stück zu dessen Kauf ich dir jetzt erst recht nur gratulieren kann.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • In jedem Fall ein ganz außergewöhnliches Stück zu dessen Kauf ich dir jetzt erst recht nur gratulieren kann.

    Lieber bk,


    Da ich diesen Kauf Deinem Tip zu verdanken habe, hoffe ich, daß sich angesichts des interessanten Speditionsweges keine Reue eingestellt hat!


    Liebe Grüße


    Altsax

  • Lieber Altsax,


    keine Bange - die einzige Sammlung, in die sie bei mir gepasst hätte, wäre die DÖPV - Slg. gewesen. Als wir in Mainz zusammen ausstellten, hat ein Dr. G. (näheres der Redaktion bekannt) mir für sie Vermail gegeben.


    So hochinteressant das Stück auch ist, ich fürchte, dass der Einbau dieser DS ihn, oder einen anderen Juroren, nicht dazu bewogen haben würde, mir Gold zu geben. Wenn man das deiner vorzüglichen Sammlung schon versagte, dann sagt das wohl alles aus ...


    Jetzt ist sie in der richtigen Sammlung und darüber bin ich froh.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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