Liebe Freunde, heute mache ich mal diesen Thread auf, weil ich keinen anderen gefunden habe, der sich mit Poste restante gestellten Poststücken befasst. Warum schrieb man Poste restante auf ein Poststück? 1. Der Empfänger weilte an einem Ort, ohne dass man eine präzise Adressangabe hatte, an die man ihn hätte schicken können. Aber man ging davon aus, dass er auf der Post nachfragte, ob für ihn etwas eingegangen wäre. 2. Jemand war auf Reisen und hatte angegeben, in einem bestimmten Ort sich zukünftig aufzuhalten. Auch dann hatte man mit Poste restante den richtigen Postdienst gewählt, weil dergleichen Briefe in Bayern 3 Monate, wenn sie eingeschrieben waren sogar 6 Monate vorrätig gehalten wurden. Nur wenn innerhalb dieser Frist keine Nachfrage erfolgte, wurde der Brief mit dem Bemerken "geschah keine Nachfrage" der Aufgabepost remittiert. Wichtig war dabei das Datum des Posteingangs, ab dem die Frist zu laufen hatte. 3. Wollte jemand einem anderen anonym etwas zuschicken, so konnte er sich dieses Verfahrens bedienen, denn unter Chiffen oder Codes war auch eine Abholung bei der Post möglich, wodurch sicher gestellt war, dass kein Unbefugter Poststücke ausgehändigt bekam. Ich beginne mit einem Kuvert Bayerns aus Pappenheim vom 13.2.1873 nach München, welches den Absendervermerk "Poste restante" trägt. Am Folgetag traf es dort ein und erhielt mittig mit Rötel die Datumsangabe 14/2, so dass man wusste, wie lange es zu liegen hatte, nämlich bis zum 13.5.1873. Hier war jedoch in der Zwischenzeit jemand auf der Münchener Hauptpost gewesen, der unter dem Code "A. v. S." vorgetreten war und das gute Stück in Empfang genommen hatte. Die beiden stilisierten Blätter, in denen jeweils "A" steht, veranschaulichen den damals noch vorhandenen Hang zur Ausschmückung von Poststücken. Liebe Grüsse von bayern klassisch