Bayern-Niederlande Vormarkenzeit

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Ich habe mal dieser Brief im anderen Forum mal gezeigt, aber eigentlich habe ich keine gute Beschreibung machen können.

    Der Brief lief von immer noch bayerischen Salzburg nach immer noch niederländischen Francomont den 21.12.1815 abgeschickt.
    Wie wir sehen ist der Brief per Frankfurt aM und von dort weiter nach Francomont geschickt. Der Empfänger hat 10 Stuiver bezahlt.

    Bis jetzt habe ich die Taxierung für Bayern nicht verstanden. Die angeschriebenen 27 Kreuzer für Bayern kann nicht passen. Auch nicht die rückseitig vermerkten 15 ?Kreuzer?.

    Im Postgeschichte Heft 88 referiert Helbig zu ein Punk im innsbrucker Ordrebuch 1807-1814.

    Punkt 69 c - 22.1.1814
    Die Briefe nach Holland müssen über Frankfurt geleitet und bei der Aufgabe Franko Frankfurt gestellt werden. Es ist hierfür das kgl bayer. inneren Porto bis Kitzingen und dann noch 8 Kr vom einfachen Brief Frankoauslage zu erheben.

    In Januar gab es noch keine Vertrage mit Preussen wegen die Sendungen nach Holland. Es kam aber Änderungen und was oben zu lesen ist war meistens nicht mehr gültig. Bayerische Grenzort zu Taxis war nicht länger Kitzingen aber Aschaffenburg. Es war jetzt auch möglich die Briefe Porto zu schicken. Was ich vom oben genante Abschnitt holen kann ist die Tatsache dass man mit eine Taxe nach Frankfurt schicken konnte.
    Ist es dann nicht so dass der Brief mit einem Portovermerk von Salzburg nach Frankfurt vermerkt ist? 27 Kreuzer heisst dann 2. Geichtsstufe in 9. Taxrayon (48-54 Meilen).

    Was denken die anderen hier hierzu?
    Gibt es andere Deutungsmöglichkeiten?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo bayernjäger,

    Preußen vergütete an Bayern 3 1/2 Sgr., dies entsprach 12 Kr., für die Beförderung bis Coblenz. Der preußische Transit ermäßigte sich ab 1.5.1845 von 4 Sgr. auf 3 Sgr. Preußen belastete insgesamt 8 1/4 Sgr., obwohl meiner Meinung nach nur 8 Sgr. anzusetzen gewesen wären (Auslage an Bayern 3 1/2 Sgr. + preußischer Transit, 2. Gew.-Stufe 3 x 1,5 = 4 1/2 Sgr.). 8 1/4 Sgr. entsprachen 50 Cent. Mit dem niederländischen Inlandsporto von 20 Cent errechnet sich ein Gesamtporto von 70 Cent.

    Ich habe einen Brief mit der selben Taxierung vom 24.7.1845 aus Kissingen angehängt, der mit dem preußischen Herkunftsstempel BAYERN gekennzeichnet wurde.

    Grüsse von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    Dieser Brief habe ich wohl nicht gezeigt.

    Von Nürnberg nach Vlaardingen in 1848. Hier hat Preussen nur die 8 Silbergroschen verlangt. Der Empfänger musste aber 75 Cents bezahlen.
    Aber hat Bayern hier 16 Kreuzer verlangt?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    Bayern hat hier 16 Kr. verlangt. Das innerbayerische Porto ab Nürnberg lag bei 8 Kr. + 8 Kr. für die Beförderung bis Coblenz = 16 Kr.

    Grüsse von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball

    Danke für die Antwort :)

    Diese Vergütungen macht mich oft so verwirrt, aber ich sehe jetzt auch die Lösung.

    Eine Frage die es vielleicht möglich zu beantworten ist. Gab es einen Regel wie man die Franko-/Portovermerke umgehen sollte?

    Der oben gezeigte Brief war ein reiner Portobrief für Bayern und hier ist die Vergütung an Taxis hineingerechnet.
    Der unten gezeigte Brief von Kempten nach Francomont (1825) war bis Aschaffenburg frankiert + 2 Gute Groschen Porto für Taxis.
    Der Empfänger hat 9 Stuiver bezahlt.
    Man muss wohl davon herausgehen dass Bayern immer die Gebühre an Taxis vergütete wenn Briefe nach Be/Ne/Lux geschickt waren, und das Preussen es machten wen die Briefe in der umgekehrte Richtung lief. Wie es auch in die Vertrage beschrieben ist.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    nach den schönen und interessanten Briefen, die hier schon gezeigt wurden, möchte ich einen aus der Pfalz zeigen, der nicht uneben daher kommt.

    Geschrieben wurde er im südpfälzischen Landau am 20.11.1849 (nein, mit schwarzen Einsern wäre er nicht frankierbar gewesen, leider!!) und gerichtet war er an die Firma von Heyst in Vlaardingen.

    Bayern hatte nach dem PV der NL mit Preußen sein Porto zu taxieren, hier 6x mittig bis Bad Kreuznach, dem preußischen Kartenschlußpostamt. Dort erhielt der Brief den Verrechnungsstempel Rh(ein) Baiern, der zeigte, dass er nicht aus dem rechtsrheinischen Teil Bayerns stammte. Die 6x für Bayern wurden reduziert in 1 3/4 Sgr., die siegelseitig notiert belassen, frontseitig aber gestrichen wurden, weil man den NL nur das Gesamtporto in Rechnung stellen wollte und nicht ein Teilporto.

    Mit dem preußischen Transitporto von 4 Sgr. und den bayer. 1 3/4 Sgr. ergab sich daher eine Portoforderung von 5 3/4 Sgr., die unten notiert den NL als Auslage angerechnet wurden. Diese notierten traditionell nie ihr eigenes Porto, sondern zogen dieses mit der deutschen Forderung gleich in 60 NL Cents zusammen, die der Empfänger am 23.11. zu zahlen hatte. Für die Taxberechnung war das NL - Austauschpostamt Arnhem zuständig, welches auch den PRUISSEN A - Stempel abschlug, den van der Linden unter der Nr. 2286b ab 1848 kennt. 60 NL Cents entsprachen etwa 35x, so dass wir auf eine Portoteilung von 6x für Bayern, 14x für Preußen und 13x = 3 1/2 Sgr. für die NL kommen.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,

    dieser Brief aus Speyer vom 2.12.1848 ähnelt dem vorigen Brief von bayern klassisch.
    Ab Speyer wurden jedoch nur 4 Kr. bis Kreuznach belastet. Preußen hatte somit gegenüber den Niederlanden auch nur eine Forderung von 5 1/4 Sgr. Doch trotzdem haben beide Briefe ein identisches Gesamtporto von 60 Cents.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    das ist ja fast ein Brüderchen zu meinem - herrlich!

    Ich denke, dass die NL gerne gerundet haben - ob er jetzt einen halben Groschen mehr, oder weniger ab Arnhem gekostet hat, war denen egal. Sie haben eh nur in 5 Cent - Schritten gerechnet und immer auf volle 5 Cents aufgerundet. Aber es ist schon klasse, das mal zu sehen, anstatt nur zu ahnen.

    Vielen Dank fürs zeigen dieses tollen Briefes. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liebe Freunde,

    diesen Brief habe ich gestern aus den Niederlanden mitgenommen - sollte hier in den thread passen, vielleicht erklärt jemand die Taxierungen, danke schön! ... abgeschickt am 13.10.1832

    Schöne Grüße
    Bayern-Nerv Volker

  • Lieber bayern-nerv,

    nicht schlecht, Herr Specht!

    Ein Teilfrankobrief aus Nürnberg, mit 10x bis Aschaffenburg bezahlt. Über Frankfurt am Main lief er nach Koblenz den Rhein hoch bis Arnhem (deutsch: Arnheim).

    Preußen notierte in Koblenz mit typisch weinroter Tinte 6 1/2 Silbergroschen bis zur NL - Grenze. Hinten der Stempel von Arnhem. Die NL rechneten nie ihr eigenes Porto separat aus, sondern addierten es gleich zum Gegenwert der preußischen Forderung hinzu - hier 65 Cents.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    nachdem hier schon seit Jahren kein Beleg mehr gezeigt wurde, möchte ich folgenden Teilfrankobrief aus Landau nach Francomont vom 2.11.1818 vorstellen.

    Der Absender bezahlte 12 Kr. bis zur bayerischen Ausgangsgrenze. Die Entfernung dorthin lag im 2. Rayon zwischen 6 und 12 Meilen mit 4 Kr. für einen einfachen Brief. 12 Kr. wären dann schon die 5. Gewichtsstufe. Dies kann ich mir nicht vorstellen. Ich vermute vielmehr, dass der 3. Rayon zwischen 12 und 18 Meilen herangezogen wurde, da wären 12 Kr. die 3. Gewichtsstufe bis 1 1/2 Loth. Könnte es sich bei der links angeschriebenen 1 1/2 um die Gewichtsangabe handeln?

    Die nächste Besonderheit ist der Laufweg. Normalerweise liefen derartige Briefe über Kreuznach. Hier wurde jedoch der Leitwegstempel P.M. (vermutlich Per Mainz) abgeschlagen. Daher wurden im taxisschen Postgebiet 6 Kr. Transit belastet.

    Mit der preußischen Forderung von 5 1/2 gGr. errechnete sich in Francomont ein Porto von 11 Stuiver.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    1 1/2 sind sicher keine Gewichtstufe. Meine Interpretation wäre folgende:

    6x für Bayern bis by - taxische Grenze bei Worms.

    6x (vorne erst notiert, dann mit dem feuchten Daumen ausgemerzt, weil falsch, also kein Porto) für TT bis Ausgangsgrenze TT - Preussen. Das waren 1 1/2 Batzen. Diese beiden als 12x vom Absender hinten bezahlt.

    Ab TT-Preussen als Portobrief gehandelt mit 5 1/2 Gutengroschen. Den Rest siehst du m. E. richtig.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph,

    vielen Dank für deine Einschätzung.

    Wenn ich dich richtig verstanden habe, gehst du davon aus, dass die bezahlten 12 Kr. das Franco bis zur TT-Preußischen Grenze war und Taxis ein Weiterfranko von 6 Kr. = 1 1/2 Batzen von Bayern bekam. Hat Bayern das Weiterfranko rechts vor P.M. angeschrieben?

    Tatsache ist jedoch, dass der preußische Transit bei 4 gGr. lag. Hier hinzu hat Preußen 1 1/2 gGr. (= 6 Kr.) hinzugerechnet, da es fälschlicherweise davon ausging, dass es sich bei der rechten 6 um einen Portobetrag handelt.

    Vielleicht hat Taxis auf der linken Seite versehentlich 6 Kr. Porto angeschrieben, dann den Fehler bemerkt, mit Daumen ausgemerzt, und das bayer. Weiterfranko in 1 1/2 Batzen umgerechnet.

    Grüße

    Karl

  • Hallo Karl,

    das könnte sein, dass man die 6x nicht als Franko begriffen hat und sie zu den 4 Ggr. für Preussen hinzu addierte. Das machte sogar den meisten Sinn, wenn ich so darüber nachdenke. Aber beweisen kann man hier m. E. nichts mehr - dafür ist er zu "schäpp", wie man in Südhessen sagt.

    Aber Gratulation zu diesem ganz außergewöhnlichen Brief und es ist auch sicher kein Nachteil für einen Aussteller, wenn er mehrere Interpretationsmöglichkeiten anbieten kann, denn nur wer nichts weiß, kann gar keine anbieten. So frühe Briefe aus der Pfalz mit dieser Destination sind auch nicht häufig und die überrheinische Zeit war noch nicht lange vorbei - vlt. hat man noch nach alter Vorschrift gehandelt? Frankaturen bis Ausgangsgrenze von TT kenne ich keine 3 Stück ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo liball,

    nach Francomont gibt es recht viele Briefe, aber aus Landau habe ich noch keinen gesehen. Im Jahr 1818 hatte sich im überrheinischen Gebiet die Wirtschaft deutlich belebt, ersichlich am deutlich höheren Postaufkommen gegenüber den Jahren 1815-1817.

    Glückwunsch zu diesem schönen Beleg. :)

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo,

    auch auf diesem Brief aus Zweibrücken nach Francomont vom 24.7.1819 wurde ein Franco von 12 Kr. angeschrieben. Nachdem hier der Stempel von Creuznach abgeschlagen wurde, kann wohl davon ausgegangen werden, dass er den direkten Weg nach Preußen nahm.

    Nachdem jedoch 12 Kr. kassiert wurden, dies wäre für den Weg über Taxis notwendig gewesen, war er um 6 Kr. überfrankiert.

    In Preußen wurde folgerichtig nur der eigene Transit von 4 gGr. angesetzt. Bei der 1 dürfte es sich um eine Fehltaxierung handeln. Das Gesamtporto von 8 Stuiver errechnet sich aus 4 gGr. = 6 Stuiver + 2 Stuiver niederl. Porto.

    Grüße

    Karl

  • Hallo Karl,

    vlt. war hier die Vorschriftenlage schon eine andere? Die 12x könnte man noch im Hinterkopf von früher via TT im Kopf gehabt haben, aber 12x bis zur preussischen Grenze sind m. E. zu viel für den offensichtlich einfachen Brief. Vlt. war die 1 keine Fehltaxe, sondern bei einem Franko von 8x für die Pfalz der Rest, den Preussen als Weiterfranko bekam? Das wäre dann 1 Gutergroschen, dann würde es doch passen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph,

    hier ein weiterer Brief aus Zweibrücken, gelaufen nach Anvers, vom 24.6.1819 mit dem wohl richtigen Franko von 6 Kr. Nachdem hier wieder 1 gGr. angeschrieben wurde, kann es sich wie du schon vermutet hast, um keine Fehltaxierung handeln.

    Zu dieser Zeit dürfte der Postweg nach Kreuznach noch über taxissches Gebiet, wahrscheinlich über Alzey gelaufen sein. 1 gGr. müsste dann der taxissche Transit sein, der entsprechend der roten Tinte von Preußen bezahlt und von den Niederlanden refinanziert wurde, enthalten in den angeschriebenen 4 1/2 gGr. Bei vorigem Brief wurden nur 4 gGr. angesetzt.

    Das Gesamtporto in Anvers belief sich auf 12 Stuiver.

    Grüße

    Karl

  • Hallo Karl,

    ja, sehr interessant - unglaublich, was du aus der Pfälzer Ecke zeigen kannst an besonderen Briefen, die alle unterschiedlich sind und daher tiefer Interpretationen bedürfen. :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.